Da die meisten Keyboarder mehr als nur einen Synth verwenden, stellt sich früher oder später die Frage nach dem richtigen Mischpult fürs Setup. Dabei sind viele Funktionen herkömmlicher Mixer für Keys uninteressant, während einem andere fehlen.
Zugegeben, 19″-Racks sind, zumindest bei Live-Keyboardern, etwas aus der Mode gekommen. Wenn man allerdings darüber nachdenkt, wie man ein Mischpult in sein Setup integrieren könnte, fällt einem sehr schnell auf, dass sich 19″-Mixer sehr viel leichter einbauen lassen als normale kleine Mischpulte, die man erst umständlich lose irgendwo platzieren oder im Rack mit Hilfe einer Klappe irgendwie zum Vorschein bringen muss. Weiterhin stellt man sich die natürlich die Frage: Welche Features müsste denn ein Mischpult bieten, das der perfekte Begleiter für meine Keyboardburg ist? Da Keyboards in aller Regel ein fertiges Signal anliefern, benötigt man weder einen EQ noch AUX-Wege für Effekte. Auch kann man z.B. auf Details wie viele XLR-Eingänge oder Phantom-Power verzichten. Andererseits ist es extrem praktisch, XLR-Ausgänge im Angebot zu haben, so dass keine DI-Boxen benötigt werden. Vor dem Hintergrund dieser Gedanken scheint der LM-8ST von Tascam für die Verwendung im Keyboard-Kontext wie gemacht zu sein.
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DETAILS
Der Tascam LM-8ST bietet acht Stereo-Kanäle, deren Arbeitspegel zwischen -10dBV und +4dBu umgeschaltet werden kann. Auf überflüssige Details im Kanalzug verzichtet der Mixer dabei ganz, also keinerlei EQ, Lowcut oder ähnliches. Dafür bietet jeder Kanal eine grüne LED als Indikator für Signal, eine rote für Übersteuerung und zwei Drehregler, mit denen die Lautstärke des Kanals für einen der beiden Stereo-Busse (ST1 und ST2) geregelt wird. Diese Busse wiederum können rückseitig an den XLR- oder Cinch-Ausgängen abgegriffen werden, womit man sich leicht auf jede Stagebox aufstecken oder in ein DJ-Setup integrieren kann. Der Clou: Für jeden Kanal ist umschaltbar, ob ST1 und ST2 abhängig oder unabhängig voneinander operieren. Im ersten Fall fungiert ST1 als Masterbus und ST2 kann z.B. (in Abhängigkeit von der ST1-Lautstärke) an ein Effektgerät o.ä. geschickt werden. Noch spannender aber ist die Konfiguration, in der beide Busse unabhängig sind. Damit lassen sich dann de facto zwei getrennte Mixe der Eingangssignale erstellen.
Kanal 1 verfügt zusätzlich zu den beiden Klinkeneingängen auf der Rückseite (für links und rechts) über einen XLR-Eingang, der sich auf der Frontseite befindet. Bei diesem kann man zwischen Line- und Mic-Pegel umschalten und außerdem mit einem Drehregler den Gain bestimmen. Auf diesem Wege lässt sich ein Mikrofon anschließen, das allerdings nicht mit einem EQ bearbeitet werden kann. Ich nutze diesen Eingang auf der Bühne für einen In-Ear-Weg, welcher dann zwar nur mono ist, sich aber sehr unkompliziert an die verschiedenen Pegel anpassen lässt, die einem Monitor-Leute so anliefern.
Neben dem Ein/Aus-Schalter, dem XLR-Eingang von Kanal 1 und den jeweils zwei Reglern für die Kanäle 1-8 gibt es auf der Frontseite des Mischers noch drei Bereiche. Für ST1 und ST2 werden jeweils eine Pegelanzeige, ein Volumenregler sowie ein Umschalter für den Mono-Betrieb angeboten. Ganz rechts außen findet man die Kopfhöreranschlüsse. Sehr schönes Detail: Der LM-8ST bietet für den Kopfhörer sowohl große als auch kleine Klinke, so dass Adapter überflüssig werden. Neben einem Lautstärkeregler befindet sich in der Kopfhörersektion zu guter Letzt auch ein Wahlschalter, mit dem man bestimmt, ob der Kopfhörer ST1 oder ST2 abhören soll.
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PRAXIS
Mit einer HE ist der Tascam LM-8ST wirklich sehr kompakt. Alle Drehregler, Schalter und Ein- und Ausgangsbuchsen sind von sehr guter Qualität, so dass das Gerät sofort einen hochwertigen Eindruck macht. Die Rückseite bietet eine Vielzahl von Anschlüssen, es lässt sich damit aber aufgrund des guten Layouts sehr gut arbeiten. Eine besondere Freude sind, wie erwähnt, die jeweils zwei XLR-Ausgänge der Stereobusse ST1 und ST2. Sie machen die Verwendung von DI-Boxen in der Regel überflüssig, so dass man auf der Bühne direkt startklar ist. Auch ein Ground-Lift ist im Angebot.
Wegen der flexiblen Verschaltungsmöglichkeiten lässt sich bei Bedarf nicht nur ein summiertes Signal liefern, sondern der Einsatz von zwei getrennten Stereo-DI-Boxen simulieren, indem man Synth 1 nur auf ST1 aufdreht und Synth 2 nur auf ST2. Sind die Busse auf unabhängig geschaltet, liegen an den XLR-Buchsen entsprechend ganz getrennte Signale an. Sehr praktisch. Stereobus 2 bietet darüber hinaus auch einen symmetrischen Line-Ausgang mit zwei 6,3mm-Klinken, was für viele Verwendungszwecke einen zusätzlichen Nutzen bringt. Nicht unerwähnt bleiben soll bei den Ein- und Ausgängen schließlich ein in zwei 6,3mm-Klinken ausgeführter Masterbus-In, den man per Schalter auf ST1, ST2 oder beide routen kann. Der Frontseite bekommt die kompakte Bauweise nicht ganz so gut wie der Rückseite. Die beiden Drehregler pro Kanal lassen sich zwar noch ganz gut bedienen, liegen aber doch sehr nah beieinander. Da zudem die soliden Regler ein wenig Kraft erfordern, braucht es schon einige Geschicklichkeit. Das hätte man möglicherweise haptisch besser lösen können. Das Layout der Frontseite weist zudem eine kleine Unachtsamkeit auf: Die Beschriftung der Kanäle liegt unterhalb der Drehregler. Da man aber in aller Regel nicht frontal von vorne auf den Mischer schaut (und schon gar nicht von unten), sondern von schräg oben, sind die Zahlen leider häufig nicht zu sehen. Damit macht es einem das Gerät schwer, flott den richtigen Kanal zu finden. Hier hat Tascam wohl zu sehr vom Reißbrett her gedacht.
Schließlich noch eine Bemerkung zum Thema Kopfhörerausgang. Wie gesagt, die Ausführung der Kopfhörersektion mit zwei Buchsen ist vorbildlich. Auch die leichte Anwahl des abzuhörenden Signals macht sehr viel Sinn. Einziger Haken: Der Kopfhörerverstärker rauscht doch sehr stark. Ich nehme nicht an, dass dies ein Manko meines Gerätes ist, sondern ein generelles Problem. Hier sollte Tascam mal das Bauteil wechseln, denn die Abhörqualität ist ja bei einem Mixer, gerade wenn er wie bei mir für In-Ear-Zwecke genutzt wird, nicht ganz unentscheidend.
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FAZIT
Der Tascam LM-8ST ist so etwas wie der perfekte Begleiter des Keyboarders. Mit acht Stereo-Kanälen, seiner kompakten Ausführung, dem klugen Signalrouting und insgesamt vier XLR-Ausgängen erfüllt er die meisten Anforderungen, die ein Keyboard-Setup stellt. Lediglich das Layout des Frontpanels könnte für eine bessere Bedienbarkeit überarbeitet werden. Und der Kopfhörerverstärker dürfte rauschärmer klingen. Insgesamt aber ist der LM-8ST für viele Keyboarder ein sehr interessanter Mixer.
Schönes Teil, nur leider etwas teuer, wie ich finde. Ärgerlich ist vor allem der hohe Preisunterschied zwischen Amerika und Europa. Deswegen habe ich dann doch für das Behringer RX1602 entschieden, das zwar nur einen Mono-Auxweg (für einen mono Monitormix reicht's also) und kein Groundlift and den Ausgängen hat, aber auch weniger als ein Drittel kostet.
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Chris Arndt sagt:
#1 - 02.11.2011 um 15:02 Uhr
Schönes Teil, nur leider etwas teuer, wie ich finde. Ärgerlich ist vor allem der hohe Preisunterschied zwischen Amerika und Europa. Deswegen habe ich dann doch für das Behringer RX1602 entschieden, das zwar nur einen Mono-Auxweg (für einen mono Monitormix reicht's also) und kein Groundlift and den Ausgängen hat, aber auch weniger als ein Drittel kostet.
Benny sagt:
#2 - 17.10.2013 um 19:27 Uhr
Ich hätte mir gerne ein zwei Sätze zur grundsätzlichen Audioqualität des Mixers gewünscht, nicht nur zur Audioqualität des Kopfhörerausgangs.