Anzeige

Epiphone Les Paul Ultra III Test

Jaja, früher in der guten alten analogen Zeit, da benötigte man zum Spielen oder Aufnehmen einer E-Gitarre ausschließlich Reelles: Einen Amp+Box, ein Kabel, ein Mischpult, eine Bandmaschine, Abhörboxen, Mikrofone – und einen entsprechenden Raum.

Epiphone_LesPaulUltraIII_MS_011FIN Bild


Natürlich sind auch heute im Zeitalter der Einsen und Nullen noch einige der aufgezählten Produkte unabdingbar, allerdings hat sich die Musikinstrumenten-Industrie den modernen Gegebenheiten angepasst und bietet immer häufiger Gerätschaften mit USB-Anschluss an, die so in bester „Plug and play“-Manier mit dem hauseigenen Rechenknecht kommunizieren können. Gehört dies bei Keyboards und Audio-Interfaces heutzutage bereits zum Alltag, findet man dieses Features bei Gitarren bis dato noch relativ selten. Aber man findet es – so zum Beispiel bei der zum heutigen Test bereitstehenden Epiphone Les Paul Ultra III. Was die Schnittstelle bringt…ihr werdet es erfahren.

Anzeige

DETAILS

Optik/Verarbeitung
Also Ultra klingt ja schon irgendwie ein bisschen übertrieben – macht aber natürlich auch ein wenig neugierig. Auf den ersten Blick sieht die Les Paul der Gibson-Tochter Epiphone ganz normal aus – und macht dabei einen grundsoliden Eindruck. Geliefert wird sie im Karton. Schade, ein Gigbag wäre schön gewesen. Die in einem Türkiston gebeizte und mit Klarlack überzogene geriegelte AAA Ahorn-Decke ist natürlich furniert. Das ist in dieser Preisklasse eine ganz normale Sache – macht optisch aber einiges her. Als Korpus-Holz kommt Mahagoni zum Einsatz, welches an bestimmten Stellen ausgehöhlt wurde. „Chambered“ nennt sich dieses Verfahren bei Epiphone und soll das Schwingungsverhalten verstärken und das Gewicht reduzieren. Und das klappt: Mit ihren ziemlich genau drei Kilo Gewicht ist sie für Les Paul-Verhältnisse ein echtes Leichtgewicht.

Das Instrument kommt mit cremeweißem Binding auf der Vorderseite des Korpus und der Sichtkante des Halses, welches tadellos eingesetzt wurde. Die Korpus-Maße sind typisch Les Paul – und genau so fühlt es sich auch an. Auch der Pickup-Switch befindet sich an bekannter Stelle und ist, passend zu Schlagbrett und Pickup-Rahmen, ebenfalls cremeweiß gehalten. Apropos Pickup-Rahmen: Da haben wir auch schon das erste „Ultra-Feature“. Auf der dem „Zuschauer“ zugewandten Seite des Steg-Humbucker-Rahmen hat Epiphone ein LED-gestütztes Stimmgerät integriert. Sehr praktisch so was, vor allem auf der Bühne.
Auch die vier güldenen Speedknob-Potis befinden sich an bekannter Stelle. Da die Ultra III zusätzlich zum ProBucker 2 am Steg und dem Probucker 3 am Hals mit einem Shadow NanoMag-Tonabnehmer bestückt ist, wurden die Funktionen der Controller allerdings neu interpretiert. So kontrollieren drei der vier Regler die Lautstärken der drei Pickups, die Tone-Kontrolle erfolgt über einen einzelnen Master-Regler. Das Umschalten der beiden Humbucker übernimmt der 3-Wege-Pickup-Selector an angestammter Stelle. Das Einbinden des NanoMag-Pickups wird über das als Push/Pull-Poti ausgeführte „ehemalige“ Tone-Poti des Hals-Pickups erledigt (dieses kontrolliert jetzt übrigens das Volume des NanoMag-Pickups, schön logisch also!). Mit ihm lassen sich folgende Kombinationen abrufen: Humbucker / Humbucker+NanoMag/ NanoMag.
Welche der drei Betriebsarten aktiviert ist, wird mithilfe einer LED im Pickup-Rahmen angezeigt. Der NanoMag-Pickup sitzt übrigens am Ende des Griffbretts und ersetzt  hier die, bei Hybrid-E-Gitarren übliche, Piezo-Bridge. Dabei arbeitet er, genau wie seine “großen Brüder” auf „Induktionsbasis“ – was ihm einen wärmeren Sound verleihen soll, als man es von Piezo-befeuerten E-Gitarren her gewohnt ist.
Auch ausgangsseitig ist die Gitarre ein wenig anders, als ihre Schwestern. Es gibt zwei Klinkenbuchsen. Die mit Mono beschriftete Buchse leitet sämtliche Sounds an einen Amp, am NanoMag-Out liegt ausschließlich das NanoMag-Signal an. So hat man die Möglichkeit,  das Humbucker-Signal auf einen Amp und das NanoMag-Signal z.B. auf eine PA oder einen Akustik-Amp zu leiten.
Und dann wäre da ja auch noch besagte USB-Buchse! Diese ermöglicht den Anschluss direkt an einen Computer. Epiphone bietet auf der Homepage einen Download-Link für Native Instruments Guitar Rig, das sich als Klangerzeuger in die DAW des Vertrauens einbinden lässt. Somit dürfte man die Ultra III rein Anschluss-technisch betrachtet, mit ruhigem Gewissen als eierlegende Wollmilchsau bezeichnen.
Der Rest der Gitarre ist relativ schnell abgehandelt und entspricht dem, was man von einer Paula erwartet. Als Steg dient eine Tune-o-matic Brücke in Kombination mit einem Stopbar-Tailpiece, beides vernickelt. Passend dazu natürlich auch die Gurtpins, die mit einem weißen Filz unterlegt sind.

Die Rückseite
Drehen wir das gute Stück jetzt einmal auf den Rücken. Die Rückseite und die Korpus-Flanken wurden hochglänzend schwarz lackiert. Auch diese Arbeit wurde tadellos erledigt. Zwei Dinge fallen jedoch sofort auf:
Erstens: An der Stelle, an der bei einer Les Paul normalerweise die Rippen des Gitarristen (oder der Bauch) auf den Korpus treffen, gibt es eine Ausfräsung – den sogenannten „Belly-Scarf“.
Zweitens: Auf der cremeweißen Plastikabdeckung des Elektronikfachs warten drei schwarze Potis und ein separates Batteriefach. Die drei Drehregler dienen der Kontrolle des NanoMag-Pickups und ermöglichen das separate Einstellen von Treble, Bass und Gain. Ein 9Volt-Block liefert den benötigten Strom.

Der Hals
Der Mahagoni-Hals wurde Les Paul-typisch mit dem Korpus verleimt, rückseitig schwarz lackiert und anschließend satiniert. Das verwendete Hals-Shaping hört auf den Namen „Slimtaper Rounded D“. Das Griffbrett (628mm Mensur) besteht aus Palisander und bietet 22 Medium-Jumbo-Bünden Platz. Auch diese Arbeit wurde sehr sauber ausgeführt. Als Griffbretteinlagen dienen Mother-Of-Pearl-Inlays in der typischen Trapezform. Die Kopfplatte wurde matt schwarz lackiert und beherbergt sechs Grover-Mechaniken (16:1) mit vernickelten Stimmflügeln.

Anzeige

PRAXIS
Das ergonomische Shaping der Korpusrückseite macht sich „aus dem Stand“ positiv bemerkbar. Die Gitarre schmiegt sich angenehm an und lässt sich so komfortabel bespielen. Die aufgezogenen .10-.46 „swedish hex core“ Saiten haben einen ziemlich strammen Zug und versetzen das gesamte Instrument ordentlich in Schwingung.
Trocken angespielt tönt sie erstaunlich drahtig, was bei Gitarren dieser Bauart vor allem wegen des verbauten Mahagonis eher untypisch ist. Die Gitarre reagiert durchschnittlich sensibel auf Anschläge mit dem Plektrum – alle Saiten schwingen gleichmäßig aus. Durch die Satinierung der Halsrückseite ist das Spielgefühl sehr angenehm und ermöglicht ein „klebefreies“ Wechseln der Lagen.
Kommen wir zum elektrifizierten Sound der Paula. Im ersten Beispiel schalte ich durch alle Pickup-Kombinationen, beginnend mit dem Hals-Tonabnehmer. Als Amp dient ein Fender Deluxe.

Audio Samples
0:00
Clean Deluxe Pickup-Switch

Nanu, das klingt ja so gar nicht wie der trocken angespielte Sound. Stattdessen erzeugt die Ultra III einen dicken, bauchigen Grundklang. Bauartbedingt ist die Zwischenposition natürlich drahtiger und für eine gespielte Picking-Figur wahrscheinlich am geeignetsten.

Audio Samples
0:00
Funky Deluxe Switch

Auch bei diesem Beispiel habe ich mit dem Hals-PU begonnen und mich anschließend durchs Angebot geschaltet. Das Signal ist recht bassig, wobei auffällt, dass der Hals-Tonabnehmer lauter als sein Kollege am Steg ist. Da muss mit dem Schraubendreher ein wenig nachgeholfen werden.
Genug der klaren Töne, es ist Zeit für den Marshall JCM 800. Als Tonabnehmer habe ich den Steg-PU verwendet.

Audio Samples
0:00
Crunch Steg JCM 800

Wie erwartet klingt die Gitarre am Amp fett und erzeugt genau den Sound, den man von einer Les Paul erwartet. Allerdings ist der Bass-Bereich für meinen Geschmack ein wenig überrepräsentiert-  denn wir wissen ja, wenn´s allein dick klingt, bleibt in der Band nicht mehr viel übrig. Aber das ist selbstverständlich Geschmackssache. Anschläge werden durchschnittlich herausgearbeitet, ich vermisse das typische Schmatzen des Plektrums, wenn es auf die Saiten trifft.
Legen wir Gain-technisch noch eine Schüppe drauf. Der Rectifier ist angesagt – und Drop-D-Tuning. Klare Sache!

Audio Samples
0:00
Drop-D Rectifier Steg

In Kombination mit dem Rectifier, der ja gern für heftigere Gangarten verwendet wird, macht die Gitarre eine recht gute Figur. Durch den hohen Zerrgrad kommen Anschläge etwas besser zur Geltung. Das Ergebnis ist ein fetter, moderner Rocksound.
Weiter geht es mit einem Solo-Sound, den ich mit tatkräftiger Unterstützung eines Soldano-Topteils realisiert habe. Um den Sound ein wenig breiter zu machen, habe ich das Ganze dann noch mit einer Prise Hall gewürzt.

Audio Samples
0:00
Lead Soldano

Hier kommt der fette Grundsound der Gitarre gut zur Geltung. Steg-, wie auch Hals-Pickup liefern die klassischen Les Paul-Solo-Sounds, wie man sie kennt – und auch erwartet. Butterweich und sustainreich!
Verlassen wir den klassischen Teil der Gitarre und widmen uns dem NanoMag. Hierzu habe ich die Gitarre mit Hilfe einer Avalon U5 DI-Box in den Rechner geführt.

Audio Samples
0:00
NanoMag U5

Ich persönlich finde es nach wie vor eigenartig, mit einer E-Gitarre Akustiksounds zu erzeugen. Aber das nur nebenbei. Trotz der “neuen” Herangehensweise, schafft es auch der NanoMag nicht, eine E-Gitarre in eine A-Gitarre zu verwandeln. Der Sound  ist relativ höhenlastig, besitzt dabei aber genügend Substanz, um live nicht zwingend das Instrument wechseln zu müssen, sobald mal ein “Bio-Gitarren-Sound“ gefragt ist. Nennen wir es einmal einen gelungenen Kompromiss – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Zu guter Letzt verbinde ich die Ultra III über den USB-Out mit meiner DAW, welche das Instrument auch sofort erkennt – und so kann es ohne viel technischen Schnickschnack aus dem Stand losgehen. Ich beginne wieder mit dem Durchschalten der Pickupkombinationen.

Audio Samples
0:00
USB Pickup-Switch

Was wir da hören, ist im Grunde ein DI-Signal. Dieses erscheint mir persönlich ein wenig höhenlos, funktioniert aber in Verbindung mit z.B. Guitar Rig gut. Da es sich um ein Direkt-Signal handelt, braucht man sich auch um das leidige Thema Tracking und Latenzen keine Sorgen machen.
Dasselbe jetzt einmal mit dem NanoMag:

Audio Samples
0:00
USB NanoMag-Strum

Auch hier hören wir den typischen Sound, der über USB sehr gut übertragen wird.

Epiphone_LesPaulUltraIII_MS_006FIN-1017640 Bild
Anzeige
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Ausstattung
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Preis
Contra
  • Lautstärke-Verhältnis zwischen Hals- und Steg-PU ab Werk nicht korrekt eingestellt
  • Grundsound über Amp etwas dumpf
  • Kein Gig-Bag
Artikelbild
Epiphone Les Paul Ultra III Test
Für 598,00€ bei
Epiphone_LesPaulUltraIII_MS_014FIN Bild
Facts
  • Hersteller: Epiphone
  • Typbezeichnung: Les Paul Ultra III
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: AAA geriegelter Ahorn Furnier
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Inlays: Trapez, Mother of Pearls Acryl
  • Bünde: 22 medium Jumbo
  • Sattelbreite: 42,85 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Tonabnehmer: Epiphone Probucker 2 (Hals) und 3 (Steg), beide Alnico 2,
  • Shadow Nano Mag Pickup
  • Brücke: Lock-Tone Tune-o-matic
  • Mechaniken: Grover
  • Hardware: Chrom
  • Gewicht: 3kg
  • Besonderheiten: Shadow Chromatik Stimmgerät im Humbuckerrahmen, USB Anschluss, Guitar Rig als Download auf Epiphone Website
  • Preis: 519,00 €
Hot or Not
?
Epiphone_LesPaulUltraIII_MS_008FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von unltd

unltd sagt:

#1 - 26.10.2011 um 14:48 Uhr

0

Witzig, habe am selben Tag mein U3 geliefert bekommen. Dem Test kann ich eigentlich nur zustimmen.Störend finde ich folgendes:
- Gigabag fehlt in der Lieferung
- CD für das Guitar Rig 4 fehlt
- die runtergeladenen Rig 4 ist so ziemlich für die Katze
- Saiten-Setup ist nicht gerade das WunderTop an der Gitarre:
- ansonsten ist die Verarbeitung sehr sauber - ein schönes Instrument mit dem man sich zeigen kann
- das Piezzo-System klingt auch über eine grosse PA hervorragend (ein "Wow" von mir)
- die Humbucker sind zum Preis um 500 Euro ebenfalls sehr gut, wenn auch der gewohnte G-Charakter nur ansatzweise rüber kommt, lässt sich doch ein ordentliches Brett fahren
- nachdem die Saitenlage korrigiert ist, überrascht die Gitarre mit ihrer Bundreinheit welche nahezu perfekt ist! (Einstellung notwendig - aber dann!)
- die Soundvielfalt ist der Hammer
- Tuner im Stegpickup
- Switching-System Piezzo/PU's/mix unkompliziert und logisch
- Gewicht -> die Chambers erleichtern hier wirklich!Viel Gitarre für wenig Geld!

Profilbild von Uwilein

Uwilein sagt:

#2 - 07.11.2011 um 00:25 Uhr

0

der "Piezo" ist übrigens kein Piezo sondern auch ein Hummbucker ;)

Profilbild von mrsd

mrsd sagt:

#3 - 16.08.2012 um 03:05 Uhr

0

hi
Can you tell me , please , if the one on the photos , is : the epiphone les paul ultra 3 "midnight ebony" or the "midnight sapphire" ?

Profilbild von BonedoAlex

BonedoAlex sagt:

#4 - 16.08.2012 um 12:17 Uhr

0

Hi mrsd,this is the Epiphone Les Paul Ultra III midnight saphire...

Profilbild von BonedoAlex

BonedoAlex sagt:

#5 - 16.08.2012 um 12:17 Uhr

0

Hi mrsd,this is the Epiphone Les Paul Ultra III midnight saphire...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo