Softube Console 1 Mk 2 Test

Es liest sich wie inszeniert. Vielleicht haben unsere Leser aber einfach nur hellseherische Fähigkeiten. Unter dem alten Testbericht zur Console 1 „mark 1“ finden sich jedenfalls zwei Kommentare: einer wünscht sich UAD-Unterstützung, der andere hat seine UAD verkauft, weil sie sich nicht so gut wie Console 1 integriert. 


Was soll ich sagen? Softube Console 1 kann jetzt auch UAD2! Wie gut das funktioniert und was es sonst für Veränderungen dank MK2-Version gibt, klären wir im Folgenden!

Details

Plug-in im Plug-in mit Hardware-Controller

Softube Console 1 ist ein kombiniertes System aus Hardware-Controller und Software-Plug-ins für mixtypische Aufgaben wie Drive, Transient-Shaping, Gateing, EQing und Compression. Der USB-Controller ist wie ein typischer Channelstrip aufgebaut und kommuniziert mit seinen vielen LED-Kranz-Encodern und Lämpchen bidirektional mit einem Host-Plug-in. Unterstützt werden die Formate VST2, VST3, AU und AAXnative, wodurch sich das System mit so gut wie jeder DAW nutzen lässt.

Klarer Aufbau, hochwertige Verarbeitung: Softube Console 1 mk2.

Insert me!

Das Prinzip ist so simpel wie genial: In jede Spur kommt ein kleines Hilfs-Plug-in, das den Arbeitspunkt von Console 1 in der Spur festlegt. Man kann also auch weiterhin und wie gewohnt andere Plug-ins davor oder danach nutzen. In der Reihenfolge, wie man die Plug-ins hinzufügt, tauchen sie dann am Controller auf. Das erste ist dann die 1, das zweite die 2, usw. Sollte man in jede Spur das Plug-in insertieren, funktioniert sogar Solo mit dem Controller.

Signal Flow

Alles neu macht Mk2 ?!

Was sich angeblich geändert hat, ist die Hardware. Es handelt sich dabei aber offensichtlich nur um minimale, kosmetische Änderungen hinsichtlich der Beschriftungen. Es gibt also keine neuen Regler oder sonstiges. Das ist gut, denn so profitieren auch Kunden älterer Versionen von neuen Features.
Aber was hat sich denn nun mit der Mk2 geändert? Ganz klar, der Preis! Die Mk2 ist für rund 500 Euro zu haben, was rund 300 Euro weniger sind als noch bei der Mk1. 
Mittlerweile sind auch weitere Konsolen-Emulationen erhältlich, das heißt klangästhetische Variationen des Plug-ins, die den Klang der großen Mischpult-Klassiker simulieren sollen. Standardmäßig ist nach wie vor Solid State Logics SL 4000 E enthalten.

Optionale Flavours, etwas schlecht kommuniziert

Die Console 1 Erweiterungen „SSL XL 9000 K“ und „Softube British Class A“ sind optional erhältlich. Erstere ist eine moderne, deutlich cleanere, musikalischere „caps-free“ Variante der beliebten SSL – und etwas weniger crunchy und aggressiv. Drive gibt es aber trotzdem dank VHD-Feature, bekannt aus der Duality und den 500er Preamps. Hinzukommt Peak und RMS-Mode im Kompressor, sowie etwas abgewandelte, weichere EQ-Kurven mit mehr Over- und Undershots.

Fotostrecke: 5 Bilder SSL SL4000 E

„Britisch Class A“ hingegen ist eine „weiche“ Neve 1073 und 2540 Emulation – allerdings darf Softube das aufgrund der fehlenden Namensrechte so nicht äußern, was sich aber auch positiv im Preis bemerkbar macht.
Der „Summit Audio Grand Channel“ hingegen bringt dicken amerikanischen Röhren-Sound in die Desktop-Konsole. Die Kommunikation ist hier allerdings etwas sonderbar, da der Summit nicht exklusiv für die Console 1 aufgelegt wurde, sondern auch weiterhin als normales Plug-in funktioniert und verkauft wird. Wie dem auch sei, mit diesen drei Erweiterungen sind die wichtigsten Flavours unter ein Dach gebracht – noch mehr Möglichkeiten würden irgendwann auch in Haarspalterei enden.

Praxis

u drive me crazy

Was zeichnet analoge Mixe gegenüber digitalen aus? Verzerrungen! Also harmonische und nicht-harmonische Obertöne. Das fügen auch alle Pult-Emulationen künstlich hinzu, egal ob sie nun Pro Tools Heat, Harrison Mix Bus oder gar Crane Song Hedd heißen. 
Auch Softube macht keine Ausnahme. Um euch einen groben Überblick über die Flavours zu verschaffen, fange ich einfach mal mit einem Moog Bass an, den ich jeweils über SSL4000, SSL9000, BritischA (Neve) und Summit habe laufen lassen – und das mit verschieden Drive Settings. Die Volumes habe ich händisch angepasst, denn hier gibt es teils größere Unterschiede, vor allem was das Eindämpfen der Transienten betrifft.
Mit unserem Audioplayer könnt ihr euch einen guten Eindruck verschaffen, am besten ladet ihr die Files aber hier unkomprimiert herunter und legt sie in eurer DAW parallel an, schaltet den Loop an und wechselt dann zwischen den Spuren (solo).

Audio Samples
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Moog – Dry Drive 4 – SSL4000 Drive 4 – SSL9000 Drive 4 – BritishA Drive 4 – Summit Drive 7 – SSL4000 Drive 7 – SSL9000 Drive 7 – BritishA Drive 7 – Summit Drive 10 – SSL4000 Drive 10 – SSL9000 Drive 10 – BritishA Drive 10 – Summit Drive 5 / Charakter -10 – SSL4000 Drive 5 / Charakter -10 – SSL9000 Drive 5 / Charakter -10 – BritishA Drive 5 / Charakter -10- Summit Drive 5 / Charakter -5 – SSL4000 Drive 5 / Charakter -5 – SSL9000 Drive 5 / Charakter -5 – BritishA Drive 5 / Charakter -5- Summit Drive 5 / Charakter +5 – SSL4000 Drive 5 / Charakter +5 – SSL9000 Drive 5 / Charakter +5 – BritishA Drive 5 / Charakter +5- Summit Drive 5 / Charakter +10 – SSL4000 Drive 5 / Charakter +10 – SSL9000 Drive 5 / Charakter +10 – BritishA Drive 5 / Charakter +10- Summit

Das klingt alles sehr lecker! SSL4000 und Summit gefallen hier mir durchweg am besten. Die Bässe klingen immer dick und rund. Besonders überrascht war ich aber wirklich von dem Summit. Naja eigentlich nicht, denn ich kenne den Klang auch von meinem DCL-200 Hardware-Compressor. Mir gefällt besonders, dass der Summit – vor allem bei extremen Einstellungen – noch immer seidig in den Höhen klingt, während die Transen bereits alle heftigst clippen.
Probieren wir nun den EQ aus. Hierbei habe ich versucht, das Riff mit allen vier Algorithmen bei ca. 200 Hz zu low-cutten und bei etwa 1,6 kHz um ca. 4 dB zu boosten. Auch hier lassen sich teils deutliche Unterschied heraushören. Der SSL4000 klingt cremig, der SSL9000 druckvoller, der Summit macht mehr „twang“ und der Neve liegt irgendwo zwischen Summit und SSL9000. Exakt gleiche Einstellungen zu treffen war prinzipbedingt aber ohnehin nicht möglich.

Audio Samples
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Riff – Dry Low-Cut & High-Boost – SSL4000 Low-Cut & High-Boost – SSL9000 Low-Cut & High-Boost – BritishA Low-Cut & High-Boost – Summit

Bitte beachtet, dass die obigen Beispiele plakativ und auf Einzelsignale bezogen sind. Dezent und auf allen Spuren eingesetzt, ist das nochmal etwas anderes. Besonders gut gefällt mir dabei die Möglichkeit, alle Plug-ins auf einmal zu bedienen (All-Mode), was besonders bei den Parametern Drive und Low-Cut – trotz subtilen Einsatzes auf den Einzelspuren – im Gesamten unglaublich viel bewirkt. Auch hierzu ein kleines Beispiel, alles nur mit Console 1.

Audio Samples
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Full Mix – Dry Full Mix – Softube Drums – Dry Drums – Softube Bass – Dry Bass – Softube Intro – Dry Intro – Softube Heavy 1 – Dry Heavy 1 – Softube Heavy 2 – Dry Heavy 2 – Softube

Bedienung

Die Bedienung ist wirklich selbsterklärend und recht intuitiv. Etwas umständlich ist meiner Meinung nach nur die Auswahl der verschiedenen Plug-ins/Engines gelöst, was man tendenziell ja auch öfters macht. Hier ist unnötiger Finger-Spagat gefragt. Um die Preset-Listen aufzurufen, muss man Shift+2/3/4 drücken. Shift ist dabei unten links platziert, die Zahlen jedoch oben, mittig positioniert. *stretch* Der Select-Regler ist wiederum ganz unten links. Man muss also einmal über das gesamte Gerät wandern! Darüber hinaus ist die Beschriftung am Gerät etwas zu klein geraten.

Fotostrecke: 4 Bilder SSL4000

UAD-Unterstützung – in besser

Die UAD-Plug-ins werden in der Console geladen – allerdings ohne ihre eigene GUI. Das finde ich als Freund moderner GUIs und Verächter von Vintage-GUIs sehr gut. Die Console 1 Mk 2 greift unter Umständen also nur auf Teile des Plug-ins zurück, da eben auch nur eine begrenzte Anzahl an Reglern da ist, um diese Funktionen zu repräsentieren. 
Fotostrecke: 3 Bilder Eine lange Liste …

So hat man bei dem API 560 im EQ-Mode beispielsweise keinen Zugriff auf den zusätzlichen Gain. Beim Massive Passive hingegen kann man nur in Stereo bearbeiten – unterschiedliche Settings für L und R sind also nicht drin.
Manche Sachverhalte sind über das Plug-in aber auch teilweise moderner und damit deutlich pragmatischer gelöst: So muss man beim Massive Passive beispielsweise nicht zwischen Cut und Boost umschalten, sondern braucht hier einfach nur den Gain nach links respektive nach rechts zu drehen, wobei die 12-Uhr-Position „null dB“ entspricht. Top! Schade nur, dass die graphische Interpretation des EQ-Übertragungsverlauf bei allen UAD-Plugins fehlt.

Fazit

Der Softube Console 1 Mk 2 ist nicht nur ein hervorragender Controller für die wichtigsten Klanganpassungen im Sinne eines konventionellen Mischpultes, nein, die Emulationen klingen auch noch verdammt gut. Gerade die Möglichkeiten einem Mix global Drive und Low-Cut hinzuzufügen, sollte man nicht unterschätzen! Die Einarbeitung und Nutzung des Gerätes wird auf lange Sicht einen enormen Produktivitätszuwachs mit sich bringen -versprochen. Die neue Preispolitik war ein richtiger Schritt. Wenn es jetzt noch ein All-In-Bundle für unter 1000 Euro geben würde, dann gäbe es auch volle Punktzahl! (Und das schreibe ich auch, weil Wünsche in unseren Test ja anscheinend prophetisch wirken.)
Pro
  • intuitive Hardware-Bedienung
  • hochwertige Verarbeitung
  • klangliche Varianz
  • top Konzept
Contra
  • noch kein Bundle erhältlich
Features
  • ergonomische Bedienoberfläche für intuitives Arbeiten
  • analoger Workflow mi hochwertigen Reglern und Tastern
  • Einbindung via VST, VST3, AU und AAX Format
  • inkl. Lizenz für Solid State Logic SL 4000 E Model Plug-in
  • parametrischer EQ, Kompressor, Gate, Transienten-Shaper, Hoch- und Tiefpassfilter, analoge Mischpultsättigung
  • kompatibel mit ausgewählten UAD-Plug-ins
  • Anschluss über Standard-USB-Kabel (im Lieferumfang enthalten)
Preise
  • Console1 mk2 Hardware inklusive SSL4000 : EUR 531,-
  • SSL 9000: EUR 278,-
  • British Class A: EUR 211,-
  • Summit Audio Grand Channel: EUR 278,-
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • intuitive Hardware-Bedienung
  • hochwertige Verarbeitung
  • klangliche Varianz
  • top Konzept
Contra
  • noch kein Bundle erhältlich
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Softube Console 1 Mk 2 Test
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Klarer Aufbau, hochwertige Verarbeitung: Softube Console 1 mk2.

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