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Meinl PA-CAJ Cajon Preamp Test

Mit dem nicht abreißenden Verkaufserfolg von Cajones nimmt auch das Angebot an Zubehör stetig zu. Seit Anfang 2019 ist Meinls Cajon Preamp erhältlich, welcher speziell für die Abnahme von Cajones entwickelt wurde. Die Bezeichnung Preamp bezeichnet dabei jedoch nur die Hälfte des knapp 100 Euro teuren Pakets, denn eine kleine Kondensatorkapsel gehört ebenso dazu.

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Spezielle Cajon-Mikrofone sind auf dem Markt keine Neuheit, so fanden sich bei bonedo schon ein Grenzflächenmikrofon von Pur und ein dynamisches Mikrofon von Finhol zum Test ein. Meinl geht mit seiner Kombination aus der im Cajon angeklebten Mikrofonkapsel und dem im Resonanzloch verschraubten Vorverstärker mit Lautstärke- und Klangregelung sowie einem Phasen-Umkehr-Schalter einen eigenen Weg. Mit welchem Erfolg, könnt ihr hier lesen.

Details

In einer kleinen Pappschachtel, die auch zur Aufbewahrung dienen kann, werden die Einzelteile des Cajon Preamps und eine Gebrauchsanweisung ausgeliefert. Neben dem Vorverstärker und der Mikrofonkapsel finden sich dort noch zwei Ersatzklebestreifen für die Mikrofonkapsel sowie zwei Kleber mit biegsamer Metallzunge, mit der das Kabel der Mikrofonkapsel innen am Korpus noch zusätzlich fixiert werden kann. Zur Montage wird die Mikrofonkapsel von innen – nahe der Spielfläche – unter den Cajon-Deckel geklebt und der Vorverstärker im Resonanzloch festgeschraubt. 
An der Vorderseite des Preamps befinden sich zwei Potis für die Lautstärke- und Tonregelung, ein Schalter, mit dem die Phase umgekehrt werden kann, die 6,3 mm Klinkenbuchse für das Output-Signal und eine kleine LED zur Kontrolle der Batterieladung. Rückseitig findet sich die 3,5 mmm Klinkenbuchse für die Mikrofonkabel und die beiden CR2032 3V-Knopfzellenbatterien, die für die nötige Betriebsspannung der Kondensatorkapsel und des Preamps sorgen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Lieferumfang des Cajon Preamps inklusive Ersatzklebern und selbstklebenden Kabelhaltern.

Die Haptik entspricht dem eher günstigen Preisschild

In der Verarbeitung spiegelt sich der – für ein Mikrofonsystem recht günstige – Preis des PA-CAJ wider. “Robust”, wie es in der Produktbeschreibung gleich zu Anfang lautet, ist nicht das erste Wort, das mir bei der optischen Begutachtung des vornehmlich aus Plastik hergestellten Systems in den Sinn kommt. Doch da die Komponenten fest im Cajon verbaut werden und dadurch beim Transport und beim Spielen geschützt sind, müssen sie auch nicht die gleiche Roadtauglichkeit aufweisen wie andere Mikrofone, die beim ständigen Auf- und Abbauen oft einiges wegstecken müssen.
Wird man sonst bei Mikrofonen mit Zahlen und Schlagwörtern zu deren Richtcharakteristik, Frequenzgang oder Druckempfindlichkeit überhäuft, lässt uns Meinl hier mit Informationen im Dunkeln. Weder in der Anleitung, noch auf der Webseite (wo der Cajon Preamp bisher nicht zu finden ist), noch im Katalog „The Meinl Book of Percussion 2019“ finden sich detaillierte Informationen. Auf direkte Anfrage bei Meinl bekamen wir die Info, dass die Kondensatorkapsel einen Frequenzgang von 20Hz bis 20kHz mit welligem Verlauf (+/- 3 dB) aufweist und der Vorverstärker selbst linear ist. Lassen wir also die trockene Theorie außen vor und schauen uns an, wie sich der Cajon Preamp in der Praxis verhält.

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Praxis

Anfängliche Problemchen

Ins gerade einmal 9,5 Zentimeter durchmessende Resonanzloch des Snare Craft Cajons, das uns Meinl für diesen Test mitgeschickt hat, passt der Preamp gerade so hinein. Doch nach etwas Fummelei, die bei normal großen Resonanzlöchern nicht zu erwarten ist, ist die Mikrofonkapsel verklebt und der Preamp eingebaut, sodass der praktische Teil auch schon beginnen kann. Doch nach dem ersten Anschließen stellt sich eine leichte Ernüchterung ein, da das Signal erst sehr schwach ist und beim Spielen dann riesige Sprünge nach oben macht. Einen Wackelkontakt im Verdacht, rüttele ich vorsichtig an allen Steckern und schließlich den Knopfzellenbatterien, die sich als Verursacher der Störungen erweisen. Da sie nur von einer Metallzunge gehalten werden, reichte offenbar der Anpressdruck nicht ganz aus. Nach etwas Hin-und-her-Wackelei waren die Störgeräusche aber passé und ließen auch im weiteren Verlauf des Test nicht mehr von sich hören. Dennoch sorgt die Batteriehalterung nicht unbedingt für ein gutes Gefühl, denn auf einem Gig kann so eine Störung viel Zeit und Nerven rauben.

Fotostrecke: 2 Bilder Hinter dem Cajon tummeln sich der Cajon Preamp, ein SM 57 und eine DI-Box, sowie das Kabel des SM 91.

Kräftiges Signal

Der Pegel, den der Cajon Preamp nun aufbringt, ist aber mehr als ordentlich, sodass ich den Vorverstärker meines Mischpultes kaum noch bemühen muss. Da der Ausgang des Preamps unsymmetrisch angelegt ist, schalte ich noch eine DI-Box zwischen Cajon und Mischpult. Was Mikrofonkapsel und Preamp nun ausspucken, kann sich durchaus hören lassen. Bass- und Snaresounds werden klar wiedergegeben, und auch leise Töne und selbst Besenwischer werden gut abgebildet. Insgesamt ist der Sound sehr durchsetzungsfähig, dabei aber beinahe schon etwas aggressiv. Um einen Vergleich zu haben, schiebe ich auch eine Grenzfläche (Shure SM 91) ins Cajon, was zugegebenermaßen nicht ganz fair ist, denn das SM91, beziehungsweise dessen Nachfolger Beta 91 A, kostet beinahe das Dreifache. Im Direktvergleich zum SM 91 klingt der Cajon Preamp grobschlächtiger und mittiger, oder umgekehrt: Das SM 91 reicht sowohl im Bass- als auch im Höhenbereich weiter und löst auch feiner auf. Der Positionierung im Inneren des Cajons ist geschuldet, dass beide Signale auch einen sehr topfigen Charakter aufweisen und die Resonanz der Cajon-Rückwand bei etwa 400 Hz deutlich abbilden. Hier würde ich gerne mit dem EQ eingreifen, was über ein entsprechend ausgestattetes Mischpult auch problemlos möglich ist.
Um auch noch andere Alternativen der Live-Mikrofonierung einzubeziehen, habe ich zusätzlich ein SM 57 ins Resonanzloch gesteckt und ein Neumann KM 184 vor das Cajon gestellt. Während das SM 57 den Bass deutlich überzeichnet und in den Höhen schwächelt (eine gute Positionierung zu finden, ist nicht ganz einfach mit dem Preamp im Resonanzloch), bringt das KM 184 den natürlichen und holzigen Klang des Cajons sehr schön hervor. 
Der Volume-Regler des Cajon Preamps steht bei den folgenden Aufnahmen auf 100% und der Tone-Regler auf neutral.

Audio Samples
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Cajon Preamp – Groove mit Händen Shure SM 91 (im Cajon) – Groove mit Händen Shure SM 57 (im Resonanzloch) – Groove mit Händen Neumann KM 184 (vor dem Cajon) – Groove mit Händen Cajon Preamp – Besen Shure SM 91 (im Cajon) – Besen Shure SM 57 (im Resonanzloch) – Besen Neumann KM 184 (vor dem Cajon) – Besen

In den folgenden Soundfiles habe ich den Tone-Regler stufenweise von ganz links (maximaler Bass) bis ganz rechts (maximale Höhen) gedreht. Für kleinere Anpassungen der Bässe oder Höhen kann es hilfreich sein, die Preamp-interne Klangregelung zu nutzen, doch die oft problematischen Topf-Frequenzen um 400 Hz herum bekommt man damit leider nicht in den Griff. Hier hilft nur ein externer Equalizer.

Audio Samples
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Cajon Preamp Tone-Regler 100% Bass Cajon Preamp Tone-Regler 50% Bass Cajon Preamp Tone-Regler neutral Cajon Preamp Tone-Regler 50% Höhen Cajon Preamp Tone-Regler 100% Höhen

Als letztes Feature bleibt noch der Phasen-Schalter zu erwähnen. Da nicht jedes Mischpult über diese Funktion verfügt, kann sich dieser kleine Knopf als äußerst nützlich erweisen, wenn etwa das Cajon mit zwei Mikrofonen abgenommen werden soll. 
Ein Dorn im Auge ist jedoch die Stromversorgung. Auch wenn die anfänglichen Kontaktprobleme der Knopfzellen schnell behoben werden konnten, würde ich mich auf einer Bühne nicht darauf verlassen wollen, dass es nicht doch zwischendurch anfängt zu knarzen oder die Batterien auf einmal leer sind. Die Möglichkeit, das System mit einem Netzgerät oder Phantomspeisung aus dem Pult zu betreiben, fehlt leider. Ein rascher Wechsel der Knopfzellen zwischen zwei Songs ist auch nicht unbedingt möglich, da das System dafür ausgebaut werden muss. Zudem gibt es keine Knopfzellen-Akkus, was die Sache auch noch wenig nachhaltig macht. Für den professionellen Einsatz ist der Cajon Preamp meines Erachtens also nicht geeignet.

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Fazit

Meinls PA-CAJ Cajon Preamp ist ein budgetfreundliches Plug-And-Play Mikrofonsystem für Cajones. Einmal montiert, braucht es beim Gig nichts weiter als ein Instrumentenkabel und gegebenenfalls eine DI-Box, um das Cajon mit einem Mixer zu verbinden und loszulegen. Ein Stativ ist nicht vonnöten, und das Mikrofon ist im Inneren des Cajons gut gegen Geräusche von außen abgeschirmt. Klanglich sind keine Wunder zu erwarten: Bass, Snare und Taps werden gut und durchsetzungsfähig abgebildet, doch ein externer EQ ist angeraten, um die störenden Mittenfrequenzen in den Griff zu bekommen, die das Mikrofonieren im Inneren eines Cajons mit sich bringt. Für den Profibereich eignet sich das System aufgrund der Stromversorgung mit Knopfzellen und der fehlenden Möglichkeit des Netzbetriebes nicht. Um sich bei einer Probe gegen den Rest der Band durchzusetzen, bietet es jedoch genug Wumms.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • günstige Plug-And-Play Lösung
  • keine Stative nötig
  • Phasenumkehrschalter
Contra
  • kein Netzbetrieb möglich
  • wenig nachhaltiges Batterie-Konzept
  • sehr präsente Mitten erfordern zusätzlichen EQ
Artikelbild
Meinl PA-CAJ Cajon Preamp Test
Für 98,00€ bei
Preis und Konzept überzeugen beim Meinl Cajon Preamp mehr als Sound und Stromversorgung.
Preis und Konzept überzeugen beim Meinl Cajon Preamp mehr als Sound und Stromversorgung.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Meinl
  • Herkunftsland: China
  • Bezeichnung: PA-CAJ Cajon Preamp
  • Merkmale:
  • Kondensatorkapsel, 20 – 20.000 Hz
  • Frequenzgang: wellig (+/- 3 dB)
  • Preamp mit Tonregelung und Phansenumkehrschalter
  • Ausgang: 6,3mm Klinke, unsymmetrisch
  • Batteriestatus-LED
  • Inkl. 2 x CR2032 3V-Knopfzellenbatterie
  • Verkaufspreis (Mai 2019): 98,00 Euro
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