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Electro-Harmonix Slammi Test

Das Electro-Harmonix Slammi im bonedo-Test – In der Reihe der Next Step-Effekte von Electro-Harmonix steht nun der neueste Streich des New Yorker Klangkistenherstellers auf der Matte. Im komplett gleichen Outfit wie das Crying Tone Wah kommt ein Pedal mit dem Namen Slammi, und der lässt keine großen Zweifel daran, um welche Art der Klangverbiegung es hier gehen soll. Natürlich handelt es sich um ein Pitch-Shifter Pedal mit Sounds, die an das legendäre Digitech Whammy angelehnt sind. Letzteres kam in den Neunziger Jahren auf den Markt und unter anderem machte Tom Morello sehr expressiv von ihm Gebrauch.

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Die jüngsten Aktionen kann man auf dem neuen Bruce Springsteen Album hören, legendär ist das Solo zu ´Killing In The Name´. Mit dem Whammy Pedal werden Tonhöhenverschiebungen bis zu zwei Oktaven generiert, außerdem sind zweistimmige Aktionen möglich, bei denen man über das Pedal bestimmen kann, welches Intervall dem Originalton hinzugefügt wird. Einige dieser Funktionen sind auch beim Slammi möglich, die Tonhöhenverschiebung geht sogar über drei Oktaven. Inwieweit es dem roten Schreihals Konkurrenz machen kann, wird der folgende Test ans Licht bringen. 

Details

Gehäuse/Optik

Das Slammi kommt im mega-stabilen Druckguss-Gehäuse, das gewichtsmäßig die Ein-Kilo-Marke knackt und ohne bewegliche Bauteile auskommt. Es ist von außen absolut identisch mit dem Crying Tone Wah mit seiner großflächigen Gummierung zur rutschfreien Betätigung auf Ober und Unterseite. Im Vergleich zu anderen Pedalen ist hier die Bewegung des kompletten Gerätes maßgebend, es gibt keine separate bewegliche Oberfläche, das Pedal wird mit der Ferse am unteren Ende in die ´Pedal Up´- Position gebracht. Der Bewegungsablauf ist daher völlig normal und wie bei einem traditionellen Pedal, allerdings ist die kleinere seitliche Stabilität durch das komplett bewegliche Pedal etwas gewöhnungsbedürftig. 

Fotostrecke: 6 Bilder Aus dieser Perspektive fällt die Besonderheit der Konstruktion nicht auf.

Eine Direktmontage ins Board ist leider nicht möglich, aber Electro-Harmonix bietet mit dem Pedalboard Cradle eine Gummiunterlage an, die dort befestigt wird und auf dem das Pedal dann beim Transport mit Klettband fixiert ruht. Zum Spielen wird das Klettband gelöst und die Gummiunterlage bietet eine etwas bessere Führung. Die Anschlüsse und Bedienelemente sind an den Seiten geparkt, rechts ist die Eingangsbuchse und zwei Regler zum Einstellen des Effektsounds, daneben befindet sich ein Schalter, mit dem man zwischen Bend Up und Bend Down wählen kann. Links findet man die Ausgangsbuchse und den Anschluss für ein optionales Netzteil (9V) sowie einen Taster zur Kalibrierung des Pedalweges. Damit das Netzkabel durch die häufigen Bewegungen nicht herausrutscht und dem Effekt ein jähes Ende bereitet, hat man eine Vorrichtung zur Zugentlastung neben der Buchse angebracht. Das Pedal kann auch mit einer 9V-Batterie betrieben werden, das Batteriefach befindet sich an der Kopfseite und wird über eine große Schlitzschraube (mit einer Münze oder einem harten Gitarrenpick) geöffnet. Der Stromverbrauch von 24mA ist für ein Pitch Shift-Pedal relativ gering und somit wäre auch diese Option ohne ständigen Batteriewechsel praxistauglich. Man sollte allerdings darauf achten, dass in den Spielpausen das Kabel am Eingang herausgezogen wird, denn sobald hier ein Kontakt hergestellt ist, fließt Strom. 

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem “Max Bend” wird aus den elf Modi ausgewählt.

Bedienung

Der Effekt wird aktiviert, indem man das Pedal etwas über die Spitze nach vorne neigt. Das Slammi hat elf verschiedene Pitch-Shift-Modi, die mit dem ´Max-Bend´Regler eingestellt und über die Nummern am Regler abgelesen werden. Folgende stehen zur Auswahl:

012345678910
Detune1/2 StepMajor 2ndMajor 3rdPerfect 4thPerfect 5thMajor 6thMinor 7th1 Oct2 Oct3 Oct/Dive

Die Richtung der Tonhöhenverschiebung wird mit dem Bend-Schalter bestimmt, ist er gedrückt, wird der Ton nach unten verschoben. Ist der Schalter nicht gedrückt, gehts nach oben. Die Lautstärke des Originalsignals justiert der  Dry Vol-Regler. 

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Praxis

Der Vergleich mit dem Whammy ist zwar naheliegend, aber das Slammi ist lediglich bei den Modi 0, 1, 8, 9 und 10 mit denen vom Whammy Pedal identisch. In den Modi 2 bis 7 wird ein Zusatzton-Bending erzeugt, das ausgehend vom Originalton zum angegebenen Intervall gezogen wird. Beim Whammy kann man im Harmony Mode zwischen zwei hinzugefügten Intervallen (z.B. große Terz oder kleine Terz) auswählen. Beim Slammi gibt es nur ein Intervall (große Sekunde, große Terz, etc.). Das ist aber nicht tragisch oder als Nachteil zu werten, es soll einfach nur den funktionalen Unterschied darstellen. Es werden eben Sounds generiert, die mit dem Whammy nicht zu erzeugen sind. 

Funktionell ein wenig anders als das Digitech Whammy
Funktionell ein wenig anders als das Digitech Whammy

Zu Beginn widmen wir uns der klanglichen Güte des Pitch Shifting Effektes. Bei einigen prozessorschwachen Geräten tauchen schon mal Störgeräusche im verschobenen Tonsignal auf. Manche haben Probleme mit Bendings, weil sie nicht in Echtzeit die kompletten Tonhöheninformationen verarbeiten können. Ob das auch hier der Fall ist, wird nun mit einem absolut trockenen Cleansound untersucht. 
Ich habe Mode 8 gewählt und zuerst das Lick ohne Tonhöhenverschiebung gespielt, danach geht es eine Oktave nach oben. Um den Kasten etwas zu ärgern, habe ich gleich ein Bending mit einem weiteren Ton zusammen klingen lassen und zum Abschluss ausführlich mit dem Finger vibriert. Das alles wird vom Slammi ohne Wimpernzucken mitgemacht. Keine Tonaussetzer, auch die kurze zweistimmige Aktion inklusive Bending bringt den Kasten nicht aus der Ruhe. Man hört dem oktavierten Ton zwar seine „unnatürliche“ Klangerzeugung an, aber das ist bei allen Pitch Shiftern der Fall und im absolut grünen Bereich. 

Audio Samples
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Mode 8

Jetzt kommt noch eine Oktave obendrauf und das Ganze gleich mit Akkord-Arpeggios. Wie vorher hört ihr zuerst das Originalsignal, dann den Effekt. 

Audio Samples
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Mode 9

Auch hier gibt es keine Beanstandungen, die Powerchords werden auch beim doppelt oktavierten Signal problemlos übertragen und klingen ohne Störgeräusche aus. Bei Dur/Moll Akkorden mit mehr als vier Saiten und eventuell noch ein paar anderen Intervallen wird es zwar etwas schwammiger im Klang, aber wir wollen auf dem Teppich bleiben: Der Sound ist sehr gut! 
Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Umschalten der Modi an der Seite mit dem kleinen Drehregler. Um eine genaue Kontrolle über den angewählten Modus zu haben, muss man das Pedal eigentlich hochheben oder umdrehen, damit man den Regler erkennt. Zudem sind nur die Zahlen 0, 2, 4 etc. angezeigt, man benötigt also auch noch etwas Fingerspitzengefühl, denn das Poti rastet nicht ein. Bei dunklen Bühnen sollte man sich eine kleine Taschenlampe in Reichweite legen. 

Den Modus auf einer dunklen Bühne zu verändern ist kein leichtes Unterfangen.
Den Modus auf einer dunklen Bühne zu verändern ist kein leichtes Unterfangen.

Weiter geht es mit den Pedalaktionen, zuerst wieder mit Mode 8, hier habe ich das Pedal in vier Stufen gefüttert. Zuerst ein einzelner Ton, dann zwei Töne (im Abstand von einer Oktave), dann einen Powerchord mit drei Saiten und zum Abschluss einen Moll-Akkord über fünf Saiten. Auch hier gibt es saubere Signale zu verbuchen. Im Vergleich zum Slammi schwächelt mein Digitech Whammy IV beim Dm-Akkord eindeutig mehr und entlässt sehr wackelige Töne bei der Oktavierung. 

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Pedal Mode 8

Nachdem man dem Slammi eine sehr gute Klangverarbeitung bescheinigen kann, geht es nun an die unterschiedlichen Sounds, die der kleine Kasten im Angebot hat. Beim Mode 0 gibt es feine Verstimmungen, die zu einem chorusähnlichen Effekt führen,wobei der Grad der Verstimmung mit dem Pedal geregelt wird. 

Audio Samples
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Pedal Mode 0

Mal schnell komplett einen Halbton nach oben oder unten stimmen funktioniert mit dem ersten Mode. 

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Pedal Mode 1

Als nächstes hört ihr den vierten Mode, bei dem ich das Originalsignal ausgeschaltet habe. Es wird also nichts hinzugemischt, wenn das Pedal nach unten bewegt wird, und mit der Quarte tiefer wird aus einer normalen Gitarre mal schnell eine Bariton. Die erste Hälfte wurde in Normalposition gespielt, dann ging es in den Keller und auch die Tonbewegung zum Schluss wurde per Pedal-Shift erzeugt. 

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Pedal Mode 4

Beim nächsten Beispiel wurde das Originalsignal noch hinzugemischt, es geht eine Quinte abwärts (Mode 5), und da wird es schon richtig böse…

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Mode 5
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Fazit

Mit dem Slammi hat Electro-Harmonix ein amtliches Pitch Shift Pedal am Start. Es beeindruckt durch ein neuartiges Design ohne bewegliche Teile, das Pedal wird im Ganzen bewegt. Dabei ist die fehlende seitliche Führung etwas gewöhnungsbedürftig. Klanglich kann der Slammi auf jeden Fall überzeugen, selbst verschobene Akkorde werden ohne Aussetzer oder „Wackeltöne“ übertragen. In dieser Disziplin ist unser Testkandidat ganz weit vorn. Dazu ist er mit elf Pitch-Shift-Modi ausgestattet, die verschiedene Sounds vom leichten Detune Effekt bis zur heftigen Dive-Bomb ermöglichen. Etwas umständlich ist allerdings das Umschalten der Modi am seitlichen Drehregler.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Konzept, Design
  • Klangqualität
  • vielseitig (11 Modes)
  • robuste Bauweise
Contra
  • Pedal rutscht
  • Umschalten der Modi
Artikelbild
Electro-Harmonix Slammi Test
Für 129,00€ bei
Die extravagante Bauform hat auch ihre Nachteile.
Die extravagante Bauform hat auch ihre Nachteile.
Spezifikationen
  • Hersteller: Electro-Harmonix
  • Modell: Slammi
  • Typ: Polyphoner Pitch Shifter
  • Regler: Dry Vol, Max Bend
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Stromverbrauch: 24 mA
  • Spannung: 9V
  • Maße: 92 x 235 x 50 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 1,1 kg
  • Preis: € 169,– (UVP)
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Harry Mudd sagt:

#1 - 16.03.2014 um 13:13 Uhr

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Ich kann dein Urteil nur teilweise bestätigen: Gerade die Klangqualität fand ich nicht so toll. Das gepitchte signal klang wenig artikuliert, so als würde jeder Ton schnell eingeblendet werden und immer leicht hallig.
Auch ist die Latenz gerade bei den Mischintervallen störend. Es klingt dann schnell nach Kellerraum.
Bei den Störgeräuschen schneidet das Pedal auch nicht so besonders ab. Im Bypass ist ein leises Taktsignal zu hören, welches zwar bei Cleansounds nahezu unhörbar, bei Zerrsounds in Spielpausen aber deutlich zu hören ist.
Ist der Effekt eingeschaltet gesellt sich zum allgemeinen Rauschen noch ein leiser Piepton dazu. Die Störgeräusche sind auch bei kurzgeschlossenem Eingang zu hören, daher ist es offensichtlich, dass sie im Inneren des Gerätes entstehen. Messbar sind sie jedenfalls eindeutig.
Ich habe das Pedal wieder zurückgegeben und mir ein Whammy 5 gekauft.

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