iZotope Ozone 5 (Advanced) Test

iZotope Ozone 5 ist ein Stereo-Plug-in Prozessor, der laut Hersteller vor allem im Mastering-Kontext seinen Einsatz finden soll. Das ist insoweit richtig, da auch ein Limiter mit Dithering-Funktionalität an Bord ist, dessen Funktionalität grundsätzlich am Ende einer gesamten Bearbeitungskette, beispielsweise einer Musik-Mixes, zu suchen wäre. Dass Mastering aber weit mehr als pure Formatkonvertierung ist und auch die reine Existenz von Edelequipment bekanntlich noch nie einen guten Mix gezaubert hat, sollten wir fürs Erste an dieser Stelle einfach mal nur so hinnehmen.

Ozone5_00_Aufmacher


In einem digitalen Stereo-Kanal eingefügt, eröffnen sich mit Ozone 5 mittels der Plug-in Schnittstellen VST, AU, RTAS, MAS und Direct X in einer Instanz bzw. einem Fenster jede Menge Klangbearbeitungsmöglichkeiten in Form sogenannter „Mastering Module“: zwei komplexere EQs, ein Maximizer/Limiter, ein Multiband-Kompressor, ein Multiband-Imager und Multiband-Exciter sowie ein Reverb, um genau zu sein. 

DETAILS

Ozone 5 wird in zwei Ausbaustufen angeboten. Zum einen als Standardversion zum Preis von EUR 229,- (UVP) und zum anderen als “Ozone 5 Advanced” für EUR 899,- (UVP). Auffälligster Unterschied zwischen beiden Versionen ist, neben einigen Detailunterschieden, das Vorhandensein von Plug-in Einzelinstanzen sowie ein Full-Screen-fähiger als “Meter Bridge” bezeichneter Analyzer in der Advanced-Version.

Die große Suite umfasst somit neben dem All-In Plug-in also auch noch Einzel-Plug-ins, welche sich in ihrer Funktionalität aber prinzipiell nicht anders darstellen, als die der Ein-Fenster-Lösung. Es finden sich demnach folgende Extra-Plug-ins ein: Dynamics, Equalizer, Exciter, Imager, Maximizer, Reverb und das Meter Tap, welches unterschiedliche DAW-Einspeisungspunkte für die Meter-Bridge zur Verfügung stellt. Doch dazu später mehr.
Das Haupt Plug-in oder Mutterschiff, wenn man es so nennen möchte, stellt sich in der Advanced- und Normal-Version prinzipiell erst mal nicht anders dar, sodass wir unseren Überblick auf dieses Einzel-Plug-in und die wichtigsten Unterschiede zwischen beiden Ausbaustufen begrenzen wollen.

Das große Plug-in Fenster mit den verschiedenen Engines im unteren Bereich.
Das große Plug-in Fenster mit den verschiedenen Engines im unteren Bereich.

Startet man das Plug-in zum ersten Mal, begrüßt es einen mit „Bypass“ und verschiedenen Wahlmöglichkeiten der Presets. Im rechten Bereich befinden sich die Gain-Regler für Input und Output sowie der Button zum Extra-Fenster „Meter Bridge“. Aber auch die Standardansicht in der Economy-Version bietet bereits die umfangreich konfigurierbare Leveling-Anzeige. Unter anderem lassen sich hier RMS, RMS+Peak sowie das K-System und LUFS in verschiedenen Variationen einstellen. 
Im unteren Bereich finden sich die Zugänge zu den unterschiedlichen Mastering Modulen, mit denen sich die Ansichten im oberen linken Bereich entsprechend ändern lassen, sowie individuelle An/Aus-Schalter, modulspezifische Preset-Schalter und jeweils ein Makro-Regler, der beim Reverb das Verhältnis von Dry/Wet oder den Mix-Amount aller einzelner Bänder (Dynamics, Exciter) bestimmt bzw. den EQ global bedient.
In der linken, oberen Ecke finden sich hingegen die eigentlichen Einstellmöglichkeiten der unterschiedlichen Teil-Prozessoren. Die gesamte graphische Gerätedarstellung erinnert mich ein wenig an eine Mischung aus Mad-Max und Terminator: angenehm und pragmatisch. Führen wir uns die Details einmal anhand einer “Slide-Show” vor das innere Auge:

Fotostrecke: 9 Bilder Der “erste” EQ.

Die EQ-Module sind sehr umfangreich ausgestattet und bieten im Analog-Modus für jedes der Bänder neben dem obligatorischen Bell-Mode auch High und Low-Shelf als Vintage oder Analog sowie ein High- und Low-Pass in den Ausführungen Flat, Resonant und Brickwall, wobei Letzterer besonders steile Flanken aufweist.
Die „digitalen” Bänder sind in der Advanced-Version genauso umfangreich ausgestattet, die normale Version bietet hier nur die Auswahl zwischen Bell, Low Shelf, High Shelf und Low- und High-Pass. Die Gain-Range aller Filter beträgt in etwa -30 dB bis +15 dB. Der Klang beider Versionen reicht demnach von dezenter analoger Pseudo-Wärme bis hin zu „digitale Rasierklinge”. 
Die digitalen EQ-Modes bieten in der Advanced Version darüber hinaus noch einiges mehr an Linear-Phases/Mixed-Mode Spielereien. Als Besonderheit ist hierbei die Möglichkeit zu nennen, das Phasenverhalten der Bänder zu konfigurieren. Außerdem bieten beide Versionen die Möglichkeit des EQ-Matchings, wobei das analysierte, gemittelte Spektrum eines Referenz-Tracks um das Zielsignal gefaltet werden kann. Dabei kommt ein Linear-Phase-Algorithmus mit 8000 Bändern zum Einsatz. Insgesamt also zwei etwas mehr als umfangreiche EQs für sowohl musikalische, als auch technische Bearbeitungen.

Natürlich kann man den Default-Workflow auch nach Belieben aufbrechen, wozu eine umfangreiche Routing-Matrix zur Verfügung steht. Somit kann man also auch beide EQs nacheinander schalten, sollten einmal die acht Bänder einer Instanz nicht ausreichen. Üblicherweise benutzt man aber einen EQ meist vor den Dynamics und den anderen danach.
Die Multiband-Trennung zur frequenzselektiven Komprimierung (Dynamics), Verzerrung (Exciter) und Phasen-Konfiguration (Imager) hingegen erfolgt mit bis zu vier parallelen Bändern, welche detaillierte Einstellungen bzgl. der Übergangsfrequenzen zulassen. Es kann zwischen Analog-, Hybrid- oder Digital- Trennung gewählt werden, letztere erfolgt linear-phasig und mit variablem Q und klingt meiner Meinung nach am besten.
Die coole und präzise bedienbare Grafik-Animation der Routing-Matrix ermöglicht sogar „Shared Crossovers“, was für eine gemeinsame Parallelband-Bearbeitung von Dynamics, Exciter und Stereo-Imaging sorgt. Jedoch kann auch jedes eigenständige Modul für sich genommen eine eigene Aufteilung der Bänder vornehmen. Ein Parallelschalten der Prozessoren ist indes nicht vorgesehen. Dafür lässt sich fast jeder Prozessor auch in den M/S-Mode versetzen, was eine individuelle Bearbeitungen der Mitten- und Seitenbänder ermöglicht und die Anzahl an verfügbaren Parametern fast verdoppelt. 

Die frequenzselektive Arbeitsweise des Exciters und des Imager Moduls allein ist ein Novum unter Plug-ins, bedarf an sich aber gar keiner großen Erklärung, wenn man verstanden hat, wie ein Multiband-Kompressor funktioniert. Bemerkenswert sind hier das Vectorscope des Imagers (Stereo-Wolke) und die unterschiedlichen Verzerrungsmöglichkeiten des Exciters sowie die zusätzlichen Charakteristiken „Circuit-modeled Triode“ und „Dual Triode“ des Exciters in der Advanced Version. Die Zusammenstellung der Charakteristiken darf in beiden Versionen als gelungen bezeichnet werden und bietet genügend verschiedene Klangmöglichkeiten, das Signal aufzurauen.
Das Dynamics Module ist neben dem EQ das mit Abstand umfangreichste Modul von Ozone. Es handelt sich dabei um einen Mehrfach-Kompressor, der pro Band ein Gate und zwei Kompressor/Expander vereint, wovon einer als Limiter bezeichnet wird. Der erste Kompressor verdichtet hier mit geringer Ratio und tiefem Threshold, und der Limiter fängt dann die letzten Peaks bei geringem Threshold und hoher Ratio ab. Die Möglichkeiten, in Frequenz-, Pegel- und Zeitgeschehen einzugreifen, sind immens!
Ein weiteres Modul stellt der Reverb dar. Üblicherweise fügt man Nachhall zwar im Mixing-Kontext und nicht im Mastering-Prozess hinzu, stören kann das reine Vorhandensein aber dennoch nicht. Und auch hier treffen wieder zwei Welten aufeinander, das Schlagwort „Hybrid“ darf fallen. Diesmal geht es aber um die Kombination von Faltungshall und Algorithmus-Technologie. Kurzum, die Early-Reflections werden aus Impulsantworten generiert, die Wolke wird algorithmisch erzeugt. Dabei helfen einem in der Standardversion die klassischen Auswahlmöglichkeiten „Room, Plate und Hall“ weiter, in der Advanced Version stehen zusätzlich „Theater, Cathedral und Arena“ zur Verfügung. Diese sogenannten Modes definieren sowohl das Early-Reflection Pattern, als auch die Charakteristik der Hallwolke. Wie alle Prozessoren des Ozone Plug-ins, lässt sich der Reverb ausschalten, so spart man merklich Rechenleistung. 
Das letzte Modul im Überblick, wie auch in einer Standard-Mastering-Kette, ist der Maximizer, ein etwas umfangreicherer Full-Band-Limiter mit Loudness-Maximizing Ambitionen. Er bietet neben den Algorithmen IRC, IRC II, IRC III mit den unterschiedlichen Charakteristiken Crisp, Clipping, Pumping und Balanced auch die Klassiker Hard und Soft an, welche alle in ihrer Regelgeschwindigkeit angepasst werden können. Darüber hinaus bietet der Limiter auch eine Intersample Detection an sowie variablen Stereo-Link in den IRC-Algorithmen. In der Advanced Version verfügen die IRC-Algorithmen außerdem noch über eine regelbare Transient-Recovery-Funktion, welche klanglich nicht unterschätzt werden sollte.
Selbstverständlich gibt der Maximizer, wie sich das für das letzte Glied der Bearbeitungskette gehört, auch entsprechend umfangreiche Dithering-Möglichkeiten inklusive DC-Filtering her, wozu auch der proprietäre MBIT+ Algorithmus gehört, welcher im Bereich von 24 Bit bis 8 Bit arbeitet. Wie man sich sicherlich denken kann, fallen auch dessen Einstellmöglichkeiten entsprechend umfangreich aus. Details sprengen hier jedoch den Umfang des Tests.
Und da bekanntlich probieren über studieren geht, schauen bzw. hören wir uns die einzelnen Module jetzt einmal im Praxisteil an.

PRAXIS

Die Installation klappte ohne Probleme. Als Lizensierungsoptionen kommen Challenge-Response oder iLok in Frage. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Steigen wir direkt in den Ring: Runde 1, Dynamics.

Ozone5_16_Installer

Dynamics ist mit das funktionsumfangsreichste Modul in Ozone 5. Durch die Zerlegung des Spektrums in bis zu vier unterschiedliche breite Teilbänder kann hier sehr detailliert und selektiv in das dynamische Frequenzgeschehen eingegriffen werden (Stichwort: Summenverdichtung bzw. chirurgischer Kunstgriff). Man kann allerdings auch mit nur einem Band arbeiten und mit diesem, wie mit einem normalen Kompressor umgehen. Obwohl das nicht ganz richtig ist, da jedes Band genau genommen schon einen Zweifach-Kompressor darstellt, also beide in Reihe verschaltet sind. Der erste Kompressor/Expander arbeitet mit einer Ration von 0,1 bis 30 und erlaubt einstellbare Attack-Zeiten von 0 ms bis 500 ms sowie Release-Zeiten von 0 ms bis 5000 ms. Man spricht bei Kompressoren von Upward-Kompressoren bzw. Expandern, wenn die Ratio kleiner als 1 gesetzt werden kann, was bedeutet, dass ein Signal beim Überschreiten des Thresholds noch lauter wird. Der zweite, Limiter genannte Kompressor, bietet ähnliche Settings und ist demnach ein vollwertiger, weiterer Kompressor/Expander. 
Nicht ganz alltäglich sind die unterschiedlichen Detektions-Algorithmen zur Überschreitung des Thresholds. In der Standardversion gibt es zwar nur die Auswahl zwischen RMS und Peak, in der Anvanced Version wird allerdings auch ein „True Envelope” Mode geboten. Darüber hinaus gibt es auch eine Look-Ahead-Funktion, um die stetigen Gain-Veränderung zu glätten, sowie die Möglichkeit, ein High-Pass- und ein Tilt-Filter, ähnlich der API-Trust-Schaltung, in den Detektionsweg zu schalten, um weniger empfindlich auf Bass-Signale zu reagieren. Weiterhin gibt es jetzt auch Soft-Knee, in der Advanced Version sogar stufenlos regelbar. In der Standardversion muss man sich mit Hard- oder Soft-Knee begnügen. Im Übrigen kann man auch zwischen einer Einzelansicht pro Band oder Gesamtdarstellung wählen. Was ich allerdings noch immer vermisse, ist  Sidechain. 

Die Konfigurationsmöglichkeiten sind bei Ozone 5 dennoch sehr vielfältig und lassen viel Raum für die eigene Kreativität bei der effektvolleren Veredlungen von Spuren fernab von Stereo-Mastering. Mit den hier ausgewählten Audiobeispielen lässt sich der Funktionsumfang jedoch nur andeuten. Es folgt ein Beispiel einer vorher überkomprimierten Kickdrum, welche anschließend mit einer leichten, aber sehr effektiven Low-Pass Upward-Compression wieder angefettet wurde, sowie das Beispiel einer Nylon-Gitarre mit leichter Mittenkomprimierung zum Abfangen der starken Spitzen beim Picking. Presets habe ich nicht benutzt, die wichtigsten Settings entnehmt ihr bitte den Namen der Audiodateien.

Audio Samples
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Slamed Kick – BYPASS Slamed Kick – Dynamics (95 Hz LF-Band “Upward” Compression ) Nylon – BYPASS Nylon – Dynamics (Gentle Mid-Band Compression)

Das Gate des Dynamics Module verfügt über die gleichen Parameter wie die Kompressoren und bereitete mir vor allem auf Drumloops große Freude. Die Möglichkeit, über Multi-Band-Gates eine Drum-Aufnahme spürbar trockner zu fahren und anschließend neu zu verhallen, möchte ich da besonders hervorheben.

Audio Samples
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Nature Drums – BYPASS Nature Drums – OHNE Gates (PreEQ, 3Band Dynamics, IRC3 Pumping mit Transient Recovery) Nature Drums – MIT Gates (PreEQ, 3Band Dynamics, IRC3 Pumping mit Transient Recovery) Nature Drums – MIT Gates und Reverb (Reverb Post Dynamics) Nature Drums – MIT Gates, Reverb und Strong Exciter Nature Drums – MIT Gates, Reverb und Strong TUBE Exciter Nature Drums – MIT Gates, Reverb, Strong Tube Exciter und Post EQ ( -1,5 dB High Shelf )

Ozone empfiehlt sich generell gut für Drums. Vor allem der Exciter trägt dazu bei. Deshalb gleich ein paar drastischere Beispiele der unterschiedlichen Exciter-Algorithmen auf ein paar Analog-Drums. Exciter sind beim Mastering oftmals verpöhnt, auf Einzelsignalen habe ich aber überhaupt keine Berührungsängste. Gerade der Tube-Mode klingt sehr gut, sofern er dezent eingesetzt wird, und gibt Mitten und Höhen entsprechend mehr Biss bzw. Glitzer. Tipp: Immer schön Oversampling an. 

Audio Samples
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EDrums – BYPASS EDrums – MIT 3Band Dynamics EDrums – MIT 3Band Dynamics und Maximizer EDrums – MIT 3Band Dynamics, Maximizer, Reverb und Imager EDrums – MIT 3Band Dynamics, Maximizer, Reverb, Imager, Warm Harmonic Exciter und Post EQ EDrums – RETRO Exciter EDrums – TAPE Exciter EDrums – TUBE Exciter EDrums – TRIODE Exciter EDrums – DUAL TRIODE Exciter EDrums – WARM Exciter

Im Zusammenhang mit den obigen Audiobeispielen fiel mir natürlich auch der verbesserte Reverb der Version 5 auf. Vor allem die optische Runderneuerung gegenüber Version 4 ist hier zu erwähnen. Alles sehr viel übersichtlicher und mit schön logisch vertikal angeordneten Fadern versehen. Deshalb ein kleines Video der Advanced Version und den groben Auswirkungen der Hall-Algorithmen am unkonventionellen Beispiel einer Kick Drum. In einem Mix würde ich so etwas nicht machen, aber um einen Reverb zu kitzeln, ist dieses Vorhaben durchaus gerechtfertigt. Achtet besonders auf den Early Reflection Parameter, welcher die ersten Reflexionen in Form einer Impulsantwort hinzumischt. Bei der Standard Version gibt es diesen Parameter nicht, man muss daher mit permanent hinzugemischten Erst-Reflexionen leben. Außerdem ist man bei beiden Versionen nicht in der Lage Erst-Reflexionen “solo” zu nutzen.

Klanglich bewegt sich der Reverb eher im Mittelfeld und kann nicht ganz an die nativen Premium-Lösungen wie Lexicon, Altiverbund TSAR-1heranreichen. Auf Einzelsignalen und nicht unbedingt als Hauptraum verwendet, kann er dennoch überzeugen, vor allem auf Grund der einfachen Bedienung. Wiederum schade ist allerdings die Begrenzung des Pre-Delays auf maximal 100ms. Sicherlich, im Mastering macht das keinen Sinn, aber wir haben ja bereits festgestellt, dass Ozone auch auf Sub-Mixen wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Die Auswirkungen von Cross-Mix empfand ich als marginal.
Besonders lobenswert sind hingegen bestimmte Details, welche an so mancher Stelle im Programm auftauchen. So empfand ich den Button „Solo Wet” des Reverbs schon als sehr praktisch, da ich beim groben Editieren eines Raumes gern das volle, pure Hall-Signal hören möchte. Das mache ich innerhalb eines Mischvorgangs sehr oft und finde es deshalb sehr gut, hier nur einmal klicken zu müssen, anstatt an zwei Fadern nacheinander zu agieren. Zur Feier des Features noch ein paar mehr Beispiele des Reverbs.

Audio Samples
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Western – BYPASS Western – Theater Reverb Western – Cathedral Reverb Vocals – BYPASS Vocals – Hall Reverb Vocals – Room Reverb Vocals – Plate Reverb Vocals – Arena Reverb

Viele, viele Spielereien! Genau wie die 250 Presets: Es gibt zwar eine Menge eindeutig adressierte Presets, in Verbindung mit meinen Test-Files konnte ich aber keine wirklich überzeugende Kombination finden. Am Ende war alles irgendwie „too much” und nicht auf den Punkt. Es mag für Lernzwecke sicherlich ganz nützlich sein, sich die Funktionsweise einiger Presets einmal genauer anzuschauen, am Ende gelangt man aber nur mit eigenem Fleiß zu guten und überzeugenden Ergebnissen. 
Von viel größerer Bedeutung ist da für mich das Verhalten des Limiters, hier Maximizer genannt: Wie es auch schon auf vorhergehenden Audiobeispielen teilweise zu hören war, arbeitetet er unauffällig und sehr überzeugend, siehe speziell die Nature- und E-Drums. Das Maximizer Module zählt nicht unbedingt zu den Limitern, mit denen man „voll reinlangen“ kann, es ist eher ein Präzisionswerkzeug, mit dessen vielen Optionen man sich intensiv auseinander setzten muss, um die letzten paar dB zusätzlich aus einem Mix heraus zu holen.
Wenn man es richtig krachen lassen will, schaltet man demnach lieber das Dynamics Modul davor und setzt dann noch ein paar dB extra mehr mit dem Limiter oben drauf. Allerdings sollte man sich keine Illusionen über den CPU-Hunger des besonders unauffällig wirkendenden IRCIII-Algorithmus machen, dessen Klang in Verbindung mit der „Advanced Version only“ Transient-Recovery in meinen Ohren aber dennoch in fast allen Fällen am besten klang und deswegen auch hier so gut wie jedes Mal zum Einsatz kam. Man muss aber auch hier behutsam vorgehen, sonst klingt es schnell künstlich, harsch und flach. Ich habe fast immer mit 36% Transient Recovery gearbeitet. Auf meinem etwas betagteren MacBook Zweitgerät sprang der CPU-Load in Ableton dennoch von 22% auf 37%, als ich von IRC II zu IRCIII wechselte.
Hier noch ein paar Unterschiede zwischen den Algorithmen anhand der Kick-Drum, umgeschaltet wurde nur zwischen den Algorithmen, jedoch nicht zwischen dem Parametern wie Threshold, Release etc.

Audio Samples
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Upward Dynamics Kick – BYPASS Upward Dynamics Kick – MIT Maximizer ( IRCIII Mode, Charakter “Crisp”, 36% Transient Recovery) Upward Dynamics Kick – MIT Maximizer ( Soft Mode, Transient Recovery nicht verfügbar ) Upward Dynamics Kick – MIT Maximizer ( Hard Mode, Transient Recovery nicht verfügbar )

Wie Altkunden vielleicht schon aufgefallen sein mag, gibt es in Ozone mittlerweile gleich zwei Acht-Band-EQs – und das ist praktisch. Oftmals möchte man vor der Komprimierung bereits überbetonte Frequenzbereiche eliminieren, um das Pumpen eines nachgeschalteten Kompressors zu vermeiden. Anschließend möchte man meist wieder etwas breiter Eqen, um einhergegangene Verluste aufzufangen. Dieses Vorgehen beschreibt zumindest 70% meines Workflows. Hier ein “All-In” Szenario in etwas übertriebener Form:

Audio Samples
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Song – BYPASS Song – ALL IN!

Manchmal braucht man aber auch nur einen EQ vor dem Limiter bzw. Exciter, um die harschen Höhen abzufangen. Deshalb hier noch mal das Beispiel der Western-Gitarre in seinen einzelnen Schritten.

Audio Samples
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Nylon – BYPASS Nylon – MIT Dynamics Nylon – MIT Dynamics und Maximizer Nylon – MIT Dynamics, Maximizer und Post EQ Nylon – MIT Dynamics, Maximizer, Post EQ und Cathedral Reverb Post Dynamics

Die „analogen” EQs hatten für mich dennoch nicht genügend Charakter zu bieten, obwohl ich schon den Flavour spüren konnte. Vielleicht bin ich auch nur zu deutsch: Mir persönlich haben die digitalen Filter durch die Bank weg besser gefallen, gerade wenn es darum ging, chirurgische Eingriffe vor der Komprimierung zu vollziehen. Deshalb habe ich auch auf fast allen Audiobeispielen schon ein wenig Pre-EQed, um mal richtig abzu-nerden.
Möchte man dennoch einmal die Standard-Reihenfolge durchbrechen, kann man dies zu jeder Zeit tun, der kleinen graphischen Routing-Matrix sei Dank. Parallel-Mixing ist zwar nicht möglich, sollte man dies aber wirklich vorhaben, wird sich schon ein Weg mit mehreren Instanzen von Ozone in der DAW finden lassen.
Eine Besonderheit der Advanced Version ist die sogenannte Meter-Bridge, ein Real-Time-Analyzer, welcher auch mehrere Bus-Signale gleichzeitig darstellen kann. Das ist ideal für den Vergleich von Einzelspuren wie z.B. Bassdrum und Bass. Dazu wird einfach das Einzel-Plug-in „Meter Tap“ der Advanced Version auf die entsprechende Spur im Mix gezogen, und schon steht auch im Mutterschiff-Plug-in, was auf einer anderen Stereo-Spur insertiert ist, in einem Drop-Down Menü des Analyzers zur Verfügung. Alle Visualisierungen laufen sehr flüssig und stabil. 
Aber auch in der normalen Version gibt es in jedem Modul einen Spektrum-Analyzer, wenn auch hier nicht ganz so detailliert und groß, sowie ein Vectorscope (Stereo-Wolke) im Imager. Hier ein kleines Video zu dem Demosong, welcher aus drei Stereo-Stems (Spuren) besteht. In nativer Auflösung sieht die Visualisierung natürlich etwas besser aus, als in unserem Video. 

Es geht weiter mit Alleinstellungsmerkmalen: Der Imager der Advanced Version verfügt über einen monokompatiblen Stereo-Widther speziell für engere Panoramen bzw. Monosignale. Das klingt zwar ein bisschen künstlich, aber das muss ja nicht in jedem Fall schlecht sein. Die vier Bänder sind in beiden Versionen jedoch echter Luxus, meist reichen aber auch nur zwei Bänder, um beispielsweise den Bass bis 90 Hz auf mono zu reduzieren. In Version 4 gab es übrigens noch ein Delay pro Band, was aber durchaus mehr Phasenprobleme bereitete, als dass es nützte.

Audio Samples
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Vocals – BYPASS Vocals – Stereorized Vocals – More Stereorized Bass – BYPASS Bass – Analog EQ Bass – Digital Linear Phase EQ Bass – Digital Linear Phase EQ und Dynamics Bass – Digital EQ, Dynamics und Tube Exciter Bass – Digital EQ, Dynamics, Tube Exciter und Stereo Imaging Bass – Digital EQ, Dynamics, Tube Exciter und Stereo Imaging, Stereorized Bass – Digital EQ, Dynamics, Tube Exciter Stereo Imaging, Stereorized und Soft Maximizer

Im Großen und Ganzen kann man mit dieser prinzipiellen Ein-Fenster-Lösung schon recht autark arbeiten. Hinzu kommt, dass es eine A/B-Vergleichsfunktion und eine Undo-Historie gibt, die umfangreiche Vergleichsarbeiten zulassen. Das eigene Ohr gewöhnt sich bekanntlich schneller an sonderbare Klangeinstellungen als man denkt bzw. einem lieb ist.
Meiner Meinung nach macht der Reverb als Insert beim Mastering wenig Sinn. Wer ihn jedoch als Einzel-Plug-in in seine Sends insertieren will, muss zur Advanced Version greifen oder gegebenenfalls upgraden. Es kommt allerdings selten vor, dass man unbedingt weitere Plug-ins nachschalten möchte. Insofern kann man auch mit einem kleinen Workflow-Performance-Zuwachs rechnen, da das eine Fenster schön groß ist und einwandfrei arbeitet. Hier gab es beim Wechsel der Fensteransicht weder Hänger zu vermelden, noch spontane Fensterschließungen, wenn man einen Parameter zu lange mit der Maus bewegt hatte. Man merkt dem extrem umfangreichen Plug-in mittlerweile die lange Versionsreife an.
Im Vergleich zu Ozone 5 mag Ozone 5 Advanced teuer erscheinen. Man kann aber auch andersrum argumentieren und feststellen, dass Ozone 5 im Vergleich zu Ozone 5 Advanced immer noch einen sehr großen Funktionsumfang bietet – und das bei einem mehr als fairen Preis. Insofern kann die Standardversion mit einen mehr als günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen. Die Advanced Version hingegen liegt preislich im Mittelfeld und damit in etwa auf dem selben Niveau, wie die ähnlich ausgestatteten Suiten SSL Duende Native Bundle,VSL Vienna Suiteund Waves Gold Native Bundle. Wer über entsprechende finanzielle Mittel verfügt, kann sich ruhigen Gewissens den Vollausbau gönnen. Man sollte aber eine gewisse Zeit für Detailstudien einplanen, um die feinen Nuancen in den vielen Optionen zu erforschen.

FAZIT

Ozone 5 Advanced ist eine sehr professionell und umfangreich ausgestattetes Plug-in Suite mit vielen hochwertigen Prozessoren, die auch erstmals als Einzel-Plug-ins zur Verfügung stehen. Die Auswahl an Bearbeitungsmöglichkeiten ist gigantisch, erfordert aber auch eine entsprechende Hingabe bzgl. der Einarbeitung. Gerade der Maximizer mit seinem neusten IRCIII Algorithmus macht dem Plug-in als „finale Instanz“ alle Ehre, aber auch der Multi-Kompressor ist ein echtes Präzisionswerkzeug. Die Standardversion ist nicht minder bestückt, wenn auch hier und da mal ein paar Optionen fehlen. Der Preis der Advanced Version geht in Ordnung, gemessen an ihm ist die Standardversion sogar ein Schnäppchen. 

Pro:
  • Ausstattung
  • Flexibilität
  • Umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten
  • Extrem unauffälliger Klang der „digitalen“ Prozessoren
  • Ein-Fenster-Betrieb
  • Stabilität und Benutzerfreundlichkeit
Contra:
  • kein Sidechain
  • hoher Resourcen-Hunger einiger Algorithmen
  • (Komplexität)
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Features:
  • Audio Tool Suite
  • Prozessoren: Maximizer, Equalizer, Multiband Dynamics, Multiband Stereo Imaging, Post Equalizer, Multiband Harmonic Exciter, Reverb, Dithering
  • Preset Manager mit mehr als 250 Mastering Presets
  • Routing-Matrix
  • Undo History
  • A/B Tools.
  • Plug-in Formate: VST/AU/RTAS/MAS/DirectX
  • WIN XP/VISTA/WIN 7/MAC OSX 10.5.8 oder höher
Preis:
  • Ozone 5: EUR 229,- (UVP)
  • Ozone 5 Advanced: EUR 899,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Ausstattung
  • Flexibilität
  • Umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten
  • Extrem unauffälliger Klang der „digitalen“ Prozessoren
  • Ein-Fenster-Betrieb
  • Stabilität und Benutzerfreundlichkeit
Contra
  • kein Sidechain
  • hoher Resourcen-Hunger einiger Algorithmen
  • (Komplexität)
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iZotope Ozone 5 (Advanced) Test
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