Seit über 30 Jahren fertig man bei PSI Audio Lautsprecher nach den Vorgaben von Firmengründer Alain Roux. In seinen Schweizer Exportgütern verbaut der studierte Elektrotechniker schon seit Jahren konsequent Eigenentwicklungen, die nicht nur OEM-Kunden zu schätzen wissen.
Beim aktuellen Flaggschiff A25-M setzt man neben der gewohnten Elektronik, mit adaptiver Impedanz- Anpassung der Endstufen und Phasenlagenkorrektur für die einzelnen Chassis, nun auch noch eigens gewickelte – pardon! – entwickelte Hochtöner ein. Na, wenn das mal kein Grund für eine bonedo-Inspektion ist!
Für diese Bauart typisch, wird das Eingangssignal vor den Endstufen in die drei Wege aufgesplittet (Trennfrequenzen 550 Hz und 3,2 kHz ) und erst danach leistungsverstärkt. Konkret heißt das: 170 Watt für den 260 mm (10″) Basstreiber, 80 Watt für den 142 mm Mittenweg und 50 Watt für den 25 mm Hochtöner – normal für eine Box in dieser Größenordnung (320x590x380 mm).
Das Gehäuse ist aus mitteldichten Holzfaserplatten (MDF) gefertigt und an allen Kanten sauber abgerundet. Es ist sowohl in einer roten (Alain “Roux”), als auch in einer diskreteren, schwarzen Lackierung erhältlich. Die Rückseite besteht aus Metallblech und dient der aufgeschraubten Elektronik als Wärmeableitung. Da Ringkerntrafos und MDF nicht unbedingt zu den Leichtwerkstoffen gehören, überrascht es auch nicht, dass eine Box rund 28 kg auf die Waage bringt.
Einmal Aufschrauben, bitte!
Auf der Rückseite findet man sowohl den Stromschalter und -anschluss, als auch den XLR- Eingang für das analoge Quellsignal sowie zwei Mini-Regler zur Lautsprecheranpassung. Einer von ihnen steuert das Roll-Off Filter, der andere dient der Pegelkalibrierung. Das ist nicht besonders viel, andere Mitbewerber bieten in dieser Preisklasse deutlich mehr Raumanpassungsmöglichkeiten. Allerdings ist es auch immer eine Sache der Philosophie, wie viel Elektronik man zur Raumanpassung in einem Studio-Monitor verbaut. Viele Toningenieure sind z.B. auch der Meinung, dass eine Abhöre entweder in einem Raum grundsätzlich funktioniert oder eben nicht. Harmonieren Monitor und Raum von vornherein nicht, bringt es auch nichts, das Lautsprechersystem elektronisch so lange zu verbiegen, bis es irgendwie passt(oder auch eben immer noch nicht). Aber, wie gesagt, da fangen wir an, zu philosophieren…
Die Ausstattung ist dennoch praxisgerecht, denn hat man die notwendigsten, raumakustischen Maßnahmen bereits getroffen, braucht man eigentlich “nur noch” im Bassbereich anzugleichen. Bassüberbetonungen, bedingt durch eine zu “Wand-nahe” Aufstellung, können so wirksam kompensiert werden.
Einem eventuellen Platzmangel bei der Aufstellung begegnet man indes mit einem drehbaren Hoch/Mittentöner: Möchte man die Speaker horizontal ausrichten (z.B. unter einer Leinwand), dreht man einfach die ganze HF/Mid-Sektion entgegengesetzt um 90°.
Die Spaltmaße stimmen. Da die Rückwand zum Rand hin nicht aufliegt, kann sie auch nicht “mitscheppern”. Mehr Luft zum Kühlen gelangt dadurch natürlich auch ins Innere.
Wie bereits angedeutet, sitzt ein Großteil der Entwicklungsarbeit in der Elektronik: Konventionell betrachtet stellt ja jeder der drei Wege ein Tiefpass-System (“Masseträgheit”) dar, welches sich durch frequenzbedingte Laufzeitverschiebungen auszeichnet.
Setzt man nun einfach drei Wege “zusammen”, erhält man also ein nicht zu unterschätzendes, komplexes “Phasenspiel”. Dem gesamten Speaker nur “einen” idealen Phasengang zu verpassen, ist die Aufgabe des “Compensated Phase Response”-Systems. In der Praxis heißt das: Ideale Gruppenlaufzeit und absolute Klarheit mit wunderschöner Differenzierung in der Stereoabbildung.
Das Stichwort Masseträgheit begegnet uns auch bei dem AOI-System (Adaptive Output Impendance), welches, salopp gesagt, den “trägen, faulen” Chassis einfach im richtigen Moment Power gibt, um sie anschließend auch wieder abzubremsen. Diese permanente Überwachung der einzelnen Chassis-Bewegungen in Kombination mit der dynamischen Anpassung der Endstufen-Impedanzen führt zu einer sehr kontrollierten Membranbewegung, die wiederum in der Praxis für eine sehr präzise Impulstreue der Box sorgt.
1/2 Nicht das rote Kabel durchschneiden! In dieser Elektronik steckt viel Know-How.
2/2 Hier wird verstärkt!
Selbstverständlich muss man in dieser Qualitätsklasse nicht auf thermische und mechanische Schutzschaltungen verzichten, sodass man, auch nach Jahren, noch Freude am Investment haben wird.
Das Verkabeln der Speaker dauert nicht lange: Netzkabel rein, Audiokabel rein, Anschalten, fertig! Als Wandler kommt mein bewährtes RME Fireface 400 zum Einsatz – sowie ein TC Levelpilot zur Lautstärkenregelung. Als Signalquelle dient mein Rechner, dessen Playlist mit jeder Menge Wav-Files garniert wurde.
Im Vergleich zu meinem Altbestand (Genelec 8040) fällt mir sofort auf, wie subtil der A25-M in den oberen Mitten “weichzeichnet” und in den Höhen schön feinperlig, mit einem gewissen Hi-Fi Understatement, auflöst.
Dafür ist letzten Endes natürlich auch der zusätzliche, dritte Weg verantwortlich, der vor allem in den oberen Mitten, gegenüber einem 2-Wege System, nochmals deutlich für ein Plus an Klarheit und Transparenz sorgt. Trotz des Verzichts auf eine Koaxialbauweise integrieren sich die Hochtöner sehr gut in der Schallwand: Reflexionen sind kaum wahrzunehmen, und die damit vermiedenen Phasenauslöschungen lassen auch hohe Frequenzen ungetrübt das Ohr erreichen.
Insgesamt bietet sich einem also eine sehr breitbandige Auflösung mit unglaublich vielen Details. Dass dafür natürlich auch ein entsprechend akustisch optimierter Abhörplatz notwendig wird, ist selbstverständlich. In einem schlechten Umfeld kann auch ein so hochwertiger Monitor keine Wunder bewirken. Im Gegenteil: Anpassungsmäßig zeigt sich der Speaker ja sehr konservativ: Bass Roll-Off und Level – das war´s! Die optimalen Soundeinstellungen nimmt man über die Variation des Aufstellortes vor. Hat man sich allerdings erst mal eingerichtet, wird man mit einem fantastischen Gesamteindruck belohnt.
Der Leistungsvorrat ist dem Verwendungszweck Nahfeldmonitoring entsprechend angemessen, aber nicht besonders überdimensioniert. Wer die Monitore als Hauptabhöre einsetzen möchte und auch gern mal hohe Pegel fährt, bzw. auch stark komprimiertes Material auf seinen Druck hin testet, wird höchstwahrscheinlich schnell an das 300 Watt Limit fahren. Es sei denn, man rüstet mit dem hauseigenen Subwoofer (oder einem anderen passenden Tiefton-Kollegen) auf. Dieser ist jedoch nicht Bestandteil dieses Tests.
Es ist natürlich immer eine Glaubensfrage, ob man absolute Linearität und Nüchternheit oder Spaß und Druck als Maß aller Monitordinge betrachtet. Sei es drum, die A25-M bieten beides: Absolute, professionelle Ehrlichkeit, gepaart mit dem Fünkchen Hi-Fi Glanz, wie es uns auch die Freifeldübertragungskurve eindrucksvoll beweist.
Nun geht es an die detaillierten Höreindrücke und die Klangbeschreibung einzelner, von mir oft verwendeter Referenztracks:
Muse – Undisclosed Desire: “Bigger than Live” trifft hier den Nagel auf den Kopf. Alles kommt wirklich “huge”, sehr präzise und bombenfest in der Breite platziert herüber. Selbst bei den sehr dichten Passagen zeichnen die Speaker ein sehr transparentes Bild. Der Tiefgang überrascht mit einem beachtlichen Fundament, das sich auch bei höheren Pegeln stressresistent zeigt.
Marilyn Manson – Evidence Let´s rock! Manson-Songs sind für meinen Geschmack meist ein wenig zu aggressiv in den Höhen gemischt. Das zeigt einem auch die PSI Audio Abhöre, allerdings kann man trotzdem noch schön weit aufdrehen, ohne dass einem die Ohren anfangen zu bluten. Die Drums nageln dann noch immer sehr präzise im Groove, während die Gitarren nochmal ein ganzes Stück darüber schweben. Das wird vor allem im Solo sehr eindrucksvoll deutlich. So kommt Festivalstimmung auf! Auch sehr schön: In den leisen Passagen ist trotz geringer Dynamik noch immer alles sauber zu hören, und trotz der vorher hohen Pegel, “klingeln” die Ohren nicht.
The Libertines – The Man Who Would Be King Nicht weniger rockig, aber doch ein ganzes Stück feinfühliger und luftiger. Hier macht die PSI besonders Spaß – keine Spur von Stress! Die Räume kommen wunderbar zur Geltung, und die Dynamik bleibt über den gesamten Songverlauf sehr schön erhalten, trotz einer doch mehr als moderaten Verdichtung.
Pendulum – Midnight Runner Bass-Test! In gewohnter Rave-Manier schenkt man hier der Kick besonders viel Beachtung. Hut ab, hier kommt Druck von ganz weit unten. Allerdings vermisse ich für das volle “Druckerlebnis” dennoch ein wenig den Subwoofer. Keine Frage, die PSI gehen tief, aber eben nicht ganz tief in den Subbasskeller runter. Die von mir auch schon getestete Genelec 8260 taucht dagegen – auch ohne Sub – ein ganzes Stück tiefer.
Generell drängte sich mir der Vergleich mit dem neuem Genelec-Flaggschiff 8260 während des gesamten Hörtests ein wenig auf. Auf Grund der Koaxialbauweise offenbart Genelec zwar noch ein wenig mehr Mixschwächen, die PSI klingen hingegen ein wenig “sahniger”. Preislich liegen beide Stereopaare zwar gut 3000 Euro auseinander, dafür bietet Genelec im Gegenzug noch viele Digitaloptionen und Raumkorrekturfunktionen. PSI hingegen präsentiert sich in dieser Hinsicht eher puristisch.
Der A-25M ist ein zu 100% professioneller Studiomonitor mit einem eigenen, sehr subtilen Charakter. In der Summe liefert diese Abhöre eine hervorragende Auflösung – und zwar von weit unten bis nach ganz oben. Jedes Detail wird entlarvt, und dabei wirken die Monitore niemals aufdringlich oder zu “über-analytisch”, sodass auch über längere Zeiträume hinaus stressfrei gearbeitet bzw. im meinem Fall “genossen” werden kann.
Die hohe Auflösung und Detailtreue offenbart sich schon bei geringem Pegel. Bei mittleren Lautstärken verwöhnt der Monitor erwartungsgemäß mit hoher Impulstreue und sehr sauberen Transienten. Bei Verwendung als Hauptabhöre und je nach Programm-Material empfiehlt sich jedoch die Ergänzung mit einem Subwoofer.
Das offene und hochwertige Klangbild ist natürlich auch außerhalb des breiten Sweetspots vorhanden, wodurch sich die A-25M auch in “exklusiveren” HIFI- Setups wohl fühlen sollten. Dem audiophilen User mit Hang zur Ästhetik sei allerding auch die “Zwei-Wege-Standversion” A-215M ans Herz gelegt, die sich auch preislich sehr attraktiv integriert.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
offenes, homogenes Klangbild
sehr hohe Auflösung und Detailtreue
exakte Ortungsschärfe und Tiefenstaffelung
präzise Transientenabbildung und hohe Impulstreue
Contra
PSI Audio A25-M Test
Features:
Studiomonitor für Stereo oder Surround Setups
Verstärker (Leistung RMS): 170 W & 80 W & 50 W
Frequenzgang (± 2,5 dB): 32 – 23000 Hz
Max SPL: Continous (Single): 110 dB , Program (Pair): 121 dB
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Daniel sagt:
#1 - 02.04.2016 um 19:25 Uhr
wie sind die A-25M im Vergleich zu den Geithains und den kleineren PSI (A-21M und A-17M, evtl. mit Subwoofer) einzuordnen?