VGS Pro Arte CM-130 Maestro Test

Die VGS Pro Arte CM-130 Konzertgitarre aus der Maestro-Linie gehört zu den Instrumenten, die in Europa aus Hölzern wie Akazie, Zeder oder Mahagoni gebaut werden, deren Bestand nicht bedroht ist und die nicht unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES fallen. Die Marke VGS umfasst ein großes Angebot an akustischen und elektrischen Gitarren und Bässen und weiteren Saiteninstrumenten unter dem Dach des deutschen Musikalien-Großhändlers und Herstellers GEWA.

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Abgesehen von der nicht alltäglichen Holzmischung prägt ein konservatives Antlitz das Erscheinungsbild unserer aktuellen Testkandidatin. Die mit Nylonsaiten bespannten Konzertgitarren der CM-Serie – in unserem Fall eine 4/4 Ausführung – werden in fünf Größen produziert und sollen vor allem dem Nachwuchs den Einstieg in die Welt der Gitarrenmusik ebnen. Die Modelle wenden sich generell an den Klassiker, aber nicht ausschließlich, denn weiche Nylonsaiten können grundsätzlich jedem Anfänger das Leben erleichtern.

Details

Korpus

Mit einer max. Breite von 37 cm (28,4 cm) am Unterbug (Oberbug), bei einer Länge von 49 cm präsentiert sich unsere Konzertgitarre CM-130 minimal größer als der Standard, aber mit der altbekannten Form und Größe einer durchschnittlichen Gitarre nach der Torresnorm.
Nehmen wir erst einmal die massive Zederndecke ins Visier. Das dunkle Zedernholz ist im Vergleich zum hellen Fichtenholz eher mit groben Strukturen durchsetzt. Üblicherweise befinden sich die breiten Jahresringe am Deckenrand und die schmalen an der mittig verlaufenden Nahtstelle, die gekonnt kaschiert wurde. Jedenfalls vermitteln die Maserungen der Deckenhälften ein harmonisches Spiegelbild. Die offenporige wasserbasierte Lackierung ist laut Hersteller ökologisch verträglich und besonders dünn ausgeführt, was wiederum das Schwingungsverhalten positiv beeinflusst.

Fotostrecke: 4 Bilder Die VGS Pro Arte CM-130 Konzertgitarre ist optisch konservativ aufgebaut, aber mit ungewohnter Holzmischung.

Wie bei der überwiegenden Mehrzahl der Vertreter dieser Spezies fällt auch der Auftritt unserer Testkandidatin eher bescheiden aus. Das beherrschende Element der Decke bildet eine breite, kunstvoll gestaltete Holzrosette mit geometrischen Mosaik-Mustern, die das runde Schallloch mit einem Durchmesser von 8,5 cm umfasst. Ansonsten kommt unsere Probandin ohne Schmuckwerk bestens klar – Konzertgitarristen wollen eben durch ihr Können glänzen und vor allem Anfänger möchten in der Regel nicht unbedingt mit einem grell geschmückten Instrument auffallen. Einen Schlagschutz benötigt die CM-130 nicht, denn sie entfaltet ihr Klangpotenzial erst richtig, wenn sie gezupft wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Das runde Schallloch hat einen Durchmesser von 8,5 cm.

Der rotbraune klassische Rechtecksaitenhalter wurde aus einem Stück Akazie geschnitzt. Auch das aufgeleimte Griffbrett besteht aus dem gleichen Holz, dazu unten mehr. Die Nylonsaiten werden durch Führungen im Tieblock gefädelt und mit diesem fest verknotet. Ein Doppelknoten hält die Stimmung dauerhaft aufrecht, auch wenn eine frisch aufgezogene Nylonsaite üblicherweise eine längere “Eingewöhnungszeit” braucht.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Saitenhalter ist ebenfalls klassisch konservativ angelegt.

Eine einteilige kompensierte Stegeinlage ruht wackelfrei in der Fräsung. Die Intonation stimmt bei den dickeren Nylonsaiten jedenfalls auf ganzer Länge, auch ohne Nase für die B-Saite. Weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Intonation werden üblicherweise bei einer Konzertgitarre nicht ergriffen. Aus welchem Material die Stegeinlage besteht, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Aber da sie lose im Steg eingelegt ist, kann sie bei Bedarf auch problemlos beispielsweise gegen eine aus Knochen getauscht werden. Natürlich kann man bei einer Konzertgitarre den Steg nicht in der Höhe oder Länge verstellen, aber die CM-130 kommt perfekt eingestellt und mit einer guten Saitenlage aus der Werkstatt.

Boden und Zargen bestehen aus verwindungssteifem Mahagoni, das sich mit einem leichten hellen Ton in den Mix aus Saiten und Deckenklang einbringt. Ein schwarzes, umlaufendes Binding schützt die Kanten. Der Boden besteht aus zwei symmetrisch gemaserten Hälften. Mit einer tiefen Zarge von 9,8 cm und ohne Profiverjüngung geht unsere Kandidatin als echte Vollakustikgitarre durch. Deshalb darf man auch mit Fug und Recht einen vollen, akustischen Ton erwarten, denn Tonabnehmer sind nicht unbedingt Sache einer Konzertgitarre für Einsteiger.

Interieur

Auch im traditionell unlackierten Innenraum geht alles ganz klassisch zu. Man sieht deutlich, dass Boden und Zargen aus rötlich-braunem Mahagoniholz bestehen. Ein leichter Halsblock aus Fichtenholz hält Decke, Hals, Boden und die beiden Zargen zusammen. Drei – Standard sind eigentlich vier – quer verleimte Leisten am Boden sorgen dafür, dass sich die beiden Bodenhälften nicht voneinander ablösen. Ein Leistenpaar kann man im Oberbug ertasten, ein zweites im Bereich der Taille und das dritte im Unterbug an der breitesten Stelle. Ein längs verleimter Bodenmittelstreifen wurde der CM-130 nicht geschenkt. Auch die Deckenhälften werden mit einem Leiter-Bracing stabilisiert, drei Leisten sind hier quer verleimt, die ein Aufwölben verhindern sollen. Die Leisten an Boden und Decke sind spiegelbildlich angeordnet. Zargen und Decke sowie Boden und Zargen sind mit einem dünnen Holzstreifen miteinander verleimt. Der Holzstreifen ersetzt die Reifchen, die normalerweise einen Ring aus keilförmig gesägtem Holz bilden und die Verleimstellen rundherum vergrößern. Verarbeitungsmängel konnte ich nicht entdecken. Eine solide Arbeit!

Hals und Griffbrett

Der Hals aus Mahagoni ist mit einem Umfang von 12,8 cm vergleichsweise dünn, wenn man bedenkt, dass das Griffbrett am Sattel mit 5,2 cm doch ziemlich breit ist. Trotzdem kommt die CM-130 wie die meisten Konzertgitarren auch ohne eine Halsverstärkung in Form eines Stahlstabes bestens klar, denn Nylonsaiten belasten die Konstruktion nicht so stark wie Stahlsaiten. Deshalb sollte man die CM-130 auch nicht mit Stahlsaiten belasten, mit der das Instrument zerstört werden kann Deckenaufwölbung, Halsaufrichtung). Halsfuß und Kopfplatte, ebenfalls aus Mahagoni, wurden angesetzt und miteinander verleimt. Die Verleimstellen kann man kaum sehen. Die Wahrscheinlich, dass sich die Bauteile ausgerechnet an diesen Stellen lösen, geht gegen Null.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Mahagonihals mit einem Umfang von 12,8 cm wurde an den Korpus angesetzt und fest verleimt.

Das breite Griffbrett gehört zum Erscheinungsbild einer echten Konzertgitarre. Eine Griffbrettwölbung wird nicht benötigt und eine Einbindung ist auch nicht zwingend erforderlich. Ich muss zugeben, dass mir Griffbretter aus Akazienholz bisher noch nicht untergekommen sind. Gelegentlich findet man Gitarren mit Koa-Decken, wobei Koa ebenfalls ein Akaziengewächs ist, dass diesen Namen nur tragen darf, wenn der Baum auf Hawaii gewachsen ist. Ob das Holz so beständig ist wie z.B. Palisander und langfristig auch jedem Hammer-On den benötigten Widerstand entgegenbringen kann, wird die Zukunft zeigen. Aber immer schon gab und gibt es Instrumentenmacher, die die Baukunst, also ihr Handwerk, über das Material erheben. So baute besagter Antonio de Torres in den 1850er Jahren eine Gitarre aus Pappmaché, um zu demonstrieren, dass ein kundiger Handwerker aus nahezu jedem Material eine gute Gitarre zaubern kann. Aber so weit würde ich nicht unbedingt gehen.

Beim Griffbrett kommt Akazienholz zum Einsatz und es ist mit 18 Bünden ohne Markierungen beschlagen.
Beim Griffbrett kommt Akazienholz zum Einsatz und es ist mit 18 Bünden ohne Markierungen beschlagen.

18 Bünde wurden ordentlich abgerichtet, auch an den Kanten, und kleine Bundmarkierer findet man im 3., 5. und 7. Bund auf der Sichtkante. Wie vor allem wertvollere Instrumente verzichtet auch unsere Kandidatin auf Orientierungshilfen auf dem Griffbrett.
Der Sattel ist mit 5,2 cm zwar recht breit, aber im Bereich der Norm. Seine Kerben sind gerade so weit gefeilt, dass die Saiten nicht darin festklemmen, die nur zur Hälfte ihres Querschnitts in der Kerbe liegen, das heißt, jede Kerbe ist halb so tief wie der jeweilige Saitendurchmesser.
Der Hals-Korpusübergang befindet sich standardgerecht für Konzertgitarren am 12. Bund. Das Griffbrett wird mit dem 13. Bund bereits auf der Decke verleimt.

Kopfplatte

Zum Outfit einer Konzertgitarre “passt” natürlich auch die gefensterte Kopfplatte, die das konservative Erscheinungsbild abrundet. Sie steht ganz in der Torres-Tradition mit einer dreifach geschwungen Kuppel am oberen Ende. Die offenen Mechaniken, die im Übrigen sehr edel wirken, sind auf einer einteiligen, goldenen Grundplatte verschraubt. Letztere steht der CM-130 gut zu Gesicht. Die sechs schwarzen Stimmflügel sind klassisch beidseitig im Verhältnis 3 : 3 angeordnet.

Fotostrecke: 3 Bilder Die CM-130 besitzt auch die typische durchbrochene Kopfplatte,…
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