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Tascam MZ-123BT Test

Seit fast fünf Dekaden gehören Produkte des Herstellers Tascam in die engere Auswahl vieler Tonschaffender. Die klangqualitativ hochwertigen Maschinen der amerikanischen Company faszinieren schon seit 1971 Musiker, Tonmeister und Broadcaster gleichermaßen. Zum Firmenstart als Vertriebsunternehmen der TEAC gegründet, widmete man sich dort bald aber der anspruchsvollen Entwicklung von langlebigen Aufnahme- und Wiedergabegeräten in Form von Hi-Fi Kassetten-Decks bis hin zu den heiß begehrten Mehrspurbandmaschinen sowie der Fertigung budgetorientierter Mehrkanalkonsolen und kam so zu weltweiter Anerkennung und lang anhaltender Strahlkraft.

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Ein Jahr vor dem 50-jährigen Firmenjubiläum präsentiert Tascam Europe einmal mehr ein flexibles und platzsparendes 19-Zoll-Tool, den MZ-123BT, der sich die Mischung von drei Line-Signalen und zwei Mikrofonen auf drei Summenbussen zur Lebensaufgabe gemacht hat. Tascams Tüftler bringen die eben genannte Technik platzsparend auf einer Höheneinheit unter und haben mit dem Rackmixer die Gastronomie, die Hotelbranche sowie den Einzelhandel mit (für mein Dafürhalten) erfolgsversprechenden Aussichten im Visier.
Zwar erblickt man weniger Glanz in dem Gebotenen, vor allem, wenn man es mal mit dem Charme einer alten Dame, sprich einer Mehrspurbandmaschine der 70er-Jahre vergleicht, dafür erahnt man das nie aufhörende Bemühen, die ständig wachsenden Kundenanforderungen bei der Produktentwicklung stets mit einem Augenzwinkern zu berücksichtigen. Geschehen so auch in diesem Fall. Darf ich vorstellen?  Hier kommt MZ-123BT, 19-Zoll-Rackmixer und Multifunktionsgerät in Personalunion. Geliefert, um getestet zu werden…

Details

Tascams MZ-123BT kommt in einer recycelten Kartonage, ohne Glanz und Glamour, ohne Blister und Hochglanzdruck. So ist mir das recht. Nachdem ich „Sesam“ ohne Hysterie oder Blutvergießen geöffnet habe, treten die Ingredienzien in Form des 1-HE-Metallchassis, zwei Kaltgerätekabeln (eins für Europa, eins für Nordamerika), der Funkantenne, eines Schraubensatzes für den Rack-Einbau, eines Tütchens mit Euroblock-Steckern und Mini-Kabelbindern sowie einer ausgedruckten Bedienungsanleitung zu Tage. Direkt auffällig sind das sehr stabil wirkende Vollmetallchassis, das ganz ohne scharfe Kanten auskommt, sowie die extrem hohe Dichte an Bedienelementen auf Vorder- und Rückseite – viel mehr ging wohl nicht!

Fotostrecke: 5 Bilder Understatement ist trumpf!

Das Frontpanel

… ist optisch wie auch funktional, wenn auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, in fünf Sektionen aufgeteilt. Von links nach rechts: Mikrofone, Line-Ins, Ausgänge, Bluetooth und Kopfhörer.

Eine ganze Menge „Stuff“ auf einer Höheneinheit
Eine ganze Menge „Stuff“ auf einer Höheneinheit

Zur Linken beginnt der Mikrofonsektor den Reigen, links außen hat die Kombibuchse für Mikro 1 Platz gefunden. Mikrofon 2 kann nur über die Rückseite Aufnahme finden und ist auf den ersten Blick auch hinsichtlich der Ausstattung ein bisschen sparsamer bestückt worden, doch richten wir unseren Blick weiter auf Mikro 1, welches zusätzlich auch über das Backpanel per Euroblock aufgenommen werden kann.
Ob vorn oder hinten, entscheidet ein hier ansässiger dreistufiger Schiebeschalter, der beim frontseitigen Anschluss noch zwischen Mikrofonen mit hohem und niedrigem Ausgangspegel unterscheidet. Der Unterschied beträgt 24 dB Dämpfung, man kann jene Stufe also wie ein gewöhnliches Dämpfungspad verwenden. Darüber hinaus kann die Phantomspeisung hier (de)aktiviert werden. Es finden sich zwei Drehpotis, eines für die Regelung der Vorverstärkung und eines für die gewünschte Lautstärke auf den Mixbussen. Unterstützt wird man bei der Justierung des Preamps durch eine Signalanzeige und eine Peak-LED. Mikrofon 2 kann nur rückseitig ins Spiel gebracht werden, frontseitig finden wir die beiden LEDs sowie den Pegelsteller für die Ausgänge.
Die drei Stereo-Line-Kanäle verfügen alle über jeweils einen Drehregler für die Ausgänge sowie die beiden visuellen Hilfssheriffs für die Pegelkontrolle. Line 1 und 2 werden auf dem Backpanel angestöpselt,
Line 3 erweist sich mit einem zweistufigen Schalter und einer 3,5-mm-Stereoklinkenbuchse als Sonderling. Auch weil er auf dem Backpanel keine Funktionen auslagert. Der eben genannte Switch entscheidet über die Auswahl zwischen Miniklinkeneingang oder Bluetooth-Empfänger.
Allen fünf Eingangskanälen ist gemein, dass sie alle dedizierte Routing-Buttons für die drei Ausgänge zur Verfügung stellen, die bei Aktivität den Dienst rot quittieren. (Ja rot, nicht grün!). Mehrfachselektionen sind natürlich möglich, vielleicht sogar erwünscht.

Zur Linken: die mehrkanalige Eingangssektion
Zur Linken: die mehrkanalige Eingangssektion

Vorne „Hui“ und hinten aber auch…

Auf dem Backpanel nimmt der MZ-123BT bei der Funktionsdichte noch einmal Fahrt auf und wenn man eben hätte noch zu der Ansicht gelangen können, dass das Frontpanel in dieser Disziplin nur sehr schwer zu toppen ist, wird man nach der 180-Grad-Drehung des Metallboliden schnell eines Besseren belehrt.  

Fotostrecke: 2 Bilder Zur Rechten: Ausgänge, Funk und Monitoring

Logischerweise liegen die meisten der eben genannten Baugruppen nun in umgekehrter Reihenfolge vor. Demnach finden wir die Euroblock-Anschlüsse und die erweiterten Funktionen der Mikrofone nun auf der rechten Seite. Zu den Features zählen separate 48-V-Switches und Gain-Potis für die Preamps sowie zwei simple Dreiband-EQs ohne Parametrik. Rechts außen hat man ein Mäuseklavier mit sechs DIP-Switches untergebracht, welches für beide Mics je ein Gain-Pad von 24 dB, einen Trittschallfilter und die (De-)Aktivierung der Talkover-Funktion offeriert. Letztere wird über zwei Dreh-Controller hinsichtlich des Thresholds und der Regelzeit dem Programm angepasst.

Fotostrecke: 2 Bilder Auch die DIP-Switches sparen einen Haufen Platz ein.

Schweift der Blick weiter nach links, rücken Line 1 und 2 in den Fokus. Tascam stattet diese beiden Sektionen mit je einem Cinchbuchsen-Paar und einem Regler für die Eingangsverstärkung aus.
Etwas weiter gen Westen folgt dann die Ausgangssektion für die drei Mixbusse in Form von symmetrischen Euroblocks, pro Output 2 Stecker, einer für das linke und einer für das rechte Ausgangssignal. Drei Switches ermöglichen individuelle Monobildungen der Ausgangspaare, was bei einer Festinstallation einen Eurostecker pro Monosumme obsolet macht. Dedizierte unsymmetrische Ausgänge sucht man vergebens, wären aber auch unnötig, da der Euroblock ja auch ausgangsseitig nur unsymmetrisch verdrahtet werden könnte.
Die Kaltgerätebuchse und der benachbarte Netzschalter schließen das Backpanel zur Linken ab. Mit dem internen Schaltnetzteil kommt man in Nordamerika und in Europa auf seine Kosten, beide Netzfrequenzen werden unterstützt.

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Praxis

Inbetriebnahme

Mit dem MZ-123BT unter dem Arm sollte man, auch wenn es eilig ist, mit Bedacht vorgehen. Eine provisorische Verkabelung und ein Soundcheck aller Quellen sollten unbedingt vor der Festinstallation erfolgen. Ist das Teil erst einmal in einen tiefen Rack-Schrank eingebaut, mutiert das Verstellen des Mäuseklaviers und die Justierung der rückseitigen Vorverstärker und Equalizer aufgrund der Tatsache, dass die SIG- und PEAK-LEDs auf dem Frontpanel sitzen, zu einer fast schon unlösbaren Aufgabe, es sei denn, man kann sich ganzkörperlich bewundernswert verbiegen oder in Windeseile selbst klonen.
Auch habe ich mir beim Setup ein echtes Stereo-Meter gewünscht. Zwischen freundlich-grüner Signalanzeige und rotem Peak-Alarm gibt es eine Menge „dB“, ein Headroom, den man womöglich kaum nutzt.

Handling

Ist Tascams Rackmixer erst mal installiert und verdrahtet, treten seine Vorzüge schnell zutage. Die Flexibilität hinsichtlich der Wahl der Mikrofone, insbesondere bei Mikrofonanschluss 1 ermöglicht auch die Integration jedweder Billig-Handgurken mit festem Stereoklinkenkabel bis hin zu hochwertigen Kondensatormikrofonen.
Selbst außerordentliche Ausgangspegelschwächen meistert der MZ-123BT spielend leicht und die rückseitigen Dreiband-EQs rücken dem virtuellen Molton einer verhangen klingenden Handgurke effektiv auf den Pelz. Ebenso verhält es sich mit der Tiefenabstimmung des Nahbesprechungsbereichs bei einfachen dynamischen Mikrofonen.

Ist der Rackmixer erst mal installiert, ist die größte Hürde bereits genommen
Ist der Rackmixer erst mal installiert, ist die größte Hürde bereits genommen

Die unkomplizierte Monosummenbildung erweist sich bei kontinuierlichen Monobeschallungen und zudem bei der Verwendung der Talkback-Funktion als ein praktisches „Goodie“. Das Routing auf die Ausgänge geht schnell und unkompliziert vonstatten und ist genauso leicht wieder rückgängig zu machen. Die visuelle Kontrolle über die rot illuminierten Buttons ist praxisnah und verschafft einen schnellen Überblick über die Gesamtbelegung.
Das Monitoring via Kopfhörer per Routing-Button geht kinderleicht von der Hand und der Kopfhörerverstärker ist mit 2x 80 mW wohl dosiert und kräftig genug für deutlich lautere Umgebungen, wie zum Beispiel auf einem Messe-Sonntag, wenn auch für Bühnenmonitormixe auf Rockkonzerten doch eher ungeeignet.
Der MZ-123BT ist eher für Anwendung in der Gastronomie, der Hotelbranche oder auf kleineren Konferenzen konzipiert. Auch für den großen Einzelhandelsladen mit mehreren Stockwerken könnte der Tascam-sche „Tonarbeiter“ herhalten.
Nicht ganz so praxisnahe empfinde ich Line 3, den Kombikanal von Miniklinke und Funkempfänger. Jener Channel verfügt nicht über eine separat regelbare Vorverstärkung. Mein iPhone 5S verursacht an Line 1 einen Pegelunterschied im Vergleich zu Line 3 von nahezu 12 dB, die man mit dem Ausgangsregler nicht mehr nachregeln kann. Die Pegeldifferenz bei meinem Mobiltelefon zwischen Bluetooth und Miniklinke kann man dabei eher vernachlässigen. Sie beträgt nur 2,5 dB.
Bei der Umschaltung von Line-Betrieb auf Bluetooth-Empfänger ist ein derart leises Schaltgeräusch wahrnehmbar, dass man diesen Vorgang sogar on-air durchführen könnte. Der Grundklang des Signals ist nach der Übertragung immer noch gut und vom Original kaum zu unterscheiden. Hierfür folgt ein Audiobeispiel, bei dem ich zuerst die Ausgabe des Sounds über den DA-Wandler des iPhones 5S aufzeichne, die Wiedergabe stoppe, den Bluetooth-Empfänger einschalte und nach dem automatischen Pairing die Wiedergabe erneut starte. 

Audio Samples
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iPhone 5S erst Line Out, dann Funkübertragung

Das Pairing hat sowohl mit meinem MacBook Pro als auch mit meinem Mobiltelefon auf Anhieb funktioniert. Kennen sich Sender und Empfänger bereits, läuft alles wie von Geisterhand, sprich die beiden verbinden sich miteinander ohne mein Dazutun, was ausnahmslos zügig gelang, Bluetooth Version 4.2 sei Dank!

Fotostrecke: 2 Bilder Und so aktiviert man den BT-Empfänger

Bleibt mir noch, ein Wort über die Talkover-Funktion zu verlieren. Die Funktionalität ist für die eben genannten Anwendungen absolut gegeben. Die Feineinstellung ist allerdings nicht ganz so trivial, wie man annehmen möchte, schließlich hängt sie von einem Sprachsignal ab, das im Idealfall wenig Dynamikschwankungen aufweist, was aber zum Beispiel bei einem unbearbeiteten Signal, das von einem dynamischen Mikrofon mit Nahbesprechungseffekt stammt, nur dann eintritt, wenn der Benutzer geübt im Umgang mit Mikrofonen ist.
Attack und Release separat einstellen zu können, wäre zudem wünschenswert, wenn auch nicht zwingend erforderlich. Kurzum: Durchsagen über Hintergrundmusik: Ja! Moderieren einer Radioshow: Nein! Aber das maßt sich das kleine Tonwerkzeug schließlich auch nicht an.

Audio Samples
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Talkover Hintergrundmusik
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Fazit

Tascam bietet mit dem Rackmixer MZ-123BT einen gelungenen mehrkanaligen Multizonenmischer an, der simultan zwei Mikrofone und drei Line-Quellen in drei Stereosummen mixt. Der passende Zonen-Mix wird mit Hilfe von gütigen Preamps, einer Dreiband-Klangsteuerung, einfacher Monosummenbildung und einer Talkover-Funktion effektiv und adäquat erstellt. Die verwendeten Bauteile sind hochwertig und die gebotene Verarbeitung impliziert ein Versprechen von Betriebssicherheit und Langlebigkeit, das der MZ-123BT auch erst einmal einhalten wird müssen.
Der kompakte Mixer eignet sich für jedwede Art der Festinstallation und ist für den Einsatz in kommerziellen Umgebungen wie etwa in der Gastronomie, in Hotels oder jeder anderen Umgebung, die unabhängiges Routing, Hintergrundbeschallung und Ansagefunktionen erforderlich macht, bestens konzipiert. Auch der Preis passt. Ausprobieren lohnt sich auf jeden Fall!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Verarbeitung
  • großer Funktionsumfang
  • gütige Vorverstärker
  • übersteuerungsfeste Summenbusse
  • gutes Konzept
Contra
  • kein Gain-Regler für Line 3 (Aux)
  • kein aussagekräftiges Pegel-Meter
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Tascam MZ-123BT Test
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