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sE Electronics X1 Studio Bundle Test

Das sE Electronics X1 Studio Bundle bei bonedo im Test – Auf die Frage, was man als Einsteiger benötigt, um im kleinen mit DAW, Interface und Abhöre ausgestatteten Homestudio professionell klingende Aufnahmen bewerkstelligen zu können, hat sE eine Antwort in Form eines großen Kartons: Das SE Electronics X1 Studio Bundle. Was dort “gebundelt” ist? Nun, Kernstück ist sicher das Großmemran-Kondensatormikrofon X1, ferner sind eine Mikrofonspinne, ein Poppschutz, ein Mikrofonkabel sowie, schwer zu übersehen, ein Reflexion Filter Bestandteil des Pakets. 


Es fehlt also eigentlich nur noch ein Mikrofonständer zum Loslegen in Schlafzimmer, Hobbykeller oder Proberaum. Ich habe mir das komplette Paket vom deutschen Vertrieb kommen lassen, um seine Qualitäten einem Test zu unterziehen – und um zu schauen, ob der Begriff “Studio” im Bundle nicht zu hoch gegriffen ist.

Details

Versionen und Pakete

Da der Hauptbestandteil des X1 Studio Bundles das namensgebende Mikrofon ist, will ich mich zunächst ihm widmen. Doch so viel noch kurz: Es gibt das X1 einzeln, mit Poppschutz, elastischer Halterung und Kabel sowie als vorliegendes Bundle. Und neben dem X1 ist auch ein Röhrenmikrofon X1 T verfügbar, zudem eine D-Version (für Schlagzeugaufnahmen) und eine, bei der Preamp, A/D-Wandler und USB-Schnittstelle direkt mit an Bord sind.

Fotostrecke: 7 Bilder Das X1 ist das Kondensatormikrofon, um welches herum das Paket geschnu00fcrt ist.

Kapsel und Gehäuse

Das X1 ist mit fester Richtcharakteristik ausgestattet. Auf dem Gehäuse prangt auf der Einsprechseite das deutlich erkennbare Nierensymbol, somit ist das Mikro genau auf der Rückseite am wenigsten empfindlich. sE Electronics kauft nicht etwa fertige Kapseln bei einem OEM-Hersteller, sondern fertigt sie in einer eigenen Fabrik in China. Die des X1 folgt der klassischen Bauform mit mittenkontaktierter, goldbedampfter Mylarmembran. Dicke Drahtmaschen schützen die Kapsel mechanisch, dahinter liegt eine feinere Gaze, die Poppgeräusche zu verhindern wissen wird. Das Housing des X1 ist aus kräftigem Messing – allerdings im unteren Bereich leer: Die Elektronik befindet sich zwischen der Höhe der Schalter und dem Beginn des Korbs. 

Einstellmöglichkeiten und Daten

Mit “20 Hz – 20 kHz” wird der Frequenzgang angegeben, die erfahreneren Leser unter euch wissen, dass dies im Grund nicht sonderlich viel über ein Mikrofon oder gar seinen Klang aussagt. Der grafische Frequenzgang hingegen bescheinigt dem X1 eine Anhebung oberhalb der 10 kHz, wie es für viele Großmembranmikrofone üblich ist. Zu den Randfrequenzen hin gibt die Übertragung leicht nach, was für ein Mikro dieser Bauart absolut normal ist. Über das Hochpassfilter erfährt man keine genaueren Daten, doch wird es einpolig sein, dafür aber eine Grenzfrequenz über 100 Hz haben. Mit dem linken Schiebeschalter wird die Tiefensperre aktiviert, der rechte Zwilling schaltet das Pad ein, eine Vordämpfung um 10 Dezibel, mit welchem der Grenzschalldruck von 127 dB(SPL) heraufgesetzt werden kann. Das Rauschen des sE X1 ist mit 16 dB(A) vertretbar viel, die Dynamik ist somit für die Vocal-Anwendung ausreichend. Zum Betrieb muss das X1 mit der bekannten 48V Phantomspeisung versorgt werden. 

Poppschirm, Spinne, Kabel… alles zum Glücklichsein?

Das Paket beinhaltet natürlich nur die oben genannten Zusätze. Das Mikrofonkabel ist wie zu erwarten recht einfach und mit drei Metern nicht übertrieben lang – hat aber die korrekte Länge für die meisten Anwendungen, also etwa am heimischen Schreibtisch. Da braucht eigentlich niemand sechs Meter. Der Poppschutz ist aus Metall, die Spinne folgt gestalterisch und funktionell dem Neumann-Vorbild und ist ebenfalls aus Metall.

Fotostrecke: 5 Bilder Komplettpaket u0022in aufgebautu0022: X1 Bundle

Reflexion Filter

“Reflexion Filter X” ist das im Bundle mitgelieferte Modell. Diese Bezeichnung ist nicht unwichtig zu wissen, sind es doch insgesamt vier verschiedene Systeme, die sE Electronics im Angebot hat: den Reflexion Filter Pro (den ersten seiner Art!), den Project Studio Baby Reflexion Filter, den kleinen Instrument Reflexion Filter 2 sowie eben den Reflexion Filter X. Dessen Struktur besteht aus Plastik mit Lamellen, der konstruktive Aufwand scheint insgesamt deutlich geringer zu sein als bei dem teureren Pro (welcher das Unternehmen übrigens weit bekannt gemacht hat). Im Gegensatz zur großen Version wirkt der X-Filter recht einfach, auf der Innenseite ist geformter Schaumstoff zu finden. 

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Praxis

Das X1 ist mit 165 Euro (UVP) nicht einmal das preiswerteste Großmemran-Kondensatormikro des Herstellers, sondern wird vom sE Electronics Magneto (117 Euro) noch unterboten. In der Klasse unterhalb von 100 Euro finden sich sehr viele Mikrofone, darunter solche von Behringer, Superlux, t.bone, Samson, MXL, Audio-Technica, M-Audio und AKG. Es ist also nicht damit zu rechnen, beim X1 auf allen Gebieten mit Nachteilen rechnen zu müssen. So ist das Gehäuse wirklich stabil und schwer, aber halt! Die Schieberegler sitzen äußerst wackelig in ihren Führungen und sind derart leichtgängig, dass man sie fast mit ein wenig Pusten verstellen zu können glaubt. Zumindest aber sind sie anfällig für ungewollte Verstellung und – und das ist schlimmer – für irgendwann auftretende Defekte. Wenn das X1 nicht in vielen verschiedenen Settings benutzt wird, sondern beispielsweise immer mit dem gleichen Sänger, sollte ein bisschen Klebeband dem Spuk ausreichend vorbeugen. Das Mikrofon bekommt also eine dezente Minuspunkt-Backpfeife, die Regler sind aber die Ausnahme: Allen anderen Teilen des Bundles kann eine ordentliche Verarbeitung attestiert werden.

Die Schiebeschalter des X1 sind definitiv zu labberig.

Bei preiswerten Mikrofonen ist man natürlich gut beraten, keine allzugroßen Erwartungen zu stellen. Das X1 zeigt jedoch, dass es sich nicht mit Billig-Klang zufrieden gibt und leistet sich dementsprechend keine klanglichen Schnitzer. Das Signal ist frei von nervigen reibenden, resonierenden oder sonstwie störenden Anteilen – ein Umstand, der für so manches teurere Mikrofon nicht zutrifft. Sehr wahrscheinlich macht es sich bezahlt, dass man bei sE die Kapsel selber herstellt und dem X1 ein stabiles Metallgehäuse spendiert hat. Die Recordingwelt auf den Kopf stellen kann das X1 selbstverständlich auch nicht, und so lassen sich auch Makel finden: Generell fehlt dem X1 ein bisschen Präsenz für viele Vokalanwendungen, es klingt leicht verhalten, indirekt und dürfte daher etwas mehr Durchsetzungskraft haben. Das Bassfundament ist ausgeprägt, doch in den oberen Mitten schwimmt das Signal leicht: Hier würde ich mir für den Mix einer Hauptstimme eine knackigere, prägnantere Präsenz wünschen. Viel “Elan” liefert das Mikro nicht, und wer “Brauner-Crisp” sucht, ist hier definitiv falsch. Auch lässt es ein bisschen “Sparkle” vermissen – in den Höhen ist das X1 recht verhalten. 

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X1 10 cm X1 30 cm Mojave MA-201FET 30 cm

Besonders angenehm ist aber, dass die Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt recht verhalten ist. Generell wäre dagegen nichts einzuwenden, doch ist das X1 somit optimal für den wahrscheinlich typischen Einsatzzweck aufgestellt: Sehr wahrscheinlich wird der Großteil an X1-Bundles in Proberäumen oder gar Schlafzimmern aufgebaut werden, wo nicht gerade optimierte Akustik herrscht. Gemeinsam mit dem Reflexion Filter und dem Poppschutz betrieben, ist davon auszugehen, dass viele User eher geringe Besprechungsabstände wählen werden. So manches andere Mikrofon der geringen Preisklasse straft dieses Vorgehen mit unkontrolliert waberndem Bass im Vocal-Signal ab, das X1 hingegen bleibt selbst dann noch recht ausgewogen.
Die Spinne funktioniert ordentlich und macht einen optisch besseren Eindruck als so manche erhältliche Plastiklösung. Ich persönlich habe eigenltich immer bessere Erfahrungen mit “normalem” Poppschutz mit Stoffbespannung gemacht, doch dennoch funktioniert das Metallobjekt von sE ausreichend gut.

Audio Samples
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sE-Poppschutz (Metall) Ku0026M-Poppschutz (Stoff) mit Reflexion Filter ohne Reflexion Filter

Es gibt ein Video, in welchem James Ishmaev-Young von sE erklärt, was den ursprünglichen Reflexion Filter von seinen Nachahmern unterscheidet, was ihn etwas teurer macht – und weshalb der sE funktioniert und alle anderen nicht. Das klingt plausibel (und ist nach meiner Erfahrung durchaus auch klanglich zumindest in Ansätzen zu bemerken), doch muss man natürlich die Frage stellen dürfen, weshalb nun der Reflexion Filter X aus gleichem Hause ebenfalls eine derart preiswerte, einfache Bauart hat. Trotzdem: Wer die Gefahren eines derartigen Systems kennt und hört, der kann auch mit dem X umgehen. Allerdings gelingt das meist nicht auf Anhieb – ich kann Neulingen an dieser Stelle nur raten, sich etwas intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Das gelingt besonders gut, wenn man selbst die “Mit”- und “Ohne”-Files miteinander vergleicht. 

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Fazit

Natürlich: Das sE Electronics X1 Studio Bundle kann einem teuren Kondensatormikrofon eines Markenherstellers und einer Studioumgebung den Rang bestimmt nicht ablaufen. Insofern ist der Begriff “Studio” vor dem Bundle so hochtrabend, wie man das von Marketingabteilungen nun mal gewohnt ist. Auf der anderen Seite ersteht man für ungefähr 200 Euro auch keinen Schund, sondern im Wesentlichen ein Kondensatormikrofon, mit dem sich wirklich vernünftige Aufnahmen erstellen lassen. Für Einsteiger ist das X1 allemal geeignet, lediglich die wirklich labberigen Schiebeschalter sind ein Ärgernis. Aber geringe Preise sind nun mal keine Zauberei, irgendwo muss eben gespart werden. Ob man nun die Bestandteile des Studio Bundles wirklich benötigt oder nicht, muss man selbst entscheiden. Gut ist, dass es alle Teile auch einzeln zu erwerben gibt.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • preiswertes Komplettpaket
  • Mikrofon klingt ordentlich, vor allem im Nahbereich
Contra
  • sehr schlechte Schieberegler des X1
Artikelbild
sE Electronics X1 Studio Bundle Test
Für 239,00€ bei
Das X1 ist das Kondensatormikrofon, um welches herum das Paket geschnürt ist.
Spezifikationen
  • Membrangröße: groß
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Richtcharakteristik:Niere
  • Betriebsspannung: 48 Volt
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 25,1 mV/Pa
  • Eigenrauschen: 16 dB(A)
  • maximaler Schalldruckpegel: 127 dB(SPL)
  • Ausgang: XLR
  • Bestandteile des Bundles neben dem Mikrofon: Poppschutz, Reflexion Filter, Mikrofonkabel
  • Preis: € 278,46 (UVP)
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Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 23.05.2017 um 11:51 Uhr

0

Hallo Nick,letzte Frage für heute...wie groß ist der klangliche Unterschied vom X1 zum neuen X1S? Wie würdest du den beschreiben?Danke dirLG
Chris

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 24.05.2017 um 14:37 Uhr

    0

    Hallo Chris,ich hatte die beiden nicht zum Direktvergleich, aber ich würde neben dem technischen Unterschied (Dynamik) vor allem die Höhen als detaillierter und ausgewogener benennen.Beste Grüße,
    Nick

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