Tascam US-16×08 Test

Das Tascam US-16×08 USB Audio-Interface im bonedo-Test: Mit dem US-16×08 bietet Tascam ein Audio-Interface mit stattlichen 16 analogen Eingangskanälen, 8 Ausgängen und einem DSP-Chip für Echtzeit-Effekte an.

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Dass eine solche Ausstattung für einen Straßenpreis von unter 300 € erhältlich ist, darf man fast schon als unerhört bezeichnen. Doch gibt es in diesem Bereich einen schmalen Grat zwischen „günstig“ und „billig“. In diesem Test werden wir herausfinden, in welche dieser Kategorien unser Testkandidat einzuordnen ist.
Gerade mit der US-Serie hat sich Tascam über die Jahre hinweg einen soliden Ruf als Hersteller von Audio-Interfaces erarbeitet, denn neben dem typischerweise recht kleinen Preis wurden in der Regel recht ordentliche Preamps und stabile Performance geboten. Wenn das US-16×08 diese Tradition weiter pflegt, dann handelt es sich hier um ein wirklich unverschämtes Schnäppchen!

Details

Rack oder Desktop? Geht beides!

Beim Tascam US-16×08 handelt es sich um ein Audio-Interface mit USB-2.0-Schnittstelle, die für das Streaming der insgesamt 24 Ein- und Ausgangskanäle bei einer maximalen Auflösung von bis zu 24Bit/96kHz völlig ausreicht. Das Gehäuse entspricht dem klassischen 19-Zoll-Format mit einer Höheneinheit und lässt sich dank zweier mitgelieferter Montagewinkel in ein Rack einbauen. Bei Lieferung sind an den Seiten allerdings zwei Kunststoff-Rahmen mit Füßen angebracht, und so macht das Interface auch im Desktop-Betrieb eine gute Figur. Weiterhin finden sich im Lieferumfang ein Netzadapter mit zusätzlichem Aufsatz für amerikanische Flachsteckdosen, ein USB-Kabel und eine gedruckte Bedienungsanleitung. Eine CD mit Treibern gibt es nicht, aber spätestens sobald das erste Update erscheint, wird man sich bei der Installation ohnehin die neusten Versionen aus dem Netz ziehen.

Neben Netzteil und USB-Kabel sind auch ein kleiner Inbus-Schlüssel und Schrauben zum Anbringen der Rack-Montagewinkel im Paket.
Neben Netzteil und USB-Kabel sind auch ein kleiner Inbus-Schlüssel und Schrauben zum Anbringen der Rack-Montagewinkel im Paket.

Phantomspeisung nur blockweise schaltbar

Das Gehäuse selbst ist komplett aus Metall gefertigt und wirkt äußerst solide. Vom günstigen Preis bemerkt man an dieser Stelle rein gar nichts, neben dem Studio-Alltag im stillen Kämmerchen sollte somit auch einem regelmäßigen mobilen Einsatz nichts im Wege stehen. Auf der Frontseite befinden sich acht XLR-Buchsen zum Anschluss von Mikrofonen, die über linksseitig positionierte Schalter in zwei Vierergruppen mit Phantomspeisung beschickt werden können. Es wäre zwar schön gewesen, wenn die Versorgungsspannung für jeden Kanal einzeln schaltbar wäre, da im Zusammenspiel mit dynamischen Mikrofonen aber zumindest keine Nachteile entstehen, ist dieser Punkt jedoch zu verschmerzen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Phantomspeisung ist für die Kanäle 1 bis 4 und 5 bis 8 schaltbar.

Zwei Inputs zum DI-Input umschaltbar

Rechts neben den XLR-Buchsen folgen zwei Line-Ins, die über je einen zugehörigen Schalter zu hochohmigen DI-Kanälen umfunktioniert werden können. Dass diese beiden im Gegensatz zu den restlichen Line-Ins noch auf der Vorderseite untergebracht wurden, ist natürlich sehr zu begrüßen, denn so ist zum Beispiel beim Einstöpseln von E-Gitarre oder E-Bass im Rack-Betrieb keine Akrobatik nötig. Der Front weiter folgend schließt der Block mit den Reglern für den Eingangspegel der entsprechenden Kanäle an, die jeweils mit zugehörigen Peak-LEDs versehen wurden, um vor Übersteuerungen zu warnen. Die Potis selbst könnten etwas besser laufen und vor allem etwas weniger eng aneinander sitzen, denn wenn man nicht gerade mit zarten Elfenhänden geboren wurde, fühlt sich die Bedienung wegen der Platzverhältnisse etwas frickelig an. Nach ein wenig Gewöhnung sollte dies aber kein Problem darstellen, und hier handelt es sich sicherlich um Kritik auf hohem Niveau. Den Abschluss auf der rechten Seite der Front machen zwei Regler für die Lautstärke der ersten beiden Ausgangskanäle und den Kopfhörer-Ausgang, für den es natürlich auch eine entsprechende Klinkenbuchse gibt.

Weitere Anschlüsse auf der Rückseite
Weitere Anschlüsse auf der Rückseite

Umschaltbar von -10 dBV auf +4 dBu

Die verbleibenden sechs Eingänge finden sich in Form von symmetrischen Line-Ins auf der Rückseite des Gehäuses und können je nach verwendeter Hardware paarweise an einen Nennpegel von -10 dBV oder +4 dBu angepasst werden. Die ebenfalls symmetrischen Ausgänge befinden sich direkt darunter, im Sinne der Verarbeitungsqualität ist an den Buchsen nichts auszusetzen. Die beiden MIDI-In/Out-Anschlüsse und der USB-Anschluss wirken im Falle unseres Testgeräts rein optisch zwar etwas schief, sitzen aber fest an ihrem Platz. 

Fotostrecke: 3 Bilder Vor allem die USB-Buchse sitzt etwas schräg, aber zumindest fest an ihrem Platz.

Seltenheit bei einem Interface: Power-Safe-Funktion!

Sehr interessant ist, dass es neben dem Anschluss für den Netzadapter auch einen Schalter für eine Power-Save-Funktion gibt. Dies wirkt zunächst etwas befremdlich, da man in der Regel schon am Rechner selbst alle Energiespar-Funktionen deaktiviert, um eine möglichst flüssige Performance zu erwirken. Hier gibt es aber keinen Grund zur Sorge, und das Interface schaltet sich, während es an einem Rechner hängt, nicht einfach von selbst ab. Auch wenn sie aktiviert ist, greift die Automatik nur dann, wenn das US-16×08 im Modus als Standalone-Preamp genutzt wird, was wiederum bedeutet, dass keine USB-Verbindung besteht und die Signale aus den ersten acht Eingängen direkt an die acht Ausgänge weitergeleitet werden. Gerade für diese Art der Anwendung wäre übrigens eine optische ADAT-Schnittstelle wirklich wünschenswert gewesen, denn auf diesem Weg würde sich eine Menge Kabelgewirr vermeiden lassen und die Anbindungsmöglichkeiten wären noch ein Stück flexibler. 

Praxis

Perfomance-Check

Starten wir den Praxis-Teil mit einer guten Nachricht! Das US-16×08 lief über den gesamten Test hinweg flüssig, auch bei umfangreicheren Mixes hielt das Interface den Anforderungen jederzeit stand. Probleme gab es auf dem Testrechner (Cubase Pro 8, Windows 7) ausschließlich beim häufigen Wechseln von Treibern innerhalb einer aktiven Session. Hier verhielt sich unser Testkandidat im Gegensatz zu anderen Interfaces manchmal so, als hätte er ein Schweigegelübde abgelegt – während ein solches Verhalten für einen Klosterbruder durchaus ehrbar sein mag, ist es für Audio-Interfaces natürlich eher unerwünscht. Hier wird möglicherweise ein zukünftiges Update helfen. Da das Wechseln von Treibern im allgemeinen Studio-Alltag aber ohnehin nicht all zu oft vorkommt, wird dieser Punkt wohl nur in den wenigsten Fällen zu einem wirklichen Problem.

Die Buffersize lässt sich regeln, und damit auch das Verhältnis aus Systemauslastung und Latenz. Wie man links sieht, wurde im Test Version 1.0 der Software verwendet.
Die Buffersize lässt sich regeln, und damit auch das Verhältnis aus Systemauslastung und Latenz. Wie man links sieht, wurde im Test Version 1.0 der Software verwendet.

Sound-Check

Um den Klang der Preamps zu testen, habe ich das Tascam US-16×08 vor die Aufgabe einer Schlagzeugaufnahme gestellt, bei der alle acht Vorstufen verwendet wurden. Bei den Einzelkanälen handelt es sich ganz klassisch um Kick-In, Snare-Top, Snare-Bottom, drei Toms und zwei Overheads. Zum Vergleich wurde das gleiche Material mit einer Auswahl von externen Preamps (hauptsächlich Neve- und API-Clones) durch Wandler von RME aufgenommen. Hier fiel auf, dass der Regelbereich des US-16×08 mit 56 dB etwas gering ausfällt. Eines der Mikros musste bei Linksanschlag des Gain-Reglers aufgenommen werden, um nicht zu übersteuern, und eine PAD-Schaltung zum Absenken eines zu heißen Signals wäre sicher noch hilfreich gewesen. Zusätzlich gab es einen Stereo-Room, der über externe Preamps an den Line-Ins des US-16×08 aufgenommen wurde. 

Eine PAD-Schaltung zum Absenken zu heißer Eingangs-Signale hätte dem US-16x08 gut getan.
Eine PAD-Schaltung zum Absenken zu heißer Eingangs-Signale hätte dem US-16×08 gut getan.

Unter dem Strich war zu erwarten, dass unser Testkandidat nicht ganz gegen die „erwachseneren“ und teils deutlich färbenden Preamps anstinken kann. Hier darf man das US-16×08 aber wirklich beglückwünschen, denn der Klang wirkt für die Preisklasse überraschend neutral, was für interne Vorstufen eines Audio-Interfaces bekanntlich eine durchaus wünschenswerte Eigenschaft ist. Trotzdem muss man aber einige Abstriche machen, und so fehlt es den Tracks, die über die Preamps unseres Testkandidaten liefen, ein wenig an Punch und an Body im Bereich von Mitten und Bass und generell ein wenig an Definition. Sehr gut zu hören ist das, wenn man seine Aufmerksamkeit auf die Snare richtet. In den gemischten Beispielen, bei denen die Spuren bei gleichen Einstellungen durch Gates, EQs und Kompressoren geschickt wurden, wird all das noch einmal ein ganzes Stück deutlicher. Auf Level-Matching der einzelnen Tracks habe ich peinlich genau geachtet.

Audio Samples
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Drums roh (Tascam US-16×08) Drums roh (Vergleich) Drums gemischt (Tascam US-16×08) Drums gemischt (Vergleich)

In Bezug auf die Qualität der Wandler darf man unserem Testgerät ein weiteres Lob aussprechen. Der tendenziell nüchterne Klang der Aufnahmen geht eindeutig auf das Konto der Vorverstärker, und im Vergleich zu den allgemein als hochwertig bekannten Wandlern von RME sind die Unterschiede bei den über Line-In aufgenommenen Raum-Kanälen angenehm gering, im gefühlten Bereich wirken die Chips von RME allerdings ein wenig offener. Zu bedenken ist allerdings auch, dass es sich hier um zwei unterschiedliche Takes handelt und gewisse klangliche Abweichungen von daher vorprogrammiert sind.

Audio Samples
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Drum-Room Wandler-Check (Tascam US-16×08) Drum-Room Wandler-Check (RME)

Der interne DSP

Ein Audio-Interface mit einem DSP-Chip auszustatten, der die Echtzeitberechnung grundlegender Effekte erlaubt, liegt voll im Trend und wird beispielsweise von den aktuellen Geräten aus dem Hause RME oder Universal Audio vorgemacht. Die Effekte im US-16×08 lassen sich allerdings nur als kleine Zugabe von Seiten des Herstellers verstehen. Es handelt sich hier um jeweils einen EQ und Kompressor pro Spur, die über das Settings-Panel gesteuert werden und beide etwas zickig reagieren. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der Mixer im Settings-Panel mit aktiviertem EQ und Kompressor.

Vor allem, da die Effekte auch immer mit aufgenommen werden, wenn sie aktiv sind, besteht hier eine eindeutige Gefahr zur Verschlimmbesserung. Ein Reverb-Algorithmus, der nur für das Monitoring schaltbar ist, wäre hier wohl eine wesentlich praktischere Angelegenheit gewesen, denn auch wenn ein Hall nicht zum Besten zählt, das die Welt der digitalen Effekte zu bieten hat, so freut sich ein Sänger oder eine Sängerin bei der Aufnahme in der Regel doch sehr über ein wenig „Soße“. In den folgenden Beispielen sind Vocals zuerst trocken und dann in zwei unterschiedlich stark zugreifenden Varianten von EQ und Kompressor zu hören.

Audio Samples
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Vocals Flat Vocals Soft EQ & Compression Vocals Medium EQ & Compression

Fazit

Wer ein günstiges Audio-Interface mit acht Preamps und weiteren Line-Ins sucht, der ist mit dem Tascam US-16×08 bestens beraten. Es ist schon erstaunlich, wie hoch die Qualität der Aufnahmen ist, die sich zu einem so kleinen Preis umsetzen lässt. Die internen Preamps könnten von bösen Zungen zwar als ein wenig dünn bezeichnet werden, insgesamt steht der Klang unseres Testkandidaten aber in einer äußerst angenehmen Unverhältnismäßigkeit zu seinem Preis. Bedenken sollte man allerdings, dass die Latenzen bei 44,1 kHz die magische Marke von 10 Millisekunden nicht knacken, dass es keine PAD-Schaltung zum Absenken eines Eingangs-Signals gibt, und auch keine Digital-Schnittstellen vorhanden sind. Wer sich damit arrangieren kann, der bekommt einen echten Tiefpreisknaller, der dank stabiler Treiber verlässlich arbeitet.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • weitgehend neutrale Preamps
  • stabile Treiber und gute Performance
  • 16 Eingangskanäle
  • MIDI-In/Out vorhanden
  • hervorragendes Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Latenzen nicht ultra-gering
  • keine PAD-Schaltung zum Absenken des Eingangspegels
  • k­eine Digital-Schnittstelle
Artikelbild
Tascam US-16×08 Test
Für 339,00€ bei
Ein paar Abstriche muss man beim Tascam US-16x08 schon machen, aber das Audio-Interface ist auch unschlagbar günstig!
Ein paar Abstriche muss man beim Tascam US-16×08 schon machen, aber das Audio-Interface ist auch unschlagbar günstig!
Features und Spezifikationen
  • USB 2.0 Audio-Interface
  • Maße: 44,5 x 5,9 x 21,9 cm
  • Gewicht: 2,8 kg
  • 16 Eingänge (8x Mic-Preamp, 2x Instr./Line, 6x Line)
  • 8 Ausgänge
  • Aufnahme und Wiedergabe bei bis zu 24Bit/96 kHz
  • Maximales Gain der Preamps: 56 dB
  • Eingangsimpedanz Preamps/Line/Instr.: 2,4 kΩ/10 kΩ/1 MΩ oder mehr
  • MIDI In/Out
  • Stromversorgung über externes Netzteil (enthalten)
  • Preis: € 349,– (UVP)
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Profilbild von Ted

Ted sagt:

#1 - 14.08.2015 um 09:12 Uhr

0

Hi Alexander,die Gain-Potis an der Front sind mit 1 bis 10
beschriftet. Bedeutet das, dass man die Eingangslautstärke nur für die
verstärkten Kanäle direkt am Gerät einstellen kann und die hinteren
Line-Eingänge ausschließlich per Software regelbar sind?Danke und Gruß
Ted

    Profilbild von Alexander Aggi Berger (bonedo)

    Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:

    #1.1 - 16.08.2015 um 01:00 Uhr

    0

    Hi Ted,
    ja, das stimmt im Prinzip. Mit den Potis an der Frontseite regelst du die Verstärkung durch die Preamps. Da die Line-Ins nichts verstärken, gibts auch keinen entsprechenden Regler. Du kannst den Pegel durchaus über die Software anpassen, eventuelle Probleme mit Übersteuerungen wirst du dadurch aber kaum lösen können. In einem solchen Fall müsstest du einfach an der Quelle nachregeln.Liebe Grüße,
    Aggi

    +2
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