Mittlerweile ist es fast sieben Jahre her, dass ich das runderneuerte Apple Logic Pro X als Nachfolger von Logic Pro 9 testen durfte. Nachdem in den darauffolgenden Updates bereits nützliche Features, inspirierende Soundinhalte und diverse Optimierungen hinzugekommen sind, sticht der Umfang der aktuellen Neuerungen und Grundüberholungen in Version 10.5 deutlich hervor.
Warum die neue Logic-Version ein würdiges „Punkt-5er-Update“ ist und welche neuen Features neben den üblichen Detailverbesserungen herausragen, lest ihr in unserem Testbericht.
Details
Kostenloses Update
Zunächst einmal ist anzumerken, dass auch dieses Update für die bisherigen User von Logic Pro X kostenlos ist, was in Anbetracht der aktuellen und auch generell regelmäßigen Produktpflege (neue Features/ständige Erweiterung der Soundinhalte) Anerkennung verdient.
Live Loops, Step Sequencer und jede Menge neuer Sound Content bilden einen Teil der Neuerungen in Logic pro X 10.5.
Welche neuen Features gibt es in v10.5?
Eine detaillierte Auflistung der Neuerungen, Verbesserungen und Bug-Fixes findet ihr in den Logic Pro X 10.5 Release Notes. Den hervorstechenden Features werden wir uns im Praxisteil dieses Testberichts widmen, daher gibt es hier erst einmal einen stichpunktartigen Überblick über die wesentlichen Bestandteile des Updates:
Live Loops
Remix FX
Sampler (ersetzt EXS 24)
Quick Sampler
Auto Sampler
Drum Machine Designer (hybride Drum Machine aus mehreren Plugins und Channel Strips)
Step Sequencer
Drum Synth
ca. 10 GB neue Soundinhalte (Apple Loops, Instruments)
Weiterhin wurde zeitgleich ein Update der iOS App Logic Remote veröffentlicht. Die App erfordert das Betriebssystem iOS 13.1 und korrespondiert mit den neuen Logic Features.
Das Update auf v10.5 erfolgt wie gewohnt im App Store und verlief in meinem Fall problemlos. Da ich es wie viele professionelle Anwender aus einer Vielzahl von Gründen gerne vermeide, ständig das Betriebssystem zu aktualisieren, empfand ich es als beruhigend, dass mein aktuell installiertes macOS 10.14.6 die Mindestanforderung zum Betrieb von Logic Pro X 10.5 erfüllt. Beim ersten Öffnen der neuen Version wird man per Dialogfenster vor die Wahl gestellt, ob man weiterhin die bisherigen Tastaturkommandos oder ein aktualisiertes Set verwenden möchte, das mit den neuen Funktionen korrespondiert. Hierbei habe ich mich zunächst für die alte Variante entschieden, um meinen Workflow in laufenden Produktionen beizubehalten.
Live Loops (und Remix FX)
Dass die Inspiration zu diesem neuen Logic Feature von einem Konkurrenzprodukt stammt, wird wohl kaum jemand abstreiten, dieses dann auch als „Live Loops“ zu betiteln ist vielleicht schon etwas frech, wobei sich wohl kaum ein Logic User daran stören wird. Fakt ist, dass die Live Loops in Logic für einen ordentlichen Kreativschub sorgen, indem man jegliche Apple Loops und Clips zu sogenannten Scenes schichten und per Maus, Logic Remote oder Novation Launchpad im Live-Loops-Raster arrangieren und performen kann. Eine solche Performance lässt sich bei Bedarf simpel in die herkömmliche Spurenansicht übertragen, wie das folgende Video exemplarisch zeigt.
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Das Plugin Remix FX mit seinen typischen DJ-Effekten kennt man bereits aus GarageBand und ist nun endlich in Logic verfügbar, wo es eine tolle Ergänzung zur Live-Loops-Performance aber auch in der Spurenansicht darstellt. Das Touchscreen der Logic Remote ist hierfür die ideale Spielwiese, wobei auch die Steuerung per Maus oder Automation gewinnbringend eingesetzt werden kann. Der Einsatz des Plugins ist in einigen der später folgenden Audiobeispiele zu hören.
1/2 Die Live Loops können in der Logic Remote gesteuert werden.
2/2 Die gleichzeitige Bedienung der Live Loops und Remix FX per Logic Remote
Sampling Power!
Sampling ist nach wie vor ein mächtiges Produktionswerkzeug und in Logic 10.5 nach dem etwas in die Jahre gekommenen EXS 24 nun endlich deutlich intuitiver und inspirierender geworden. Der EXS wird durch das Plugin „Sampler“ ersetzt, doch keine Angst, die Abwärtskompatibilität zu sämtlichen EXS Libraries ist gegeben. Neben einer zugänglicheren Oberfläche, Flex Time-Integration und erweiterten Klangformungsmöglichkeiten ist die Erstellung eigener Sample Instruments nun ein Kinderspiel. So kann man Audiofiles zum Beispiel auf einen leeren Bereich in der Spurliste ziehen und schon werden automatisch Sample Instruments – u. a. mit automatischer Tonhöhenerkennung und Mapping-Option – erzeugt.
1/4 Der Nachfolger des EXS 24 heißt schlicht und einfach „Sampler“.
2/4 Tolles Feature außerhalb des Rampenlichts: Der Auto Sampler
3/4 Klein aber oho – der Quick Sampler in Logic Pro X 10.5
4/4 Die intuitive Drag-and-drop-Funktion in v10.5
Drum Machine Designer und Drum Synth
Das Besondere am neuen Drum Machine Designer (DMD) ist sein hybrider Aufbau. Auf den ersten Blick erscheint der DMD als gewöhnliches Plugin mit verschiedenen Drum Kits, allerdings besteht jedes Drum Pad aus einem separaten Plugin mit eigenem Channel Strip, womit dieses neue Instrument quasi ein Mutterschiff für verschiedene (native und Drittanbieter-) Plugins und gleichzeitig ein sogenannter Summenstapel ist. Das bietet ein Maximum an klanglicher und kreativer Flexibilität bei optimaler Übersicht und Bedienbarkeit – toll (ich glaube in Berlin sagt man „nice“)!.
1/2 Der Drum Machine Designer ist kein gewöhnliches Plugin.
2/2 Der neue Drum Synth bietet die vier Klangmodi Snares and Claps, Hats and Cymbals, Percussion sowie den abgebildeten Kicks-Mode.
Passend zu diesem neuen Feature gibt es das neue Drum Synth Plugin zur synthetischen Generierung elektronischer Drumsounds, also ohne Samples, wodurch die Klangformungsmöglichkeiten differenzierter sind. Das klingt wirklich überzeugend und zeitgemäß, wie man in den folgenden Audiobeispielen hören kann. Ab ca. der zweiten Hälfte in den Audiobeispiele kommen übrigens auch die neuen Remix FX zum Einsatz.
Audio
Samples
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/
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01 – Drum Synth mit Remix FX Beispiel A02 – Drum Synth mit Remix FX Beispiel B
Step Sequencer
Der neue Step Sequencer ist ein üppig ausgestattetes Kreativ-Tool, das sowohl für Drums als auch tonale Instrumente eingesetzt werden kann und seitens Perfomance-Möglichkeiten und Parameterautomation keinen Wunsch unerfüllt lässt. Als Inspirationsquelle befinden sich außerdem bereits eine Vielzahl von Preset-Sequenzen in den Apple Loops. Dass (bisher) keine Noteneingabe per MIDI – auch nicht in Verbindung mit dem Step-Input-Keyboard – möglich ist, überrascht ein wenig, allerdings würde es mich sehr wundern, wenn dieser vermutlich temporäre Mangel nicht in einem kommenden Update behoben wird. Trotz dieses Kritikpunkts ist der Step Sequencer ein phänomenaler Mehrwert für Logic User!
1/2 Ein tolles Team: Step Sequencer und Drum Machine Designer
2/2 Hier im tonalen Einsatz: Jeder Step kann bei Bedarf eine Vielzahl von Performance- und Klangparametern steuern.
Soundinhalte
Das Logic Update beinhaltet eine großzügige Vielzahl neuer Sounds, Apple Loops, Drum Kits sowie auf Live Loops basierender „Starter Grids“ verschiedener elektronischer Stilrichtungen. An produktionsfertig klingenden Inspirationsquellen mangelt es definitiv nicht und der Umfang der Neuerungen sowie des kompletten Sound Contents im Lieferumfang von Logic Pro X ist ein hervorstechendes Merkmal im Vergleich zur Konkurrenz. Im Folgenden hört ihr weitere Audiobeispiele, die mithilfe der neuen Soundinhalte und Features entstanden sind.
In der mehrtägigen Testphase seit dem Erscheinen des Updates sind mir keine gravierenden Instabilitäten aufgefallen. Vereinzelt gab es aber kleinere „Hänger“ bei den Remix FX unter Verwendung der Logic Remote, aber insgesamt macht das große 10.5er Update einen stabilen Eindruck, was sowohl die Arbeit an neuen als auch älteren Projekten (
Vorweg: Obwohl ich mittlerweile seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der Apple-Software (früher Emagic) arbeite, bin ich kein unkritischer Logic-Fanboy. Manches geht es mit Pro Tools einfach besser und auch Cubase bietet das ein oder andere Workflow-Detail und Handling, das ich bei Logic manchmal vermisse (bei nichtgenannten Programmen mangelt es an tiefergehenden Erfahrungswerten). Doch was Apple hier in einem kostenlosen Update an neuen Features raushaut, ist schlicht und einfach spektakulär und macht das DAW-Urgestein zur Kreativ-Bombe. Ob einzelne Funktionen wie z. B. die Live Loops möglicherweise von anderen Programmen inspiriert sind, wird (bestehende und künftige) Logic-User herzlich wenig interessieren. Auch wenn es noch kleine Mini-Bugs gibt und man bei einigen Features quasi schon erahnen kann, was kommende Updates liefern werden (z. B. Noteneingabe per MIDI im Step Sequencer), muss ich das 10.5er Update insgesamt als großartig bewerten!
PRO
Live Loops
überzeugende Steuerung und Performance per kostenloser Logic Remote (iOS)
Remix FX
massive Steigerung der Sampling-Funktionalität (Sampler, Quick Sampler, Auto Sampler)
flexibler Drum Machine Designer (hybride Soundquellen mit separaten Channel Strips)
neues, zeitgemäßes Drum Synth Plugin
inspirierende neue Soundinhalte
Step Sequencer mit hohem Kreativpotenzial
verbesserte Drag-and-drop-Funktionalität zur spezifischen Verwendung von Audiofiles
läuft bereits ab macOS Mojave
kostenloses Update für Logic User
beispielloses Preis-Leistungs-Verhältnis für Neukunden (mit Mac-Rechner)
CONTRA
Step Sequencer ohne Noteneingabe per MIDI
FEATURES
Auflösung von Audiodaten bis zu 24 Bit/192 kHz
Dithering-Algorithmen
64 Bit Summing Engine
Notationseditor
kompatibles Plugin-Format: AU (64 Bit Audio Unit Plug-ins)
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