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Rupert Neve Designs Shelford 5051 Test

Rupert Neve Design EQ-/Compressor 5051 aus der neuen Shelford-Serie zum Review bei bonedo – Im kleinen englischen Örtchen Shelford entstanden in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre die vielleicht legendärsten Designs aus der Feder von Rupert Neve. Damit dürfte auch klar sein, warum die neue Reihe diesen Namen tragen darf: Wesentliche Schaltungstopologien der alten Klassiker wurden in die Shelford-Module integriert. 

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Auf gar keinen Fall sollte man die 5051-Kombination und andere vervügbare Shelford-Kassette 5052 aber als Vintage-Clones verstehen – es handelt sich hier um komplett neu entwickelte Geräte, die an Schlüsselstellen mit Rupert Neves Vintage-Schaltungen verfeinert wurden. Die Schlacht um den originalgetreuesten Neve-Clone wird an anderer Stelle geschlagen, der Altmeister denkt ein kleines Stückchen weiter. Warum sollte er sich auch wiederholen und fast ein halbes Jahrhundert später noch einmal dasselbe machen?

Details

Ein Channel ohne Preamp ist kein Channel

Mit dem 5051 bewegt sich Rupert Neve Designs ein Stück weit weg vom klassischen Konzept eines Input-Channels. Das Gerät verfügt anders als sein Schwestermodul 5052 nicht über eine Preamp-Sektion, ist also rein für die Bearbeitung von Line-Signalen konzipiert. Hier bietet das Gerät aber eine große Palette an Möglichkeiten, eventuell sogar alles, was man im Einzelfall benötigt. Denn mit EQ und Comp ausgestattet verfügt das Modul über die beiden wesentlichen Komponenten für die Bearbeitung bereits aufgenommener Signale (aber selbstverständlich könnte man das Teil auch hinter einem externen Preamp direkt beim Tracking einsetzen…).

Dynamics pre oder post?

Wie auch das zweite Shelford-Modul, der 5052 Mic Pre/EQ, verfügt der 5051 über zwei gleichrangige Funktionsblöcke. In diesem Falle handelt es sich um die 3-Band-EQ-Sektion und einen üppig parametrisierten VCA-Kompressor, wobei beide Einheiten im Signalweg in der Reihenfolge getauscht werden können. Somit werden also beide Geschmäcker bedient: Ob der EQ vor oder hinter dem Kompressor kommen sollte ist schließlich eine immer wieder heiß diskutierte Frage.

Übersichtliches Layout: Der 5051 lässt sich im Mischpult und als Standalone-Gerät betreiben.
Übersichtliches Layout: Der 5051 lässt sich im Mischpult und als Standalone-Gerät betreiben.

EQ: Griff in die Ahnenkiste – aber deutlich erweitert

Die 3-Band-EQ-Sektion ist eine Neuentwicklung, die aber auf dem sehr soliden Grund legendärer Schaltungsprinzipien stattfand. Rupert Neve Designs schweigt sich hier über die exakte Vorgehensweise aus, aufgrund der großen Ähnlichkeiten zum EQ des 5052 kann man aber davon ausgehen, dass der Apfel hier nicht weit vom Stamm gefallen ist. Und das bedeutet, dass als Pate für den EQ vor allem derjenige des ehrwürdigen 1073-Eingangsmoduls aus den späten 60ern in Frage kommt. Dessen Funktionsspektrum deckt der 5051 in den Grundzügen ab, allerdings jedoch nicht ohne dieses ursprünglich sehr simple Design an wesentlichen Stellen zu erweitern – was vor allem der Flexibilität zugute kommt und damit das Spektrum möglicher Anwendungen doch ordentlich erweitert. 

Nomen est Omen: Der 5051 trägt das Signet das Altmeisters Rupert Neve.
Nomen est Omen: Der 5051 trägt das Signet das Altmeisters Rupert Neve.

Kompressor: So klassisch ist er nicht

Beim Kompressor handelt es sich um einen ziemlich modern abgestimmtes Teil auf Basis eines VCA-Regelelementes. Im Sinne der Shelford-Thematik wäre ein Diodenlimiter im Fahrwasser des Neve 2254 sehr spannend gewesen, aber augenscheinlich beschränkt sich die Vintage-Reminiszenz des RND 5051 vorranging auf die EQ-Sektion, während RND bei der Dynamikeinheit näher bei seinen aktuellen Prozessoren bleibt. In Punkto Bedienelemente bedeutet dies: Die Dynamiksektion bietet alle fünf typischen VCA-Parameter in Form stufenlos durchstimmbarer Potis mit recht großen Einstellbereichen. Die Kompressionsraten erreichen mit maximal 40:1 Quasi-Brickwall-Sphären, mit insgesamt 20 dB Gain verfügt die Einheit über Reserven, die auch brutalere Einsätze ermöglichen. Der Release-Parameter überstreicht mit 100 ms bis 2,5 s praktisch den gesamten in der Praxis sinnvollen Bereich, einzig die Attackwerte bleiben – wie bei den meisten RND-Kompressoren – ein kleines Sorgenkind. Mit einem Einstellweg zwischen 5-75 ms bekommt man zwar die volle Punch-Range geliefert, muss aber auch beim 5051 auf die Lautmacher-Attackwerte im Mikrosekundenbereich verzichten, die so viele sogenannte „Limiting Amplifier“ zu wahren Klassikern gemacht haben. Meines Erachtens schränkt diese Abstimmung die Einsatzvielfalt dieses Kompressors unnötig ein, zumal rein technisch gesehen mit einem VCA-Comp dieses Typs auch erheblich schnellere Ansprechzeiten problemlos zu realisieren wären. 

Fotostrecke: 3 Bilder VCA-Kompressor mit fünf Haupt-Bedienelementen

Shelford: RND-Modulstandard

Konstruktiv setzt RND beim Shelford 5051 auf ein Modul offener Bauform, das wahlweise in einer Lunchbox, in einem größeren Modulträger oder auch in der RND-Konsole betrieben werden kann. Die Fertigung rangiert auf gewohnt hohem RND-Niveau, wobei das moderne Schaltungskonzept auch vor SMD-Bauteilen nicht Halt macht, welche hier einträchtig zusammen mit den Ein- und Ausgangsübertragern sowie der Spule des EQ-Mittenbandes auf den beiden großen Platinen Platz nehmen. Seine ±24V bezieht das Modul von einem externen Netzteil, das bis zu fünf Kassetten mit Strom versorgen kann, mithin also gerade beim Betrieb von ein oder zwei Modulen extrem üppig dimensioniert ausfällt. Einzig die Plastikbuchse für die Stromversorgung wirkt ein wenig unangemessen klapprig, ansonsten erfüllt die Kassette allerhöchste Hardware-Standards.

Fotostrecke: 6 Bilder RND bietet eine Lunchbox aus wunderschönem Holz, die zwei Module aufnehmen kann.
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Praxis

Mit seinem Feature-Set deckt der RND 5051 ein ziemlich sattes Spektrum zur Sigalbearbeitung ab. Die Herkunft aus der Mischpultkonsolen-Technik bleibt unverkennbar. In diesem Kontext ist der Funktionsumfang geradezu üppig, aber auch als Standalone-Modul kann sich der 5051 mit sehr gutem Gewissen mit vielen anderen Channelstrips am Markt messen. Wie komisch ein Signal klingen müsste, dass man es mit dem 5051 nicht in den Griff bekäme, das mag man sich eigentlich lieber nicht ausmalen. Der EQ kann mit vollparametrischen Designs nicht mithalten, wenn es um die zielgerichtete Beseitigung von Problemen geht, aber das ist eine Aufgabe, die man heute mit sehr guten Ergebnissen auch mit Plug-Ins lösen kann. Ein Outboard-EQ darf dann vor allem der Signalverschönerung dienen, und dafür bietet der 5051-EQ geradezu reichhaltige Möglichkeiten.

Shelford ist der Ort, an dem Rupert Neve seine größten Klassiker designte.
Shelford ist der Ort, an dem Rupert Neve seine größten Klassiker designte.

Das Bass-Band des Shelford liefert ordentlich Volumen, die Mitten mit ihrem weiten Frequenzbereich sorgen für den dazu passenden Körper. Das Höhenband ist deutlich flexibler als das der meisten Vintage-Neves, aber es klingt trotzdem schön weich – genau so, wie man sich das von solch einem EQ wünscht. Es fällt jedoch auf, dass der EQ bei allen seinen seidig-weichen Qualitäten nicht die Kraft verliert, die einen echten Neve ausmacht. Vielleicht klingt dieser Entzerrer einen Hauch zahmer und „vornehmer“ als seine Vintage-Vorbilder, man könnte es auch offener oder transparenter nennen, aber man hat stets das Gefühl, dass richtig viel passiert, wenn man an den Potis dreht – ganz so, wie sich das gehört.

Audio Samples
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Vocals clean Vocals Shelving 8 kHz, Peaking 220 Hz Vocals Shelving 8 kHz, Peaking 220 Hz, Ratio 3:1, Fast Attack/Release, Feed Forward Vocals Shelving 8 kHz, Peaking 220 Hz, Ratio 3:1, Fast Attack/Release, Feedback Bass clean Bass Shelving 60 Hz Bass Shelving 60 Hz, Ratio 3:1, Fast Attack/Release, Feed Forward Bass Shelving 60 Hz, Ratio 3:1, Fast Attack/Release, Feed Forward, SC Filter

Während sich also mit dem EQ des RND 5051 durchaus ordentlich Charakter ins Spiel bringen lässt, gibt sich der Kompressor etwas zurückhaltender im klangfärbenden Sinne. Dies ist weniger eine Soundmaschine und mehr ein überaus solider Arbeitspferd-Kompressor, der sich vor allem mit seinem Kerngebiet Dynamikkontrolle befasst. Diesen Job erledigt das Teil über weite Anwendungsbereiche hinweg zuverlässig und mit guten, durchweg professionellen Resultaten. Mit den Feedback- und Feed-Forward-Optionen sind zudem zwei in der Praxis ziemlich unterschiedliche Varianten im Gepäck, die das Ergebnis zwischen den beiden – etwas überspitzt formuliert – Extremen „zackig-drahtig“ und „gemütlich“ hin und her kneten. Einzig die Mikrosekunden-Attacks, die gerade bei der Vocal-Bearbeitung so praktisch sein können, kann der Comp nicht anbieten. Das beschränkt seine Anwendung auf das Leveling und die Erzeugung von Punch. Dies ist jedoch noch ein ausreichend großes Feld für sehr vielseitige Anwendungen.

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Fazit

Auch wenn der Rupert Neve Designs 5051 nicht alles kann, so bietet er doch eine ganze Menge: einen recht flexiblen Channel-EQ mit mehr als nur einer Verbeugung in Richtung eines der legendärsten EQ-Designs überhaupt sowie einen Kompressor, der auch für ein zeitgemäßes VCA-Design sehr ordentlich parametrisiert ist. Das ganze ist verpackt in gewohnt hochwertige und gut aussehende Hardware – schon wird ein Paket draus, das es wirklich in sich hat. Auch hier muss also das Fazit gelten: Nicht billig, aber wirklich gut!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • Vielseitigkeit
  • Routing-Optionen
  • EQ mit Vintage-Reminiszenzen
Contra
  • recht langsam abgestimmter Attack-Parameter
Artikelbild
Rupert Neve Designs Shelford 5051 Test
Rupert Neve Designs 5051: Vielseitiger Soundprozessor mit EQ- und Kompressor-Sektion
Rupert Neve Designs 5051: Vielseitiger Soundprozessor mit EQ- und Kompressor-Sektion
Spezifikationen
  • zwei Signalprozessoren in einem Modul
  • EQ auf Basis des legendären Neve 1073
  • flexibel parametrisierter VCA-Kompressor
  • Hochpassfilter
  • Einheiten lassen sich im Signalweg vertauschen
  • Anschlüsse für externes Sidechain-Signal und Stereoverkoppelung
  • Preis: € 2639,42 (UVP)
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