Nun hat Sonor also gemeinsam mit Danny Carey eine Signature-Snare gebastelt. Mit dem Namen Danny Carey verbinde ich eine besondere Band namens Tool, einen herausragenden, eigenständigen Rockdrummer und einen großen Drumsound. Vor kurzem habe ich ungefähr eine Stunde mit dem letzten Tool Studioalbum ”10000 Days” verbracht, ohne auch nur einen Song der Platte bewusst zu hören, was dem in dreidimensionaler Optik gestalteten Cover, dem Booklet und der ins Cover integrierten 3D-Brille zu verdanken war.
Diese legendäre Prog-Metal-Band aus Los Angeles bekam 2007 dafür auch den wohlverdienten Grammy für die beste Verpackung einer CD. Die 3D-Brille benötigt man, um einzelne Bilder im Booklet anschauen zu können. Tool haben auf dieser Platte optisch und vor allem musikalisch einiges zu bieten. Das kann ich über die neue Signature-Snare ihres Drummers Danny Carey, der seit 1992 Endorser bei Sonor ist, ebenfalls sagen. Careys aktuelles Drumset von Sonor ist ein Designer/SQ2-Maple-Set mit extrem dicken Kesseln. Da könnte seine neue Signature-Snare genau die richtige Ergänzung sein.
Die Lasergravuren auf der Außenseite der Trommel habe ich erstmal mit der 3D-Brille auf meiner Nase betrachtet, doch leider ohne den erwünschten Effekt… aber auch ohne 3D-Optik ist die Snare ein Eyecatcher. Dies lässt hoffen, dass der Klang dem Ohr so gut tut wie die Optik dem Auge.
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DETAILS Für den in Taiwan hergestellten und in China weiterverarbeiteten Kessel mit den Maßen 14” x 8” wurde ein etwa 1 mm starkes Bronzeblech verwendet. Die Schweißnaht verläuft parallel zur Kesselsäule und ist fein gearbeitet. Manch Autoliebhaber baut gerne sein Auto komplett auseinander, um es dann genüsslich in stundenlanger Arbeit wieder zusammenzusetzen. Ganz so viel Zeit habe ich nicht gebraucht, um die Snare in ihre Einzelteile zu zerlegen und diese dann genauer zu inspizieren. Solch einen Bronzekessel hat man nicht jeden Tag in der Hand: Die Naht ist fein geschweißt, die Gratungen sind sorgfältig verarbeitet und die 2,7 mm tiefen Snarbeds sauber platziert. Neben dem Kessel liegen jetzt pro Fellseite zehn verchromte Spannböckchen aus der Sonor Artist-Serie, ein 2,3 mm Power Hoop Spannreifen von der Schlagseite und ein 1,6 mm breiter Spannreifen, der auf der Unterseite montiert war. Hinzu kommen noch zwanzig Vierkantkopf-Stimmschrauben mit Kunststoff-Unterlegscheiben, der Snareteppich mit zwanzig Spiralen und zuletzt noch die einseitig einstellbare Snareabhebung.
Von der Hardware befreit, klopfe ich den Bronze-Kessel ab, um herauszufinden ob er spannungsfrei gearbeitet ist. Es erklingt ein gleichmäßig ausschwingender Ton, der für eine hohe Verarbeitungsqualität steht und beweist, dass der Kessel sorgfältig verschweißt worden ist.
Alle Einzelteile zeugen von hoher Qualität, nur der Teppich und die Snareabhebung passen nicht so recht ins Bild. Der mitgelieferte Teppich aus zwanzig Stahlspiralen ist zwar solide, klingt jedoch leider nicht brillant, sondern eher dumpf. Die Snareabhebung wirkt nicht besonders stabil und wackelt sogar ein bisschen, weshalb diese beiden Komponenten mit dem hohen Verarbeitungs- und Qualitätsniveau der restlichen Einzelteile nicht mithalten können. Die Werksbefellung ist akzeptabel, wünschenswert wären aber doch hochwertigere Felle aus dem Hause Remo. Warum wird bei solch einem gelungen Signaturmodell bei einzelnen Teilen gespart?
Die Austattung mit dem schlichten Snareteppich und den Remo Ambassador UT-Fellen hat laut Sonor mit der Preisstruktur zu tun. Beide Stahlspannreifen sind– wie auch die anderen Hardwarekomponenten– sauber verchromt, die Gewinde der Böckchen und der Stimmschrauben sind fein geschliffen. Die Kesselgratung im Inneren der Snare weist eine präzise 45° Abschrägung auf. Die Auflagkante im Bereich des Snarebeds, das relativ schmal und etwa 2,7 mm tief ist, fällt minimal breiter aus.
Auf der Außenseite des Kessels sorgen von Danny Carey ausgesuchte und zwischen den Spannböcken lasergravierte Symbole sowie die ebenfalls lasergravierte Signatur Careys am Schallloch für eine besondere Optik. Die Yantra-Symbole, welche sich auch in Dannys Signatur wiederfinden, sind rituelle Diagramme, die im Hinduismus und Tantrismus verbreitet sind, zur Meditation verwendet werden, beziehungsweise initiatorische Funktionen erfüllen. Das Wort “Yantra” kann von “yam”, was im Sanskrit (Altindisch) “(er)halten” oder “stützen” bedeutet, abgeleitet werden. Yantras werden meist auf Boden oder Papier gezeichnet und mit Mantren kombiniert. Das Mantra stellt einen Aspekt des Göttlichen in Form eines Lautes dar, das Yantra dagegen stets in Form einer geometrischen Figur. Alle Yantras werden wie auch in Careys Fall von ”Mauern” umschlossen, die hier durch zwei Kreise symbolisiert werden. Ein spezieller Kesselschutzlack schützt diese schöne Snare vor Korrosion und sonstigen Beschädigungen. Mit 5,4 kg fällt die Trommel natürlich recht schwer aus, was aber für eine Bronze-Snare mit diesen Maßen akzeptabel erscheint. Also, Leute: Beim Lupfen immer schön in die Knie gehen!
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PRAXIS Die Snare knallt rein, und zwar ganz gehörig! Egal in welcher Stimmlage, ob tief, mittig oder hoch gestimmt, dieses Signature-Modell hat eine enorme Power. Das Sustain ist klar und konstant, ohne jedoch glockig zu klingen. Der aufgrund des Kesselmaterials warme Grundklang ergänzt sich wunderbar mit den klaren Obertönen und dem crispen, sehr knackigen Attack der Snare. Jede Snaredrum klingt in einem bestimmten Frequenzbereich besonders gut. Bei diesem Modell fand ich heraus, dass die Snare mittig-tief gestimmt ihre wahre Größe entfaltet. Jede Trommel, ob Tom-Tom, Snare, Bass-Drum oder Conga, klingt aufgrund der Konstruktion, den Maßen und Materialien in einer bestimmten Stimmlage am besten. Was nicht bedeuten soll, dass das jeweilige Instrument nicht auch in anderen Stimmlagen gut klingen kann. Dies ist dann der Fall, wenn Kessel und Felle optimal in Schwung gebracht werden und der ”Grundton”, den jede Trommel besitzt, durch gezieltes Stimmen gefunden wird. Ihr solltet hierbei nicht zu schnell vorgehen, euren Ohren und eurem Instinkt vertrauen. Die positiven Stimmeigenschaften von Careys Trommel machen es euch in diesem Falle einfach. Doch auch in anderen Stimmlagen, ob offen oder gedämpft, kann die Snare durch gute, variable und voluminöse Sounds überzeugen.
Was mir besonders gut gefällt, ist der Rimshot-Sound. Selten empfand ich es einfacher, einen guten und sauberen Rimshot auf einer Snare zu spielen, was vor allem mit der Kombination von Power-Hoops auf der Schlagseite und dem Bronzekessel zusammenhängt. Der Sound setzt sich durch den extrem knackigen Attack mit Sicherheit in jeder auch noch so harten Prog-Rock-Death-Metal-Industrial-Grunge-Band durch.
Die Obertöne lassen sich durch gezieltes Dämpfen hervorragend kontrollieren, daher kann man dem bauchigen Grundklang der Snare immer eine beliebige Dosis Obertöne hinzufügen. Dies geht recht leicht von der Hand, da unser Testkandidat sehr sensibel auf den Einsatz eines Stimmschlüssels reagiert. Ich komme mir fast vor wie ein Koch, der nach der optimalen Gewürzmischung für seine Suppe sucht und eine Prise Salz und noch einen Hauch Estragon hinzufügt. Meine Gewürzmischung besteht aus feinsten Dämfungsmaterialien, gut dosierten Obertönen und der richtigen Portion Snareteppich-Ansprache. Tauscht man die nicht gerade hochwertigen Werksfelle aus und ersetzt den Teppich zum Beispiel durch einen Sonor ”Soundwire”, lassen sich durchaus klanglich noch bessere Ergebnisse erzielen. Mit einem hochwertigeren Teppich optimiert man die Snare, denn gerade leise angespielt habe ich zu Beginn des Tests feine Nuancen in Bezug auf die Teppichansprache vermisst. Die Snare klang etwas dumpf, was sich aber durch den Einsatz eines hochwertigeren Teppich sofort änderte.
Überrascht– besser gesagt: begeistert! – war ich, als ich den ersten Sidestick gespielt habe. Präzise, klar und voluminös erklingt die Snare mit aufgelegtem Stick, was auch, wie schon beim Rimshot, mit der Materialkombination aus Stahlspannreifen und Bronzekessel zu tun hat. Besonders im musikalischen Genre der Schwermetaller werden Trommeln mit einem recht hohen Kraftaufwand bearbeitet. Doch muss das nicht bedeuten, dass die Drums dann auch gut klingen. Gezielt und ohne übermäßig großen Kraftaufwand angespielt, macht diese Snare Alarm und präsentiert sich als reinstes Powerhouse. Sie hat es verdient, immer mit viel Gefühl behandelt zu werden. Zugegebenermaßen macht es aber auch einfach Spass, die Snare ordentlich ranzunehmen. Als Stick habe ich übrigens einen Vater Hickory 5A-Los-Angelos verwendet. Manch einer behauptet, unterschiedliche Stickmodelle würden sich im Gegensatz zur Spielweise nicht besonders auf den Klang einer Trommel oder eines Beckens auswirken. Dem kann ich definitiv nicht zustimmen. Dies ist mir bei dieser Snare in besonderer Weise beim Spielen eines Sidesticks aufgefallen, da dieser extrem klar und artikuliert wiedergegeben wird. Vergleicht mal ein Hickory- mit einem Sugar-Maple-Modell. Sound ist eine sehr persönliche Angelegenheit, deswegen sollte jede Klangkomponente Beachtung finden. Danny Carey ist nicht nur wegen seines Spiels, sondern auch wegen seines eigenständigen Sounds berühmt geworden. Nach fünf bis zehn Sekunden eines Tool-Songs erkennt man die Band an ihrem Sound.
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FAZIT Wäre ich Danny Carey, wäre ich stolz auf meine Signature-Snare. Sie klingt eindeutig nach Tool und vor allem nach Carey. Ähnlich wie die Signature-Snare von Chad Smith, der zwar Endorser eines anderen Trommelherstellers ist, klingt diese wirklich nach ihrem Namensgeber und steht für einen eigenständigen und charaktervollen Sound. Der Preis geht in Ordnung und ich persönlich hätte absolut kein Problem damit, wenn die Snare aufgrund einer hochwertigeren Werksbefellung und eines hochwertigeren Teppichs ein wenig teurer ausfallen würde. Danny Careys Signaturmodell klingt so schon wirklich gut, wenn man aber von Firmenseite noch Spielraum hat und die Snare klanglich aufwerten kann, sollte das auch getan werden. Der Maestro und seine Snare hätten es verdient. Die im Jahre 2008 von Sonor und Danny Carey entwickelte Trommel wird es mit Sicherheit auf das nächste Tool-Album schaffen. Solltet ihr darüber nachdenken, euch eine neue Snare anzuschaffen und sucht einen fetten und druckvollen Rocksound, dann kann ich euch dieses sensible Kraftpaket wärmstens empfehlen.
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Fabian sagt:
#1 - 22.01.2018 um 19:00 Uhr
Gibt es die wohl noch irgendwo zu kaufen?
bonedo Chris sagt:
#1.1 - 23.01.2018 um 14:35 Uhr
Hi, ich würde die Ebay Kleinanzeigen regelmäßig beobachten. Schöne Grüße Chris
Antwort auf #1 von Fabian
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