Presonus PX-1 Test

Wollte man Presonus, den Hersteller des Mikrofons PX-1, kurz charakterisieren, würde man sich sicher darauf einigen können, dass er tontechnisches Equipment in ordentlicher Qualität zu günstigen Preisen bietet.

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Das Presonus PX-1 scheint da keine Ausnahme zu sein, denn für vergleichsweise schmalen Taler bekommt man ein ausgewachsenes Studiomikrofon: Es verwendet eine Großmembran-Kondensatorkapsel und kommt im Metallgehäuse. Presonus leistet sich keine negativen Ausreißer bei seinen Produkten. Mal sehen also, ob der Test des PX-1 da andere Ergebnisse zu Tage fördert.

Details & Praxis

Besonderheiten: keine

Um es kurz zu halten: Das Presonus PX-1 ist keine Innovationsgranate, sondern ein sehr einfach gehaltenes Gerät. Was jetzt wenig aufregend klingen mag, ist dennoch eine gute Nachricht, denn irgendwelcher Schnickschnack ist nicht das, was bei einem preiswerten Werkzeug sinnvoll wäre. So ist das Pattern festgelegt. Wie fast immer bei Mikrofonen dieser Machart ist es die Richtcharakteristik Niere, die genau auf der Rückseite des Mikrofons am wenigsten empfindlich ist. Eine mittenkontaktierte Membran aus 6 Micron dicker Mylarfolie und dem typischen Sputtering mit feiner Goldschicht ist in einem 25mm-Plastikring eingespannt. Geschützt vor zu starken Luftstößen und mechanischer Beschädigung wird diese Großmembrankapsel durch ein Metallgitter und eine feine Metallgaze dahinter, durch die man die Kapsel so gerade eben sehen kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Das aufgedruckte Piktogramm erklärt die Richtcharakteristik des PX-1.

Die Unterlagen bescheinigen dem PX-1 einen Frequenzgang von 20 Hz bis 18 kHz. Der grafische Pegelfrequenzgang hätte aber ohne weiteres zugelassen, dass man auch „die obere Zwanzig“ angibt: Bei 18 kHz wird offensichtlich der gleiche Pegel übertragen wie bei 1 kHz. Auffällig sind die beiden leichten Verstärkungen bei 7 und 12 kHz, die aber die 10 kHz auslassen.

Class-A FET

In Class A arbeitet die Elektronik, deren zentrales Element ein Feldeffekttransistor (FET) ist. Am XLR-Ausgang zeigt sich das Presonus PX-1 mit 18 dB SPL (A-gewichtet) klassen- und gerätetypisch, was das Rauschen angeht. Die Empfindlichkeit ist mit 25 mV/Pa ordentlich, die Angabe von 135 dB SPL als maximaler Schalldruckpegel gehen in Ordnung, egal, ob für 0,5 oder 1% THD.

Fotostrecke: 2 Bilder Ordentliche Bauteile im Inneren.

Lieferumfang

Zum PX-1 gehört ein einfacher Einschraubhalter, keine Spinne. Aufbewahrt werden kann das Mikrofon in einem Kunstledermäppchen.

Fotostrecke: 2 Bilder Mikrofon und Mikrofonhalter

Überstrapaziert

„Wertig“ ist ein überstrapazierter Begriff, doch beim Presonus PX-1 trifft er durchaus zu. Material und Verarbeitung sind in Anbetracht des Preises ordentlich, reichen aber selbstverständlich nicht an die Qualitäten hochwertiger Mikrofone aus Mitteleuropa heran.

Es erscheint klar, was ein preiswertes Großmembranmikrofon mitbringen muss und wie es genutzt werden wird. Die meisten Nutzer werden das PX-1 mit geringem Abstand und frontal benutzen. Und dass das häufigste Signal die Stimme sein wird, ist wohl auch eine Gewissheit. Das bedeutet: Spricht oder singt man in das PX-1, ist die Stimme auch bei nahem Abstand nicht zu schwammig im Bass, sondern voll und konkret. Die Höhen bleiben dabei frisch und natürlich. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass Signale aus größerer Entfernung etwas dünn klingen und im Falle des PX-1 leider auch etwas blechern.

Audio Samples
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Presonus PX-1, 10 cm Presonus PX-1, 30 cm Presonus PX-1, 30 cm, 45 Grad Presonus PX-1, 70 cm Blue Ember, 10 cm Blue Ember, 30 cm Mojave Audio MA-201FET, 10 cm Mojave Audio MA-201FET, 30 cm

Bei sehr naher Besprechung wird wie immer ein Poppschutz notwendig. Wer jedoch mittlere Abstände nutzt, der kommt auch ohne aus. Die Empfindlichkeit des Presonus-Mikrofons gegenüber S-Lauten ist ebenfalls nicht hoch, sodass auch bei spitzen Aussprachen ein De-Esser dann und wann verzichtbar ist. Den schärferen Konsonanten kommt zugute, dass das PX-1 das Signal vorsichtig und gleichmäßig mit Harmonischen anreichert (ohne dabei zu stark zu färben).

Das PX-1 besitzt eine erstaunlich gute Feindynamik und hohen Detailreichtum – beides Eigenschaften, die man nicht unbedingt einem Mikrofon zuschreiben will, das nur etwas über einhundert Euro kostet.

Keine Selbstverständlichkeit ist ferner, dass die nicht frontal auf das Mikrofon trennenden Signale so vollständig und nutzbar aufgezeichnet werden. Das ist bei vielen Mikros in der Prisklasse des Presonus PX-1 anders. Das ist bei breiten, komplexen Klangkörpern wie einem Drumset, aber auch einer nah mikrofonierten Akustikgitarre, aber auch bei eventuell auftretendem Übersprechen von Vorteil.

Fazit

Das Presonus PX-1 überzeugt. Es ist konzeptionell zwar simpel, aber preiswert. Es ist von ordentlicher Herstellungsqualität und liefert einen sehr hochwertiges Klangbild. Ein Großteil der Aufgaben für ein preiswertes Mikrofon erfüllt das PX-1 mit Bravour. Für entferntere Mikrofonierungen könnte es etwas mehr Bass sein, auch Stimmen, die einen ordentlichen Support der tiefen Frequenzen selbst bei naher Mikrofonierung vertragen können, finden mit dem PX-1 vielleicht nicht das Idealmikrofon. Ansonsten aber: Klare Empfehlung für Einsteiger!

Pro
  • sehr hochwertiger Klang bei bestimmungsgemäßem Gebrauch
  • recht unempfindlich gegenüber Popp- und S-Lauten
  • robustes, ansehnliches Gehäuse
Contra
  • bei größeren Abständen leicht blechern
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Features & Spezifikationen
  • Großmembran-Kondensatormikro
  • Mittenkontaktierte Kapsel
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Übertragungsfaktor: 25 mV/Pa
  • max. Schalldruckpegel: 135 dB SPL
  • Eigenrauschen: 18 dB(A)
  • Lieferumfang: Halterung, Soft Case
  • Preis: € 119,– (Straßenpreis am 28.9.2019)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr hochwertiger Klang bei bestimmungsgemäßem Gebrauch
  • recht unempfindlich gegenüber Popp- und S-Lauten
  • robustes, ansehnliches Gehäuse
Contra
  • bei größeren Abständen leicht blechern
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Presonus PX-1 Test
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