SPL GoldMike Model 9844 Test

Der SPL GoldMike gilt als einer der besten Mikrofon-Preamps zum Preis und erfreut sich, obwohl längst eine Version 2 auf dem Markt ist, auch als Version 1 noch immer großer Beliebtheit.

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Was es mit dem Klassiker auf sich hat, und ob der Vorverstärker zur Studio-Legende taugen könnte? Im bonedo-Test wird das Schätzchen genauer unter das Stethoskop genommen.
Seit mittlerweile über 30 Jahren baut die deutsche Firma SPL hochwertige und technisch raffinierte Audiogeräte für Musik, Film, Multimedia, Hi-Fi und Rundfunk. Mit schlauen Technik-Ideen sorgte der niederrheinische Hersteller bei Geräten wie dem Vitalizer, dem Transient Designer 500er oder dem innovativen De-Esser 500er mit S-Laut-Reduzierung mittels Phasenauslöschung immer wieder für Begeisterung in der Audiobranche.
Anfang der 2000-er Jahre kam das erste Modell eines 2-kanaligen Mikrofonverstärkers names GoldMike auf den Markt. Bis heute ist das Interesse an dem 19-Zoll-Preamp so groß, dass auch nach mehr als 15 Jahren seit Erscheinen jährlich eine beachtliche Zahl produziert wird. Doch was macht den GoldMike so beliebt? Werfen wir einen Blick unter die Haube.

Details

SPLs Goldstück

Der SPL GoldMike I (vollständige Bezeichnung: “SPL GoldMike Model 9844”) ist ein 2-kanaliger, dual-powered Mikrofon-Vorverstärker der IC- und Röhrenschaltung in der Verstärkerkette kombiniert. Das goldfarbene Gehäuse belegt 2 Höheneinheiten im 19-Zoll-Rack und ist nicht nur dank seiner inneren Werte ein Goldstück, sondern auch optisch ein echter Hingucker.

Fotostrecke: 2 Bilder Im goldfarbenen 2HE 19″-Gehäuse steckt ein 2-Kanal-Röhrenpreamp in Class-A-Technik.

Gain-Regler verleiten

Den beiden Kanälen wurde frontseitig jeweils eine komplett eigenständige Bedienung spendiert. Auffällig sind besonders die drei mittigen Elemente. Die großen, schwarzen Gain-Regler mit ihrer Skalierung könnten glatt aus dem alten Filmklassiker Metropolis stammen und verführen zum daran Herumfummeln. Direkt darüber befinden sich zur Findung des optimalen Arbeitspegels zwei heimelig anmutende, warm beleuchtete VU-Meter. Und in der Mitte der Front sitzen die beiden Bauteile, die sich seit vielen Jahren wieder größerer Beliebtheit in den Signalketten vieler Produktionen erfreuen: die Röhren. Aus Sicherheitsgründen stecken die beiden “Sovtek-E 83 CC”-Röhren hinter Gitter und wecken beim Betrachter die Frage, ob man ein Glühen der Röhren ausmachen kann und ob dies dann tatsächlich für die Wärme im Klang verantwortlich sein mag. Wo man früher mit Erscheinen der ersten rauscharmen Halbleiter-Verstärkerschaltungen noch froh war, die stark rauschenden Röhrenverstärker endlich los gewesen zu sein, sucht man seit vielen Jahren wieder diesen legendären, warmen Sound von früher, um ihn in der cleanen, digitalen Welt einzuhauchen. Dass Röhrenwärme nicht nur Aberglaube ist, sondern deutlich hörbare Unterschiede liefert, wird später noch mit ein paar Beispielen hörbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Beide Kanäle sind identisch ausgestattet und verfügen neben dem großen Gainregler über Schalter für Phantomspeisung, Phasenumkehr, Pad, Low-Cut und Flair.

Doch zunächst weiter zur Technik: Die aufsehenerregende Dreifaltigkeit aus Gainregler, VU-Meter und Röhre wird mit vier Preamp-typischen Bedienelementen vervollständigt. Von links nach rechts gibt es pro Kanal einzeln schaltbar ganz links beginnend die Phantomspeisung. Danach folgen ein Phasenumkehrer, ein Pad-Schalter für die Vordämpfung, ein Low-Cut und als Besonderheit der einzigartige Flair-Schalter, den es nur bei SPL gibt. Dies ist eine SPL-eigene Entwicklung, die es so an keinen Preamps anderer Hersteller gibt. Hier haben die Entwickler mit Hilfe umfangreicher Hörvergleiche experimentell eine Klangoptimierungsfunktion entwickelt. Sie soll der Verbesserung der Präsenz und des Durchsetzungsvermögens von Stimmen und akustischen Instrumenten dienen. Dahinter steckt ein Röhren-Spulen-Kondensator-Netzwerk, das mit einem Bandpass rund um 6 Kilohertz beschreibbar ist. Der Höhenanteil, der durch diese Schaltung manipuliert wird, wird in der Röhre wieder dem Originalsignal zugemischt. Da auch die zeitliche Komponente etwas versetzt wird, kann man diesen Höhenanteil ein wenig deutlicher wahrnehmen und es entsteht der Eindruck eines Dynamik-toleranten Höhen-EQs.

Warm up

Beim roten Powerschalter fällt links daneben eine kleine LED auf, die mit “Warm up” beschriftet ist. Hier wird die Anoden-und Heizspannung der Röhre gemessen und schaltet bei Erreichen des Arbeitspunkts das Signal frei. Das Aufheizen dauert insgesamt acht Sekunden. So lange die Warm-up-LED rot aufleuchtet, ist kein Ausgangssignal verfügbar. Nach den acht Sekunden erlischt die LED und der Preamp ist bereit.
Die Geräterückseite ist weniger aufregend. Unterhalb des obligatorischen Stromanschlusses befindet sich ein Groundlift-Schalter. Hat man sich durch ungeschickte Verkabelung oder minderwertiges Material eine Brummschleife eingebrockt, kann man hierüber versuchen, den Teufelskreis zu durchbrechen indem die Masse der angeschlossenen Audiokabel getrennt wird. Außer den beiden XLR-Eingängen gibt es pro Kanal einen symmetrischen XLR-Ausgang und einen unsymmetrischen Klinken-Ausgang.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite zeigt sich überschaubar und hält nur die wichtigsten Anschlüsse bereit.

Stromversorgung und Verstärker erster Klasse

Mit viel Know-how und Liebe fürs Gerät wurde das Innenleben des SPL GoldMike konzipiert. Die beiden Mono-Vorverstärkerblöcke wurden mit einer zentralen Sternpunkt-Masseführung um die Stromversorgung aufgebaut. Die Vorteile dieses Aufbaus liegen laut Hersteller in einer extrem hohen Kanaltrennung beziehungsweise einem sehr geringen Übersprechen. Die Vorteile eines geringen Crosstalks zwischen den beiden Kanälen bestehen zum einen darin, dass man zwei komplett voneinander verschiedene Signale vorverstärken kann, ohne dass sich diese gegenseitig in die Quere kommen, und zum anderen, dass eine sehr hohe Räumlichkeit und Tiefe bei einer Stereomikrofonierung erzielbar ist.
Neben der Sternpunkt-Masseführung ist auch die einzigartige Kombination aus Halbleiter- und Röhrenverstärker maßgeblich für den guten Klang des GoldMike verantwortlich. Als erste Verstärkung setzte man seitens SPL auf die rauscharme Halbleiterverstärker und packte danach eine fixe 6dB-Röhrenverstärkung oben drauf. Unabhängig vom eingestellten Gain wird also bei jedweder Vorverstärkung die gleiche Röhrenverstärkung hinzuaddiert, sodass man bei egal welchen Lautstärken immer in den Genuss des gleichen Röhrensoundanteils kommt. Mit dem Gold-Mike-Vorverstärker sind übrigens beachtliche 72 Dezibel Gain möglich, also ein Wert, den man mit einer reinen Röhrenschaltung nicht erreichen könnte ohne sich das Rauschen der Niagara-Wasserfälle ins Boot zu holen.

Praxis

Klang des goldenen Preamps

Zum Test habe ich mit einem Neumann KM84 Sprache und Akustikgitarre aufgenommen und über den SPL GoldMike verstärkt. Das Mikrofon habe ich dazu mit einem Splitter aufgeteilt, um zwei identische Eingangssignale jeweils an den Eingang meiner Yamaha-Vorverstärker als auch in den GoldMike anschließen zu können.

Audio Samples
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Yamaha-Preamp: Sprache SPL GoldMike: Sprache normal SPL GoldMike: Sprache mit SPL-Flair

Die Sprachaufnahme klingt für mich mit dem Yamaha-Preamp grundsätzlich etwas dicker als mit dem GoldMike. Mit zugeschalteter SPL-Flair-Funktion wirkt sie direkt verständlicher und höhenreicher, aber ohne unangenehm zu zischeln oder die “s”-Laute störend zu verstärken. Die Stimme klingt für mich mit Hilfe der Flair-Schaltung genau so, wie ich sie haben möchte. Hier würde ich am Sound nichts mehr ändern wollen.
Nachfolgend habe ich ein Lick auf einer Akustikgitarre gespielt und auf dem GoldMike einmal normal und ein weiteres Mal mit eingeschaltetem Flair aufgenommen.

Audio Samples
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Yamaha-Preamp: Akustikgitarre SPL GoldMike: Akustikgitarre SPL GoldMike: Akustikgitarre mit SPL-Flair

Zwischen Yamaha und dem GoldMike kann ich bei ausgeschaltetem Flair keinen klanglichen Unterschied hören. Ich bilde mir ein, dass der GoldMike etwas runder klingt. Klar ist, dass die Gitarre mit eingeschaltetem Flair viel spitzer und klarer klingt. Soll die Gitarren alleine für sich stehen, also solo ohne Band, so würde ich die Flair-Funktion hier weglassen. In einem komplexen Mix mit mehreren Instrumenten und Gesang dürfte ein halbes Pfund Flair der Gitarre sicher zu mehr Durchsetzungskraft verhelfen, weshalb man sie im Mix wahrscheinlich dann auch nicht lauter gemacht werden müsste.

Mit dem SPL GoldMike bekommt man einen sehr guten Preamp, der sich hinter dem Sound teurerer Studio-Legenden nicht zu verstecken braucht.
Mit dem SPL GoldMike bekommt man einen sehr guten Preamp, der sich hinter dem Sound teurerer Studio-Legenden nicht zu verstecken braucht.

Der GoldMike lässt sich auch zum Veredeln oder Mastern einsetzen

Dass man nicht nur Mikrofonsignale, sondern bereits aufgenommene, und im Grunde bereits fertiges Audiomaterial durch Preamps schicken kann, ist kein Geheimnis. Der SPL GoldMike bietet sich in dreierlei Hinsicht dafür an. Erstens handelt es sich um ein zweikanaliges Gerät, sodass man Stereosignale simultan hindurch schicken kann. Zweitens besitzt der GoldMike eine hervorragende Kanaltrennung, was dem Klangergebnis äußerst dienlich ist, da selbst bei geringer Vermischung der Kanäle ansonsten das Stereobild und die Räumlichkeit leiden würden. Und drittens kann man nicht nur den Röhrensound abschöpfen, sondern seinem Material mit Hilfe des Flair-Buttons eventuell das noch fehlende Quäntchen an Luftigkeit hinzufügen.
Zum Test jenseits von Mikrofonen habe ich eine bereits existierende Drumaufnahme, eine Klavieraufnahme und das fertige Master eines Chillout-Stückes durch die goldenen Schaltungen geschickt.

Audio Samples
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Drums Original SPL GoldMike: Drums SPL GoldMike: Drums mit SPL-Flair

Das mit dem GoldMike bearbeitete Signal klingt ein wenig runder und dichter. Der Kick fehlt nun ein wenig die Härte im hohen Frequenzanteil der Attacks und das Schlagzeug klingt in meinen Ohren etwas wärmer. Bei aktivierter Flair-Funktion öffnet sich der Raum ein wenig da die Hi-Hat und ihr Raumanteil verstärkt werden. Auch die Ghost Notes der Snare sind nun deutlicher zu hören.

Audio Samples
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Chillout Original SPL GoldMike: Chillout SPL GoldMike: Chillout mit SPL-Flair

Die Synthesizer-Fläche und die Bassdrum gefallen mir mit der Gold-Mike-Bearbeitung besser als beim Original. Die zusätzlich aktivierte Flair-Schaltung im dritten Soundbeispiel reißt mir hier aber ein wenig zu sehr alle Höhen auf, wodurch der Mix sehr unruhig wird. Hier würde ich das Audiomaterial ohne Flair verwenden und ausschließlich den schöneren Röhrensound bevorzugen.

Audio Samples
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Piano Original SPL GoldMike: Piano SPL GoldMike: Piano mit SPL-Flair

Bei der vorliegenden Klavieraufnahme geht im GoldMike bei ausgeschaltetem Flair die Härte in den Höhen rund um 3 Kilohertz ein wenig zurück. Der Flügel klingt direkt wärmer und für mich etwas weicher und schöner. Mit zugeschaltetem Flair bekommt der Klang des Pianos noch eine Spur mehr Glanz die nicht unangenehm ist. Gut, das ist Geschmackssache.

Fazit

Der SPL GoldMike (Produktseite auf thomann.de) ist ein hervorragender und preiswerter Zweikanal-Mikrofon-Preamp und verdient seinen Namen zu Recht. Dass er bereits vor 15 Jahren erschienen ist und noch immer jedes Jahr nachproduziert wird, spricht für die Qualität und ungebrochene Beliebtheit des Vorverstärkers. Mit gewohnter SPL-Qualität und Schaltungs-Sorgfalt liefert der GoldMike nicht nur erstklassige Mikrofon-Verstärkung sondern eignet sich Dank der rauscharmen Kombination aus Halbleiter- und Röhrenschaltung auch noch zum nachträglichen Veredeln und zur Klangbearbeitung bereits bestehender Aufnahmen. Röhre und Flair-Funktion können hier je nach Bedarf Wärme oder luftige Höhen oder beides in Kombination in bereits bestehende Aufnahmen einbringen. Mit einem aktuellen Preis von knapp unter 500 Euro bekommt man hier einen sehr guten Preamp der sich hinter dem Sound bekannter, teurer Studio-Legenden nicht zu verstecken braucht. Die Flair-Funktion ist das Tüpfelchen auf dem “i”, mit deren Hilfe man Sprache oder Gesang bereits auf ein Soundniveau bringen kann, dass weitere klangliche Bearbeitungen ersparen kann.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hohes Gain bei gleichzeitig wenig Rauschen trotz Röhre
  • sehr gute Kanaltrennung
  • Flair-Funktion für luftige Höhen
  • sehr schönes Design inklusive VU-Meter und Sicht auf die Röhren
Contra
  • keins
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SPL GoldMike Model 9844 Test
Für 539,00€ bei
Mit gewohnter SPL-Qualität liefert der GoldMike eine erstklassige Mikrofon-Verstärkung und mit der Flair-Funktion kann man sich weitere klangliche Bearbeitungen ersparen.
Mit gewohnter SPL-Qualität liefert der GoldMike eine erstklassige Mikrofon-Verstärkung und mit der Flair-Funktion kann man sich weitere klangliche Bearbeitungen ersparen.
Technische Spezifikationen
  • Zwei-Kanal-Mikrofon-Preamp
  • Kombination aus Halbleiter- und Röhren-Verstärker
  • Frequenzübertragungsbereich: 10Hz – 100kHz (+/- 0,5dB)
  • Gleichtaktungsunterdrückung bei -20 dBu: 1kHz: -80 dBu / 10 kHz: -73 dBu
  • Klirrfaktor: bei 30 dB Verstärkung 0,175 % / bei 60 dB Verstärkung 0,2%
  • Signal-Rauschabstand: bei 72 dBu Verstärkung -62,4 dBu / bei 30 dBu: -85,6 dBu
  • Dynamikumfang: 111 dBu
  • E.I.N. (Equivalent Input Noise): 135,4 dBu
  • Eingänge: 2
XLR, Impedanz 1,8 kOhm / Übersteuerungsfestigkeit: +25,72 dBu
  • Ausgänge: 2
XLR symmetrisch und Klinke unsymmetrisch
  • Ausgangsimpedanz (XLR/Klinke):
  • Spannungswahlschalter 220V/50Hz oder 115V/60Hz
  • LEDs zur Anzeige der Funktionen 48V, Reverse, Pad, HiPass, Flair und Warm-up
  • 482x88x157mm (H x B x T) / 2 Höheneinheiten im 19-Zoll-Format
  • Gewicht: 3,05 kg
Preis: € 865,– (UVP) / € 489,– (Straßenpreis am 11.02.2018)
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    Auch nach 15 Jahren wird der GoldMike fleißig hergestellt und erfreut sich großer Beliebtheit.

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