Ein Live-Mischpult, das aussieht wie ein heimlich aus dem Area 51 gemopstes Teil aus einem Alien-Raumschiff und dann noch von Line 6, einer Firma, die man hierzulande (derzeit noch) vornehmlich mit virtuellen Gitarren-Amps in Verbindung bringt? Nun, dazu muss man wissen, dass das im sonnigen Kalifornien ansässige Unternehmen schon lange vor der Entwicklung des legendären POD, einem auf Virtual-Modeling basierenden Gitarreneffektes, der erstmals den Sound großer Röhrenverstärker samt Mikrofonierung emulierte, sich mit allerlei Digital- und DSP-Themen beschäftigt hat. Das „Human-Capital“ von Line6 rekrutiert sich nämlich aus altgedienten Recken, die ihr Know-how bereits in die ersten polyfonen Synthesizer von Oberheim einbrachten und auch bei der Entwicklung des digitale Mehrspur-Standards ADAT ihre Finger im Spiel hatten.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Entwicklung eines hochintegrierten, volldigitalen Live-Mischer-Konzeptes nur folgerichtig und logisch. Wir sagen also „Vorhang auf für den StageScape M20d“, einen 20-Kanal-Digitalmixer, den seine Schöpfer als erstes „Smart-Live-Mixing-System“ bezeichnen.
DETAILS
Auffallendstes Merkmal des massiven Innovationsträgers ist das zentral angeordnete 7”-Touchscreen-Display, über welches sich der größte Teil der umfangreichen Funktionen komfortabel steuern lässt. Westlich von diesem verweilen fünf übereinander angeordnete Hardware-Taster, die zu den einzelnen Betriebsmodi führen. Der Süden ist besetzt von zwölf farbigen Push-Encodern, mit deren Hilfe sich kontextbezogen einzelne Parameter regeln lassen, wobei die Farbe die Zugehörigkeit zu diesen durch Übereinstimmung im TFT signalisiert.
Weiter östlich erfüllt ein fein gerasterter Endlosdrehgeber die Aufgabe, den Master-Level zu verwalten, welcher durch zwei Druckschalter ergänzt wird, deren Funktion sich durch die Beschriftung „Mute Mics“ und „Mute all“’ selbst erklärt. Während der Tastpunkt der beiden Letztgenannten etwas schwammig, aber durchaus brauchbar ist, erweist sich der Main-Volume-Encoder als echter Fingerschmeichler. Der Griff in die Mulde fühlt sich sehr souverän an und gleichzeitig ist die versenkte Positionierung ein hervorragender Schutz gegen versehentliches Verstellen. Positiv zu vermerken ist auch, dass alle Taster und Schalter dezent hintergrundbeleuchtet sind.
Line6 StageScape M20d: Der Lautstärkeregler in seiner haptisch äußerst angenehmen Griffmulde.
Die sich angenehm in Richtung des Sound-Operators neigende Oberfläche dient nicht nur der haptischen Zugänglichkeit, sondern hilft auch, Reflektionen auf dem Bildschirm zu vermeiden. Mit einem optionalen Rack-Mount-Kit lässt sich das digitale Arbeitstier auch in ein 19-Zoll-Behältnis verfrachten. Die Verarbeitung aller physikalisch-beweglichen Bauteile wirkt hochwertig und langlebig. Das gilt auch für das Anschlussfeld weiter oberhalb der massiven, schwungvoll gewölbten Aluminium-Frontplatte, deren Ränder so weit vom Gehäuse abstehen, dass sich das Pult gut daran tragen lässt.
1/2 Line6 StageScape M20d: Die gesamte Bedienfläche neigt sich dem Operator einladend zu.
2/2 Line6 StageScape M20d: An den seitlichen Rändern der dicken Alu-Faceplate lässt sich der Bolide gut wuchten.
Auspacken Die Fünfeinhalb-Kilo-Maschine reist mit einer mehr als übersichtlichen Begleitmannschaft: Powerkabel, USB-Strippe und Quickstart-Manual – das war’s. Treiber, ebenso wie die weit über 150 Seiten umfassende Hauptbedienungsanleitung, muss man sich eigenverantwortlich im Internet herunterladen.
Line6 StageScape M20d: Der M20d samt Beifang.
Anschlüsse Die Kontaktaufnahme zur analogen Außenwelt erfolgt von links nach rechts über zweimal sechs XLR/Klinken-Kombibuchsen, die zwar nicht verriegelbar sind, Stecker aber dennoch sehr verbindlich in sich aufnehmen. Für vier weitere ebenfalls symmetrische Quellen mit Line-Pegel stehen vier Klinkenbuchsen bereit, gefolgt von vier XLR-Anschlüssen für vier Monitorwege sowie zwei weiteren für die Main-Out-Stereo-Summe.
Weiter östlich sind die Kopfhörerbuchse, samt Pegelsteller und ein Stereo-Miniklinkeneingang für die Kanäle 17 und 18 untergebracht, an die sich zwei TSRs für Fußschalter sowie zwei USB-Ports (Typ A und B) anschließen. Installiert man die zugehörigen Treiber, gibt sich der M20d gegenüber der DAW als vollwertiger 20-Kanal-ASIO-Wandler zu erkennen. Die Ausgänge 1 und 2 der Sequencer Software finden über die Kanäle 17 und 18 ihren Weg zurück ins Mischpult. Dieses mutiert so also zum USB-Audiointerface, was auch eine Verwendung im Homerecording-Studio oder als Live-Mehrspurmaschine denkbar erscheinen lässt. Für den zweiten Hafen ist Ähnliches vorgesehen, nur nimmt man diesmal auf eine USB-Festplatte bzw. einen Stick auf. Des Weiteren findet hier ein WLAN-Stick seine Heimat, der für Kommunikation mit einem oder mehreren iPads sorgt, mit dem sich der Mixer fernsteuern lässt.
1/3 Line6 StageScape M20d: Die linke Hälfte der Anschlusssektion.
2/3 Line6 StageScape M20d: Der östliche Bereich der Anschlusssektion des SoundScape M20d.
3/3 Line6 StageScape M20d: Der östliche Rand ist ganz dem digitalen Datenaustausch vorbehalten.
Auch Audio-Zuspielungen finden dort ihren Weg in die Steuerzentrale (Kanäle 19 und 20), ferner über den angrenzenden SD-Karteneinschub, der wahlweise als Datenablage oder Lieferant dienen kann. Bleibt noch ein XLR-Weibchen, das mit „L6 LINK“ beschriftet ist, einem proprietären Protokoll zur parallelen digitalen Übermittlung von Audio- und Steuersignalen an das Line6 Lautsprechersystem StageSource L3t, welchem wir in einem folgenden Test auch noch auf die Pelle rücken werden.
Dank seiner potenten Ausstattung mit DSP-Power kann die Konsole in allen Kanälen mit einer Fülle von hochwertigen, intern mit 32-Bit-Fließkomma-Auflösung berechneten Effekten aufwarten. Auch für die typischen Problembereiche im Beschallungsgewerbe wie Rückkopplungsbeseitigung, Pegelstabilität oder dem Soundcheck unter Zeitdruck werden innovative Lösungen angeboten. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass selbstverständlich Szenen, beispielsweise für einzelne Tracks, oder auch ganze Bühnen-Setups, beispielsweise für unterschiedliche Bands, speicherbar sind – intern oder auf einen USB-Stick. Das betrifft auch die Gain-Einstellungen, woran echtes Total Recall sonst häufig scheitert.
1/2 Line6 StageScape M20d: Die Anschlusssektion in ganzer Pracht.
2/2 Line6 StageScape M20d: Der Blick von der Rückseite aus.
iPad-Konnektivität Eines der Killerfeatures des M20d ist fraglos die optionale iPad-Anbindung. Schon beim Test des Mackie DL1608 konnte das Prinzip des ortsunabhängigen Mischens in vielerlei Hinsicht überzeugen. Nun kommt Line6 kurzerhand daher und klaut Mackie das Alleinstellungsmerkmal – das Musikequipment-Business kann ganz schön hart sein. Das soll uns aber nicht weiter kümmern – uns interessiert vornehmlich, ob und wie die Verbindung zum Apfel-Flachbrett herzustellen ist. Der Hersteller nennt auf seiner Website lediglich zwei USB-WiFi-Sticks als getestet und kompatibel, die beide in Deutschland nicht unbedingt leicht zu bekommen sind: den EnGenius EUB-9801 und den Samsung WIS10ABGN. Nach etwas Stöbern im Internet konnten wir den letzteren bei einem großen Online-Versandhändler dann doch für stattliche vierzig Euro ergattern. Etwas störend dabei: Der recht große WiFi-Stick von Samsung ragt so weit in das Areal rund um das Kopfhörerpoti, dass das „Umgreifen“ der Faderkappe nicht mehr möglich ist.
Line6 StageScape M20d: Armiert mit einem WiFi-Stick kann man vom iPad aus in Kontakt mit dem M20d treten. Störend ist allerdings, dass der Stick so raumgreifend ist.
Das weitere Vorgehen ist denkbar einfach: Die kostenlose StageScape-App über den Apple-Store herunterladen, USB-Stick in den Port des M20d stöpseln, Einrichtungsdialog öffnen, wo sich der Netzwerkname festlegen und auch das (fest eingestellte) vierstellige Passwort ablesen lässt, sich mit dem iPad in diesem W-LAN anmelden, den gewünschten M20d auswählen, verbinden – fertig. Im Anschluss findet sich auf dem Mobilrechner eine nahezu identische Darstellung des M20d inklusive Encoder, Modus-Tastern und natürlich dem Touchscreen. Dabei darf (und soll) auf dem iPad eine völlig andere Ansicht gewählt werden, sodass man beispielsweise an der M20d-Hardware den Sound regelt, während man den Musikern das iPad auf die Bühne reicht, um sie dort die Monitor-Mischung eigenverantwortlich übernehmen zu lassen.
1/2 Line6 StageScape M20d: Die Darstellung am iPad wirkt fast wie ein geklonter M20d.
2/2 Line6 StageScape M20d: Auch komplexe Displayinhalte werden eins zu eins übertragen.
Möglich ist natürlich auch der kurze Spurt weg vom FOH-Platz, um sich direkt vor oder auf der Bühne einen Klangeindruck zu verschaffen und unmittelbar vor Ort nachzujustieren. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig. In unserem Test scheiterte der Samsung Stick allerdings ab einer Distanz von mehr als fünfzehn Metern (bei freier Sichtverbindung), was der Mobilität dann doch wieder recht enge Grenzen setzt. Wer mehr Reichweite braucht, sollte folglich mit anderen WiFi-Sticks experimentieren, denn der Samsung zählt bautechnisch zu den eher schwächeren Transmittern, da er für den Bereich Home-TV-Internetzugang konzipiert ist. Audiowandler Im Computerverbund mutiert der M20d zu einem vollwertigen 20-In/2-Out USB-Audiointerface. Hat man dem Rechner die zugehörigen Treiber vorgelegt, gibt sich der Mischer gegenüber der DAW ordnungsgemäß als ASIO-Device zu erkennen. Allein der Blick auf die ermittelten Latenzwerte lässt einen zunächst an einen Defekt denken. Stehen da tatsächlich 532 Millisekunden – also eine halbe Sekunde? Ja, das steht da. Dann kurzes Nachdenken und teilweise Entwarnung: Nutzt man die Wandler in der vorgesehenen Weise, nämlich zum reinen Aufnehmen von Audiomaterial, kann einem dieser hohen Verzögerungswert ja herzlich egal sein. Die Audiodaten sollen ja einfach nur in möglichst guter Qualität und ohne Aussetzer auf der Festplatte landen. Ob das im Hintergrund nun schnell oder langsam vonstatten geht, beeinträchtigt das Ergebnis ja in keiner Weise. Allein der Einsatz als DAW-Produktions-Soundkarte – sprich: Wenn man den M20d als DA-Wandler nutzen will, um beispielsweise virtuelle Instrumente in der DAW zu spielen, wird dadurch zum frustrierenden Unterfangen. Aber das ist zugegebener Maßen auch nicht das Aufgabenfeld der Maschine.
1/2 Line6 StageScape M20d: Alles schön – bis auf die Latenz.
2/2 Line6 StageScape M20d: Auch das Drehen an den bereitgestellten Stellschrauben ändert daran nichts. Schön dagegen: Die vollständige Auswahl an Bit-Raten.
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PRAXIS
Bevor wir ans Eingemachte gehen, sollte man sich zunächst einmal die Zielsetzung dieses Produkts vor Augen halten, die auf der Website von Line6 recht selbstbewusst ausgerufen wird. Nämlich dem tontechnisch nur mit Rumpfwissen ausgestatteten Musiker eine Gerätschaft an die Hand zu geben, mit der man in der Lage ist, auch ohne einen Funken Ahnung von Raummoden, Frequenzverhalten und Zero-Gain-Setups einen amtlichen Sound auf die Bühne und ins Publikum zu bringen. Das gesagt, betrete ich den Setup-Modus, wo man die Mischung in visueller Form einrichtet. In die zunächst leere Bühne (Stage) „zieht“ man aus der im unteren Displaybereich befindlichen „Stage Icon Gallery“ Symbole, zum Beispiel „Female Lead“, „Bass Direct“ oder „Acoustic Miced“. Dies hat zur Folge, dass in diesem Kanal eine Insert-Effektkette eingespeist wird, die für eine weibliche Leadstimme passende Effekte und Parameter enthält. Ein kleiner Hinweis noch: Trotz verschiedener Experimente mit unterschiedlichen Belichtungen ist es und nicht geglückt, das Display annähernd so definiert auf den Lichtsensorchip zu bannen, wie es einem in Wirklichkeit entgegen strahlt. Haltet also bei den folgenden Bildern im Hinterkopf, dass es am Display des M20d noch ein ganzes Stück weit knackiger aussieht.
Line6 StageScape M20d: Fast wie im echten Leben: Am Anfang ist die Bühne noch leer (und gefegt).
Man kann auch einen anderen Weg gehen, indem man nämlich beispielsweise in Mikrofoneingang 2 ein Kabel einsteckt, woraufhin auf der virtuellen Bühne ein Mikrofonsymbol entsteht. Diesem Kanal 2 kann man wiederum ein Symbol zuordnen, das entsprechend sinnvolle Parameter, zum Beispiel für eine Snare bereithält. Alle Eingänge registrieren, ob und was für ein Kabel eingesteckt ist, was in der Main Toolbar des Setup Modes am oberen Bildschirmrand visualisiert wird. Dort kann einem Objekt durch Antippen (und anschließendem Antippen des gewünschten Eingangs) auch manuell eine Eingangsbuchse zugewiesen werden.
Line6 StageScape M20d: Schon ein bisschen wie Zauberei: Der M20d erkennt nicht nur den Steckertyp, sondern warnt durch gelbes Einfärben auch, wenn Kanäle zwar zugewiesen sind, aber kein Kabel steckt.
Auch sonst zeigt sich der M20d als überaus hilfsbereiter Zeitgenosse. Steckt man etwa an zwei aufeinanderfolgende Line-Eingänge einen Klinkenstecker ein, fragt er höflich, ob diese als Stereo-Paar zusammengefasst werden sollen – sehr schön.
Parallel zum Icon auf der Bühne entsteht am unteren Displayrand ein Controller-Strip, der den Namen (auch frei wählbar), das Symbol, den Stand des virtuellen Kanal-Faders und ein Ausgangs-Levelmeter sowie Solo- oder Mute-Schalter beinhaltet. Schalten wir nun durch Druck auf die entsprechende Hardware-Taste in den Performance Mode, wird’s übersichtlicher. Die „Stage Icon Gallery“ verschwindet und es kann nicht mehr etwas aus Versehen konfiguriert oder verschoben werden. Dieses ist der Misch-Modus. Die Encoder sind standardmäßig der Kanallautstärke zugewiesen, können aber mit zwei Fingertips in der Main Toolbar auf beispielsweise Gain oder FX-Send A umgeschaltet werden. Die Bearbeitung der Kanalsignale erfolgt im Tweak Mode, der durch Drücken des entsprechenden Hardware-Tasters oder (und das ist in der Praxis ziemlich schick) durch Doppelklicken des entsprechenden Encoders aktiviert wird. Man spart sich so das Auswählen durch Antippen des gewünschten Kanals auf dem Display.
Line6 StageScape M20d: Der Performance-Modus.
Das ganze Prinzip dürfte einem gestandenen Saaltechniker anfänglich sicherlich komplizierter vorkommen als die gute alte, durchnummerierte Patchbay und es braucht unter Garantie seine Zeit, bis man mit der aufmerksamen Eingangsmatrix „auf Du und Du“ ist. Für Musiker, bei denen sich gedanklich noch keine über Jahrzehnte gewachsene Routine eingeschleift hat – wir erinnern uns an den Anfang dieses Abschnitts, wo es darum ging, dass sich der M20d auch an völlige Laien richtet – bietet das System allerdings unbestreitbare Vorteile.
Ich kam beispielsweise aus dem Stehgreif nicht ansatzweise darauf, wie man eine Subgruppe bildet, ein Arbeitsschritt, der mir an 99,1 Prozent aller Standard-Konsolen auch ohne Konsultation des Handbuchs gelingt. Nicht so beim M20d. Denn hier ist das Vorgehen, im Setup-Modus einen unbelegten Encoder doppelt zu drücken, woraufhin sich ein Untermenü öffnet, in dem sich alle zusammen zu fassenden Kanäle höchst komfortabel auswählen lassen. Sehr schick, wenn man weiß, wie’s geht.
Besonders sinnvoll wird die bildliche Darstellung vor allem dann, wenn man Monitore hinzufügt, da jetzt schön veranschaulicht wird, welches Signal auf welchen Monitor geleitet wird.
Die Symbole auf der Bühne können dabei beliebig angeordnet und sowohl einzeln als auch zusammen in ihrer Größe verändert werden. Sogar für die Stage selbst hat man die freie Auswahl. Geboten wird hier ein ganzes Arsenal von Bildern, das von einem schlichten grauen Raum, über diverse Bühnen bis hin zu Stonehenge reicht – eine Auswirkung auf das klangliche Geschehen hat dies allerdings nicht.
1/3 Line6 StageScape M20d: Subgruppen bilden – nicht einfach als das, wenn man weiß, wie’s geht.
2/3 Line6 StageScape M20d: Beeindruckend: Der bildliche Signalfluss – Audio „wandert“ von der Quelle zum Monitor.
3/3 Line6 StageScape M20d: Vom Bett im Kornfeld bis über den Wolken stehen verschiedene Bühnengrafiken zur Auswahl.
Wirklich spannend wird es dagegen, wenn man L6-Link-kompatible Lautsprecher an den integrierten Digital-Bus klemmt. Ist dies geschehen, vergibt der M20d automatisch eine laufende Nummer zur eindeutigen Identifikation, die auch automatisch am Speaker erscheint. Mehr noch: Sobald der Lautsprecher in Betrieb ist (in unserem Test der L3t), wird ein grafischer 31-Band-EQ aktiv und kann zur Klangentzerrung herangezogen werden.
2/2 Line6 StageScape M20d: Ist ein solcher Monitor eingestöpselt, hat man Zugriff auf einen höchst komfortabel bedienbaren, grafischen 31-Band-Equalizer.
Quick Tweak In der Grundeinstellung landet man beim Betätigen des Tweak-Tasters im sogenannten Quick-Tweak-Modus. Auch hier versuchen die Line6-er ihr Versprechen einzulösen, dem Laien eine besonders einfache Art der Klanggestaltung zu ermöglichen: Über ein XY-Pad steuert man nämlich gleich mehrere Parameter auf einmal, wobei die Attribute der Klangänderungen, die in den vier Ecken des Pads beheimatet sind, keine technischen, sondern alltagsgebräuchliche Begriffe wie „Clarity“, „Air“ oder „Punch“ umfassen.
Line6 StageScape M20d: Mal was ganz anderes: „Basekick-EQ-ing“ mit Attributen.
An dieser Stelle rüffele ich, dass der M20d (derzeit noch – denn via Software-Update dürften durchaus Lokalisierungen möglich sein) komplett monolingual an den Start geht. Sprich, wer kein Englisch versteht, hat eben Pech gehabt. Schade eigentlich. Aber legen wir den Finger – im Wortsinn – mal auf eine kurze Vocal-Spur. Wer sich wundert, warum kein Finger zu sehen ist: Ich habe die Bearbeitung vom iPad aus vorgenommen und die entsprechende Seite im M20d geöffnet, damit meine Hand nicht das Bild verdeckt. Ja, man hat manchmal auch helle Momente.
Tatsächlich lässt sich mit der hier angebotenen Methode relativ spielerisch zu einem durchaus gut klingen Ergebnis gelangen. Basis für die jeweiligen Soundänderungen ist der zuvor ausgewählte Parametersatz, der durch das im Setup-Modus gewählte Preset vorgegeben ist. Ein Blick in den Deep-Tweak-Bildschirm zeigt, dass auch in der Neutralstellung bereits eine instrumentenspezifische Frequenzbearbeitung stattfindet. So senkt der EQ in der Einstellung „Female Lead“ den Bereich um 350 und 2700 Hz um knapp vier dB ab. Regelt man von da aus in die Maximalbereiche des jeweiligen Klangattributes wie beispielsweise „Clarity“, gibt das Preset bis zu zehn dB Schub in einzelnen Bändern (im Fall von „Clarity“ bei 5238 Hz).
Im Ergebnis erreicht man in den meisten Fällen tatsächlich die gewünschte klangliche Färbung. Und auch wenn irgendwas in meiner Magengegend vernehmlich grummelt, dass ich irgendwann mal gelernt habe, mich auf nichts anderes als meine Ohren zu verlassen: Es gibt nun einmal auch Erfahrungswerte, was dem Klang „in der Regel“ gut tut (und Ausnahmen bestätigen eben diese) und die werden hier sinnvoll zum Einsatz gebracht. Das Prinzip zieht sich durch alle Klangmodule, so auch durch die Dynamiksektion. Werfen wir also zum Abschluss noch einen Blick und ein Ohr auf die Bearbeitung des Schlagwerks.
1/5 Line 6 StageScape M20d: Auch in der Neutralstellung erfolgt bereits eine Klangbearbeitung
2/5 Line 6 StageScape M20d: Das Preset „Female Lead“ in der Maximalstellung „Clarity“
3/5 Line 6 StageScape M20d: Maximalstellung „Air“
4/5 Line 6 StageScape M20d: Maximalstellung „Full“
5/5 Line 6 StageScape M20d: und die Maximalstellung „Project“
Deep Tweak Wem das alles nicht zusagt, der wählt den Deep-Tweak-Modus, wodurch einem augenblicklich die ganze Pracht der Klangchirurgie zur Verfügung steht. Links ist dargestellt, welche Instanzen das Signal von oben nach unten durchläuft, gefolgt von Ausspielwegen für Monitor und Send-Effekten.
Den Anfang machen der Gain-Regler und die Auto-Trim-Funktion (beides nicht für Kanal 17 und 18 – also dem Miniklinken-Eingang), ein bis 300 Hz durchstimmbares Hochpassfilter und – bei XLR-Belegung – ein Phasen-Inverter sowie die zwölfbandige Feedback-Unterdrückung. Diese ist vom potenten Vocal auf einen etwas weniger aggressiven Algorithmus umschaltbar, der hilft, Falschkorrekturen (wie beispielsweise stehende Töne eines Gitarrensolos) zu vermeiden. Wer die Auto-Trim-Funktion, sei es aus Gewohnheit oder Misstrauen gegenüber Automatik-Funktionen, nicht bemühen möchte, dem hilft die Input-Level-Anzeige. Zugegeben, hilfreich ist die Funktion in jedem Fall und pegelt jeden Kanal auf einen brauchbaren Arbeitslevel. Auch die gleichzeitige Analyse aller Eingangskanäle ist möglich abhängig vom Eingangsspitzenpegel. Man kann also hingehen, die Band verkabeln und sagen „so Leute, jetzt lasst mal eine Minute lang die Hölle losbrechen“ und erhält eine „sichere“ Ausgangsbasis, um von da aus feinzupegeln. Dabei ist so viel Vorsicht gar nicht erforderlich, denn die sehr rauscharmen Preamps, die ohne werbewirksamen Namen auskommen, erweisen sich als extrem übersteuerungsfest und verzeihen einem so einiges.
Line6 StageScape M20d: Der M20d kann das Autotrimming auf allen Kanälen gleichzeitig ausführen.
Die sich nach unten anschließenden Effekte werden durch Tippen auf das jeweilige Kästchen getweakt. Zur Auswahl stehen: Noise Gate, Deesser, Kompressor, Multibandkompressor, Limiter, dynamischer EQ, 3-Band-EQ (Mittenband vollparametrisch, Seitenbänder mit Shelving-Charakteristik), 4-Band-EQ (zweimal vollparametrisch plus zweimal Kuhschwanzenden), 6-Band-EQ (vier vollparametrische Bände plus Shelving-Seitenbändern), Sub Boost, Chorus, Flanger, Megaphon und Monodelay – da kann man schon ordentlich Alarm mit machen. Negativ fiel auf, dass die Bedienung im Deep-Tweak-Modus stellenweise etwas träge von den Fingern geht. Besonders im 6-Band-EQ-Modus, der mit seinem schicken, aber wohl offenbar recht DSP-intensiven Echtzeit-Frequenz-Analyzer aufwartet, gönnt sich die Anzeige zwischendrin mal einige Millisekunden Bedenkzeit, bevor sie zur nächsten Fingerposition gleitet. Wir gehen davon aus, dass hier sicherlich noch Optimierungen möglich sind und über Firmware-Updates erfolgen werden. Fairerweise muss man anmerken, dass wir eines der ersten Testgeräte mit der noch taufrischen 1.0er Version unter den Fingern hatten.
Den Insert-Effekten folgen die Aux-Ausspielungen. Zunächst die Monitorwege. Hier wird festgelegt, ob das Signal Pre- oder Post-Fader abgegriffen werden soll. Die Grundeinstellung ist Post, was bei einer Verwendung als physikalischer Ausgang, beispielsweise für das externe Lieblingseffektgerät natürlich sinnvoll ist. Für einen klassischen, unabhängigen Monitormix würde man hingegen auf Pre, hier „unlink“ genannt, schalten. Getweakt werden hier ferner die Parameter der Monitor-Effektkette, die aus Highpass-Filter, 6-Band-EQ, Limiter und bei Verwendung des L6 Link-Anschlusses, einem 30-Band-Grafik-Equalizer bestehen. Der 6-Band-EQ steht auch hier wieder im Quick-Tweak-Modus, also mit XY-Pad zu Verfügung. Auch die Gesamtlautstärke des Monitorwegs und der Send-Level des Kanals können hier „im Vorbeigehen“ bestimmt werden.
1/3 Line6 StageScape M20d: Der vollparametrische 6-Band-EQ in ganzer Pracht. Besonders hübsch: der Echtzeit-Frequenz-Analyzer. Leider reagiert dieses Plug-in stellenweise etwas träge.
2/3 Line6 StageScape M20d: Grafisch nicht minder ansprechend: der frequenzselektive EQ.
3/3 Line6 StageScape M20d: Der Deesser – auch hier sehr übersichtlich: Die farblicher Entsprechung der Encoder zum Bildschirminhalt.
Es folgen die Effektwege, Global FX genannt. Global FX beinhaltet vier eigenständige Effektsektionen. Die ersten beiden Abteilungen entsprechen zwei unterschiedlichen Hallgeräten. Gut mitgedacht, denn Lead-Vocals und Snare beispielsweise teilen sich ungern denselben Hall.
Weiter geht es mit einer Modulations-Effekteinheit und einem Delay-Gerät. In allen FX-Einheiten lassen sich Presets auswählen, deren Parameter wiederum mit einem Antippen des Tweak-Kästchens genauer bearbeitet werden können. Dies geschieht auch hier wieder im Quick-Tweak- oder im Deep-Tweak-Modus.
2/2 Line6 StageScape M20d: Besonders der Doubler lässt sich über den Touchscreen sehr anschaulich und komfortabel einstellen.
In den Bereichen Global FX A Vokal Reverb und Global FX B Basic Reverb stehen ausreichend Presets zu Verfügung, um jeglichen Live-Bedarf zu decken. Global FX C Modulation bietet Chorus, Flanger, Doubler und Four Voices, mit denen sich der Sound schön in die Breite ziehen lässt. Global FX D Delay bietet Analog Delay, Filter Delay, Rockabilly Slap und Stereo Delay. Eine vollständige Auswahl, aber wo ist die Tap-Tempo-Taste? Wie schon beim Mono-Delay in den Inserts fehlt auch hier eine Synchronisationshilfe mittels Einklopfens (ein Fauxpas, das wir übrigens bereits am Mackie gerügt haben). Das geht ehrlich gesagt gar nicht, zumal zwei Footcontroller, sowohl Taster und auch Schalter, anschließbar sind, die aber mit anderen Aufgaben betraut werden. So schaltet man zum Beispiel mit dem einen von einer Szene zur nächsten, während man mit dem anderen, bei den Ansagen zwischen den Stücken, alle Effekte stumm schaltet. Oder man springt zum nächsten Track auf dem Media Player und durchläuft mit dem zweiten eine Aufnahmeroutine des 20-Kanal-Samplers (Quick Capture), auf den wir noch kommen werden. Klanglich konnte uns die Sektion bestens gefallen – hier merkt man einfach, dass Line6 schon eine ganze Menge Erfahrung in der Programmierung aufwändiger und gutklingender DSP-Algorithmen gesammelt haben. Besonders der kritische Bereich der Vocal-Verhallung wurde klanglich bestens gelöst: Durch die Bank klingen die Presets schön dicht, breit und reagieren ausgesprochen musikalisch auf die ihnen zugeführten Rohsignale. Hören wir dazu einmal in eine Auswahl von Vocal-Effekten rein.
Unterhalb der Global FX befinden sich Felder für Mute und PFL, was recht schön ist, da man im Performance Mode nur auf eins von beiden direkt zugreifen kann, je nachdem, was man in der Main-Toolbar ausgewählt hat, ein Kompromiss zugunsten der Übersichtlichkeit. Es folgen noch Pan- und Level-Anzeigen, die grundsätzlich den darunter angeordneten Encodern zugeordnet sind, sodass man auf diese Parameter immer und fortwährend an der gleichen Stelle Zugriff hat. So, genug getweakt, wir wollen was hören!
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Der Four-Voice Doubler in Aktion (hier in einer sehr extremen Einstellung)
Monitoring Wie eminent wichtig die Kontrolle über den eigenen Sound, aber auch das (proportional angemessene) Lauschen auf die Klänge seiner Mitspieler für das exakte Zusammenspiel ist, weiß jeder, der schon einmal auf einer Matschsound-Bühne gespielt hat. Um dieses zu erreichen, muss der klangverantwortliche Tonmensch in erster Linie genau wissen, was er tut. Besonders die gedankliche Transferleistung zwischen Instrumenten-Kanal und Aux-Weg-Zuordnung der betreffenden Monitor-Box (ah, auf Kanal 8 liegt der Bass, der Monitor des Bassisten liegt auf dem Aux 3) ist für viele Tonneulinge ein echtes Problem. Um die Übersicht zu bewahren, bietet der StageScape einen eignen Monitor Mode. Zu ihm gelangt man wieder durch Druck auf den entsprechenden Hardware-Taster. Es ist möglich, aus dem Performance-Modus den Monitor Send für jeden Weg im jeweils ausgewählten Kanal zu bestimmen (dies geschieht über die Auswahl des Encoder Assigns in der Main Toolbar – auch der im Tweak-Mode beschriebene Weg ist machbar). Jedoch bietet ein Umschalten in den dezidierten Modus deutlich mehr Übersichtlichkeit. Hier tippt man nämlich einfach am Bildschirm den Monitor an, dem man ein Signal zuflanken möchte, woraufhin sich um ihn ein Leuchtkreis dreht. Dann tippt man das entsprechende Bühnen-Symbol an, das als Signalquelle dienen soll, dreht am Encoder und augenblicklich machen sich virtuelle Klangpartikel auf den Weg zum ausgewählten Lautsprecher – fantastisch. Nachdem der Wunsch nach „mehr Gitarre für Wolfgang“ befriedigt worden ist, geht’s mit einem Druck auf Performance Mode weiter im Misch-Geschäft. „Aber ich will Hall“, schreit Theo „und dem Gert sein Delay“. Kein Problem, einmal drücken, zweimal tippen, zweimal drehen, fertig.
Line6 StageScape M20d: Monitor-Mischung via virtueller Quellen-Pfade – das ist nicht nur optisch ein Schmankerl, sondern ist auch praktisch bestechend übersichtlich.
Bleibt noch der Record Mode, dessen Mehrspuraufnahme-Möglichkeiten wir im Intro schon weitestgehend abgefrühstückt haben. Eine Funktion jedoch noch nicht und die hat’s in sich. Quick Capture Folgendes Szenario: Die Band kommt (wieder mal) eine Stunde und sechseinhalb Minuten zu spät am Veranstaltungsort an und vom Essen reden sie auch noch die ganze Zeit. Der Saal ist schon halb voll und in einer halben Stunde muss der Sound sitzen. Kurze Blindflug-Monitor-Voreinstellung, Drumfill, Refrain und keine 30 Sekunden später zeigt der FOH-Daumen hoch und die Band darf sich bereits im Backstage-Bereich umziehen. Was ist passiert? Der Klangverantwortliche kannte den richtigen Knopf. Quick Capture stand da drauf und der macht in nicht weniger als eine 20 Sekunden dauernde 20-Kanal-Aufnahme in den internen Speicher des M20d und spielt diese über die zugehörigen Kanäle in einer Endlosschleife ab. Die Band kann sich frisch machen und der Engineer schraubt in der Zwischenzeit in aller Ruhe über Kopfhörer am Megasound – sehr schick! Mackie vs. Line6 Eine kleine Seitenbetrachtung, die mit dem eigentlichen Test nur am Rande etwas zu tun hat, möchten wir kurz vor dem Fazit noch anstellen. Nämlich ein paar Überlegungen zu verschriftlichen, die vielleicht als Anregung für all jene Leser dienen können, die sich völlig verzweifelt fragen, ob sie ihr hart erspieltes Band-Budget nun in einen Mackie DL1608 oder einen Line6 SoundScape M20d investieren sollen. Nun, erstmal: Beide Konzepte sind sehr unterschiedlich und dennoch können beide Geräte in jedem Fall dabei helfen, den Soundcheck dramatisch zu verkürzen, weniger Equipment durch die Gegend kutschieren zu müssen und Konzerte konsistenter – also mit gleichbleibendem Sound – spielen zu können. Auch sind mit beiden Mischern radikale Soundwechsel innerhalb eines Konzerts möglich, die mit klassischem Analog-Equipment kaum zu realisieren wären. Der M20d ist dabei so etwas wie die sprichwörtliche „eierlegende Wollmilchsau“, die rein von der schlichten Vielfalt der Plug-ins (ich nenne die Klanggestaltungsmodule wie Equalizer oder Dynamik an dieser Stelle einfach mal so) den Mackie locker abledert. Auch das einsteigerfreundliche Konzept muss man – gerade als Nicht-Tontechniker – ganz klar auf der Habenseite buchen. Das gilt wohlgemerkt für diese Käufergruppe, erfahrene Engineers dürfte es wohl eher abschrecken. Entsprechend wirkt der Mackie weitaus weniger verspielt oder anders gesagt: aufgeräumter. Und das ist auch am Bildschirm sichtbar und findet seine Entsprechung in der Bedienung. Egal, welche Seite oder welches Modul man beim Mackie aufruft, alles wird flüssig dargestellt und die Navigation geht einem innerhalb kürzester Zeit leicht von der Hand. Anders der Deep-Tweak-Modus des Line6: Hier finden sich zwar weitaus mehr Stellschrauben zur Klanggestaltung, die Darstellung und auch die virtuelle Haptik wirken dann aber stellenweise doch so, als ob die integrierten DSPs alle Register voll zu tun haben, die aufwändige Wellenformdarstellung zu rendern. Nicht zu vergessen dagegen die Tatsache, dass der M20d auch als vollwertiges 20-Kanal-Recording-System eingesetzt werden kann. Die komplette Tour Abend für Abend mitschneiden und am Ende ein Live-Album aus den besten Gigs zusammenschneiden? Kein Problem. In ihrer ganzen Bedienlogik trennen die beiden Digitalmischer am Ende tatsächlich Welten: Hier (am M20d) eine die realen Gegebenheiten wirklichkeitsgetreu abbildende „Stage“ mit unzähligen halbautomatischen Hilfestellungen, um das Verkabeln und Mischen zu vereinfachen. Dort (am DL1608) ein einfach zu bedienendes virtuelles Mischpult mit einer klugen Aux-Weg-Steuerung. Gelernte Tontechniker könnten wohl das Letztgenannte als vertrauter und entsprechend zugänglicher empfinden. Laien, aber auch Technik-affine Musiker gleichermaßen, werden vielleicht eher dem spielerischen Gedanken hinter dem Line6-Gerät folgen wollen. Dies nur als kleine, durchaus subjektive Betrachtung. Das intensive Antesten und die Entscheidung, welcher Ansatz einem am Ende mehr liegt, können wir euch nun mal nicht abnehmen.
1/2 Line6 StageScape M20d: Virtuelle Stage beim M20d.
2/2 Klassische Mischpult-Ansicht beim DL1608.
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FAZIT
Der StageScape M20d hält unter seinem massiven Gehäuse, seinen handschmeichelnden und visuell ansprechenden Bedienelementen und seinem schicken Touchscreen ein beeindruckendes Arsenal an Features bereit. Vieles davon ist im praktischen Einsatz nicht minder futuristisch wie sein Äußeres, um nicht gar zu sagen bahnbrechend. Das beginnt bei der automatischen Signalerkennung an den Input-Ports, geht weiter über die Klangbearbeitung im Quick-Tweak-Modus, wo mit sprachlichen Attributen wie „Punch“ oder „Air“ gearbeitet wird, bis hin zu der Möglichkeit, die Kontrolle über das Klanggeschehen via iPad-Remote-Anbindung von jedem Punkt im Saal aus ausüben zu können, vorausgesetzt der W-LAN-Empfang bis dahin reicht aus. Konzeptionell weicht der M20d in seiner Bedienung – anders als beispielsweise der Mackie DL1608, der im direkten Vergleich ein weitaus „konservativeres“ Denkkonzept verfolgt – in so vielen Punkten vom Prinzip des klassischen Live-Mischers ab, dass man ihn wirklich als neue Gerätegattung ansehen muss. Das hat seinen Preis: Nämlich den, dass er von einem ungeschulten FOH-Mischer kaum auf Anhieb zu bedienen sein dürfte. Das Gerät erfordert schlicht und ergreifend ein ganzes Stück Umdenken. Neueinsteiger, die noch keine eingefahrene Mixroutine haben, sind hier folglich sogar im Vorteil. Im Gegenzug erhält man aber ein Werkzeug, mit dem – eine gewisse Einarbeitung vorausgesetzt – kleine bis mittlere Combos binnen Minuten bereit zum Auftritt sein können und dies mit klanglichen Möglichkeiten (Equalizing, Dynamik, Feedback-Unterdrückung, Effekte), die sonst zwei gut bestückte 19-Zoll-Racks erfordern würden. Mehr noch: Dank der Möglichkeit, alle sechzehn Kanäle (Pre Aux) in 24-Bit mitzuschneiden und der Option, den M20d als reines Audiointerface zu verwenden, empfiehlt sich der Bolide im Proberaum wie auch in Live-Situation als gehobene Recording-Anspielstation.
In der Summe ist Line6 mit dem StageScape M20d die Entwicklung eines hochinnovativen, äußerst kompakten und dabei gleichzeitig extrem leistungsfähigen Live-Mixing- und Recording-Systems geglückt, das in dieser Form momentan konkurrenzlos ist. Der solitäre Ansatz macht aber – trotz oder vielmehr gerade – aufgrund der vielen von der Software bereitgestellten Automatik-Funktionen, eine intensive Einarbeitung unumgänglich, denn das Hantieren mit der virtuellen Bühnenumgebung ist mit keinem der traditionellen Bedienkonzepte vergleichbar und hält entsprechend an manchen Stellen ungewohnte Stolpersteine bereit. Nur auf die Leistungsfähigkeit und Möglichkeiten geschaut, zücken wir ohne zu zögern die volle Punktekarte, aufgrund von kleinen Nickeligkeiten wie etwa der stellenweise etwas trägen Touch-Umsetzung in der Deep-Edit-Ansicht oder dem leicht schwammigen „Antipp“-Verhalten der Einzelkanäle geht allerdings im Momenten noch ein halbes Schönheitssternchen runter. Beeindruckt sind wir dennoch, denn so einen bahnbrechenden Technologiesprung erlebt man nun mal nicht alle Tage. Und vielleicht noch erstaunlicher, gleichzeitig aber auch ein typisches Jetztzeitphänomen, ist die Tatsache, dass er nicht von einem der „Big Player“ im Recording-Equipment-Markt gemacht wurde, sondern von einer doch relativ kleinen Firma. Insofern: Alle Achtung, Line6!
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Massive Verarbeitung
Flexibilität
Quick Capture
Mehrspuraufnahmen auf USB-Datenträger, SD-Card und Computer
Leistungsstarke Effekt-Engine
Hochwertige Audioqualität
Rückkopplungsunterdrückung für alle Mikrofoneingänge
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