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Radial Engineering Key-Largo Test

Es gibt ja im Grunde zwei Arten von Produkten. Da sind auf der einen Seite die,von denen man weiß ‘aha, das kommt von einem Hersteller, deren Pipeline vorsieht, halbjährlich Neuheiten auf den Markt zu bringen – also haben sich die Entwickler mal wieder was Neues überlegt’. Und die anderen, wo man das Gefühl hat ‘Mensch, da hat offenbar jemandem ein Problem unter den Nägeln gebrannt und hat deshalb etwas gebaut und bringt das jetzt auf den Markt’. Der Key-Largo fällt ganz klar unter die sympathische letztgenannte Kategorie, denn er setzt sich mit seinen Funktionen genau in eine Nische. Hier ist es die Leerstelle, die irgendwo zwischen Sub-Mixer, Soundkarte, Midi-Interface und Bodentreter liegt. 

Multitalent: Radial Engineering Key-Largo. (Foto: Numinos)
Key-Largo ein echter Spezialist für eine ganze Reihe von Anwendungsszenarien und das, besonders in Anbetracht der hochwertigen Soundkarte und Verarbeitung, zu einem angemessenen Preis. (Foto: Numinos)

Konzeptionell handelt es sich beim Key-Largo um einen 3-Kanal Stereo-Mixer mit integrierter USB-Soundkarte (USB ist der vierte Kanal) und Midi-Interface, einem Effekt-Send pro Kanal und zwei Tastern, von denen der Eine die Effektschleife aktiviert, der Andere als Sustain-Schalter agiert. So simpel ist das. Aber die Einfachheit einer Idee zeigt bekanntermaßen, wie gut sie ist und tatsächlich dauert es nur einen kurzen Augenblick und man versteht schlagartig, dass sich mit dem kompakten Key-Largo eine ganze Reihe an Live- und Studio-Szenarien im Griff halten lassen, für die man sonst mindestens drei einzelne Geräte zum Einsatz bringen müsste: Einen Mixer, eine Soundkarte, ein Midi-Interface und gegebenenfalls sogar noch ein Bodenpedal. Abgesehen vom Management einer Keyboardburg, fällt einem hier natürlich sofort der neuzeitliche Hybrid-Computermusiker als dankbarer Anwender ein, der neben dem Ausgang des Rechners vielleicht noch ein bis zwei externe Klangerzeuger und Grooveboxen samt Effektgerät unter Kontrolle halten muss. Ob der Key-Largo alle Erwartungen an ein schlankes Setup erfüllen kann, haben wir entsprechend neugierig ausprobiert.

Details

Auspacken
Der Key-Largo reist in einer einfachen Pappschachtel ohne weitere Sicherung gegen Verrutschen beim Transport. Das ist in Anbetracht des Gewichts schon ein kleines Bisschen gewagt. Man kann es aber auch in das volle Vertrauen des Herstellers in die Stabilität ihres Produktes werten. Neben dem Key-Largo selbst enthält die Verpackung ein Netzteil mit auffälligem rotem Kabel, eine gut geschriebene englische Anleitung sowie einen ziemlich schicken, 8 GB fassenden USB-Stick im flachen Schlüsselformat. Auf diesem finden sich die Windows-Treiber, das Manual und ein Demo-Video.
Fotostrecke: 2 Bilder Die Umverpackung des Key-Largo. (Foto: Numinos)
Erster Eindruck
Direkt nach dem ersten Handkontakt ist klar: Der Key-Largo ist ein Panzer. Gut 1,5 Kilo bringt die kleine Box auf die Waage. Das ist allerdings auch kein Wunder, wenn man sieht, dass sie komplett aus 2,1 Millimeter dickem Stahl gefertigt ist: Das ist eben solides Bodeneffekt-Design und kein fimschiger Controller-Kram. Auch der Griff zu den Potis ist vertrauenserweckend: Sie sitzen fest und ohne Spiel in ihren Achsen. Relativ stramm ist allerdings auch der Drehwiderstand der Potis – besonders in der FX-Reihe. Versehentliches Verstellen sollte hier also nicht so leicht passieren. Auch Fehler beim Verkabeln sollten eher unwahrscheinlich sein, denn die Buchsen sind sowohl von oben, als auch hinten beschriftet.
Fotostrecke: 3 Bilder Der Key-Largo ist schwer und stabil. (Foto: Numinos)
Anschlüsse
Gehen wir die Buchsen – in der logischen Reihenfolge Input zu Output – von rechts nach links durch: Zunächst kommen die drei Stereo-Klinken-Eingänge, die – steckt man nur den linken Kanal ein – zu Mono-Inputs werden. Es folgt die Send/Receive-Schleife in Form von zwei Stereo-Klinkenbuchsen. Daran an schließt sich ein symmetrischer Monitor-Out (Klinke) und der Main-Out in Form von zwei symmetrischen XLR-Buchsen. Weiter nach links folgt dann eine weitere – mit Volume beschriftete – Stereo-Send/Receive-Scheife. Diese ist den Eingängen nachgeschaltet und dient primär dazu, ein Stereo-Schweller-Pedal anzuschließen und so die Gesamtlautstärke mit dem Fuß zu regeln.
Alternativ kann man diesen Weg natürlich auch als Master-Insert benutzen, was für viele Live-Setups extrem hilfreich sein kann: Sei es, dass man einen Master-Effekt im Stil eines Kaoss-Pads oder einen Summen-Kompressor/EQ einschleifen will. Es folgen noch ein USB-Port zum Betrieb der 24Bit/96kHz-Soundkarte und die Buchse zum Anschluss des Netzteils. Der Blick auf die Seiten, zeigt rechts einen DIN-Midi-In/Out und eine Buchse zur Weitergabe des Sustain-Schalters an angeschlossene Keyboards. Tief im Gehäuse versteckt sind dann ein Taster mit dem man das Schaltverhalten des Sustain-Tasters bestimmt und einer, der festlegt, ob die Soundkarte im Recording- oder Live-Modus agieren soll.
Recording bedeutet, dass das Audiomaterial der drei analogen Eingänge an den Rechner weitergegeben wird. Live leitet den Audiostrom vom Rechner auf den entsprechenden vierten Eingang. Auf der gegenüberliegenden Seite sitzt dann ein Taster mit dem ich den FX-Send zwischen Stereo und Mono umschalten kann. Dass die Taster so tief verbaut sind, soll sicherlich als Schutz gegen versehentliches Verstellen dienen, bedingt aber in der Praxis, dass man zum Umschalten immer einen dünnen, spitzen Gegenstand wie beispielsweise einen Stift braucht – ideal ist das nicht, auch wenn der Gedanke dahinter gut und nachvollziehbar ist.
Fotostrecke: 2 Bilder Der Key-Largo bietet viele Anschlüsse auf kleinstem Raum. (Foto: Numinos)
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Praxis

Bis auf einige Details ist der Key-Largo weitgehend selbsterklärend: Mit den Potis der oberen Reihe regelt man die Lautstärke, mit denen darunter den Anteil des Signals, der dem Effektweg zugeführt werden soll. Kanal eins bis drei hören auf das analoge Eingangssignal, Kanal vier (farblich grün abgesetzt) nimmt Audio über den USB-Port entgegen. Die Verbindung zum erfolgt bei Apple-Rechnern durch simples Einstecken, da der Key-Largo hier als Core-Audio-Device erkannt wird. Bei Windows ist die Treiberinstallation im Vorfeld nötig. Danach gibt sich der Mixer als Stereo-In/Out-Audioschnittstelle mit umschaltbarer Wandlerrate bis zu 192 kHz/24Bit zu erkennen. Mit dieser hohen Datenrate empfiehlt sich der Key-Largo sogar als Studio-Submixer und Wandler bei der Digitalisierung von hochwertigen Analog-Synthesizern. Das auch vor dem Hintergrund, dass die Wandler eine ausgezeichnete Klangqualität auf die Platte und zurück schaufeln. Digital wie analog klingt der Key-Largo gut.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Windows-Installer. (Foto: Numinos)

Nicht wirklich klar wurde mir die Schaltwirkung des Tasters ‘USB-Assign’ zwischen ‘Recording’ und ‘Live’. Laut Anleitung soll die Stellung Recording bewirken, dass Audiomaterial vom Rechner unter Umgehung des Potis und der Effekte direkt auf die Main- und Monitor-Ausgänge adressiert wird. Das war in der Praxis nicht der Fall: Ist der Taster gedrückt, wird das USB-Signal lediglich leiser. Schlimm ist das ohnehin nicht, denn auf der anderen Seite zeigt sich, dass die Soundkarte sehr wohl Vollduplex-fähig ist. Aufnahme und Wiedergabe also gleichzeitig erfolgen können. Hat man also bei den analogen Zuspielern ein Setting gefunden, das man aufnehmen möchte, dreht man einfach den USB-Eingang zu, geht auf Aufnahme und fertig. Sehr schön, um in Hybrid-Setups, schnell und unkompliziert Sequenzen aus den analogen Klangerzeugern einzufangen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Besonders in Hybrid-Setups macht der Key-Largo eine gute Figur. (Foto: Numinos)

Hier kommt dann auch die Midi-Schnittstelle ins Spiel, die wunderbar in der Lage ist, die Rechnerwelt mit externen Gerätschaften ins Zusammenspiel zu bringen. Der Datenverkehr lief hier ohne Auffälligkeiten: Note-On, CC, Sysex und Clock wurden anstandslos entgegen genommen und wiedergegeben. Ebenfalls ohne besonderen Befund: Der Sustain-Schalter, der wahlweise öffnend oder schließend arbeitet. Ebenso diskret arbeitet der Effekt-Schalter: Ohne hörbares Knacksen oder Schaltgeräusch aktiviert er externe Klangverbieger.

Audio Samples
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FX On/Off Sustain
Monitor- und Main-Out verfügen beide über einen Ground-Switch, der den Signalweg von der Erdung abkoppelt. Das kann in kritischen Fällen gegen Erdungsbrummen helfen – im Normalfall sollte der Schalter aber auf “GND” (Ground) stehen bleiben, da es ansonsten erst recht brummt.
Eine wichtige Sache vermisse ich am Key-Largo allerdings sehr: Einen simplen, regelbaren Kopfhörer-Ausgang. Denn damit wäre der Mixer wirklich die All-in-one-Lösung für Szenarien, in denen man mit Laptop und einer Handvoll Klangerzeugern auftritt. Da dieser aber fehlt, muss man sich das Summensignal dann mühselig über den DJ- oder Saalmixer auf die Ohren holen. Schade, denn ich kenne keinen Hybrid-Laptop-Musiker, der nicht zur Sicherheit immer noch mal seine Summe direkt mit Kopfhörer kontrollieren möchte (auch für den Fall, dass das Monitoring zu schlecht ist).

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Fazit

Der Key-Largo von Radial Engineering ist ein ganz erstaunliches Produkt. Um nicht gar zu sagen: Mir ist kein anderes Gerät in dieser Bauform bekannt, was gleichzeitig die Aufgaben eines Stereo-3-Kanal-Mixers mit Aux-Weg, einer Vollduplex-Soundkarte, eines Midi-Interfaces und eines Sustain-Pedals übernimmt. Und es erledigt seine Aufgabe einwandfrei und das in einer gefechtsfeldsicheren Verarbeitung. Dabei macht es sowohl auf dem Boden, wie auch als kleiner Submixer auf dem Arbeitstisch eine gute Figur. Auch, und besonders dann, wenn ein Rechner eingebunden ist, und man ein Hybridsetup aus Midi, digitalem und analogen Audio zusammenfassen muss. Allein – ich sagte es bereits – ein Kopfhörerausgang, den vermisse ich am Ende doch sehr. Davon abgesehen ist der Key-Largo ein toller Spezialist für eine ganze Reihe von Anwendungsszenarien und das – besonders in Anbetracht der hochwertigen Soundkarte und Verarbeitung – zu einem angemessenen Preis.

Key-Largo ein echter Spezialist für eine ganze Reihe von Anwendungsszenarien und das, besonders in Anbetracht der hochwertigen Soundkarte und Verarbeitung, zu einem angemessenen Preis. (Foto: Numinos)
Key-Largo ein echter Spezialist für eine ganze Reihe von Anwendungsszenarien und das, besonders in Anbetracht der hochwertigen Soundkarte und Verarbeitung, zu einem angemessenen Preis. (Foto: Numinos)
FEATURES
3 analoge TRS 6,3 mm Klinken-Stereo-Eingänge mit individueller Lautstärke- und FX-Send-Regelung
Digital USB / MIDI Anschluss für Laptop
24 Bit / 192 kHz Wandler
On-Board Sustain- und Effekt-Loop-Fußschalter für externe Effekte 
Bühnenmonitorausgänge zur Einstellung des Pegels auf der Bühne
2 XLR-Hauptausgänge für den Anschluss eines PA-Systems
Umschaltbarer Stereo-Effektbus auf Mono
Eingebauter Sustain-Fußschalter für Anschluss an Master-Keyboard oder Digital-Piano
Extrem stabile, bühnentaugliche Bauweise aus 2,1-Millimeter-Stahl
Gnd/Lift pro Ausgangskanal
Betrieb mit externem 15 VDC Netzteil (im Lieferumfang enthalten)

PREIS
472 € (Straßenpreis, Stand: 09.11.2017)

Weitere Infos dazu gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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