TC Helicon VoiceSolo FX150 Test

Der TC Helicon VoiceSolo FX150 im bonedo-Test – Schon lange gibt sich der Ableger von TC Electronic nicht mehr mit dem ausschließlichen Herstellen von Tonhöhenkorrekturwerkzeugen zufrieden. Mit einigen Voice-Tone-Pedalen, MP-70- und MP-75 Mikrofonen, aber auch Werkzeugen wie dem VoiceLive Play, die Gitarristen ansprechen, bewegt man sich etwas abseits des angestammten Terrains.

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Das hier getestete Gerät ist jedoch nicht das erste mit Helicon-Emblem, das einen Lautsprecher beherbergt. Schon VoiceSolo 200 und 300 waren kleine “Personal Monitors”, jedoch ohne die Möglichkeiten, die das brandneue FX150 bietet. Eines der ersten Geräte hat sich zum bonedo-Test eingefunden.

Details

Nischenfinder

Es ist nicht das VoiceSolo FX150, das irgendwelche Nischen findet, der Hersteller TC Helicon hat eine gefunden: Diese neue Produktgattung vereint einen kleinen, handlichen Aktivmonitor mit einem kleinen Mixer mit Preamps und Effekten. Dort, wo keine Anlage vorhanden oder notwendig ist, kann das Gerät als Mini-PA dienen, im Monitor-Betrieb kann es als Wedge auf dem Boden liegen oder mit einem Handgriff ganz simpel an einen Mikrofonständer gehängt werden. Das geht, weil die kleine Kiste nur 3 Kilo wiegt, mit 21 x 29 x 18 cm nicht gerade üppig dimensioniert ist und auf der Rückseite entsprechende Formteile aufweist, ähnlich dem VoiceLive Touch.

Fotostrecke: 3 Bilder Der VoiceSolo funktioniert als Wedge…

Chassis von namhaftem Hersteller

Aus dem Lochgitter grinst den Nutzer (oder Nutznießer im Falle des Einsatzes als Mini-PA) ein kleiner 6,5”-Speaker an. Wer jetzt schon abwinkt und meint, das könne ja nicht klingen und sei bestimmt die billigste Wackelpappe, der irrt: Selten genug werden in einfacheren Geräten die Treiberhersteller genannt. Im Falle des VoiceSolo ist es immerhin Tannoy, ein Hersteller, der besonders auf dem nordamerikanischen Installationsmarkt bekannt ist und einige ernstzunehmende Kompetenzen aufweisen kann, wenn es um kleine, laute, und dazu gutklingende Boxen geht. Darüber hinaus zählt Tannoy zu den ausgewiesenen Freunden des Koaxialprinzips, das auch hier zum Einsatz kommt. Koax bedeutet: Hochtöner und Tieftöner liegen nicht, wie sonst oft üblich neben- sondern über-, manchmal sogar ineinander. Bei den typischerweise geringen Hörabständen, mit denen das VoiceSolo betrieben wird, macht eine möglichst punktförmige Schallquelle deutlich Sinn. Aus dem Gehäuse herausgeschubst und in es hineingezogen werden die beiden Membranen durch eine Class-D-Endstufe, deren Leistung mit maximal 150 Watt angegeben ist – was wohl ausschlaggebend für die Zahl im Produktnamen gewesen sein dürfte. Das Netzteil ist extern und wird mitgeliefert.

Speaker: Tannoy!
Speaker: Tannoy!

Übersichtlich: Anschlussmöglichkeiten

Ein Blick auf das Anschlusspanel verrät schon viel darüber, welche Aufgaben die schwarze Kiste übernehmen kann. Zwei Combobuchsen warten auf XLR-Mikrofonsignale (bei Bedarf mit 48 Volt Speisespannung für phantomgespeiste Mikrofone) oder TRS-Klinkensignale. Der erste Input kann auf  eine hohe Impedanz zur Aufnahme von Instrumenten wie Bass geschaltet werden. Über Miniklinke kann weiterhin ein Stereosignal eingespeist werden, also jegliche Form von Zuspieler. Ausgangsseitig ist ebenfalls nicht allzu viel los, die Auswahl beschränkt sich auf einen Ausgang für Kanal 2 und einen XLR, der wahlweise den kompletten Mix oder das prozessierte Signal von Kanal 1 trägt – umzuschalten über einen Mini-Switch auf dem Backpanel. Ebenfalls an dieser Stelle findet man die Aktivierung für die “Mic Control”, von der Gebrauch gemacht werden kann, wenn man entweder das Helicon-eigenen Mikrofon oder das Sennheiser e 835 FX anschließt. Die USB-Buchse ist ausschließlich für Updates vorgesehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Anschlusspanel auf der Rückseite

Kurzes Stelldichein der Einstellungen

Regler besitzt das Helicon-Gerät ganze zwei. Master Volume bestimmt den Pegel des Lautsprechers, nicht den rückseitigen Ausgang. Der Edit-Knopf regelt den Parameter, der über die beleuchtbaren Taster aufgerufen wird, der aktuelle Wert wird durch einen LED-Kranz dargestellt. Zur Verfügung stehen in beiden Eingangskanälen sowie dem Aux-Input Level dreibandige EQs mit Festfrequenzen. Dem Signal der Kanäle 1 und 2 kann ein Nachhall hinzugemischt werden, per “Style” hat man die Auswahlmöglichkeit aus neun Grundalgorithmen. Die Expertise des Unternehmens TC Helicon ist bislang eher verborgen geblieben, denn ein bisschen Processing in einen kleinen Aktivmonitor einzubauen ist sicher noch keine Meisterleistung. “Vocal Tone” hingegen schon eher: Diese Funktion, für beide Channels schaltbar, ist ein adaptiver “Pauschal-Klangverbesserer”, der zu diesem Zweck von EQ, Gate, Kompressor und De-Esser Gebrauch macht. Helicon bedient sich hier mit Sicherheit im bestehenden Produktangebot, beispielsweise beim Mic Mechanic. Ein weiteres Schmankerl ist die Vocal-Cancelling-Funktion, die aus dem Aux-Signal die Main Vocals zu extrahieren verspricht.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei Regler müssen reichen.

Praxis

Das TC Helicon VoiceSolo FX150 kann wirklich gut und einfach an einem Mikrofonständer installiert werden, und dazu bedürfte es noch nicht einmal der netten bebilderten Anleitung im Manual. Als Wedge ist das Helicon-Gerät ungewöhnlich klein und wirkt etwas verloren auf dem Bühnenboden. Da das Anschlusspanel nach hinten versetzt und geschützt ist, verbiegt man aber keine Kabelanschlüsse, was sehr lobenswert ist. 

Schön einfach zu durchschauen: VoiceSolo
Schön einfach zu durchschauen: VoiceSolo

Das Routing ist simpel und übersichtlich, aber durchaus schlau und praxisgerecht. So kann man beispielsweise über Input A sein Mikro laufen lassen, sein Signal an den Saalmischer geben, von dem man über Input B ein Monitorsignal ohne Vocals zurückbekommt – das Verhältnis stellt man dann selbst ein. Auch in Verbindung mit einem Instrument ist es dank der DI-Funktion zu gebrauchen, wenngleich hier natürlich keine umfangreiche Bearbeitung zur Verfügung steht. Trotz der Einfachheit ist das VoiceSolo für viele Situationen gewappnet, eine Kombination, die bestimmt nicht allen Herstellern gelingt. 
Nachdem ich die kleine Kiste mit Netzspannung versorgt habe, bin ich ein wenig erstaunt – und das VoiceSolo streicht einen Punktabzug sowie einen Eintrag auf der Contra-Liste ein. Natürlich rauschen Bauteile und ebenso natürlich ist ein rauschender Monitor kein Showstopper, doch gut ist so etwas wirklich nicht. Es lässt sich halbwegs lokalisieren, denn die Ausgänge sind flüsterleise, es betrifft also ausschließlich das Signal, das von dem kleinen Koax-Treiber wiedergegeben wird. Preamp und Processing hingegen arbeiten vernünftig. Mehr noch: Mit dem Vorverstärker kann man durchaus zufrieden sein, in der TC-Familie hat man gelernt, preiswerte, aber ordentlich klingende Preamps herzustellen. 
Das EQing ist funktionell und einfach zu verstehen, insofern hat man bei TC richtig gehandelt und die typische Zielgruppe des VoiceSolo 150 nicht vergessen (diese kann mit Frequenzbezeichnungen oder dem Q-Faktor vielleicht nicht allzu viel anfangen). Der Techniker oder technisch versiertere Nutzer hingegen wünscht sich zur wirklichen Gestaltung des Signals oder zur technischen Optimierung mehr Möglichkeiten. Feedbackverhinderung (notwendig etwa, wenn man mit Super- oder Hypernierenmikrofonen arbeitet und dennoch das kleine Helicon-System zentral am Mikroständer fixiert) lässt sich mit einem groben EQ wie dem vorhandenen nicht durchführen. Ein Feedback-Suppressor ist nicht implementiert. Das wäre in diesem Fall zwar praktisch, doch fehlt TC dazu vielleicht auch die Technologie, anders als Behringer oder gar Sabine. Ein angenehmes Feature ist, dass die Regelmöglichkeit des EQs nach einiger Zeit auf den reinen Signalpegel zurückspringt.

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Dry VoiceTone und EQ

Über “Vocal Tone”-Funktionen kann man generell geteilter Meinung sein. Doch der technisch nicht versierte oder möglicherweise überhaupt nicht interessierte Sänger wird sich freuen, ein Stück professioneller klingen zu können. Professionalität ist einerseits natürlich Auslegungssache, doch zeigt sich, dass das Pushen und das Unterdrücken bestimmter Frequenzbereiche und eine gewisse Dynamikbearbeitung Usus ist. Das De-Essing funktioniert mit vielen Stimmen zuverlässig, doch gibt es immer wieder Frauen oder Männerstimmen, deren Artikulation derartigen Auto-Settings einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn alles automatisiert und intelligent machbar wäre, könnte man ja auch Mischpulte mit einem einzigen Knopf “MISCHEN” und DAWs mit einem Menüpunkt “alles sauber und groovy editieren” herstellen … Im Zweifel würde ich aber trotz nicht vorhandener Einflussnahme auf die Parameter lieber mit als ohne “Vocal Tone” arbeiten, wenn keine anderen Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden. Nicht zuletzt sorgen nämlich De-Esser und Kompressor auch dafür, das Signal einfacher im Livemix positionieren zu können -gerade bei Anfängern sind zu große Pegelschwankungen nämlich ein ernstzunehmendes Problem. 
Die Reverbs klingen im Vergleich mit so manchem Studioeffekt zwar vielleicht etwas rau und grob, doch für den Livebetrieb ist dies sicher keine schlechte Wahl. In der Praxis wird man jedoch eher ein wenig “Wohlfühlhall” hinzumischen und den Hall weniger als klanggestaltende Maßnahme einsetzen wollen.

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Reverb Styles

Diese Karaoke-Funktion “Voice Cancel” funktioniert mit Standard-Popsongs halbwegs ordentlich. Derartige Vocal Remover benutzen das reine “Mitte” Signal (also nur das, was auf dem linken und rechten Kanal identisch ist), um dort die Stimme zu extrahieren. Das Problem ist meist weniger, das Direktsignal aus der Mitte des Mixes zu entfernen, sondern dass bei gepannten Doublings zu viele Phasenunterschiede zwischen Links und Rechts bestehen, welche dann “übrig bleiben”. Genauso sind viele Delays und Rauminformationen stereo und lassen sich nicht entfernen. Leider sind dabei oft weitere Signale in der Mitte betroffen, besonders der Attackbereich der Bassdrum sowie die Snare. 
Auf einer großen Bühne mit höheren Monitorlautstärken wird die kleine Kiste zwar Mühen haben, sich durchzusetzen, aber wirklich leise ist sie nicht! Solltet ihr also einen in seinen Mastervolume verliebten Gitarristen in der Band haben, der gegen Vorgaben des Saalmischers resistent ist, reicht der Helicon nicht aus. Das macht sich nicht nur im zu geringen Pegel bemerkbar, sondern auch in der zunehmenden Verschlechterung des “Gesamtzustands” des Signals. Es wird etwas undifferenziert und kratzig am obersten Ende der Leistungsfähigkeit. 

Der VoiceSolo ersetzt pegelmäßig natürlich keinen dicken Floormonitor – ist dafür aber deutlich näher am Ohr, wenn er am Mikroständer betrieben wird.
Der VoiceSolo ersetzt pegelmäßig natürlich keinen dicken Floormonitor – ist dafür aber deutlich näher am Ohr, wenn er am Mikroständer betrieben wird.

Sinnvoll gewählt ist die Abstrahlcharakteristik, vor allem bei Betrieb des VoiceSolo FX150 am Mikrofonständer. Für die Verwendung als Wedge auf dem Bühnenboden oder gar als Beschaller für das Publikum ist der Abstrahlwinkel der Höhen etwas eng. Die große Fokussierung bei Nutzung als Personal Monitor würde den Bewegungsspielraum vor dem Lautsprecher zu sehr einschränken.

Fazit

Der TC Helicon VoiceSolo FX150 ist ein schlau zusammengestelltes Paket. Für einen wirklich fairen Preis erhält der Sänger eine Box, die viele Anwendungen abdeckt, ohne dass erst Hand- und womöglich noch Fachbücher gewälzt werden müssten. Das ist positiv, auf der anderen Seite sind natürlich die Gestaltungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. So mancher Techniker würde vielleicht die Nase rümpfen, doch sie schnell wieder “entrümpfen”, wenn ihm die flexiblen Routingmöglichkeiten klar werden. Eine deutlich negative Eigenschaft allerdings ist das erhöhte Rauschen aus dem Speaker – wäre dieses nicht vorhanden, könnte ich eine deutliche Empfehlung für den Einsteiger in einer nicht allzu lauten Band geben. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schlaues Gesamtkonzept
  • einfachste Bedienung
  • geringe Abmessungen
Contra
  • Rauschen (nur auf Speaker)
Artikelbild
TC Helicon VoiceSolo FX150 Test
Für 225,00€ bei
Portable Mini-PA und Personal Monitor mit Preamps, DI, EQ, Reverb, Dynamics und Mixer: VoiceSolo 150
Portable Mini-PA und Personal Monitor mit Preamps, DI, EQ, Reverb, Dynamics und Mixer: VoiceSolo 150
Spezifikationen
  • Aktivmonitor mit Vocal-Effektprozessor (EQ, Reverb, VocalTone) und Mischfunktion
  • analoge Inputs: Mic(mit 48V-Phantomspeisung)/ Line Combo-Buchse, Aux (Miniklinke)
  • analoge Outputs: 2 x XLR
  • USB (Daten)
  • externes Netzteil
  • Endstufe (Class-D) 150 Watt
  • Treiber: koaxialer 6,5″-Lautsprecher
  • Bedienung über Taster, ein Poti, einen Drehgeber
  • Gehäuse kann an Mikrofonstativ gehängt, als Wedge oder per Flansch als PA-Box genutzt werden
  • Maße: 210 x 286 x 184 (HxBxT in mm)
  • Gewicht: 3 kg
  • Preis: EUR 320,- (UVP)
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Portable Mini-PA und Personal Monitor mit Preamps, DI, EQ, Reverb, Dynamics und Mixer: VoiceSolo 150

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