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TC Helicon Voice Live Test

Die Stimme galt Musikern, Technikern und auch Konsumenten lange als heilige Kuh. Mit dem Aufkommen des Mehrspur-Recordings wurde aufgeregt diskutiert, ob es nicht Betrügerei ist, wenn ein- und derselbe Sänger mit sich selbst im Duett oder sogar den gesamten Chor singt. Auch Pitch-Shifting, das aus netten Langhaarigen finstere Deathmetal-Monster formen kann, wurde lange Zeit von den Musikhörern verachtet. Spätestens in unserem Jahrtausend, in dem jeder Soap-Nebendarsteller -ob er singen kann oder nicht – mit einem eigenen Song auf dem Markt vertreten sein muss, sind Tonhöhenkorrektur und das automatische Generieren von Chorstimmen üblich. Was bislang im Studio vom Engineer bewerkstelligt wurde, findet nun vermehrt Anwendung auf der Bühne.

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TC Helicon haben mit dem Voice Live ein Gerät entwickelt, welches für Vocalprocessing von Gitarristen, Bassisten und Keyboarder prädestiniert ist. Um die Regelmöglichkeit zu gewährleisten, obwohl beide Hände mit dem Spielen beschäftigt sind, bleiben dieser Musikergruppe nur ihre Füße übrig. Daher ist das hier getestete Gerät ein Bodentreter zur Effektbearbeitung und tonalen Begradigung des Mikrofonsignals, sowie zur Generierung von bis zu vier Harmoniestimmen. Und das ist tatsächlich äußerst praktisch: In der vierköpfigen Band muss nun nicht jeder zum Mikro greifen, sondern der Gesang kann denen überlassen werden, die es wirklich können. Diese neue Gerätegattung muss allerdings gut auf der Bühne bedienbar sein und über äußerst geringe Latenzzeiten verfügen – hat also ganz andere Anforderungen als Studiohard- oder sogar Software.
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AUSSTATTUNG UND BEDIENBARKEIT

Auch wenn das TC Voice Live für einen sehr speziellen Einsatzzweck konzipiert wurde, ist es trotzdem kein Nischenprodukt, sondern deckt das gesamte Spektrum an Vocal-Bearbeitungen ab. Auch für Musiker, die keine Tonhöhenkorrektur oder Chorstimmen-Generierung benötigen, kann der Bodentreter interessant sein. Eine komplette Effektkette behandelt das Mikrofonsignal mit allem, was man sich im Live-Betrieb wünschen kann. Das fängt beim hochwertigen Preamp des Voice Live an: Er verfügt über eine stabile 48V-Phantomspeisung, so dass auch hochwertige Bühnenmikrofone verwendet werden können, die nach dem Kondensator-Wandlerprinzip arbeiten.
Neben dem üblichen Pad (hier mit 20dB Absenkung) für Schreihälse kann zur Sicherheit ein Limiter vor den A/D-Wandler gesetzt werden, der eine Übersteuerung und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten verhindern kann. Die nachfolgende digitale Bearbeitung geschieht mittels Hochpassfilter (würde auch auf analoger Ebene durchaus Sinn machen), dreibandigem Equalizer (Hi-/Lo-Shelf, parametrische Mitten), Thickener und einer Dynamiksektion, die mit Kompressor und Gate aufwarten kann. Wünschenswert wäre natürlich ein flexibleres Routing gewesen – auch ein De-Esser, Expander oder weitere Gate-Parameter wie Hysterese, Hold und dergleichen hätten sicher niemanden gestört.

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 Schön ist, dass TC dem Gerät noch ein vernünftiges Delay spendiert hat, welches in einfacher Form auch im Live-Betrieb gerne als Alternative zum Reverb mit seiner “verschmierenden” Fahne genutzt wird. Dennoch: Auf ein ordentliches Reverb sollte nicht verzichtet werden, und so kommt ein – zwar nicht bis in die kleinsten Kleinigkeiten editierbares – aber dennoch hochwertiges TC-Reverb zum Einsatz. Wer dänische Hallprozessoren wie das M3000 kennt, wird sich freuen und erstaunt darüber sein, wie gut die oft etwas “klinisch” wirkenden Algorithmen sich bei Live-Gesang behaupten.

Zu den “modernen” Ausstattungsmerkmalen zählt die Tonhöhenkorrektur, welche sich nach voreingestellten oder vom Nutzer einstellbaren Skalen richtet. Die für eine natürliche Performance notwendigen Parameter Attack, Window (Tonhöhenfenster, in dem die Korrektur angewendet wird), Portamento, Vibrato und Korrektur-Intensität lassen sich hier regeln. Das Bühnengerät ist in der Lage, insgesamt vier Chorstimmen hinzuzufügen. Dafür liefert TC Helicon  allerhand Einstellmöglichkeiten: Gender etwa legt für jede Stimme fest, ob sie weiblich oder männlich ist. Darüber hinaus lässt sich bestimmen, welche Stimme in welchem Intervall generiert, oder auf welche Skala sie gerastert wird. Selbst die chromatische Skala wird angeboten und – das wird einige Nutzer sehr freuen – reine Stimmungen! Vor allem in A-Capella-Gruppen wird diese Option ihre Freunde finden.
Auch per MIDI eingehende Note-Numbers (erstes Datenbyte eines Note-On-Befehls) können zur Tonhöhenbestimmung verwendet werden. Diese Option ist sehr interessant für Keyboarder, die per MIDI-In und MIDI-Thru den Ausgang ihres Instruments durch den kleinen Dänen durchschleifen können. Mit einem MIDI-Gitarrenpickup ließe sich auch die Tonhöhe der Gitarre für diesen Zweck gebrauchen. Da natürlich nicht jeder Song durchgehend die gleiche Tonart nutzen muss, lassen sich im Gerät so genannte Songs erstellen, deren einzelne Parts sich mitsamt den jeweiligen Einstellungen umschalten lassen.

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Die Rückseite des Voice Live lässt Freude aufkommen. Ein Signalsplitter gibt das Mikrofonsignal ohne Zeitverzögerung weiter, damit es anderweitig genutzt werden kann. Schön, dass das auch noch bei Stromausfall geschieht. Aber bei derartigen Splittern ist Vorsicht geboten: Ist die Phantompower sowohl am TC als auch am dahinter angeschlossenen Pult aktiviert, kann es sein, dass man sein Gesangs-Mikrofon wegen zu hoher Spannung über den Mikrofon-Jordan schickt. Alles andere ist ungefährlich: Symmetrische (!) Stereo-Ein- und Ausgänge, um Instrumente in den Genuss von Delay und Reverb zu bringen, fehlen genauso wenig wie ein elektrischer S/PDIF-I/O. Wer mag, kann ein zusätzliches Schwellerpedal anschließen, um damit Parameter zu steuern. Auch das gute, alte MIDI-Trio für allerlei Steuerungsfunktionen und Festlegung der Harmonien ist vorhanden. Man wundert sich jedoch ein wenig, dass es darüber hinaus keine Datenschnittstelle gibt. USB kostet heute kaum noch etwas, und für Editierungen, OS-Updates und Remotes ist es weitaus einfacher zu handhaben als MIDI. Bei einem System mit etwas höherer Leitungslänge wäre es denkbar, dass der Engineer vom FOH-Pult aus Korrektur-, Effekt- und Chorstimmen-Parameter regelt.

Das Gehäuse ist ein waschechtes “Live-Gehäuse”. Auf die furchtbaren Steckernetzteile verzichtet TC freundlicherweise: Das Voice Live wird über ein übliches Kaltgerätekabel mit Spannung versorgt. Die hinteren Anschlüsse sind mit Bügeln geschützt, das Gerät ist standfest und durch die hohe Materialstärke des Stahlblechgehäuses sehr schwer. Außerdem machen die acht Fußtaster nicht gerade einen schwächlichen Eindruck. Zur Ergonomie lässt sich natürlich auch einiges bemerken: Die zweireihigen Taster lassen sich sehr gut bedienen, da die obere Reihe ein wenig höher und stärker gewinkelt ist. Das LED-Display links lässt sich im Stehen sehr gut lesen, mit den Beschriftungen und dem LC-Display sieht das hingegen ganz anders aus, vor allem unter eher suboptimalen Lichtbedingungen, wie sie auf der Bühne nun mal meist vorherrschen. Sicher wird man mit einem vorbereiteten Set auf der Bühne stehen, aber sich beim Einrichten jedes mal auf den Boden knien zu müssen, um dort an Reglerchen durch das kleine Display navigieren zu müssen, ist nicht wirklich ideal. Das Voice Live ist nun mal kein Verzerrer mit drei Potis, sondern ein komplexes Gerät. Natürlich stellt sich die Frage, wie man es alternativ lösen könnte. Eine (optionale?) Fernbedienungseinheiten, die man an Mikroständer oder Keyboard fixieren kann kostet viel Geld, aber es sollte doch wenigstens die Möglichkeit geben, mit den acht Fußtastern zu editieren. Bei Gitarren-Preamps geht das ja schließlich auch, und eine Mehrfachbelegung konnte beim TC-Gerät ohnehin nicht verhindert werden.

Die Menü-Struktur ist erfreulich einfach, so dass man nicht in mehrere Ebenen hinunter klettern muss, um einen Parameter zu ändern. Die Taster Edit und Store sprechen für sich. Allerdings bedarf es ohne Handbuch doch einiger Sekunden, bis man herausgefunden hat, wo sich etwa die globalen Einstellungen verstecken. Im Endeffekt ist es dann aber doch einfacher als gedacht, und so muss ich zugeben, dass sie sich nicht verstecken: Vielmehr hat man über Edit  auch Zugriff auf die Utility-Funktionen. Dies wird mit einer kleinen LED angezeigt. Es kommt zwar eher selten vor (und ist auch etwas gewöhnungsbedürftig), dass Geräte- und Programmeinstellungen im selben Menü erledigt werden – erwies sich aber unterm Strich als durchaus praktisch!

Die Bedienung per Fuß im Bühnenbetrieb ist wirklich kinderleicht!
Die Bedienung per Fuß im Bühnenbetrieb ist wirklich kinderleicht!

Zu dem Gerät werden ein mehrsprachiges Handbuch und eine Tutorial-DVD geliefert. Die DVD ist von vernünftiger Qualität, allerdings sollte man bei derartigen Dreingaben auch keine aufwändigen Spielfilmproduktionen mit teuren Schauspielern, Regisseuren und Technikern verlangen. Auch ein auf neue Lehrmedien spezialisierter Pädagoge war bei der Erstellung des Videos wahrscheinlich nicht vor Ort. Trotzdem: Die DVD “funktioniert” und gibt den meisten Nutzern einen schnellen  Überblick über das Pedal und seine Funktionen. Das Handbuch ist ebenfalls gut formuliert und üppig bebildert, hat vielleicht auf den ersten Blick eine etwas ungewöhnliche Struktur, welche sich stark an der Gerätestruktur orientiert. Nach  einer kurzen Phase der Verwunderung findet man es aber sehr sinnvoll. Erstaunlich ist jedoch, dass TC in diesem Manual auf die übliche Formatierung der MIDI-Implementation-Chart pfeift. Diese Art Tabelle gibt im Normalfall  Auskunft über die MIDI-Fähigkeiten des jeweiligen Gerätes und ist in ihrer Form normiert. Dadurch ist es möglich, selbst bei einem unbekannten Gerät mit einem kurzen Blick festzustellen, welche MIDI-Nachrichten verschickt und welche verstanden werden. Warum der Hersteller meint, sich von dieser, seit einem Vierteljahrhundert erfolgreich genutzten Praxis absetzen zu müssen, ist mir mehr als schleierhaft. Vier Minus, Leute! Der MIDI-unbedarfte Nutzer hätte sich darüber hinaus über eine kurze Erklärung zu “CC#” und “MSB” gefreut sowie darüber, was er damit eigentlich anstellen kann. Dabei hat TC Helicon nichts zu verheimlichen: Das System lässt sich dadurch editieren, fernsteuern und automatisieren – wichtig bei Shows, die zu einem Mastersystem laufen! Auch die Art und Weise, wie die MIDI-Anbindung funktioniert, ist nicht immer zufrieden stellend.
Hier ein Beispiel: Die Songs lassen sich per Program Change umschalten, was in manchen Situationen durchaus praktisch sein kann. Allerdings möchte man doch vielleicht automatisiert oder ferngesteuert auch die Songparts umschalten. Und außerdem gibt es nicht umsonst einen Song Select-Befehl. Dieser bleibt hier ungenutzt. Sinnvoll wäre es, wie in vielen Geräten auswählen zu können, ob man Presets oder Songs per Program Change, Song Select, Bank Select oder sogar Control Change umschaltet.
Meine Erklärung für das Schlamassel: Bei TC scheint man davon auszugehen, dass das sowieso kaum jemand machen möchte, weil es im Zeitalter der Computer-internen Produktionen fast niemand mehr versteht. Sollte das so sein: Diese Ansicht teile ich nicht.

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KLANG UND TECHNISCHE WERTE

Alleine, was den Klang des reinen Mikrofon-Signals angeht, habe ich nicht schlecht gestaunt. Hier passt der stark überstrapazierte Begriff “Studioqualität” sehr gut. Wer ihn kennt: Der TC Electronic Gold Channel lässt grüßen. Das Signal wird fein aufgelöst und mit enormem Dynamikbereich übertragen. Dies spricht nicht nur für eine hochwertige Analogstufe, sondern auch für einen ordentlichen AD-Wandler.

Trittschallfilter und EQ arbeiten so, wie man es von ihnen verlangt und wie es im Live-Betrieb notwendig ist. Er arbeitet nicht unbedingt linearphasig, verfärbt das Signal aber auch nicht. Interessant ist, dass die Klangregelung im für Vocals üblichen Einsatzbereich besser klingt, als wenn mit hohem Q-Faktor und starken Cut-/Boost-Werten gearbeitet wird.

Der Kompressor ist nicht einfach nur ein Gratis-Bonbon, wie man es von manchen Digitalmischpulten kennt. Kein Wunder, kann man sich im Haus doch bei den Algorithmen des Schwesterunternehmens TC Electronic bedienen. Offensichtlich wurde dabei die richtige Wahl getroffen. Mit den wesentlichen Parametern lässt sich eine übliche Kompression einrichten. Man sollte den Kompressor natürlich gerade dann etwas moderater betreiben, wenn der Sound direkt auch für das Monitoring verwendet wird – durch einen zu großen Hub erhöht sich die Feedbackgefahr immens. Um die Spritzigkeit zu erhalten, wünscht man sich doch die Möglichkeit zur parallelen Kompression (“New-York-Compression”), die die originalen Transienten passieren lässt.

Der Thickener ist eine Detune-/Unisono-Einheit, die ein ähnliches Ergebnis liefert, wie die “Unisono”-Taste an manchen Synthesizern: Das Signal wird durch die Schwebungen dicker, aber eben auch ein wenig breiiger. Das Delay kann sinnvollerweise mit der Tap-Funktion eingestellt werden, was auch den ungesyncten Einsatz erlaubt. Wenn vorhanden, kann natürlich auch die MIDI-Clock zur Delayzeit-Bestimmung genutzt werden. Ein Hi-Damp ermöglicht es, Wiederholungen etwas weniger auffällig zu gestalten und in den Mix zu integrieren.

Was die Reverb-Einheit angeht, kann ich die Sprüche von TCs Marketingabteilung gerne unterschreiben: Sie ersetzt definitiv den Vocal-Reverbprozessor! Die Qualität ist in der Tat sehr gut und vielen Stand-Alone Geräten um Längen voraus! Hut ab! Die Early Reflections sind klar und deutlich, ohne zu spitz zu klingen, das Tail hat eine angenehme Dichte. Leider ist diese genauso wenig einstellbar wie das Verhältnis vom Early-Reflection-Cluster zur Nachhallfahne. Möchte man also weniger Färbung erzielen, ist man auf entsprechende Algorithmen (“Plate”) angewiesen oder muss die ITD-Gap, also den Zeitabstand von Direktsignal zur ersten Reflektion verändern – und editiert damit unweigerlich den Raumeindruck.

Audio Samples
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Originalfile “Harte” Tonhöhenkorrektur Pitch-Shifting Up Pitch-Shifting Down Automatische Chorstimmen Midi 1 Midi 2 Midi 3

Hinweis zu den Audiofiles: Mikrofon: Neumann TLM 103, Preamp: Apogee Ensemble, keine weitere Bearbeitung

Die Qualität der Tonhöhenkorrektur ist ein wesentliches Kriterium bei einem derartigen Gerät. Dem Nutzer sollte klar sein, dass es nicht sinnvoll ist, einen Knopf mit der Beschriftung “Begradigung An/Aus” zu liefern – und sonst nichts. Es muss immer individuell eingestellt werden, wann und wie die Tonhöhe korrigiert wird. Dafür liefert das Voice Live einige, aber nicht zu viele Parameter. Die perfekte Einstellung findet niemand auf Anhieb, aber nach kurzer Beschäftigung damit gelingen wirklich sehr natürliche Korrekturen. Es spricht nichts dagegen, diese auch im Studio-Betrieb zu verwenden. Für den Einsatz auf der Bühne ist die Qualität mehr als ausreichend! Sehr gut! Die Korrektur überzeugt, die Chorstimmen hingegen versetzen einen in helles Entzücken. Selbst nach einer “Geschlechtsumwandlung”, also der Generierung von weiblicher Chor-Stimme aus einer männlichen Lead-Stimme oder umgekehrt ist die Qualität noch wirklich exorbitant, und das auch dann, wenn es sich um große Intervalle zur Originalstimme handelt. Die Tonhöhenzuweisung funktioniert bei richtiger Einstellung fehlerfrei und vor allem sehr, sehr schnell. Es ist erstaunlich, wie einfach man einen dichten, gemischten Chor generieren kann. Mit stimmiger Panoramaverteilung, leicht unterschiedlichen Vibratos und gewissenhafter Raumgestaltung im Reverb-Processing ist der Choreindruck erstaunlich perfekt! Es ist heute schon denkbar, dem User weitere Parameter an die Hand zu geben, wie etwa Größe des Sängers, Resonanzbereiche, Obertöne, Artikulationsbesonderheiten, etc. Vielleicht erwartet uns das im Voice Live 2? Wo die Entwicklung wohl hinführt? Wenn die Natürlichkeit und die Eingriffsmöglichkeiten, wie etwa die Formantengenerierung (male/female) schon jetzt derart fortgeschritten sind, gibt es dann bald Louis Armstrong- und Ella Fitzgerald-Modelling-Plug-Ins?

Ein großes Plus des Systems ist die unglaubliche Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Die Latenzen der 44,1/48kHz-Bitstream-A/D- und D/A-Wandler liegen summa summarum bei etwa 1,5ms. Natürlich bedarf eine digitale Bearbeitung wie die Tonhöhenkorrektur immer einiger Zeit, doch liegt diese ungefähr in dem Zeitbereich, die Schall vom Bühnenmonitor zum Ohr braucht – das Gerät arbeitet also fast latenzfrei. Mit derartigen Verarbeitungszeiten kann kein Computersystem mithalten. Der Frequenzgang des Bodentreters weist Werte auf, die eher an ein Studio- als an ein Live-Gerät erinnern. Der Klirr etwa beträgt bei 1000 Hz weniger als 100dB, also unter 0,001%. Die Frequenzgänge weisen weder große Dellen oder Überhöhungen auf, noch sind sie in irgendeiner Weise zu stark eingegrenzt: Beim Line-Input beträgt der Toleranzschlauch zwischen 20Hz und 20kHz nur 0,01%, beim Mikrofoneingang genauso ab 200Hz. 40Hz werden mit -1,5dB Pegel übertragen, aber in solchen Tiefen gibt es auch keinerlei nutzbares Vocal-Signal mehr.

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FAZIT
Der TC Helicon Voice Live ist mehr als nur ein kleines Bühnenhelferlein, viel mehr beinhaltet es wirklich sehr viele Werkzeuge, um den Gesang auf der Bühne zu optimieren oder sogar aufzubauschen. Zwar sind die Standard-Vocal-Effekte und der Mic-Preamp von ordentlicher Qualität und die Fußbedienung durchaus praktisch, so dass man überlegen könnte, es auch ohne die hochqualitative Korrektur und Chorstimmen-Generierung zu benutzen, jedoch wäre der Däne dafür sicherlich etwas zu teuer. Soll hingegen von diesen Möglichkeiten Gebrauch gemacht werden – und dazu ist das Gerät schließlich da – ist es preislich in jedem Fall angemessen. Ein System, welches wirklich alle Wünsche erfüllt, ist das TC aber dennoch nicht. Es ist ein Gerät für den Musiker, nicht für den Techniker: Hochprofessionelle Live-Engineers wollen die Reihenfolge der Signalbearbeitung selbst bestimmen, benötigen weitere Hilfsmittel (De-Esser, Expander, Insertpunkte), die Kontrolle über weitere Parameter und verbesserte Möglichkeiten zur Editierung und Fernsteuerung. Für diese Klientel hat TC Helicon Rackprozessoren wie Voice Pro und Voice Works im Angebot. Für singende Gitarristen, Bassisten und Keyboarder ist der Voice Live jedoch mit Sicherheit eine sehr gute Wahl.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Ergonomie im Livebetrieb
  • Qualität der Vocal-Funktionen und Effekte
  • All-in-one-Design
  • Verarbeitungsqualität
  • geringe Latenzen
Contra
  • Ergonomie beim Editieren
  • außer MIDI keine Datenschnittstelle
  • Vocal-Processing kann sich nicht nach Instrumenten-Input richten
Artikelbild
TC Helicon Voice Live Test
Für 299,00€ bei
TCVL1_02
TECHNISCHE DATEN
  • vierstimmiger Harmonieprozessor
  • Echtzeit-Tonhöhenkorrektur
  • Effekte
  • symmetrische Anschlüsse
  • S/PDIF-Interface
  • MIDI-I/O
  • Mikrofonvorverstärker mit Phantomspeisung
  • Metallgehäuse
  • acht Fußschalter
  • Maße: 282 x 260 x 89 (BxTxH in mm)
  • Gewicht: 2,7 kg
  • Preis: € 712,81 (UVP)
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