Diesmal brauche ich eigentlich gar nicht erst zu versuchen, einen spannenden Einleittext zu schreiben, an dessen Ende die Frage steht, ob der aktuelle Testkandidat den Ansprüchen des kritischen Schreibers genügt. Ich kenne die Antwort – so glaube ich– jetzt schon. Denn egal ob man 60er „Big Beats“, 70er „Phonics“, 80er „Signatures“ oder was auch immer von Sonor in die Hände bekommt, alle verbindet -neben großer Eigenständigkeit und handwerklicher Perfektion – die gleiche sachlich strenge Grundcharakteristik, etwas amtliches eben (endlich kann man dieses Wort mal richtig anwenden). Dazu kommt immer ein großes Maß an Energie. „Powerbürokratisch“ würde ich diesen Sound mal in einem Wort bezeichnen. Aber keine Sorge, dieser Test wird natürlich genauso „objektiv“ wie alle anderen, denn die Aufgabe lautet diesmal wie so oft:
Mal sehen, ob sich das S-Classix mit seinen geschätzten Vorfahren messen kann…
Das Sonor S-Classix ist Sonors Mitteklasse und liegt preislich zwischen der Force- und der Delite-Serie. Es richtet sich laut Sonor an fortgeschrittene und professionelle Trommler. Neben hochwertigen Ausstattungsmerkmalen – wie die aus der Deilte-Serie stammende Kesselhardware samt Tomhaltesystem – ist die Spezialität des S-Classix eine Auswahl an Retro-Folienoberflächen, die den Fan des klassischen Looks locken soll.
Details
Die S-Classix-Serie bietet zum einen eine ausreichende Auswahl an Einzeltrommeln und ist zum anderen in fünf vorkonfigurierten Shell-Sets erhältlich. Die Kessel sind aus skandinavischem Birkenholz gefertigt, wobei wieder einmal Sonors „CLTF“ Verfahren zum kreuzweisen und spannungsfreien Verleimen der Holzlagen zum Einsatz kommt. Snare Drums, Tom Toms und Floor Toms sind neunlagig aufgebaut und jeweils 5 mm stark. Die Bass Drums bestehen aus zwölf Lagen Holz und sind 6 mm stark. Die Kesselhardware samt “T.A.R.”-Tomhaltesystem findet sich unter anderem auch in Sonors Delite-Serie wieder. Ebenfalls wie in der Delite Serie werden die Bassdrums standardmäßig ohne Rosette für die Tomhalterung ausgeliefert, diese ist aber optional auch zu haben. Ab Werk sind die S-Classix Toms auf beiden Seiten mit klaren Remo-Fellen in Ambassador-Stärke ausgestattet. Beim Bassdrum-Schlagfell handelt es sich um ein klares Remo Powerstroke und abhängig von der Wahl der Kesseloberfläche gibt’s ein schwarzes oder weißes Powerstroke Resofell dazu. Die Snare Drum wird mit einem weiß-rauen Remo Ambassador Schlagfell und einem Ambassador Snare Resofell ausgeliefert. Als kleiner Leckerbissen stehen für die S-Classix Trommeln neben vier Naturholzfinishes noch 6 Retro-Folienoberflächen zur Auswahl. Darunter finden sich Sonor Klassiker wie „Grey Slate“ oder Vintage-Dauerbrenner wie „White Pearl“.

Über die Sorgfalt, mit der die Kessel gefertigt wurden, kann man nur staunen.
Ein Tom-Tom zum Beispiel besteht aus neun Schichten Holz bei nur fünf Millimeter Wandstärke. Dabei sind die einzelnen Lagen verschieden stark – teilweise wirklich hauchdünn. Jede Holzschicht verläuft wie mit dem Zirkel gezogen perfekt rund und ohne Unebenheiten, Löcher oder gekittete Stellen. Die Fellauflagekanten kennt man schon von vielen anderen Sonor-Trommeln. Sie haben den üblichen 45°-Winkel und ihr feiner Grat verläuft auf den äußeren beiden Kessellagen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch sie tadellos sind. Sowohl die Kesselhardware als auch die Befestigungsschrauben im Kesselinneren sind zum Schutz der Oberflächen mit dünnem Kunststoff beziehungsweise Gummischeiben unterlegt. Alle Böckchen wurden mit der „Tune Safe“-Verstimmsicherung ausgestattet, die endlich einmal so schön arbeitet, dass sie einen weder beim Fellwechsel noch beim Stimmen „nach Gefühl“ behindert.
Das T.A.R.-Tomhaltesystem kommt wie viele moderne Tomaufhängungen ohne Bohrungen beziehungsweise starre Haltevorrichtungen in der schwingungsintensiven Kesselmitte aus. Es ist stattdessen mit speziellen „APS“-Gummi-Isolatoren an zwei der oberen Böckchen „angedockt“ und an einem weiteren Punkt in Höhe der unteren Böckchen flexibel befestigt.
Schön am T.A.R. ist, dass besagte Gummi-Isolatoren für einen recht straffen Halt sorgen, was lästiges „Einwackeln“, wie man es von anderen Haltesystemen kennt, verhindert. „APS“-Isolatoren finden sich übrigens auch an den Befestigungen der Bassdrum- und Standtom-Beine und der Bassdrum-Rosette.
Ein nettes Gimmick ist auch, dass die Bassdrumklauen nicht nur an der Innenseite mit Gummiunterlagen ausgestattet sind, um den Spannreifen zu schützen, sondern auch eine gummierte Vorderseite besitzen, die die Klauen selbst beim Fellwechsel beispielsweise schützt.
Bleibt vor dem Soundcheck nur noch zu sagen, dass die Folie vollflächig und sauber verklebt ist, der Farbton „White Oyster“ allerdings für meinen Geschmack etwas in den Augen schmerzt.
Bevor ich es vergesse: Mein Testset war ein „Stage 3 Shell Set“ in folgenden Größen:
22“ x 17,5“, 10“ x 8“, 12“ x 9“, 16“ x 16“ und 14“ x 5“
Praxis
Auf Eines kann man sich verlassen: Mal abgesehen von den Fernost-Einsteigersets klingen Sonor-Schlagzeuge immer nach Sonor. Dieses hier erinnert mich ganz besonders an mein treues „Force 3000“ Maserbirke-Set von 1994, was natürlich angesichts desselben Kesselmaterials und ähnlicher Trommelgrößen nicht allzu verwunderlich ist. Typisch Birke sei, so sagte man mir schon damals, dass die Trommeln ein wenig „gehauen“ werden wollen. Durch bloßes Antippen mit dem Finger wird man ihnen keinen schönen Ton entlocken. Aber dazu hat man ja zum Glück auch Trommelstöcke. „Haut“ man sie also ein wenig, produzieren sowohl Toms und Snare als auch die Bassdrum einen extrem straffen, satten und fokussierten Ton. Selten war es so einfach, einen direkt klingenden Schlagzeugmix hinzubekommen wie mit diesen Signalen.
Die Bassdrum bündelt ihre Energie sehr schön im mittleren Bassbereich, was ihr einen konturierten, druckvollen und ausgewogenen Klang gibt. Natürlich muss man dabei nicht auf einen angemessenen Tiefbassanteil verzichten. Das klare Powerstroke-Fell sorgt für einen modernen Kick, ein weiß-raues Fell mit etwas mehr „Papp“ würde der Bassdrum aber sicher ebenfalls gut stehen. Auch mit geschlossenem Frontfell und nur leichter Dämpfung klingt sie ausgewogen und durchsetzungsstark ohne zu dröhnen oder einen unangenehmen Rebound zu entwickeln.
Die Toms funktionieren für meinen Geschmack am besten in mittleren bis hohen Stimmungen. Sie klingen warm, rund und ebenfalls sehr straff und fokussiert. Ein halbes bis ganzes Moongel-Pad beseitigt eventuell störendes Fellsingen vollständig. Ausnahme ist das 16“ Floortom: Hier lässt die spitze Gratung das Fell ordentlich schwingen und singen. Eine rundere Fellauflage würde hier sicher für etwas mehr Vordämpfung sorgen. Wer jetzt aber keine Lust zum schmirgeln hat (kleiner Scherz!), der kann sich auch mit etwas mehr Moongel gut weiterhelfen. Die klaren Ambassador-Felle auf allen Toms klingen modern und knackig, trotzdem lohnt sich das Experimentieren mit anderen Fell- kombinationen auch hier sicher sehr.

Die Snare Drum gefällt mir wie auch die Toms am besten in mittleren bis hohen Stimmungen. Die „Ambassador“- Befellung ist zwar nichts “besonderes”, aber für die S-Classix gut passend.
Auch dieses Instrument klingt rund und warm, hat einen schönen Bauch und ist sehr durchsetzungsstark, ohne unangenehm laut zu sein. Der 24-spiralige „Sound Wire“-Teppich liefert satten, aber sauberen Teppich-Sound. In tieferen Stimmungen produziert das Schlagfell die viel zitierte „Pappigkeit“, ohne dass die Snare dabei an Durchsetzungskraft verliert. Selbst ohne Bedämpfung haben die Obertöne ein schönes Maß. Übrigens hat man bei dem 14“ x 5“ Birkenmodell die Wahl zwischen geflanschten und Gussspannreifen.
Fazit
Ich finde das Sonor S-Classix überaus empfehlenswert. Verarbeitungs- und Klangqualität erfüllen mehr als Mittelklasseerwartungen, wobei der Preis zugegebenermaßen auch nicht ganz „mittelklassig“ ist. Die Birkenkessel des S-Classix klingen extrem präzise und durchsetzungsstark, was sowohl den Live-Einsatz als auch den Studioalltag sehr erleichtern kann. Mit der angebotenen Auswahl an Einzeltrommeln hat man ausreichend Möglichkeit, sich sein persönliches Set zusammenzustellen und die Palette der Finishes mitsamt der sechs Retro-Folien
runden das Paket auch optisch ab.
- hochwertige Verarbeitung
- hochwertige, professionelle Features
- sehr durchsetzungsstarker Sound
- leichte Stimmbarkeit
- recht hoher Preis


- neun Lagen Birkenholz (5mm) bei Snares, Toms und Floor-Toms
- zwölf Lagen Birkenholz (6 mm) bei Bassdrums
- Spannböckchen mit „Tune Safe“-Verstimmsicherung
- „T.A.R“ (Total Acoustic Resonance)-Tomhaltesystem
- „APS“-Gummiisolatoren and den Bassdrum- und Standtombeinen sowie der Bassdrum-Rosette.
- gummierte Bassdrumklauen zum Schutz der Spannreifen
- Snaredrums optional mit Die-Cast-Hoops erhältlich.
- Preis: € 2584,-
erhältliche Größen:
Bassdrums: 18“x16“, 20“x17,5“, 22“x17,5“, 24“x17,5“ (Alle optional auch mit
Rosette)
Floor Toms: 14“x14“, 16“x16“, 18“x16“
Tom Toms: 08“x07“, 10“x08“, 12“x09“, 13“x10“, 14“x11“, 16“x13“
Snare Drums:
Birke: 12“x5“, 13“x5“, 14“x5“ (Das 14“x 5“ Modell ist wahlweise mit
geflanschten – oder Guss-Spannreifen erhältlich)
Messing: 14“x5“ (mit Guss-Spannreifen)
Stahl: 14“x5“ (mit Guss-Spannreifen)
Ausserdem sind fünf vorkonfigurierte Sets erhältlich:
Studio 1 20“x17,5“ Bass Drum, 10“x8“, 12“x9“ Tom Toms, 14“x14“ Floor Tom
14“x5“ Snare Drum + Doppeltomhalter
Stage 1 22“x17,5“ Bass Drum, 12“x9“, 13“x10“ Tom Toms, 16“x16“ Floor Tom
14“x5“ Snare Drum + Doppeltomhalter
Stage 2 22“x17,5“ Bass Drum, 10“x8“, 12“x9“ Tom Toms, 14“x14“ Floor Tom
14“x5“ Snare Drum + Doppeltomhalter
Stage 3 22“x17,5“ Bass Drum, 10“x8“, 12“x9“ Tom Toms, 16“x16“ Floor Tom
14“x5“ Snare Drum + Doppeltomhalter
Rock 24“x17, 5“ Bass Drum, 12“x9“, Tom Tom, 14“x14“, 16“x16“ Floor Tom
14“x5“ Snare Drum + Einzeltomhalter
Finishes:
Folien Finishes: Blue Oyster, White Oyster, Grey Slate, Red Pearl, Black Pearl,
White Pearl
Holzoberflächen: Ebony, Walnut Roots, Rosewood, Grained Maple