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Mackie DL 1608 Test

Die iPad-Manie macht auch vor dem FOH-Platz nicht halt. Doch betrachtet man das Konzept des Mackie DL1608 im Detail, könnte man vielleicht eher von einer Revolution anstelle einer Manie sprechen, denn das Live-Pult ist nicht nur ein ausgewachsener Digitalmixer, sondern auch Befehlsempfänger von MIDI-Daten der iPad Master Fader-App, wodurch die kabellose Kommunikation mit dem Innenleben des Mixers von jedem Punkt am Veranstaltungsort ermöglicht wird. Ein Grundgedanke, der gefällt, denn schließlich steht der Engineer selten an idealer Abhörposition („Packen wir den Tonfuzzi doch da hinten in die Ecke, da zwischen der Kühlanlage und dem Leergut ist doch noch Platz.“). Geht es nach Mackie, ist jetzt Schluss damit: Die Hardware wandert dahin, wo sie gebraucht wird und der Engineer, befreit von allen physischen Kabelsträngen, ebenfalls.

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Über das iPad lässt sich jedoch nicht nur der eigentliche Mix steuern und mitschneiden, sondern auch und vor allem die integrierte DSP-Sektion befehligen, die Plug-Ins wie Kompressoren, EQs und Effekte berechnet. Ein weiterer Clou: Sechs vollständige Aux-Wege (mit 31 Bändern und dediziertem Limiter am Ausgang) versorgen bis zu sechs Musiker mit individuellen Monitormischungen. Soundgestaltung und Einpfeifen direkt auf der Bühne und durch eine Person, das hat was. Da sich bis zu zehn iPads einloggen lassen, wäre es theoretisch sogar möglich, als Beteiligter seinen individuellen Monitor-Sound in Eigenregie einzustellen. Einstellungsszenarien können als Presets pro Kanal oder als globale Snapshots und ganze Shows abgespeichert werden, was die Flexibilität in Bezug auf die Ablaufdramaturgie (einzelne Stücke, Aufführungen, Tourneen) mächtig erweitert. Gar nicht zu sprechen vom Equipment, der eingeforderten Manpower und dem Potenzial für Fehlerquellen, das ein analoges Vergleichsmodell hätte. Und sollte das iPad aus irgendeinem Grund abschmieren, läuft die Show, respektive der Mixer, erst mal weiter.
Doch was kostet so viel Komfort? Nun, die aktuelle Preisempfehlung liegt bei 1426 Euro. Das scheint gerechtfertigt. Zu den Konkurrenten zählen unter anderem das Fostex LR16/LM16. Ein digitales Pult, das auf analoge Haptik setzt, dessen Stagebox vom Hauptgerät abtrennbar ist und über eine Netzwerkschnittstelle von maximal 50 Metern Kabellänge angebunden wird (ab 1360 Euro, UVP). Der Mackie-Ansatz hingegen will weitestgehend mit gängigen Kontroll-Paradigmen und klobigen, kostenintensiven Outboard-Racks Schluss machen. Hier ist unser Bericht:

Details

Das Mackie DL-1608 ist ein Live-Mischpult, ausgestattet mit 16 ONYX-Mikrofonvorstufen, hochwertigen 24-Bit-Cirrus Logic AD/DA-Wandlern, einem XLR-Master-Ausgang und sechs symmetrischen Aux-Sends für den Monitormix, die Integration externer Audiohardware oder die Kaskadierung von zwei 1608ern. Es verbindet die Vorzüge eines Digitalmixers mit den Annehmlichkeiten eines iPads, indem sämtliche Funktionen des Pultes – mit Ausnahme der Vorverstärkung – über das Touch-Display des Apfel-Mobilrechners zugänglich sind, sei es im Pult (oder Dock, wenn man so sagen möchte) eingeschoben oder in der Hand. Jedem Input stehen ein vierbandiger EQ mit parametrischen Bändern und ein Hochpassfilter zur Verfügung, wobei sich Höhen und Bässe zwischen Shelf- und Bell-Charakteristik umschalten lassen. Des Weiteren lässt sich jeder Input-Kanal mit einem umfassend parametrisierten Gate und Kompressor bestücken. Ferner können ein DSP-gestütztes Delay und ein Hallprozessor mit Signalen aller Einzelkanäle beschickt werden. Die Ausgänge (Master, Aux1-6) sind mit einem grafischen 31-Band-EQ nebst Kompressor/Limiter bedacht. Dazu gesellt sich eine umfangreiche Preset-Funktionalität und ein Master-Recorder, der allerdings nur im angedockten Zustand aktiviert werden kann.
Harte Ware
Unser Testkandidat ist direkt aus der amerikanischen Mackie-Zentrale über den großen Teich geschwappt, wofür wir uns auf diesem Wege noch einmal recht herzlich bedanken möchten. Neugierig auf den Inhalt, fördern wir gleich zwei Kartons aus der Verpackung. Zum einen natürlich den, der den Mixer enthält, zum anderen stellt uns der Support für den Test eine kleine weiße Schachtel mit einer Apple Airport Express. Ein iPad ist selbstredend nicht dabei, das muss sich der geneigte Käufer schon selbst zulegen, womit wir auf folgenden Gesamtlieferumfang der Mackie-Box kommen.

1x Mixer Mackie DL-1608
1x Netzteil
je 1x Netzteilkabel Euro und US
1x montierter „Laufwerkschlitten“
1x Halter mit Innensechskant-Schlüssel
1x Quickstart Guide Englisch
Fotostrecke: 2 Bilder Der Mackie DL1608 und sein Gefolge

Die Schnellstart-Anleitung ist ein Lehrstück dafür, wie ein didaktisch hochwertiges Manual geschrieben sein sollte: Leider nur auf Englisch, liest es sich außerordentlich kurzweilig, und während man sich noch über die vielen Wortwitze und unterhaltsamen Formulierungen freut, hat man bereits das komplette Manual durchgearbeitet und ganz nebenbei den Mischer verstanden – vorbildlich!
So instruiert, wenden wir uns der Hardware zu. Ein erstes Ausrufezeichen setzt die absolut hochwertige Verarbeitung: Das Gehäuse wirkt sehr robust und steht rutschsicher auf dem Arbeitsplatz. Wer den 1608er für den harten Tour-Einsatz sicher in einem 19-Zoll-Rack verstauen möchte, kann den 1608er auch mit einem als Zubehör erhältlichen Einbaurahmen tunen. Die formschön abgerundete, schwarze Konsole setzt auf eine Symbiose aus Metall und Kunststoff, bringt ein Netto-Lebendgewicht von 3,2 Kilogramm auf die Waage, ist hinten und vorne leicht abgeschrägt und neigt so ihre Gain-Potis und das gedockte iPad in einem Winkel von knapp 30 Grad zum Betrachter, was natürlich besonders für die Ablesbarkeit des Screens von Vorteil ist. Doch vermuten heißt nicht wissen, also haben wir das Bundle, das können wir bereits vorwegnehmen, in der freien Wildbahn aufgestellt und unter einem Pavillon mit Tageslicht konfrontiert, wo je nach Sonnenstand Spiegelungen auftreten könnten, denen man sonst bei einem haptischen Kontrollwerkzeug in dieser Form nicht ausgesetzt ist. Und klar, gegen den Photonensturm einer Highnoon-Sonne kann auch das Retina-Display kaum ankämpfen, aber – und das ist ja der Clou an der Sache: Wenn in der aktuellen Betrachtungsposition wirklich starke Spiegelungen auftreten, dockt man den Mobilrechner einfach ab und setzt sich unter den Olivenbaum. Problem gelöst: Weitermischen! 

Bei einem Photonensturm nehmen sie bitte das Pad aus dem Halter und suchen umgehend einen sonnengeschützten Platz zum Mixen auf
Bei einem Photonensturm nehmen sie bitte das Pad aus dem Halter und suchen umgehend einen sonnengeschützten Platz zum Mixen auf

Anschlüsse
An der Rückseite tummeln sich 16 Mono-Kanäle, von denen die ersten 12 im XLR-Format, die verbleibenden vier Inputs als Kombo-Buchsen (XLR/6,3mm-Klinke) ausgeführt sind. Der Hersteller setzt hier auf Neutrik-Bauteile, die für Langlebigkeit stehen, bombenfest im Gehäuse sitzen und die zugeführten Instrumentenkabel sicher entgegennehmen. Dann wandert der Blick auf den Einschaltknopf, neben dem der „Phantomspeiser“ logiert. Beide sind als relativ schlanke, eindeutig beschriftete (wie übrigens alle Beschriftungen) Wippschalter ausgeführt, und zwei flankierende LEDs signalisieren den Betriebszustand. Für ein Mischpult, an dessen Funktionsbereitschaft unter Umständen die Beschallung hunderttausender Ohren hängt, hätte ich mir hier allerdings einen versenkten Power-Taster gewünscht – aber egal: Im Zweifel zwei Streifen Gaffa-Tape drüber und gut ist. Kontakt mit der Beschallungsanlage nimmt man mit dem Mischpult über den symmetrischen Stereo-XLR-Master-Ausgang auf. Eine horizontale Anordnung von einem halben Dutzend ebenfalls symmetrisch ausgelegter 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen bilden die Sends – für sechs separate Monitorwege, das Einschleifen externe Effektgeräte oder zur Kaskadierung zweier 1608er. Eine Aussparung für ein Kensington-Lock sorgt dafür, dass zwielichtige Gesellen einem das Pult während einer Toilettenpause nicht entwenden. Im Übrigen lässt sich auch das iPad gegen unbefugte „Mops“-Vorgänge durch den Aufbau einer aufschraubbaren Auszieh-Blockade schützen – da hat offenbar jemand mitgedacht.

Fotostrecke: 3 Bilder Backpanel

Beschließen möchte ich den Ausflug über das Backpanel mit dem verschraubbaren Netzteilanschluss und der RJ-45 Ethernet-Buchse, über die man die Dock-Einheit mit einem WLAN-Router verbinden kann, um so die drahtlose Verbindung zum iPad herzustellen. Mehr zum Thema Netzwerkeln, Drahtlosfunken und ob und wie es dem Technik-affinen Zuhörer gelingen kann, sich während eines Konzertes in die WLAN-Verbindung zu hacken und die Mischung seinen persönlichen Vorlieben „anzupassen“, folgt im Praxisteil. Wir wenden uns nun der Bedienoberfläche zu…
… wo die Vorverstärker, die Master-Lautstärke und der Kopfhörerausgang samt Level-Knopf dem frontalen Zugriff unterliegen. Die Kanäle 1-12 arbeiten in einem Wertebereich von 0-60dB, wohingegen Channels 13-16 mit einer maximalen Absenkung von -20 dB und einer Anhebung von bis zu 40 dB operieren. Die Empfindlichkeit aller Kanäle wird über Potis justiert, die für meinen Geschmack fast schon ein bisschen zu leichtgängig sind: Ein ungeschickter Griff und man hat im „Vorbeiwischen“ dem Bassmann aus Versehen mal eben 10 dB mehr Durchsetzungskraft gegeben. Eine Clipping-LED schaltet bei Übersteuerung von Grün auf Rot. Rechts daneben sitzt die 6,3-Millimeter-Buchse für den Kopfhörer. Der Ausgang erweist sich als transparent und zerrfrei. 
Dann wandert der Blick gen Süden und dort, wo man normalerweise die Armee der Knöpfchen, Fader und Tasten vermutet, blickt man beim DL-1608 auf ein großes Nichts, das an seinem Kopf-  und Fußende eine Führung zum Einschub des iPads offeriert, welches auf der linken Seite im Dock-Connector einschnappt. 

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Im Studio haben wir ein iPad1 und 2 vorliegen. Das Erstgeborene passt allerdings nicht so ohne weiteres in die Aussparung, wie sein jüngerer Bruder, da es ein paar Millimeter dicker ist. Kurzerhand ziehen wir den Schraubendreher aus der Werkzeugkiste, um die vier inneren Schrauben zu lösen und die „Generation 2+“-Halterung herauszunehmen. Daraufhin lässt sich das Gerät verbinden. Wer nun glaubt, dies könnte eine wackelige Angelegenheit sein, der täuscht sich gewaltig. Denn das Tablet muss schon mit einer gewissen Verbindlichkeit eingeschoben werden und einmal eingeschnappt, sitzt es dann passgenau und äußerst fest. Der Dock-Connector dient gleichzeitig als Ladevorrichtung, sodass der Engineer sein Werkzeug während eines Festivals zwischendurch immer mal wieder auftanken kann. Sehr schön.

Fotostrecke: 7 Bilder Hier soll das iPad1 sitzen…

Um der Master Fader-App habhaft zu werden, ist ein Ausflug zum App-Store und – so noch nicht geschehen – die Registrierung einer persönlichen iTunes-ID unumgänglich. Jailgebreakte iPads mal außer Acht gelassen, bleibt das (leider) der rigide Software-Installationsweg für alle iOS-Gerätschaften. Der darauf folgende Download ist kostenlos und kann entweder direkt auf das iPad oder via iTunes vom PC oder Mac aus erfolgen. Beim ersten Aufruf erschien prompt der freundliche Hinweis auf ein bereitstehendes Firmware-Update, welches ebenfalls direkt auf das iPad aufgespielt werden kann. 

Master Fader-App
Lassen wir das iPad zunächst einmal im Dock und werfen einen Blick auf die Software, welche in unterschiedliche Hierarchie-Ebenen untergliedert ist, die durch horizontale und vertikale Fingerbewegungen durchstreift werden. „Nur mal Schauen“ ist übrigens auch ohne angeschlossene Hardware möglich, da man sich die Software ja kostenfrei herunterladen kann und sie auch im Offline-Modus funktioniert. Beim Öffnen präsentiert sich zuerst der Mixer mit acht Kanälen und Master. Ganz oben zeigt der Header den aktuell ausgewählten Kanal an und liefert aktuelle Fader- und Einstellungswerte, die auch die Direkteingabe zulassen. Jeder der Hauptkanäle verfügt über einen virtuellen Linefader, einen Panoramafader, Solo und Mute sowie Channel- und EQ-Buttons. Die Fader reichen von –∞ bis +10dB und lösen beim iPad1 mit etwa 0,3 dB auf. Die Input-Meter am Kanal zeigen das Eingangssignal Pre-Fader, Pre-EQ an, sodass Änderungen dieser Parameter keine Auswirkungen auf die Anzeige haben. Eine kleine, horizontale Pegelabschwächungsanzeige unter dem Pan-Poti visualisiert die Summe der Gain-Reduktion aus Gate und Kompressor anhand eines roten Balkens, der von links nach rechts ausschlägt, wobei volles Rot für 20 dB Gain steht. Drückt man auf den Channel-Button, kann ein aussagekräftiger Name samt Icon (Vorauswahl vorhanden) vergeben werden, ein Foto eines Bandmitgliedes unter Verwendung der iPad-Kamera schießen oder auf die auf dem Tablet befindlichen Bilder zurückgreifen. Mit einem horizontalen Wischer von rechts nach links gelangt man an die Kanäle 8-16, die Returns (DLY und REV) und den „iPad-Kanal“. Einen optischen Unterschied gibt es bei den drei letztgenannten, denn da es sich um Stereo-Returns handelt, sind zwei Pegelmeter an Bord. Über den iPad-Kanal lässt sich der Sound einer im Hintergrund laufenden App einblenden – also zum Beispiel iTunes, was sich auch am Fehlen der Lautstärke-Regler in iTunes selbst bemerkbar macht. Für die Bandpausen könnt ihr also gleich die passende Mucke aufs iPad transferieren und über das Mackie-Dock-Pult einspielen.

Fotostrecke: 2 Bilder Kanäle1-8 und…

Der Master-Ausgang verfügt über einen grafischen Equalizer mit 31 Bändern, einer Draw-Funktion (20 – 20000 Hz, +/-12 dB), Panning und einer Recording-Taste, die den Mastermix im Wave-Format aufs iPad bannt, was dann über iTunes auf den Rechner übertragen wird. Diese Funktion ist im Wireless-Mode allerdings nicht verfügbar – hier mochten sich die Mackie-Entwickler wohl offenbar nicht auf die Stabilität und konsistente Datenrate der WLAN-Verbindung verlassen. Ferner sollte man im Hinterstübchen behalten, dass es nicht möglich ist, mit einer App wie iTunes Sound abzuspielen und gleichzeitig via Master Fader zu recorden. Betätigt ihr also den Record-Button in der Master Fader App, hört iTunes mit einem dezente Fade-Out auf zu spielen. Umgekehrt stoppt die Aufnahme, sobald ihr den Abspielvorgang einer anderen App startet.

Audio Samples
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Der 31-Band-Master EQ Band für Band (erst voller Gain, dann voller Cut

Mittels Output-Selector greift man auf die Monitoring-Ausgänge zu, wo man ein komplett unabhängiges Mixer-Layout pro Monitorweg bekommt, womit man jedem Musiker seinen individuellen Wunschsound auf die Box zaubern kann, unabhängig vom Soundbild, was man auf das (hoffentlich) verzückte Publikum loslässt.
Channel-View
Die zweite Hierarchie-Ebene kommt zum Vorschein, wenn ich auf einen der EQ-Buttons drücke, denn die Ansicht schwenkt an den Standardkanälen auf einen vierbandigen EQ mit High/ Low-Shelf sowie geteiltem Mittenband, wobei Tiefen und Höhen auch auf Glocke umgeschaltet werden können. Das Frequenzband reicht von 20 – 20.000 Hz, der Cut/Boost liegt bei plus/minus 15 dB. Frequenz, Güte und Gain stellt man über horizontale Touch-Fader oder optional über ein Verschieben des Knotenpunktes auf der X/Y-Achse ein. Dies erfolgt mit einer Genauigkeit von rund 0,1 dB/0,03 kHz. Die Flankensteilheit kann gleichfalls durch Fingerspreizung angepasst werden. Ein Hochpassfilter gehört ebenfalls mit zur Ausstattung, dazu gesellt sich ein Button zur Umkehrung der Phase. Nicht unerwähnt lassen möchten wir, dass die Kontrolle über den Output an beiden Flanken (Channel/Master) erhalten bleibt, und dass man mittels Wischen von rechts nach links zum nächsten Kanal gelangt, ohne in die Mixer-Ansicht zurückehren zu müssen. Vertikale Fingerbewegungen rufen Einstellungen für Gate, Kompression und Effekte auf. Die Einstellmöglichkeiten für Gate und Kompressor lassen sich den nachstehenden Screenshots entnehmen (Handbuch-Shot.1).

Fotostrecke: 2 Bilder Parametrischer EQ
Audio Samples
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Sweeping Kompressor in einer Medium-Einstellung (ab „watching the first flowers“) Kompressor in einer sehr starken Einstellung (ab „watching the first flowers“)

Die Einstellungen für die einzelnen Effekt-Programme können nicht nur in den betreffenden Returns, sondern in jedem Kanal direkt getroffen werden. Mit Ausnahme des Send-Anteils sind die dort festgelegten Werte von globaler Natur. Folglich betrifft eine Änderung der Delay-Zeit im Channel-3 auch Channel-7. Die Auswahl beim Reverb umfasst Ambience, Small-, Mid- und Large-Room, Hall, Cathedral, Gated Reverb und Spring. Zu den regelbaren Parametern gehören Pre-Delay, Dämpfung, Decay, Release und Rolloff. Als Delays stehen als Mono, Tape Echo, Stereo, Ping-Pong und Multitap zur Auswahl. Die steuerbaren Kenngrößen sind je nach Typus Delay (L/R), Delay1, Delay2, Feedback, Dämpfung, Decay und Rolloff.

Effekt-Plugins
Effekt-Plugins
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Die verschiedenen Delay-Typen: Mono, Tape Echo, Stereo, Ping-Pong und Multi-Tap Verschiedene Hall-Programme: Plate, Ambience, Small Room, Medium Room, Large Room und Spring

Schließlich folgen Voreinstellungsseiten, Snapshots und Presets. Snapshots halten eine Momentaufnahme aller Einstellungen am DL1608 fest, also Zustände und Regler-Positionen der Input-, Aux-, und FX-Kanäle und des Master-Out. Somit lassen sich bestimmte Voreinstellungen für unterschiedliche Bands (Opener, Headliner, etc.) anlegen oder einfach individuelle Start-Einstellungen. Die Snapshots werden im Pult gespeichert und von dort aus über die Master Fader App abgerufen. Schnappschüsse werden in übergeordneten Shows zusammengefasst. Pro Show lassen sich maximal 99 Snapshots anlegen. Maximal eine Show kann simultan geladen werden. Die Funktion „Recall Safe“ erlaubt es, bestimmte Kanäle beim Aufrufen eines Schnappschusses auszulassen, sodass deren Einstellungen erhalten bleiben. Beim Einschalten ruft der DL1608 automatisch den letzten Status ab.
„Tools“ führt zu den Devices, Settings und der Help-Seite, wo sich zu steuernde Mischpulte selektieren und umbenennen lassen, Voreinstellungen getroffen werden und die Hilfe zurate gezogen werden kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Auswählen der zu steuernden Einheit
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Praxis

So, genug der nüchternen Außenbetrachtung – Zeit, mal ein paar Tropfen Fingerschweiß auf dem Glas zu hinterlassen. Der übrigens – nur mal so aus der persönlichen Aufführungspraxis der Autoren geplaudert – kann sich als fatal erweisen. Denn als Peter unlängst einen bewegungsintensiven Live-Act in einem kleinen Club gab, perlte ihm ein Schweißtropfen von der Denkerstirn auf das Apple-Flachbrett und danach ging im wahrsten Wortsinn nichts mehr: Die, aufgrund ihres Salzgehaltes elektrolytische, Körperflüssigkeit gewinnt auf dem Display gegen die Leitfähigkeit der Fingerkuppen haushoch, sodass sich das iPad im Glauben befindet, man würde da drücken, wo die Mineraliensuppe hingetropft ist. Jeder Versuch des Wegwischens mit der Hand verschlimmert den Zustand noch, weil man so a.) völlig wirre Bewegungsinformationen an die verwendete Audio-App übermittelt und b.) den Schweiß noch weiter auf dem Display verteilt. Am Ende half nur eine kurze Pause und die Reinigung des Displays mit saugfähigem Küchenpapier. Das nur mal so als grundsätzliche Warnung und – um den Bogen zu Mackies Master Fader-App zu finden – auch als genereller Nachteil des iPads als Steuerzentrale in saunaähnlichen Szenarien, was im Live-Beschallungsgewerbe ja gar nicht mal so selten der Fall ist.
Wohl bereits solche „Unfälle“ im Umgang mit dem kapazitiven Display berücksichtigend, fordert die Master Fader-App eine gewisse Eindeutigkeit in der Bedienung. Die Fader beispielsweise „springen“ nicht, wenn man irgendwo innerhalb des Faderweges drückt, sondern wollen an der virtuellen Faderkappe angefasst werden. Auch das visuelle Feedback arbeitet effektiv versehentlichen Tweaks entgegen: Aktive Elemente werden beim Befingern vergrößert und mit einem Leucht-Schatten umgeben, Buttons verändern ihren Farbzustand. 

Fotostrecke: 2 Bilder Bildschirmelemente signalisieren durch Leuchten, das sie befingert werden

Die Controller lassen sich einzeln gut manövrieren. Was indes die Multitouch-Bedienung angeht, ist die Praktikabilität ziemlich stark vom Layout abhängig. Will sagen, es ist nicht sonderlich problematisch, mehrere Channelfader auf einmal zu bewegen. Bei den 31-Bändern des Master-EQ, die relativ eng aneinander liegen, sollte man schon genau zielen, um nicht in die 1250 kHz zu greifen, wenn man eigentliche die 1600 kHz anwählen wollte.

Der 31-Band-Master-EQ
Der 31-Band-Master-EQ

Wo wir schon beim „Touchen“ sind: Direkt nach dem Verkabeln interessierte uns natürlich brennend, ob und wie sich mit zwei iPads auf den Mischer zugreifen lässt. Bevor man aber seine Steuerbefehle von mehreren Stationen aus durch den Raum senden kann, steht natürlich die Integration in das WiFi-Netzwerk. Wie man Selbiges einrichtet, sollte mittlerweile zu den grundsätzlichen Lebenskompetenzen eines jeden Technik-affinen Menschen gehören und ist daher hier nicht Gegenstand der Betrachtung. Der Hersteller empfiehlt die Nutzung eines 802.11n (600 MBit/s Max. brutto) Netzwerkes, da dieses im Gegensatz zum 802.11g (54 MBit/ s Max. brutto) eine deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeit hat. Alleine die Verwendung einer höherwertigen Verschlüsselung ist dringend zu empfehlen, denn das WLAN-Passwort ist die erste und einzige Barriere, die vor dem Vollzugriff auf die Mackie-Hardware schützt. Die Master Fader App selbst kommuniziert nämlich unverschlüsselt und ohne Passwortabfrage mit dem im Netzwerk angeschlossenen Mischpult. WPA2 und eine wirklich gut gewählte ASCII-Kombination sollten hier genügend Sicherheit bieten. Die Einrichtung des Mackie-Systems selbst geht spielend einfach von der Hand: Dazu klemmt man die Mackie-Hardware über die CAT5 Ethernet-Buchse an einen beliebigen (vorzugsweise) 802.11n-Router (802.11g geht auch), wartet, bis dieser sich via DHCP eine IP-Adresse gezogen hat, und bringt dann auch das iPad ins selbe Netz. Danach startet man die Master Fader App, sucht und verbindet sich dann mit dem zu steuernden Mischer – fertig. 

Fotostrecke: 2 Bilder wahlweise offline, gedockt oder …

Auch die Verwendung mehrerer Mischer im selben Netzwerk ist möglich, wobei sich die einzelnen Geräte durch eine individuelle Namensgebung unterscheiden lassen. In Bezug auf den verwendeten WLAN-Router zeigt sich der DL1608 nicht wählerisch: Wir haben ihn sowohl an einer Fritz-Box, einem Siemens-Router wie auch einer Apple Airport Express problemlos ans Laufen bekommen. Klugerweise sollte man den entsprechenden WiFi-Router auch einzig und allein mit dieser Aufgabe betrauen und damit ein separates, unabhängiges Netzwerk erstellen. Die Benutzung des (sofern vorhandenen) öffentlichen Hotspots der Veranstaltungslokation verbietet der gesunde Menschenverstand.
Also, auf beiden Flachbrett-Rechnern das Zielobjekt erfolgreich ausgewählt, was durch ein kleines Konnektivitäts-Symbol in der Menüleiste freudig signalisiert wird, und das Mischen von Stationen aus (iPad 1 & 2) kann beginnen. Tatsächlich arbeiten beide Steuersignalgeber ohne Murren parallel an derselben Sache, und Stellvorgänge werden fast latenzfrei zwischen den Geräten übermittelt. Wirklich alle Elemente des GUI folgen dabei den Änderungen – egal, in welcher Hierarchieebene man sich gerade befindet. Hat man beispielsweise im ersten iPad gerade die Mischer-Ansicht geöffnet und dreht am zweiten EQ, so findet dies seine unmittelbare Entsprechung in der Miniatur-EQ-Ansicht des Counterparts. Durchdenkt man das Prinzip, potenzieren sich die Möglichkeiten des Mischpultes wirklich extrem: So lassen zwei nebeneinandergelegte iPads ja den gleichzeitigen Blick auf alle 16 Mischerkanäle zu oder man verwendet eines nur zur Lautstärken-Steuerung und hat auf dem zweiten ausschließlich die EQ- und Dynamik-Sektion geöffnet – und, und, und…

Wie lässt sich nun aber in der Praxis, unter Verwendung nur eines einzigen iPads und wenn alle sechzehn Kanäle unter Feuer stehen, mit der Touch-Konsole arbeiten? Kurz gesagt: nicht schlechter als mit „echter“ Hardware, aber eben anders. Grundsätzlich erfordert das Mischen mit der Master Fader App ein erhöhtes Maß an geistiger Abstraktion: Es sind nun einmal zwei Hierarchieebenen (Mixer und EQ/Dynamik), die man regelmäßig ansteuern muss, und auch zwischen den Kanälen ist konstant hin und her wischen erforderlich. Man legt also, bildlich gesprochen, mehr und längere virtuelle Wegstrecken mit den Fingern zurück, als dies bei einer Analogkonsole der Fall wäre, und muss dabei ständig im Hinterkopf haben, wo sich welche Funktion befindet, anstatt sie – im Fall einer echten Konsole – direkt vor sich zu haben. Auch das neuartige Aux-Wege-Prinzip, das sich gewissermaßen wie getrennte Mischpult-Layouts für jeden Send-Kanal darstellt, ist gewöhnungsbedürftig – allerdings in vielerlei Hinsicht dem klassischen Inline-Aux-Weg-System überlegen. Im Wesentlichen deshalb, weil man ja in jedem Send-Weg die komplette Mischung „sieht“ – die gedankliche Transferleistung zwischen Instrumenten-Kanal und Aux-Weg-Zuordnung der betreffenden Monitor-Box (ah, auf Kanal 8 liegt der Bass, der Monitor des Bassisten liegt auf dem Aux 3) entfällt somit völlig. Der Gedanke, jedem Musiker ein iPad in Griffweite zu stellen und es ihm so zu ermöglichen, seine eigene Monitormischung zu fahren, ist also nicht nur theoretisch möglich, sondern sogar praktisch empfehlenswert.

Auch an anderen Stellen sind die Übersichtlichkeit und der Bedienkomfort stellenweise dramatisch besser als mit realer Hardware. Exemplarisch sei hier der EQ zu nennen: Zwischen dem Sweepen mit den Frequenzband-Bällen auf dem iPad und dem Befingern der eng zusammenstehenden, manchmal sogar mit axialer Doppelfunktion (Frequenz und Gain) ausgestatteten Potiköpfe einer FOH-Konsole liegen Welten. 

Beim Modifizieren von Frequenz/Gain und Bandbreite muss man den Knotenpunkt erneut auswählen
Beim Modifizieren von Frequenz/Gain und Bandbreite muss man den Knotenpunkt erneut auswählen

Nicht zu vergessen: die Recall-Funktionalität sowohl auf der Preset-, Snapshot- als auch der Show-Hierarchieebene – eine der wohl mächtigsten Waffen im digitalen Arsenal des 1608ers. Um es kurz zu erklären: Presets sind abrufbare Settings für nahezu jede Instanz der Master Fader-App. Also vom Kanal-EQ, über den grafischen EQ bis hin zur Dynamik- und Effektsektion – neben einigen sinnvollen Werks-Vorschlägen lassen sich hier nach Belieben eigene Kreationen erstellen, kopieren und verschieben. In Snapshots lassen sich komplette Zustände des Mischers verewigen und auf Knopfdruck wiederherstellen und das ohne hörbare Umschaltgeräusche oder Parametersprünge – sehr gut! 

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Das Umschalten zwischen verschiedenen Szenen erfolgt ohne Störgeräusche

Beliebige Zusammenstellungen von Schnappschüssen können schlussendlich in „Shows“ zusammengefasst werden. Anzumerken haben wir hier lediglich, dass das Umschalten mit der im Test zum Einsatz kommenden 1.1er Version nur in gedocktem Zustand möglich war – grundsätzlich sollte es aber auch schnurlos funktionieren. Das Umschalten zwischen Presets war auf iPad 1 & 2 kein Problem, beim Wechseln von Shows auf dem iPad 1 nahm sich das Gerät allerdings eine – für Live-Veranstaltungen – fast inakzeptable Bedenkzeit von knapp einer Minute. Überhaupt schien mir die Master Fader App auf dem iPad 2 einen Ticken performanter und stabiler zu laufen als auf dem „Einser“. So konnten wir auch – allerdings nicht reproduzierbar– ein „Hängenbleiben“ im Gate/Kompressor-View beobachten. Beim Nachfolger war dieses Phänomen nicht zu sehen.

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Ach ja, da wäre ja noch das Thema Latenz. Herstellerseitig werden 1,5 Millisekunden als Gesamtsystem-Latenz angegeben, woran wir natürlich nicht den geringsten Zweifel haben und tatsächlich fühlt/höre es sich auch nicht so an, als ob die Maschine irgendwie träge reagieren würde. Der guten Ordnung halber haben wir aber dennoch getestet: Und ja, Audiosignale wandern in knapp 2 Millisekunden oder 82 Samples Dauer vom Ein- zum Ausgang.

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Genug des Lobes. Kommen wir ab dieser Stelle zu den Kritikpunkten. Die sind – Überraschung, Überraschung – fast alle weicher Natur, sprich dürften mit einem Software-Update zu beheben sein. Wo wir also noch im vorherigen Absatz so begeistert vom EQ berichtet haben – Verbesserungspotenzial hat er dennoch. So sind die „Frequenz-Bälle“ derzeit noch nicht Multitouch-fähig. Man kann also immer nur ein Band gleichzeitig justieren. Ferner funktioniert das Umschalten zwischen Einstellen der Bandbreite (über Spreizen der Finger) und dem Sweepen von Frequenz und Gain derzeit noch nicht nahtlos. Sprich: Nachdem man die Bandbreite geändert hat, kann man den Finger nicht auf dem Knotenpunkt lassen, sondern muss ihn erneut auswählen. 

Beim Modifizieren von Frequenz/Gain und Bandbreite muss man den Knotenpunkt erneut auswählen
Beim Modifizieren von Frequenz/Gain und Bandbreite muss man den Knotenpunkt erneut auswählen

Der nächste Kritikpunkt ist der – in unseren Augen – dickste Brocken. So dick, dass wir uns genötigt sahen, mit Mackie in Kontakt zu treten und zu erfragen, ob hier in absehbarer Zeit ein Update zu erwarten ist (was von dort bejat wurde). Derzeit ist es nämlich noch nicht möglich, zwei Mono-Kanäle zu „pairen“ (oder verlinken), sprich zu einem Stereo-Kanal zusammenzufassen. Denn vom DJ, über den Keyboarder bis hin zum E-Drum klöppelnden Drummer ist der Bedarf an Stereokanälen bei zeitgemäß musizierenden Bands erheblich. Dass das vom Screen-Layout grundsätzlich kein Problem sein sollte, zeigen die Stereo-Returns von Delay, Reverb und der iPad-interne-Zuspielkanal. Von höchster Stelle wurde uns aber versichert, dass man daran fieberhaft arbeitet. Nun gut, ansonsten würde das den Mischer nämlich einen halben Stern kosten.

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Andere kleine Nickeligkeiten sind weniger gravierend, sollten aber dennoch zeitnah in Angriff genommen werden: So fehlt uns beispielsweise beim Delay die Möglichkeit, die Delay-Zeit in Form von BPM einzugeben, was, da die meisten Bands ja das Tempo ihrer Stücke kennen, ungleich praxisgerechter wäre, als die derzeitige Skalierung in Millisekunden. Auch würden wir in den Aux-Wegen gerne noch die Option sehen, das Layout des Masters auf sie durchzukopieren, um so mit einem Schlag erstmal alle Musiker mit dem gleichen Summensignal zu versorgen und danach erst die Feinabstimmung für die einzelnen Instrumentalisten vorzunehmen.

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An der Hardware haben wir, wie Eingangs bereits gesagt, nichts auszusetzen. Wohl hätten wir uns gewünscht, dass sämtliche Eingangsbuchsen als Klinke/XLR-Combo ausgeführt sind, denn das würde lästiges (und fehlerträchtiges) Adaptieren überflüssig machen. Die prompte Antwort aus den USA dazu war, dass die meisten Anwender wohl vorwiegend mit XLR arbeiten würden und Kombobuchsen fehleranfälliger und vor allem teurer sind und man deshalb darauf verzichtet hat – nun ja, auch ein Standpunkt. Und Kombobuchse hin oder her – ruft man sich die die Signalkette einer klassischen analogen PA vor Augen, wird schnell ziemlich klar, was man sich da an Verkabelungsaufwand, Manpower, Fehlerquellen und Kosten mit dem DL1608 einsparen kann:
A.) Mikro oder DI-Box, Stecker, Mikrofonkabel, Stecker, Stagebox, Multicore, evtl. Multipinstecker, Stecker am Konsolenkanaleingang, Stecker am Insert-Ausgang, Patchkabel, Stecker am Gate-Eingang, Stecker am Gate-Ausgang, Patchkabel, Stecker am Kompressor-Eingang, Stecker am Kompressor-Ausgang, Patchkabel, Stecker am Insert-Eingang, Pultkanaldurchlauf bis Subgruppen- oder Masterschiene – und das ganze Mal 16!
B.) Parallel dazu ab Aux-Send 5 und Aux-Send 5 (2x) Stecker an Aux-Ausgang, Patchkabel, Stecker am Reverbgerät-Eingang/Delaygerät-Eingang, Stecker an Effektgerät-Ausgängen, (Stereo also insgesamt 4x), Patchkabel, Stecker am Pultkanal-Eingang/Effektreturn-Eingang
C.) Parallel dazu für Aux-Send 1-4 (Monitorwege – 4x), Stecker am Aux-Ausgang, Patchkabel, Stecker am EQ-Eingang, Stecker am EQ-Ausgang, Patchkabel, Stecker am (am DL1608 dedizierten) Limiter-Eingang, Stecker am Limiter-Ausgang, Kabel, Stagebox, Stecker, Patch, Stecker an Monitorendstufe-Eingang, Aktivmonitor.
D.) Parallel dazu ab Masterout am FOH-Pult (2x) Stecker am Masterout, Patchkabel, Stecker am Master-EQ-Input, Stecker am Master-EQ-Output, Patchkabel, Stecker am Masterlimiter-Input, Stecker, Multicore, Stagebox, Stecker, Patchkabel, Stecker an FOH-Endstufe, Stecker an LS-Kabel, Stecker, PA-Boxensystem.
Der überwiegende Teil der oben genannte Verbindungen kann beim Mackie-DL1608 obsolet werden. Natürlich bieten andere Digitalpulte ebenfalls viele der genannten Vorteile, aber ein standortunabhängiges Konzept in dieser Form gibt es bisher noch nicht.
Wo wir schon beim Verkabeln sind: Wo kommt denn das „Mischmöbel“ nun endgültig zum Stehen – direkt auf der Bühne, wo es dazu dienen kann, die Anzahl und Gesamtkabellänge dramatisch zu reduzieren oder doch, via Multicore versorgt, am klassischen FOH-Platz, irgendwo (bestenfalls) in der Nähe des Sweet-Spots? Nun, das dürfte sicherlich auch eine Frage des konkreten Einsatzszenarios sein – ob der 1608er nun beispielsweise grundsätzlich mit der FOH-Konsolen-Aufgabe betraut ist oder nur als Side-Mixer für die Monitore fungiert.
Im Fall des FOH-Einsatzes mit Dock auf der Bühne muss man sich natürlich hundertprozentig auf die WLAN-Verbindung und damit die einwandfreie Befehlsübertragung verlassen können. Der Router (und ggfs. eine externe Antenne) sollten deshalb in jedem Fall ÜBER der Kopfhöhe des Publikums zu stehen kommen, denn nichts dämpft Wellen besser als „Säcke voll Wasser“ (Douglas Adams). Ein zusätzliches Fallback-iPad, welches im Dock verbleibt, dürfte beim ersten Real-Live-Einsatz auch keine schlechte Idee sein.
Kurz vor dem Fazit  kommen wir noch einmal ins Schwitzen. Diesmal allerdings nicht aufgrund von Saunier-Temperaturen im Club, sondern ob der Schwierigkeit ein gerechtes Urteil zu fällen. Denn da uns die Ehre zuteil wurde, die erste in Europa gelandete Maschine testzufahren und somit die noch recht frühe 1.1er Version der Master Fader App – im Wortsinn – „unter den Fingern“ zu haben, sind wir natürlich über einige Baustellen in der noch jungen Software gestolpert (die aber – nach Rücksprache mit dem deutschen Vertrieb – alle auf der To-do-Liste kommender Updates stehen). 

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Fazit

Mackie ist mit dem Verbundsystem aus 1608er Hardware und der Master Fader App ein wegweisendes, leistungsfähiges und durchdachtes Mischpultkonzept gelungen, das derzeit in Anbetracht des Preises und der Integration digitaler, kabelloser Steuermöglichkeiten über Apples iPad in die Hände des FOH-Engineers konkurrenzlos ist. Die Hardware-Sektion liefert eine hervorragende Klangqualität und ausreichend DSP-Power, damit die in Bezug auf den Bedienkomfort und die Funktionsdichte bereits erstaunlich ausgereifte, Master Fader App ihren Dienst einwandfrei verrichten kann. Ein Game-Changer, fürwahr. Die Liste von Kaufargumenten beginnt allerdings schon weit vor dem Blick auf das Preisschild und ist lang: Sie startet bei der soliden, praxisgerechten Hardware mit ihren bewährten Onyx-Wandlern, geht weiter mit der integrierten DSP-Sektion, die nicht weniger als 16 extrem flexible, gut klingende 4-Band-EQs samt Gate/Kompressor-Sektion pro Kanal und grafischem 31-Band-Entzerrer in jedem Ausgang rechnen kann und findet ihren krönenden Abschluss in der extrem praxisorientierten und innovativen Steuerung mit der Master-Fader-Software. Diese entspricht in Bezug auf ihre technische und praktische Funktionalität sowie das „Look-and-Feel“ kompromisslos dem, was man sich als Engineer beim zeitkritischen und stressigen FOH-Job wünscht: Kein Firlefanz, alles übersichtlich, gut zu erreichen und eindeutig, stellenweise sogar wegweisend gut gelöst. Etwa wenn es um die Logik der Aux-Wege, die Kanal-Beschriftung, das Frequenz-Sweeping oder das Arbeiten mit Presets geht. Auf der Negativseite sehen wir unter anderem die (derzeit noch) fehlende Möglichkeit des Verkoppelns zweier Mono-Kanäle zu einem Stereo-Kanal, die stellenweise noch verbesserungsfähige Multitouch-Umsetzung und weitere kleine Nickeligkeiten, wie etwa das Fehlen einer direkten BPM-Eingabe in der Delay-Steuerung oder das Kopieren der aktuellen Main-Fader-Stellungen auf die Aux-Wege. Wäre die Master Fader App nun unverrückbar in Stein gemeißelt, würden wir hierfür in der Summe glatt eineinhalb Sterne aus der Siegerehrungsdeko abhängen. Mackie ist aber nun nicht irgendeine Wald-und-Wiesen-Klitsche, sondern genießt als Weltmarke einen hervorragenden Ruf und das nicht zuletzt aufgrund der sehr guten Produktpflege. Beim DL1608-Konzept kann Mackie, was Soft- und Firmware angeht, schnell und flexibel auf Kundenwünsche reagieren. Somit ist es legitim, wenn wir in die nahe Zukunft projizieren, dass alle Kritikpunkte im Rahmen eines Updates behoben sein werden (und das ist erklärtes Ziel, wie von Mackie USA zu erfahren war) – und genau dann sehen wir den DL-1608 – Achtung, Lehrersprech – ganz klar als Einserkandidat. Also volle Punktzahl, abzüglich eines halben Motivations-Sterns und Glückwunsch in die USA für dieses wegweisende und gelungene Mischerkonzept.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr gute Audioeigenschaften
  • Hochwertige Vorverstärker und Wandler
  • Ortsunabhängiges „optimales“ Monitoring für FOH und Monitor
  • Sechs Aux-Wege in Form von Mischer-Layouts
  • Soundgestaltung direkt auf der Bühne durch eine Person möglich
  • Intuitive App
  • Mehrere iPads nutzbar
  • Gute Verarbeitung
  • Hervorragendes Manual
  • Verspricht auch Einsparungen an Equipment, Manpower und Arbeitszeit,
  • Steigerung der Klangqualität & weniger Pegelverluste durch Kabel und Adapter
  • Recall von Kanal-Presets, Snapshots und Shows
  • Integration von Insert- und Sendeffekten
Contra
  • Partiell noch verbesserungsfähige Multitouch-Umsetzung
  • (Derzeit) kein Pairing der Kanäle zu einem Stereo-Kanal möglich
Artikelbild
Mackie DL 1608 Test
Für 749,00€ bei
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Profilbild von Peter

Peter sagt:

#1 - 26.10.2012 um 02:27 Uhr

0

Hallo, super Testbericht. Ich selbst habe gerade mehrer Stunden mit dem Mackie 1608 verbracht und kann alles Bestätigen. Nur bekomme ich die Netzwerkverbindung nicht zum laufen. Habt Ihr Router gehabt die einfach nicht funkionieren? Auch nimmt die Recording Funktion sehr leise auf, obwohl in den Tests bereits der Gain kurz vor Rot steht. Gibt es da auch einen Erfahrungswert von Euch?MFG
Peter

Profilbild von Numinos

Numinos sagt:

#2 - 16.11.2012 um 01:52 Uhr

0

Hallo Peter, hmm, also im Test zeigte sich der Mackie erstaunlich kooperativ in Bezug auf verschiedene Router. Wie ich geschrieben habe dienten sowohl eine Fritz Box, ein Siemens Budget-Router, wie auch eine Apple Airport-Express als Funkzentrale und versorgten den Mackie ohne Murren mit einer IP-Adresse und besorgten den Funkverkehr. Ich spekuliere also jetzt einfach mal, dass das Problem bei Dir eher auf der Seite der Router-Konfiguration liegt und nicht so sehr am Mackie (ist allerdings aus der Ferne schwer zu beurteilen). Was mir als mögliche Fehlerquelle einfällt ist die Sicherheitsfunktion vieler Router, nur "bekannten" Geräten via DHCP eine IP-Adresse zu zuteilen. Ich würde Dir jetzt aus dem Stehgreif raten, noch mal in der Konfiguration deines Routers zu stöbern. Das mit der geringen Aufnahme-Lautstärke kann ich jetzt allerdings nicht mehr nachprüfen, da das Testgerät schon wieder weg ist. Allerdings hätten wir das sicherlich auch irgendwo angemerkt, wenn es uns negativ aufgefallen wäre.

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