Anzeige

Marleaux Votan Deluxe Test

Der Marleaux Votan ist ein jüngeres Modell der Firmengeschichte jener sympathischen Company aus Clausthal-Zellerfeld im Harz. Er vereint mit seiner eher traditionellen Bauweise die positiven Tugenden von vintage-artigen Instrumenten mit dem Marleaux-typischen Spielkomfort, einer enormen Klangflexibilität und der hohen Qualitätsgarantie von handgefertigten Boutique-Instrumenten.


In Deutschland gibt es ja bekanntlich viele talentierte Gitarren- und Bassbauer, die ihr Kunsthandwerk wirklich beherrschen und hervorragende Instrumente in ihren Manufakturen herstellen. Nur wenige davon schaffen es jedoch, sich auch international voll zu etablieren und weltweite Beachtung für ihr Schaffen zu finden. Gerald Marleaux gehört zweifelsohne zu diesem erlesenen Kreis: seine erstklassigen Instrumente werden seit vielen Jahren auf den Bühnen dieser Welt gespielt und von Bassisten rund um den Globus heiß geliebt. Die Marleaux-Erfolgsgeschichte begann bereits 1990 mit dem inzwischen zum Klassiker gewordenen Modell Consat. Im Laufe der Zeit wurde das Portfolio natürlich immer umfangreicher und umfasst mittlerweile ein Reihe von Bassmodellen, die den verschiedene Vorlieben und Bedürfnisse der geneigten Bassisten Rechnung tragen. So bin ich denn heute wirklich gespannt, ob die eingangs erwähnte Symbiose gelungen ist und freue mich auf die ausgiebige Testfahrt mit diesem wirklich wunderschönen Marleaux Votan Deluxe, der frisch bei mir eingetroffen ist!

Details

Der Offset-Korpus des Votan hat durchaus Ähnlichkeiten mit dem Fender-Klassiker, das untere Korpushorn fällt beim Marleaux jedoch deutlich kleiner als beim Jazz Bass aus und wurde zudem weiter ausgeschnitten, damit auch die hohen Lagen mühelos erreicht werden können. Bei der Wahl des Korpusmaterials verlässt sich Gerald Marleaux auf Bewährtes: er setzt bei vielen seiner Modelle schon seit Jahren Dibetou ein und hat sich auch beim Votan für das Mahagoni-ähnliche Holz aus Westafrika entschieden. Auf den Dibetou-Korpus wurde bei meinem Test-Votan in der Deluxe-Ausführung eine wunderschön gemaserte “Ahorn Burl”-Decke geleimt. Die gesamte Konstruktion erhielt anschließend ein seidenmattes Finish in der eleganten Farbkombination “Red Burst”.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Korpus des Marleaux Votan besteht aus Dibetou, die attraktiv gemaserte Decke aus Ahorn

Für den Hals verwendet Marleaux bei den Votans einen Streifen Ahorn, bei den Deluxe-Modellen kommt allerdings kein profanes Ahorn, sondern das optisch attraktivere Vogelaugenahorn zum Einsatz. Darauf wurde wiederum ein Griffbrett aus Palisander geleimt, in welchem 22 mitteldicke Bünde und ein Nullbund sitzen. Der Nullbund befindet sich direkt hinter dem Sattel und sorgt dafür, dass die Leersaiten ganz genauso klingen wie gegriffene Töne, weil die Saiten dadurch jederzeit auf Metall aufliegen. Der herkömmliche Sattel dient dann nur noch zur Saitenführung und spielt für den Klang keine wirkliche Rolle mehr. Am Ende des Halses sitzt eine zwar kleine, aber doch relativ dicke Kopfplatte, die bei meinem Deluxe-Modell mit einem schicken Furnier aus Ahorn und dem bereits vom Korpus bekannten matten “Red Burst”-Finish versehen wurde. Die Deluxe-Modelle kommen also mit “Matching Headstock”, wie der Angelsache zu sagen pflegt.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals besteht aus Vogelaugenahorn

Zur vergleichsweise schlichten Konstruktionsweise des Votan passt eine traditionelle Schraubhalskonstruktion, die von Gerald Marleaux allerdings in einigen Details für mehr Stabilität und größeren Spielkomfort feingetuned wurde. Um eine hervorragende Schwingungsübertragung zu gewährleisten, sitzt der Hals relativ weit im Korpus und wird von sechs Schrauben bombenfest gehalten. Für ein geschmeidiges Spielgefühl und ungehinderten Zugang zu den höchsten Tönen wurde der Halsabsatz am Korpus so ergonomisch wie möglich gestaltet, ohne die Stabilität dabei zu vernachlässigen. Soweit erst einmal zu den verwendeten Hölzern und der Grundkonstruktion des Votan Deluxe. Wer von euch schon einmal einen Bass aus dieser Manufaktur in den Händen hatte, wird sich ohnehin zu keinem Zeitpunkt wundern, dass mein Test-Votan wirklich erstklassig verarbeitet ist und in Sachen Qualitätsanmutung keinen Vergleich mit den teuersten und angesagtesten Boutique-Bässen aus Übersee zu scheuen braucht!
Genauso hochwertig geht es weiter, wenn ich mir die Hardware meines roten Schönlings genauer anschaue. An der Kopfplatte sitzen vier Mechaniken der deutschen Traditionsfirma Schaller (in einer exklusiv für Marleaux gefertigten Ausführung) mit extra leichten Flügeln sowie ein massiver Saitenniederhalter, der alle vier Saiten auf den Sattel beziehungsweise den Nullbund drückt. Mein Testbass ist zudem mit einem optionalen D-Tuner für die E-Saite ausgestattet, der den Tonumfang durch ein Umlegen des Hebels bei Bedarf nach unten erweitert.
Am anderen Ende des Basses finden wir eine moderne Brücke von ETS, die komfortabel in alle Richtungen zu justieren ist und ein schnelles Wechseln der Saiten ohne lästiges Einfädeln ermöglicht. Die Tuning Fork hat sich über Jahre bewährt und wird deshalb von vielen Herstellern in Europa als Standard-Ausstattung verwendet.

Fotostrecke: 5 Bilder Die schwarzen Mechaniken stammen von Schaller…

Auch bei den Tonabnehmern setzt Gerald Marleaux auf Know-How aus Deutschland und verbaut beim Votan X-Tender Quadcoil-Tonabnehmer von Delano, die nach den Vorgaben von Marleaux gefertigt und auf den Sound der Votan-Modelle abgestimmt werden. Die Delanos können mit zwei kleinen 3-Positionen-Schaltern im Cockpit des Votans jeweils in den seriellen, parallelen oder Singlecoil-Modus geschaltet werden und ermöglichen damit schon im passiven Betrieb des Basses zusammen mit der Tonblende zahlreiche Klangvariationen. Damit ist aber noch lange nicht Schluss, denn für noch mehr Flexibiltät wurde dem Votan zusätzlich die Marleaux Votan “V2”-Elektronik mit einem Doppelpoti zum Absenken und Anheben der Bässe (70 Hz +/- 14 dB) und Höhen (8 kHz +/- 12 dB) spendiert. Aktiviert wird der Preamp mit einem simplen Zug am Lautstärkeregler, der über eine Push/Pull-Funktion verfügt. Gespeist wird die Elektronik von einer handelsüblichen 9 Volt-Batterie, die in einem gesonderten Batteriefach auf der Rückseite des Instrumentes Platz findet. Auch das Elektronikfach selbst ist von der Body-Rückseite her zugänglich und macht einen absolut akkuraten Eindruck. Die Komponenten wurden übersichtlich verbaut und das Fach ist super penibel mit Folie gegen Einstreuungen abgeschirmt – auch hier zeigt sich wieder die Extraportion Sorgfalt, die Marleaux für seine Premium-Instrumente augenscheinlich aufwendet!

Fotostrecke: 7 Bilder Die X-Tender Quadcoil-Tonabnehmer von Delano…
Anzeige

Praxis

Sound

Mein Test-Votan bringt ungefähr 4,1 kg auf die Waage und ist damit für einen Viersaiter zwar nicht ultra leicht, er hängt aber absolut perfekt balanciert in einer optimalen Spielposition am Körper und fühlt sich deshalb deutlich leichter an, als er es in Wahrheit ist. Der Spielkomfort ist wirklich beeindruckend: alle Töne auf dem Griffbrett sind mühelos zu erreichen, und man hat grundsätzlich das Gefühl, dass das Spiel in jeder Hinsicht unterstützt wird und das Instrument selbst dabei in den Hintergrund rückt. Das ist ein Luxus, den man wirklich nur von einem Weltklasse-Boutique-Hersteller bekommt, der sich pausenlos Gedanken über die Architektur eines Instruments gemacht hat. Begünstigt wird die gute Bespielbarkeit übrigens durch das hervorragende Setup des Instruments ab Werk. Der Bass kam mit minimaler Halskrümmung und einer äußerst niedrigen Saitenlage für maximalen Komfort bei mir an – trotzdem rasselt auf dem Griffbret bei halbwegs moderater Spielweise aber kein einziger Ton auf dem Griffbrett! Die Bundierung ist folglich genauso erstklassig wie die restliche Verarbeitung des Instruments – alles andere hätte mich aber auch gewundert.
Aus ergonomischer Sicht und in Sachen Spielkomfort kann der Marleaux also direkt Bestnoten einfahren, und nach den ersten paar Tönen im Trockenbetrieb habe ich den Verdacht, dass es beim Thema Sound genauso weitergeht. Die gesamte Konstruktion ist nämlich ungeheuer schwingungsstark, alle Töne klingen gleich lang aus und der akustische Klang ist bereits relativ laut und sehr gut definiert – beste Vorraussetzungen also für eine überzeugende Performance am Verstärker. Damit ihr euch selbst ein Bild vom verstärkten Sound und den Klangmöglichkeiten des Votans machen könnt, hören wir uns in den ersten drei Audiobeispielen verschiedene Tonabnehmerschaltungen im passiven Modus an.

Audio Samples
0:00
Votan passiv – beide PU parallel Votan passiv – beide PU seriell Votan passiv – beide PU Single Coil Modus
Fotostrecke: 3 Bilder Auch das Gigbag ist von hochwertiger Premium-Qualitu00e4t

Der Votan produziert mit den Delano Quadcoil-Tonabnehmern in paralleler Schaltung einen sehr ausgewogenen, dennoch aber charakterstarken und warmen Bassound mit einem soliden Fundament. Keine Frequenz ist über- oder unterbelichtet, der Sound ist stets super aufgeräumt und transparent. Erwartungsgemäß präsentiert sich der Marleaux mit beiden Tonabnehmern im Singlecoils-Modus deutlich schlanker und knochiger und bietet damit schöne Sounds für Situationen, in denen ein filigranerer Sound angebracht ist. Mit den Delanos in serieller Schaltung besitzt der Bass aus deutschen Landen dagegen am meisten Pfund. Die Höhen treten hier etwas in den Hintergrund und das Fundament kommt ultra fett daher, der kernige Sound ist allerdings immer noch hervorragend definiert und verliert nichts von seiner Durchsetzungskraft im Mix.
Es ist schon erstaunlich, wie viele Klangvariationen der Votan bereits mit den verschiedenen möglichen Tonabnehmerschaltungen liefert, denn die Delanos können separat in jedem der drei Modi operieren und sorgen dabei immer für praxistaugliche Sounds in erstklassiger Klangqualität. Dazu gibt es noch eine passive Tonblende zum Abrunden der Höhen und die übliche Blend-Möglichkeit der beiden Tonabnehmer – alles zusammen genommen bietet mir der Votan ehrlich gesagt bereits im passiven Modus ausreichend Flexibiltät, um Sounds für sämtliche Musikstile und Spieltechniken abrufen zu können!

Audio Samples
0:00
Votan passiv – beide PU parallel, Blende halb zu Votan passiv – Steg PU seriell

Dieser vielseitige Harzer legt aber noch einen drauf, denn mit einem Zug am Lautstärkeknopf kann der Bass in den aktiven Betrieb befördert werden und stellt jetzt zur weiteren Klangformung den 2-Band EQ mit einem Doppelpoti für Bässe und Höhen zur Verfügung. Die Marleaux Votan V2-Elektronik verändert den Klang bei neutraler Stellung des EQs zunächst nicht, man verliert aber etwas Dynamik und Direktheit im Klang. Dieses Phänomen kenne ich auch schon von anderen sehr hochwertigen Basspreamps – es ist auch keinesfalls als spezielles Manko zu verstehen, sondern anscheinend wirklich unvermeidlich, sobald das Signal eine Elektronik durchläuft. Als Entschädigung dafür bekommt man aber einen ungemein effektiv arbeitenden EQ, der ausgesprochen geschmackvoll abgestimmt ist und das klanglilche Spektrum des Votans abermals erheblich erweitert. Mit dem Bassregler lässt sich das sowieso schon kräftige Fundament des Marleaux bei Bedarf weiter aufpumpen, und der Höhenregler sorgt für zusätzliche Transparenz bei moderneren Sounds und klingt selbst voll aufgedreht noch geschmeidig.
Um das zu demonstrieren, hört ihr zum Abschluss noch ein paar Audiobeispiele, für die ich den Votan im aktiven Betrieb mit verschiedenen EQ- und Tonabnehmer-Einstellungen aufgenommen habe.

Audio Samples
0:00
Votan – beide PU parallel, Bass und Hi Boost, geslappt Votan – Hals PU parallel, Blende halb zu, Bass Boost Votan – Hals PU seriell, Steg PU parallel, Bass und Hi Boost Votan – beide PU parallel, Bass und Hi Boost
Anzeige

Fazit

Viele kleine Bass-Manufakturen bieten seit Jahren neben ihren Flagschiffbässen einfachere Modelle mit Schraubhälsen und gerader Kopfplatte an. Zum einen gehen sie diesen Schritt sicherlich, um ihren Kundenkreis mit günstigeren Instrumenten zu erweitern, zum anderen gibt es eben viele Bassisten, die auf den Sound von derart gebauten Bässen stehen und bei ihrem Boutique-Hersteller nun ebenfalls ein Modell für ihren Geschmack finden, welches zudem wesentlich komfortabler in der Handhabung ist als der typische industriell hergestellte Schraubhalsbass. Wie auch immer, die “Stripped Down”-Version von Marleaux, der Votan Deluxe, hat mich in kürzester Zeit auf ganzer Linie überzeugt und ist auf keinen Fall eine Sparversion, sondern eben eine andere, absolut gelungene eigenständige Geschmacksrichtung im Line-Up von Marleaux Bassguitars. Er bietet jede Menge Sounds für fast alle Einsatzzwecke und Vorlieben, ist nur aus den hochwertigsten Materialien in feinster Handarbeit hergestellt, und wird im Falle der Deluxe-Version sogar noch mit einem exotischen Top für den individuellen Edelbass-Look garniert. Der Preis von 2.900,- € ist daher eine sinnvolle Investition für die Zukunft – und muss übrigens in Anbetracht der gebotenen Qualität durchaus als moderat bezeichnet werden, auch wenn eine Anschaffung in dieser Größenordnung für viele Bassisten sicherlich keine Kleinigkeit ist.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • erstklassige Sounds in Hülle und Fülle
  • beste Materalien
  • tadellose Verarbeitung
  • super komfortable Bespielbarkeit
  • wunderschöne Optik
Contra
  • Keins
Artikelbild
Marleaux Votan Deluxe Test
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Marleaux
  • Modell: Votan Deluxe Viersaiter
  • Mensur: 34“ (long scale)
  • Korpus: Dibetou, Maple Burl Top, Red Burst Finish matt
  • Hals: Vogelaugenahorn, Palisander-Griffbrett, 22 Bünde + Nullbund, Matching Headstock
  • Hardware: 2 x Delano Votan X-Tender Quadcoil, Marleaux Votan V2-Elektronik, Schaller-Mechaniken, ETS Tuning Fork-Brücke, Schaller Security Locks
  • Regler / Schalter: Volume Push-Pull, Balance, Tone, Bass/Treble, 2 x PU seriell/parallel/singlecoil
  • Gewicht: ca 4,1 kg
  • Zubehör: Premium-Gigbag, Mappe mit Infos und Zertifikat, Gurtpins, Werkzeug
  • Preis: 2.900,- € + 150,- € für D-Tuner (UVP)
Hot or Not
?
Marleaux_Votan_007FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Thorsten Mertens

Thorsten Mertens sagt:

#1 - 09.05.2015 um 06:26 Uhr

0

scheint wirklich ein Traum bass zu sein! Gruß merti

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo