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Traveler Guitar Ultra Light Electric Test

Die Ultra Light Electric von Traveler Guitar ist eine Reisegitarre aus einer ganzen Serie an Gitarren und Bässen, die ihren Ursprung 1992 in einer Garage in Redlands im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien nahm. Damals baute ein Gitarrist namens Leon Cox aus Bauholz, den Resten einer Bartheke und alten Akustikgitarrenmechaniken die erste Reisegitarre, passend für den etwas größeren Reisekoffer oder die Gepäckablage eines Flugzeuges. Dass diese Anfänge bis heute eine Erfolgsstory sind, ist eigentlich logisch, denn wir Gitarristen möchten in der Regel auch im Urlaub nicht auf unsere gewohnte Dosis Fingerübungen verzichten. Und der Gedanke, die heißgeliebte 62er Strat oder die sündhaft teuere Gold-Top Paula mit in den Urlaub nach Malle schleppen zu müssen, ist schlichtweg unerträglich. Außerdem muss nicht selten für den Transport ein kompletter Platz im Flieger gebucht und gezahlt werden.

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Deshalb kommt der Test unserer Ultra Light Electric von Traveler Guitar gerade zum richtigen Zeitpunkt – immerhin steht demnächst die Buchung des Sommerurlaubs auf dem Kalender. Ob unsere Kandidatin die richtige Reisebegleiterin ist oder ob doch das teuere Schätzchen mit muss, wird der Test zeigen.

Details

Optik/Verarbeitung

Die Ultra Light Electric wird in einem Gig Bag geliefert, das nicht darauf schließen lässt, dass sich in dessen Inneren eine Gitarre verbirgt. In der superhandlichen Transporttasche mit einer Länge von circa 77 cm und einer Breite von lediglich 18 cm könnte man eher eine Waffe als eine ausgewachsene Gitarre vermuten, was manch ein Traveler Guitar Spieler am Flughafen schon widerlegen musste. Aber es ist tatsächlich eine Gitarre, und sieht dem Steinberger “Paddel”, einer in den 80er Jahren recht angesagten Gitarre, nicht unähnlich.

Fotostrecke: 6 Bilder Die typische Paddelform spart Platz

Die schwarz lackierte Traveler Ultra Light Electric besteht aus amerikanischem Ahorn, beherbergt im Korpus die sechs Mechaniken und einen Dual Rail Humbucker im Singlecoil-Format, der etwas versetzt auf einer verchromten Platte vor dem Steg sitzt. Einen Lautstärke- oder Klangregler sucht man vergebens, dafür ist aber auch schlicht und ergreifend kein Platz.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Mechaniken sind im Korpus montiert

Die Mechaniken in den Korpus zu versetzen ist schon eine ziemlich geniale Idee, denn so spart man sich die Kopfplatte. Oder sogar das Tremolo, wie bei Steinberger, das sogenannte Double Ball End-Saiten benötigt. Das ist hier nicht nötig, daher Daumen nach oben! Die Drähte werden hinter dem Sattel am Halsende in eine Aluplatte eingefädelt und am anderen Ende über Rollen umgelenkt, um so rückseitig an die Mechaniken zu gelangen. Vorher laufen sie aber noch über einen Steg, der ein Einstellen der Oktavreinheit zulässt. Obwohl ich anfangs, was den Stimmvorgang anbetrifft, eher skeptisch war, stellt dies gar kein Problem dar. Die Mechaniken sind gut erreichbar und ermöglichen ein exaktes Stimmen. Um die Saiten rückseitig auf der recht großen Distanz zwischen Umlenkrollen und Mechaniken vom Mitschwingen abzuhalten, laufen sie unmittelbar hinter den Rollen über eine Lage Flauschband.

Der Hals besteht ebenfalls aus Ahorn und ist als sogenannte “Neck-Through-Body”-Version ausgelegt, das heißt, er geht über die gesamte Länge des Instrumentes. Dunkel gebeiztes Palisander dient als Griffbrett und auf dem “Ebonized Rosewood” sind 22 Medium Jumbo-Bünde sauber eingesetzt und abgerichtet. Letzteres hätte zwar noch etwas gewissenhafter ausfallen können, kann aber auch so durchaus mit mancher teueren Gitarre mithalten. Die Ultra Light Electric verfügt auch über einen Spannstab, der sich mithilfe des beiliegenden Schlüssels an der Aluplatte, in die die Saiten eingefädelt werden, einstellen lässt. Mit einer Mensur von 628 mm besitzt sie klassische Gibson-Maße, mit denen die meisten von uns auf Anhieb klarkommen dürften, wobei weiße Punkteinlagen im Griffbrett und an der Halskante bei der Orientierung helfen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Neck-Through-Body Hals besteht aus Ahorn

Damit die Gitarre auch komfortabel im Sitzen zu bespielen ist, wird der mitgelieferte Metallbügel einfach in den Korpus gesteckt, der dort die übliche Zargenrundung andeuten soll. Etwas Gewöhnung ist hier gefragt, denn anfangs verrutscht dieser Bügel auf dem Bein und der rechte Arm wird benötigt, um dies zu verhindern, was auf Dauer etwas anstrengt. Allerdings hat man nach einiger Zeit die ganz persönliche Idealposition gefunden und das Problem relativiert sich etwas. Natürlich bleibt diese schmale Stütze ein Kompromiss, und wer damit auf Dauer nicht zurechtkommt, dem empfehle ich das Anbringen eines Gurtes. Am Korpusende steht ein Gurtpin bereit, ebenso am Übergang zwischen Korpus und Hals. An der Schlaufe am Griffbrettende kann die Gitarre aufgehängt oder getragen werden. Dass diese lediglich mit einem profanen schwarzen Kabelbinder befestigt ist, erfüllt zwar keine Schönheitskriterien, aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Metallbügel soll das Handling im Sitzen erleichtern

Ein Blick auf die Rückseite zeigt die Klinkenbuchse und die Befestigung der Mechaniken. Diese sind an zwei Holzleisten angebracht, die ganz einfach mit Schrauben am Korpus befestigt wurden. Schön wären versenkte Schraubenköpfe, denn diese stehen hervor und können die Bekleidung in Mitleidenschaft ziehen. Oder eine Abdeckung, die das Ganze unter sich verbirgt, denn auch überstehende Saitenenden an den Mechaniken freuen sich über jeden Kontakt mit Pullover und Co. Hergestellt wird das 1462 Gramm leichte Instrument übrigens in China und bis auf die bereits genannten Kleinigkeiten, die zum Teil konstruktionsbedingt sind, gibt es an dieser Arbeit auch nichts auszusetzen.

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