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Line 6 Helix Test

Mit dem neuen Helix Multi-Effektprozessor von Line 6 – lange angekündigt und von Line 6 Fans sehnsüchtig erwartet – zieht das aktuelle Flaggschiff mit neuem Amp Modeling in den Handel ein. Ende der 90er Jahre begann es mit dem POD, der damals Maßstäbe in Sachen Multi-Effekt und Amp-Simulation setzte, fortgesetzt vom POD HD, einem weiteren erstklassigen und erfolgreichen Gerät und gekrönt vom Helix, laut Hersteller der ganz große Wurf.

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Preislich bewegt sich der Helix mit knapp 1500 Euro sehr weit oben im Multieffekt-Angebot, liegt aber immer noch unter den Axe-FX Geräten oder dem Kemper Profiler. Ob die Qualität der neuen HX-Modeling-Sounds den Preis rechtfertigen und ob der Helix ein weiterer Mitstreiter für den professionellen Bühneneinsatz ohne Amp ist, werdet ihr im folgenden Test erfahren.

Details

Gehäuse/Optik

Der Helix kommt im Floorboard-Format mit den stattlichen Maßen 558 x 300 x 85 mm und einem satten Gesamtgewicht von 6,6 kg. Das Gehäuse, in unauffälligem Bühnenschwarz, ist aus Metall gefertigt und wirkt absolut robust. Dasselbe gilt für Schalter, Potis und Regler, die auf der Oberseite ihren Platz einnehmen. Auch das Expression-Pedal, das per Inbus in der Gängigkeit verstellbar ist, macht einen nahezu unverwüstlichen Eindruck. Die Oberfläche sieht insgesamt sehr aufgeräumt und übersichtlich aus, obwohl sie von 12 Fußschaltern bevölkert wird, zweireihig angeordnet und von farbigen LED-Kränzen umrahmt. Über jedem Schalter befindet sich ein farbiges Display, das dessen Funktion beschreibt. Resultat ist eine sehr gute Übersicht und versehentlich aktivierte Distortion-Effekte durch nicht beschriftete Schalter sind definitiv nicht mehr an der Tagesordnung.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Helix kommt im stattlichen Floorboard-Format

In der oberen Hälfte sind die Elemente zum Einstellen der Sounds positioniert, das Herzstück des Ganzen ist das große, farbige LC-Display. Unterhalb finden sich sechs Regler, mit denen die angezeigten Werte wie auf einem Verstärker-Paneel eingestellt werden können. Die Anwahl der jeweiligen Module erfolgt mit dem Joystick, der sich auf der rechten Seite des Displays befindet. Für die Gesamtlautstärke und den Kopfhörerpegel gibt es je einen großen Regler, sodass man auf die wichtigsten Funktionen direkten Zugriff hat.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Expression-Pedal ist mit einer robusten und griffigen Oberfläche versehen

Rückseite/Anschlüsse

Line 6 meint es natürlich ernst mit dem professionellen Einsatz, was sich unmittelbar beim Blick auf die Rückseite mit all ihren Anschlüssen erschließt, denn die ist vollgepackt und üppig ausgestattet. Ganz links finden wir die Buchsen für zwei weitere Expression-Pedale (EXP2, EXP3) und den Anschluss EXT AMP, über den man zwei Schaltfunktionen steuern kann – beispielsweise die Kanäle eines externen Amps und dessen Hall. Der CV-Anschluss wird mit dem Expression-Eingang eines externen Effektgerätes verbunden, sodass auch dessen Steuerung vom Helix übernommen wird. Dann folgen die Eingänge, drei an der Zahl: Guitar In, Aux In und Mic In. Die beiden letztgenannten lassen sich für Aufnahmezwecke belegen, denn der Helix ist in der Lage, über die USB-Schnittstelle mehrkanalige Signale an einen Rechner auszugeben. Mehr dazu später. Falls man doch noch das eine oder andere liebgewonnene Effektpedal benutzen möchte, stehen hier vier (!) Send/Returns zur Verfügung, die beliebig in der Signalkette positioniert werden können. Die Output-Sektion kommt mit zwei XLR- und zwei Klinkenbuchsen, dazu gesellt sich der Anschluss für den Kopfhörer (6,3 mm Klinke Stereo). Für Line 6 Variax-User gibt es einen direkten Eingang per Netzwerk-Kabel, über das der Helix mit der Variax-Gitarre kommuniziert. Dabei lassen sich verschiedene Funktionen der Variax-Gitarre (z.B. Digitalausgabe) übertragen und bestimmte Parameter des Helix von der Gitarre aus steuern. Der Helix kommuniziert bei Bedarf auch über MIDI, wofür MIDI In und Out zuständig sind. So kann das Pedal einen externen Sequenzer genau so steuern wie dieser umgekehrt die Programmwechselbefehle des Helix. Rechts finden sich schließlich die digitalen Anschlüsse mit S/PDIF Ein- und Ausgang und einem AES/EBU-Out mit XLR-Anschluss, der auch zur digitalen Übertragung an Line 6 StageSource-Systeme verwendet werden kann. USB-Buchse, Netzanschluss und Power-Schalter schließen die Bestückung der Rückseite ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Rückseite des Helix ist einiges los

Display/Bedienung

Das Display gibt übersichtlich Auskunft über den Stand der Dinge. Die Anzeige ist in vier Sektionen aufgeteilt. Ganz oben wird erst einmal der Speicherort und Name des Presets angezeigt, letzterer ist selbstverständlich frei wählbar. Die beiden nächsten Reihen stellen die Signalketten mit Symbolen dar. Der Helix verfügt über zwei Signalstränge, die es möglich machen, beispielsweise zwei Ampsimulationen gleichzeitig zu benutzen oder auch den Ausgang des ersten Signalstrangs in den Eingang des zweiten zu routen, wie man auf den Fotos sehen kann. Ist ein Effektmodul aktiv, leuchtet es in der entsprechenden Farbe und mit hellem Rand. Im unteren Drittel werden die Parameter des gerade angewählten Effektmoduls/Amps dargestellt. Diese können dann mit den sechs Reglern verändert werden. Die Regler verfügen auch über eine Schaltfunktion, die durch Drücken aktiviert wird. Sie erlaubt es zum Beispiel, den Delay-Wert schnell von Millisekunden auf Notenwerte umzuschalten. Hat ein Effektmodul/Amp mehr als sechs Parameter, lässt sich mit den Page-Tastern eine weitere Seite aufrufen.

Fotostrecke: 2 Bilder Display mit den sechs Reglern, die für die darüber stehenden Parameter zuständig sind

Das funktioniert recht simpel und dafür muss man auch nicht lange im Handbuch lesen, das sich übrigens umweltfreundlich und mehrsprachig auf einem mitgelieferten USB-Stick befindet. Die Module werden über links/rechts-Bewegung des Joysticks angewählt, zusätzlich dazu hat man über die Amp-Taste links neben dem Display auch direkten Zugriff auf die Amp-Parameter. Auch das ist sehr sinnvoll und praxisnah gelöst. Noch besser wird es mit der neuen “Handfreien Bedienung”. Wer mal schnell auf der Bühne ein paar Settings verändern will, hat die Möglichkeit, das Ganze per Fuß zu tun, und sich dafür nicht länger auf den Boden knien zu müssen. Hierfür muss lediglich der MODE-Taster einen Moment lang gedrückt gehalten werden, anschließend lassen sich über die Schalter ein Effektmodul oder ein Amp anwählen. Die Parameter werden nun in den oberen sechs Displays angezeigt, per Schalter wird der zu verändernde Parameter angewählt und mit Schalter 4 (Value-) und Schalter 5 (Value+) in der unteren Reihe verändert. Schalter 2 und 3 übernehmen die Page-Funktion, falls weitere Parameter eingestellt werden können. Ein geniales Konzept, mit dem man sogar während des Spielens Settings im Detail ändern kann. Das Bedienkonzept ist wirklich sehr ausgereift und übersichtlich. Die Struktur des Ganzen ist sehr klar und die Effektmodule und Ampsimulationen lassen sich äußerst komfortabel und im Detail anpassen. Dabei hält sich der Parameter-Dschungel absolut im Rahmen.

Struktur – Amp Simulationen – Effekte

Der Helix hat zwei getrennte Signalwege, die beliebig mit Effekt/Amp-Modulen belegt werden können. Es stehen pro Signalweg acht Blöcke für Effekte/Ampsimulationen zur Verfügung. Jedem Signalweg wird ein Eingang zugewiesen, sodass auch zwei Gitarren am Helix angeschlossen und beide auf separate Ausgänge gelegt werden könnten. Nimmt man einen Eingang für beide Signalwege, ergibt sich der Luxus von zwei komplett getrennten Wegen. Leistungsmäßig ist der Helix gut gerüstet, denn er verfügt über eine Engine mit zwei leistungsstarken DSPs. Immerhin sind unter anderem neun unterschiedliche Effektmodule zu bewältigen, die frei im Signalweg verschaltbar sind und jedes für sich noch einmal mehrere Effektmodelle zur Auswahl hat. Insgesamt gibt es davon 79 Stück, was ist in dieser Menge noch recht überschaubar ist und auch weniger als bei manchen Vorgängermodellen. Aber wie man weiß, kommt es auf die Menge nur bedingt an, und mit den hier vorhandenen Effektmodellen ist man auf jeden Fall für alle Einsätze gerüstet. Bei den Amp-Simulationen geht es etwas üppiger zur Sache, 38 unterschiedliche Gitarrenamps und sieben Bass-Amp-Modelle sind an Bord, 30 Boxentypen stehen zur Verfügung und zur Abnahme hat man die klanglichen Charakteristiken von 16 Mikrofon simuliert. Beim Amp und Cab-Modeling wurde eine neue Stufe eingeläutet, laut Hersteller ist es nun noch detailgetreuer als das HD-Modeling des POD HD. Insbesondere bei den Impulsantworten (IR) der Lautsprecherboxen hat man sich große Mühe gegeben und sie in einem aufwendigen Verfahren hoch auflösend gemessen und in die Cab-Modelle integriert. Es ist auch möglich, externe IRs in den Helix zu laden, 128 Speicherplätze für Impulsantworten stehen zur Verfügung. Außerdem ist man jetzt etwas flexibler in der Wahl des Amps und Cabs. Es gibt einmal die Möglichkeit, Amp und Cab kombiniert für einen Block zu wählen, was bedeutet, dass man über die komplette Auswahl verfügt, aber nur einen Block belegt und so die DSP-Ressourcen schont. Legt man Amp und Cab auf getrennte Blöcke, dann besteht die Möglichkeit, die Dual Cab Funktion zu aktivieren und zwei simulierte Lautsprecherboxen an den Amp anzuschließen und die Signale beider zu mischen.

Hier ist noch einmal eine Übersicht, welche Module für die einzelnen Blöcke verfügbar sind:

ModulTypAnzahl Modelle
DistortionOverdrive/Distortion/Fuzz12
DynamicsCompressor/Limiter5
EQEqualizer4
ModulationModulations-Effekte (Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, etc)16
DelayEcho12
ReverbHall12
Pitch/SynthHarmonizer, Pitch-Shifter, Guitar Synth3
FilterFilter-Effekte2
WahPedal Wah, Touch Wah10
Amp+CabAmp & Cab Simulationen45 Amp, 30 Cab
AmpAmp Simulationen45
PreampNur Preamp Simulationen (zur Verwendung mit einem Gitarrenamp oder Endstufe mit Gitarrenbox)38 Git Amp, 7 Bass Amp, 1 Mic Preamp
CabCab Simulationen (Single und Dual)30
Impulse ResponsesLaden von IRs statt internem Cab128 Speicherplätze verfügbar
Volume/PanVolume-Pedal, Gain, Pan3
Send/ReturnExterner Effektloop wählbar zwischen nur Send, nur Return, Loop, Auch Stereo möglich (zwei Loops kombiniert)4 Loops
Fotostrecke: 8 Bilder Distortion- und Dynamics-Modelle

Das Menü zum Anwählen der Effekte

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Das Amp-Menü mit den Amp-Parametern

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USB Audio

Der Helix kann über die USB-Schnittstelle acht Audio-Kanäle an einen Computer senden. Die Signale der Ausgänge 1 bis 6 lassen sich dabei frei routen. Das bedeutet, dass an verschiedenen Positionen im Signalweg das Signal abgreifbar ist, um zum Beispiel den puren Amp-Sound vor den Effekten aufzunehmen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt hinzuzumischen. Am Ausgang 7 wird das direkte Gitarrensignal vom Eingang abgegriffen, das sich für späteres Reamping nutzen lässt. Das Mikrofonsignal des MIC IN liegt an Ausgang 8 bereit. Wer Apple-Geräte (Mac, Macbook, iPad) besitzt, kann sich freuen, denn hier müssen keine weiteren Treiber installiert werden. Lediglich für die Verwendung mit dem iPad wird ein Apple Kamera-Adapter benötigt. Windows User müssen den Line 6 Helix Asio Treiber auf der Line 6 Website herunterladen und auf ihrem Rechner installieren.

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Praxis

Nun aber ran an den Speck, der Helix ist direkt an das Audio-Interface angeschlossen, denn in dieser Form – nämlich ohne Amp und direkt ins Pult – wird der Multi-Effektprozessor mit Sicherheit am meisten genutzt. Ich werde aber später auch noch Röhrenamp-Endstufe und Gitarrenlautsprecher in den Test mit einbeziehen und dazu lediglich den Preamp aus dem Helix nutzen. Die Presets sind gut sortiert, es geht los mit elf Bänken, die nach den simulierten Amps benannt und mit wenig Effekten bestückt sind. Innerhalb der Bank steigern sich die Sounds im Zerrgrad (A-Clean, B-Crunch, C-Mid Gain, D-High Gain). Für programmierfaule Gitarristen gibt es also schon ausreichend Futter zum Loslegen. Effekte sind für die einzelnen Sounds ebenfalls vorbereitet und liegen auf den Fußschaltern parat. Hierfür ist es empfehlenswert, in den globalen Settings die Preset-Switches nur in der oberen Reihe zu aktivieren, dann können die vier mittleren Schalter in der unteren Reihe zum Ein- und Ausschalten einzelner Effektmodule genutzt werden. Durch die Kennzeichnung im Display über den Schaltern sieht man, was der nächste Fußtritt auslösen wird – eine sehr übersichtliche Geschichte. Die Bänke 12 bis 20 liefern vorgefertigte Settings für diverse Rock-Klassiker und in den restlichen gibt es ein buntes Programm, mal dezenter, aber auch einiges für abgedrehte Sounds.

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Wir starten den Rundgang mit ein paar ersten Eindrücken aus der Preset-Abteilung, an denen ich nicht herumgeschraubt habe.

Audio Samples
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Preset 07A Tweed Blues (Fender Bassman – Strat) Preset 01B Essex A-30 (Vox AC30 – Tele) Preset 09C Brit (Park 75 – Bright Kanal – SG) Preset 03D AnglMeteor (Engl Fireball 100 – Les Paul) Preset 14A Cold Shot (Strat) Preset 14B Hey Joe (Strat) Preset 15B BottleMessage (Tele) Preset 20A WholeLotta (Les Paul)

Klanglich ist das Ganze auf jeden Fall im Vergleich zum Firehawk FX ein großer Fortschritt, aber so richtige Euphorie kommt noch nicht auf. Die Clean- und Crunchsounds präsentieren sich recht überzeugend, aber bei den Sounds mit höheren Zerrgraden fehlt es etwas an Durchschlagskraft.

Amp & Cab

Das war der erste Eindruck bei einem Rundgang durch die Presets, der prinzipiell noch nicht viel zu bedeuten hat. Aber jetzt geht es ins harte Detail und ich werde versuchen, das Optimum aus dem Amp-Model herauszukitzeln. Ich nehme das letzte Preset (20AWholeLotta) als Editiervorlage. Zuerst einmal wird der Hall ausgeschaltet, sodass nur noch Amp und Cab im Signalweg sind. Die Regler-Einstellungen des Amps (Gain, EQ) habe ich beibehalten und wir werfen einen Blick auf die Parameter von Seite 2 des Amp-Menüs. Hier kann man den Amp tunen und Einfluss auf den Grundsound des gemodelten Amps nehmen. Der Parameter ´Sag´ ist für das Kompressionsverhalten verantwortlich. Man hört den Unterschied ganz gut, wenn man leichten und harten Anschlag an der Gitarre vergleicht. Bei niedrigen Werten sind die Lautstärkeunterschiede größer, bei höheren Werten fährt der Amp in die Kompression. Ihr hört nun ein Beispiel, bei dem ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick anschlage. Das Ganze in drei Einstellungen des Sag-Parameters, minimal (0), in der Mitte (5) und maximal (10).

Audio Samples
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Sag-Parameter auf 0 Sag-Parameter auf 5 Sag-Parameter auf 10

Der Maximalwert klingt schon recht heftig nach voll aufgedrehtem Amp am Limit, für modernere Sounds mit etwas mehr Biss im Höhenbereich sind die niedrigeren Einstellungen gut geeignet. Wenn es muffiger in Richtung Vintage gehen soll, dann etwas weiter aufdrehen. Ich bleibe erst einmal in der Mitte und widme mich dem Bias-Parameter (Verhalten der Endstufenröhren). In der Anleitung wird er so beschrieben, dass man bei niedrigeren Werten einen Class AB-Sound erhält, bei höheren Werten geht es in Richtung Class A. Hier sind beide Extremwerte 0 und 10.

Audio Samples
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Bias-Parameter auf 0 Bias-Parameter auf 10

Auch hier tut sich einiges in der Klangformung, und wer auf einen weichen Ton steht, sollte eher niedrigere Werte wählen, bei höheren wird es schärfer, was aber auch eindeutig der Durchsetzungskraft dient.
Klar wird, dass man hier ein paar kleine, aber wirkungsvolle Trümpfe in der Hand hat, um den Grundsound noch etwas feinfühliger einzustellen, bevor man gravierende Frequenzverbiegungen am EQ vornimmt. Die dynamische Ansprache des Amp-Models hat mir persönlich noch nicht hundertprozentig gefallen, aber auch hier kann noch etwas nachgeholfen werden, denn der Master Regler auf Seite 2 sorgt für die Endstufenzerrung, und der ist im Moment noch voll aufgedreht. Wenn man ihn etwas zurücknimmt und den Channel Volume (Seite 1) zum Ausgleich leicht hinzunimmt, lässt sich die Verzerrung noch besser über den Anschlag steuern. Ihr hört nun ein Beispiel mit Master auf 10, da zerrt der Amp bereits bei leichtem Pick-Anschlag. Bei Master auf 5 haben wir eine bessere dynamische Ansprache und der Amp zerrt erst bei härterer Betätigung der Saiten mit dem Pick.

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Master Regler auf 10 (Endstufenzerrung) Master Regler auf 5 (Endstufenzerrung)

Als kleines Zwischenfazit an dieser Stelle kann schon mal angemerkt werden, dass in den Presets noch einiges an Gestaltungsmöglichkeiten steckt, was man auf jeden Fall ausprobieren sollte, um den Klang etwas besser an das eigene Instrument und die bevorzugte Spielweise anzupassen. Auch die Anzahl der Parameter halte ich für absolut ausreichend, denn wer zu viel zu schrauben hat, verliert sich häufig in Details und hört nachher nicht mehr, ob sich der Sound verbessert oder eher verschlimmbessert hat.
Jetzt geht es an die Lautsprecher und hier stehen uns ja auch eine Menge Möglichkeiten offen. Ich habe auch wieder den Plexi beibehalten und ihr hört eine bunte Mischung aus verschiedenen Lautsprecher/Mikrofon-Kombinationen.

Audio Samples
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1.) 4×12 Greenback 25 (Single Mode) – SM57 – Distance: 5.0 – High Cut: 5.4 kHz 2.) 4×12 Greenback 20 (Single Mode) -121 Ribbon – Distance: 1.0 – Early Reflc: 65 % 3.) 4×12 Blackback 30 (Single Mode) – 84 Cond – Distance: 2.0 – Early Reflc: 0 % 4.) 4×12 Blackback 30 (Single Mode) – 84 Cond – Distance: 2.0 – Early Reflc: 80 % 5.) Dual Mode: LINKS: 4×12 Greenback 25 – 121 Ribbon – Distance: 1.0 | RECHTS: 4×12 Blackback 30 – 84 Cond – Distance: 2.0

Hier ist ebenfalls sehr viel Finetuning möglich und die Simulationen der verschiedenen Lautsprecher/Mikrofontypen klingen sehr realistisch. Auch die Rauminformationen beim Parameter Early Reflections sind gut getroffen und geben einem Direktsound bei Bedarf etwas räumliche Tiefe, ohne dass man den Hall hinzuziehen muss. Das neue HX-Modeling in der Speaker-Sektion hat sich auf jeden Fall sehr gelohnt.

Effekte

Effekte in Hülle und Fülle, bei denen es auch in punkto Klangqualität nichts zu bemängeln gibt. Die Brot-und-Butter-Sounds lassen sich auf alle Fälle problemlos bewältigen, aber auch für Soundtüftler hat der Helix einiges am Start. Hier ist eine kleine Auswahl.

Audio Samples
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1.) Sound mit zwei Hall-Effekten (Cave Reverb und Octo Reverb) und Delay 2.) Das Preset Nine Inch Pills mit zwei Octavern (-12 und -24), zwei Zerrern (Fuzz und Tube Screamer) und einer saftigen Portion Plate Reverb 3.) Ein Stereo Tremolo-Effekt, ebenfalls mit jeder Menge Hall (4 Einheiten) und Delay

Die beiden Prozessoren haben ordentlich PS und werden auch von vier Hall-Einheiten nicht in die Knie gezwungen. Auch Harmonizer und Pitch-Shift-Signale kommen sauber und ohne Störgeräusche aus dem Helix. Leider gibt es für die Delay-Effekte keine Spillover-Funktion, wenn das Preset gewechselt wird – das ausklingende Echo wird beim Wechsel hart abgeschnitten. Lediglich beim Deaktivieren des Delays innerhalb des Presets per Schalter sorgt der Parameter ´Trails´ dafür, dass die Echofahne natürlich ausklingt.
Nach all den abgedrehten Sounds kommen wir noch einmal zu einem absoluten Basis-Effekt zurück, Wah ist angesagt und auch hier zeigt sich der Helix von einer sehr guten Seite. Die Programmierung ist sehr einfach, sobald Wah angewählt ist, wird der Effekt der ersten Expression-Pedal Funktion (EXP1) zugewiesen. Auf EXP2 ist bei den meisten Presets Volume vorprogrammiert. Mit einem leichten Druck auf die Pedalwippe wird der Wah-Effekt aktiviert und auch beim Regelweg gibt es keine Sprünge, der Wah-Effekt lässt sich sehr gut steuern.

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EXP1 Wah-Effekt
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Preamp in Röhrenendstufe

Zum Abschluss wird der Helix nun an einen Röhrenamp gehängt, besser gesagt, an die Endstufe eines Röhrenamps. Hierzu habe ich die Preamp-Version des Plexi im Helix geladen und dann direkt in die Endstufe meines H&K Duotone geschickt. Von dort geht es weiter zur Marshall 4×12 Box, die von einem Neumann TLM 103 abgenommen wird.

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Preamp direkt an Röhrenendstufe

Zum Vergleich hier das identische Amp-Setting mit einem simulierten Blackback 25 Cabinet.

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Line Out Signal mit simuliertem Blackback 25 Cabinet

Bei diesem Vergleich hört man, warum der Helix leider noch nicht ganz oben in der Champions League mitspielt. Der Sound über die Röhrenendstufe und die Lautsprecherbox hat wesentlich mehr Druck im unteren Mitten- und Bassbereich. Das vermisse ich bei den Sounds, wenn man den Helix direkt ans Mischpult anschließt. Man kann zwar mit dem Master EQ generell noch etwas Bass und tiefe Mitten für einen fetteren Sound hinzugeben, aber das sollte eigentlich beim puren Ampmodel schon vorhanden sein. Die Mitstreiter in der oberen Liga Axe FX und Kemper sind diesbezüglich etwas besser aufgestellt, aber für sie muss man auch tiefer in die Tasche greifen.

Der Master-Equalizer, der auf alle Presets wirkt:

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bonedo Video-Clip

Zum Abschluss haben wir noch ein kleines Video für euch gemacht, in dem ihr das Helix in Aktion erleben könnt:

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Weitere Informationen

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Fazit

Der Helix hat sich im Test eindeutig als Flaggschiff aus dem Hause Line 6 präsentiert und lässt das Firehawk FX und auch den POD HD hinter sich. Er punktet mit zwei sehr leistungsstarken Prozessoren, die auch mehrere leistungshungrige Effekte locker verkraften. Die Ausstattung ist erstklassig und genügt professionellen Ansprüchen, das Bedienkonzept erlaubt ein sehr übersichtliches und intuitives Editieren per Display und mithilfe von sechs Reglern. Handfreies Editieren nur über die Fußschalter ist auch möglich. Die Effekte klingen erstklassig, lediglich bei den Amp- und Cab-Models hat es in meinen Ohren noch nicht für die oberste Liga gereicht. Die Einstellungsmöglichkeiten im Amp/Cab-Bereich sind sehr gut, auch die dynamische Ansprache bei diversen Ampmodellen ist authentisch, allerdings fehlt es noch etwas an Druck im Bass- und Tiefmittenbereich. Unter Umständen ist das mit dem Master EQ noch ausgleichbar, aber für mein Empfinden sollte das Amp-Modeling den druckvollen Sound bereits präsentieren, damit man mit dem Master EQ nur noch feine Anpassungen an das angeschlossene Equipment machen kann. Ein paar Kleinigkeiten (keine getrennten Master EQs für XLR und Klinke Out, kein Delay Spillover beim Preset-Wechsel, Editor Software) gibt es noch zu bemängeln, die ein Modeling Gerät haben sollte, das in der oberen Liga mitspielt, aber es könnte ja sein, dass bei einem Firmware-Update diese Dinge behoben werden. Wer auf der Suche nach der “All-In-One-Lösung” für die Bühne ist, sollte den Helix auf jeden Fall antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Bedienkonzept
  • stabiles Gehäuse, Qualität von Schalter, Potis, Pedal
  • großes Haupt-Display
  • LCD-Anzeige und farbiger LED-Kranz für jeden Schalter
  • 1028 Speicherplätze
  • Effekte, Sound, Möglichkeiten
  • Audio Interface über USB mit acht Signalwegen
  • 4 Send/Returns für externe Effektgeräte, flexibles Routing im Signalweg
Contra
  • kein Delay Spillover beim Preset-Wechsel (Firmware 1.03.0)
  • keine getrennten Master EQs für XLR und Klinkenausgänge (Firmware 1.03.0)
Artikelbild
Line 6 Helix Test
Für 1.199,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Line 6
  • Modell: Helix
  • Firmware zum Zeitpunkt des Tests: 1.03.0
  • Typ: Multi-Effektprozessor
  • Regler: 6x Multifunktions-Regler, Volume, Phones, Preset, Joystick
  • Anschlüsse: EXP2, EXP3, Ext. Amp, CV, Aux In, Mic In, 4x Send/Return, 2x XLR Out, 2x 1/4″ Out, Phones, Variax, MIDI In, MIDI Out/Thru, Digital In, Digital Out, AES/EBU Out, USB
  • Display: Farbiges LC-Display (140 x 80 mm)
  • Speicher: 1024 Speicherplätze (8 Setlists mit je 128 Plätzen)
  • Maße: 558 x 300 x 85 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 6,6 kg
  • Preis: 1.479,00 Euro
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Profilbild von MichaHo

MichaHo sagt:

#1 - 06.03.2016 um 18:55 Uhr

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Guter Test Thomas. Kann ich alles so aus meiner Erfahung bestätigen.
Die Firmware ist inzwischen bei 1.6.5. Ein neuer Amp, der Matchless, kam dazu mit einem Update. Klingt sagenhaft gut!
Den Druck und die Durchsetzungskraft eines "echten" Röhrenamps hab ich Anfangs auch vermisst. Nimmt man IRs statt der Boxensimulation, ist diese Lücke schnell geschlossen. Die IRs fressen zwar DSP-Leistung, aber wer braucht schon endlos lange Effektketten, wenn er dafür richtig fetten Röhrenampsound bekommt. :)
Besonders bei bluesigen Nummern oder fetten Heavyriffs kommt der Sound mit IRs kraftvoller und natürlicher rüber.
.
Der Editor ist, so viel ich gelesen habe, in Arbeit und soll demnächst verfügbar sein.
Für mich war und ist der Helix auch so ein Hammerteil! Zu jeder Zeit realistischen, fühlbaren Ampsound, ohne taub zu werden, oder Nachbarn zu ärgern und dazu noch die Austtattung und die übersichtliche, leichte Bedienung. Gitarrensound in guter Qualität aufnehmen, ohne die Bandkollegen mit Gehörshutz versorgen zu müssen, da werden Träume wahr. ;)
Seit November spiele ich nur noch über den Helix. Meine Amps verstauben.;)

Profilbild von 2xR

2xR sagt:

#2 - 23.08.2017 um 00:34 Uhr

0

Keine Ahnung, ob die Leute einfach nur noch taub sind, aber etliche der Sound -Beispiele klingen typisch digital. Egal ob IRs oder nicht. Nehmt nen Röhrenamp, dann wisst ihr, worauf es tatsächlich ankommt.

    Profilbild von Jens

    Jens sagt:

    #2.1 - 13.04.2018 um 12:21 Uhr

    0

    Wenn wir einen Röhrenamp nehmen, wissen wir vielleicht, worauf es DIR ankommt. Aber Du könntest mal in Betracht ziehen, dass es Leute gibt, die auch mit dem Helix sehr zufrieden sind. Außerdem vergleichst Du Äpfel mit Birnen, wenn Du tatsächlich erwartest, dass das Helix wie der Sound, der direkt aus der an einen Röhrenamp angeschlossenen Box klingt.

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