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Interview mit Andreas Schleicher

Wenn man etwas über das Leben eines Musikers in Deutschland erfahren will, der breit aufgestellt und mit einer Vielzahl von Bands und Projekten zugange ist, kann einem Andreas Schleicher jede Menge erzählen. Schnell wird klar, dass die Liebe zur Musik bei ihm stets im Fokus steht, ebenso der unbändige Drang, eigene Songs zu schreiben und diese mit anderen, möglichst kreativen Musikern auf der Bühne und vor Publikum zu performen. 

Bild: © Christoph Behm
Bild: © Christoph Behm


Aber auch für die Herausforderung nahezu jeden Künstlers, die Brücke zwischen Kreativität und Broterwerbspflicht zu schlagen, scheint er eine Lösung gefunden zu haben. An einem sonnigen Februartag schwinge ich mich in mein Auto, um Andreas in seinem Haus in Remscheid zu besuchen. Bei Cappuccino und süßem Gebäck startet unser Interview am gemütlichen Küchentisch.

Würdest du dich eher als Sänger, als Gitarrist oder als Gitarre spielenden Sänger titulieren?

Ich bin in erster Linie Musiker. Ein Musiker mit vielen Eisen im Feuer und vielleicht auch vielen Talenten und Interessen, denen ich nachgehe. Weil ich mich selbst nicht langweilen möchte, vielleicht auch weil ich mich nicht entscheiden kann und will.   

Aber dein Hauptinstrument ist Gitarre?

Ich hab Gitarre in Arnheim / NL studiert, an der Hogeschool voor de Kunsten, und hab da auch tatsächlich mein Diplom gemacht, musste es bisher allerdings niemandem zeigen. Für mich war es aber sehr wichtig, es fertig zu machen, da das Musikstudium für mich etwas Heiliges war seinerzeit. Was auch daran liegt, dass ich erst relativ spät begonnen habe, mich mit Musik intensiv zu beschäftigen und auch sehr spät Noten gelernt habe.

Was heißt spät?      

Gitarre habe ich erst mit 15 Jahren begonnen zu spielen, was ich spät finde. Mit 18 habe ich den ersten Unterricht genommen. Ich habe aber schon von Anfang an eigene Songs gemacht und dann gemerkt: Okay, das könnte eine Passion bleiben. Ich habe mich dann erkundigt und beschlossen, mich zwei Jahre lang nur mit Musik zu beschäftigen und es einfach zu probieren. Und wenn es nicht geklappt hätte, wäre ich ein zwei Jahre älterer Student von irgendwas anderem gewesen. In dieser Zeit habe ich jeden Tag 5 bis 10 Stunden vorbereitet und gelernt und hatte in dieser Zeit auch den einzigen Job in meinem Leben, der nichts mit Musik zu tun hat, nämlich nachts Taxi zu fahren, mit meinen vier Freunden und Bandkollegen. Was natürlich auch wieder rock’n rollig war. 

Wie, sind deine Freunde mitgefahren?

Nein, wir haben alle beschlossen, kollektiv einen Taxischein zu machen, damit wir alle zur gleichen Zeit arbeiten, um genau in der anderen Zeit Musik machen zu können, zu proben, bzw. zu üben, um uns auf das Studium vorzubereiten.

Hat es direkt beim ersten Anlauf geklappt mit der Aufnahmeprüfung?

Nein. Ich bin in Hilversum nicht angenommen worden und in Köln auch nicht. In Köln war es sehr bizarr, da saßen wir mit 50 Leuten auf dem Gang, und es war eigentlich klar, dass nur einer genommen wird. Das war dann auch der langjährige Schüler des damaligen Dozenten. Aber es war trotzdem eine wichtige Erfahrung. Damals gab es auch noch nicht diesen reinen Popmusik-Studiengang, es war wirklich Jazz, Latin, Fusion. Und ich war in Jazz wirklich ein Anfänger. Ich hab es sehr gern gehört, aber konnte natürlich noch nicht so nach Changes spielen, dass es irgendjemand groß überzeugend gefunden hätte.

Andreas vor seiner Gitarrenwand: "Alle werden gespielt, ich bin kein Sammler.", betont er während der Fotosession. Bild © Christoph Behm
Andreas vor seiner Gitarrenwand: “Alle werden gespielt, ich bin kein Sammler.”, betont er während der Fotosession. Bild © Christoph Behm

Hast du von den Kontakten aus dem Studium für spätere Jobs profitiert?

Nein, eigentlich nur von meinem Freund Serge Corteyn, mit dem ich aktuell auch Musik mache. Ich bin auch während des Studiums fast immer zwischen Wuppertal und Arnheim gependelt, weil ich ja meinen Taxi-Job und meine Band in Deutschland hatte. Meine Eltern haben mich nicht unterstützt, ich musste es alles selber stemmen. In Holland wurde ja auch Schulgeld verlangt, das war schon etwas härter, streckenweise.

Also, du wolltest es unbedingt.

Ja. Ohne zu wissen, was danach kommt, und als das Studium vorbei war, wusste ich auch erstmal nicht, was ich jetzt mache.

Aber es ging ja weiter nach dem Studium. Kannst du dich noch erinnern, was die ersten Schritte als frisch gebackener Diplom-Musiker waren?

Ja, ich habe angefangen zu unterrichten und etwa die Hälfte meines Einkommens damit finanziert, habe aber sehr schnell gemerkt, dass es mir sehr viel Energie raubt, auch wenn es inspirierend war, von den Schülern ein Feeback zu bekommen und so am Puls zu bleiben. Ich hatte dann recht bald die Möglichkeit, zwei kleine Europa-Tourneen mit einem Acid-Jazz Projekt namens „Charles“ zu machen. Wir haben u.a. als Support für Us3 (Cantaloop Island Remake) gespielt. Acid Jazz war in den 90ern eine Zeit lang ziemlich angesagt, so konnte ich erste Tour-Erfahrungen sammeln. War natürlich alles ziemlich Low Budget mäßig, ein vollgepackter 9-Sitzer-Bus, mit allen 9 Sitzen belegt, aber wir konnten vor ein paar hundert Menschen spielen, das war schon toll. 
Mit Covermusik habe ich erst mit Mitte zwanzig angefangen und habe ein Jahr lang in einer Sauerländer Kapelle alle Schützenhallen im Sauerland abgespielt. Für damalige Verhältnisse sehr viel Geld verdient, bin immer im Hellen nach Hause gekommen und hab gefühlt alle Lieder der Welt gespielt. Von „Verdamp lang her“ über „Smoke on the Water“ bis „Herzilein“. Dabei habe ich zwei Sachen gelernt: Dass ich das nie wieder machen möchte – ich habe danach auch direkt in der Band aufgehört –, aber ich habe in der Zeit auch meine Intuition und mein Gehör stark verbessert, was Chord-Progression und Song-Aufbau in allen möglichen Genres angeht. 

Bild: © Christoph Behm
Bild: © Christoph Behm

Worin unterscheidet sich der Andreas Schleicher mit Mitte zwanzig von dem Andreas Schleicher, der heute vor mir sitzt?

Ich muss sagen, dass immer eins zum anderen kam. Ich hab mich ein bisschen treiben lassen, mir war klar, dass ich nicht in Tanzmusik-Jobs unterwegs sein will, ich mir mit den „Geld-Jobs“ aber auch meine eigene Musik finanzieren kann. Eigene Musik zu machen, das sollte in meinen Augen die Motivation für alle Musiker sein. Auch wenn die eigenen Sachen nicht direkt Früchte tragen, alleine schon, um Musik nicht nur als Dienstleister zu erledigen. Es gibt eigentlich, wie ich das sehe, zwei große Marschrichtungen: Entweder man macht eine Sache und konzentriert sich ausschließlich darauf, wie der Ami sagt: „Be about one thing and just one thing.“ Und versucht dieses Ziel kompromisslos zu verfolgen, bis es eben klappt oder man scheitert. Oder die zweite Variante: Viele verschiedene Dinge zu machen, weil man viele Talente hat, weil man Abwechslung braucht. Das ist einfach eine grundsätzliche Entscheidung. In meinem Fall ist es so, dass ich neben den Instrumenten und meiner Stimme eine Comedy-Ader in mir habe. Ich habe sieben Jahre bei „Der Popolski Show“ den Andrzej gespielt. Die Show war sehr erfolgreich, mit großen Hallen, Grimme-Preis Nominierung, etc. Bei der Abschiedstour bin ich dann nackt in einer Badewanne auf die Bühne geschoben worden. Wo sich manche sicher fragen: Warum macht der das? Irgendwie gibt es da einfach so ein Element in mir.

Was machst du, neben deiner eigenen Band, noch für Sachen?

Aktuell habe ich ein Comedy-Duo „Bert & Roy“, wo wir sehr trashig die Verbrechen der Musikgeschichte aufdecken. Da spiele ich einen Ex-Showstar aus Las Vegas, Roy Sanders, King of Superparty. Mein Partner und enger Freund ist Serge Corteyn, eigentlich Gitarrist, mit dem ich auch in Arnheim zusammen studiert habe. Serge ist ein Musiker, der eher in der Kunst verhaftet ist, also weniger als Pop-Musiker auftritt, aber in diesem Projekt funktionieren wir super. Bei „Bert & Roy“ spielt er Schlagzeug und singt auch. Dann bin ich im Moment wieder für ein Fernseh-Projekt im Hintergrund tätig, wo ich in musikalischen Dingen berate, aber auch Musiker auswähle und empfehle. 

Du spielst auch nach wie vor live mit anderen Bands.

Momentan sind es so ca. 120 Auftritte im Jahr. Ein guter Auftritt ist, bei aller Anstrengung, für mich sehr inspirierend, dieses Gefühl hält dann in meinem „normalen Leben“ zwei bis drei Tage vor. Auch ein Grund, der mich davon abhält, Musik nur im Hintergrund zu machen. Dafür spiele ich viel zu gerne live. 

Fotostrecke: 3 Bilder Mit Bert & Roy lebt Andreas seine Comedy-Ader aus. Bild: © Jochen Brood

Gibt es eigentlich einen unausgesprochenen „Knigge“, der, neben den instrumentalen Fähigkeiten, dafür zuständig ist, ob ein Musiker erfolgreich wird oder nicht?

Ja, das ist ganz schnell zusammengefasst. Neben natürlich gut spielen ist es: Pünktlich sein, gut vorbereitet zu sein, also wirklich seine Hausaufgaben zu machen, gerade wenn es wenig oder gar keine Proben gibt, und einfach auch ein guter Typ zu sein, um die Chemie des ganzen Projektes immer in Wallung zu halten. Das ist ein „Erfolgsrezept“, das viele gute Leute, die ich kenne und treffe, eigentlich alle erfüllen.   

Wie kommst du mit schwierigen Kollegen zurecht, die vielleicht gut spielen, aber durch ihre Persönlichkeit viel Kraft kosten? 

Ja, das kommt auch ab und zu vor, aber ich muss sagen, dass sich das glücklicherweise über die Jahre stark reduziert hat. Weil ich da einfach keine Lust mehr drauf habe. Es gibt so ein paar Musiker und Bands, mit denen ich nicht mehr spielen möchte, weil es einfach nicht groovt oder die Chemie nicht stimmt. Auch wenn es keine kreative Auffassung gibt. Wenn ein Musiker kein kreatives Interesse mehr daran hat, Musik zu machen, auch in Cover- und Dienstleistungs-Jobs, dann möchte ich mit denen nicht mehr so gern zusammen arbeiten. 

Musikern wird ja oft ein Einzelkämpfertum nachgesagt, im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen haben wir keine Lobby oder Gewerkschaft. Zum Beispiel wenn das Management wechselt und die Musiker eines Acts von heute auf morgen auf der Straße stehen.

Das ist schon heftig. Im Prinzip bedeutet das Musikertum sehr oft, einfach zu funktionieren. Wenn du mal eigene Ansprüche geltend machen möchtest, musst du als Sideman schon einen hohen Status haben, dass du diese durchsetzen kannst, sonst wirst du eigentlich immer ausgetauscht. Nichtsdestotrotz finde ich Solidarität unter Musikern total wichtig. Wer nur für sich kämpft, kann auf Dauer nicht bestehen. Man muss sich gegenseitig empfehlen, sich helfen, und was auch wichtig ist, auch wenn es vielleicht banal klingt, sich den Erfolg auch gönnen. Also nicht neidisch sein, sondern sich miteinander freuen. Da glaube ich an die Universums-These „Was du rausschickst, kommt zurück“. Musikalische Erfolge hängen sehr oft mit Connections zusammen, genau wie Geschäftsgespräche nicht in Büros ablaufen, sondern auf Partys oder Backstage nach Konzerten stattfinden. Wer sich also schön die Nächte um die Ohren haut (lacht), für den kann sich da einiges ergeben. Aber ich hab Familie und genieße das, und ich bin sehr gern zu Hause. Deswegen gehts für mich in erster Linie nicht nur um Erfolg und Karriere, sondern auch um eine intakte Familie, wo ich auftanken kann und muss.
Inzwischen sind wir in Andreas kleines Projektstudio gewechselt, welches er sich im Gartenhaus eingerichtet hat. Hier probt er mit seiner Band, komponiert und arrangiert Songs und nimmt Gesänge und Gitarren auf.

Wie bist du zum Gesang gekommen, wie hat sich das entwickelt?

Als ich mit 15 Jahren mit dem Gitarre spielen angefangen habe, habe ich auch sofort gesungen. Mit dem Kumpel, mit dem ich zusammen Gitarre begonnen habe, bin ich nach einem Jahr direkt auf die Düsseldorfer KÖ gefahren, da haben wir uns hingehockt und Straßenmusik gemacht. Obwohl wir nur ein paar eigene Lieder konnten, war es so selbstverständlich, singen und Gitarre spielen war für mich eins. Und mich hat in beiderlei Hinsicht nie interessiert, ob als Sänger oder Gitarrist, ein Virtuose mit technikbetontem oder sportlichem Ansatz zu werden. Das war auch im Studium am Anfang schwierig, da viele Gitarristen eher technisch agieren, mich hat aber immer eher der Song als Ganzes interessiert. Ich habe dann auch eher Musik von Pianisten oder Bläsern gehört, als von Gitarristen, kann ich mich erinnern. Ich habe übrigens auch als Vocalcoach in zwei Staffeln der Castingshow „X-Factor“ gearbeitet. Da ist man, neben dem Lehrer, auch mal Psycho-Coach für die Kandidaten. Ich habe aber anscheinend ein gutes Gespür dafür und kann mich sehr gut in Menschen hinein fühlen, um sie zum Ziel zu führen und zu motivieren, auch mal ihre Komfortzone zu verlassen.

Hattest du auch Gesangsunterricht?

Ja, ich habe auch heutzutage immer wieder Gesangsunterricht. Alle paar Monate, manchmal vergeht auch ein Jahr, dann nehme ich wieder ein, zwei Stunden von Leuten mit völlig verschiedenen Ansätzen. Ob klassisch oder die CVT-Technik, ich lasse mich gern inspirieren, auch um weiter zu kommen und eine Kondition zu behalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Andreas in seinem Home Studio. Bild: © Christoph Behm

Lass uns über deinen Bezug zu Instrumenten sprechen. Bist du mehr ein Nutzer oder ein Instrumenten-Liebhaber? Suchst du gezielt nach neuen Instrumenten?

Ich bin tatsächlich ein Benutzer, wenn ich irgendwas haben will, erkundige ich mich stark danach, vergesse danach aber sofort, wie das Gerät heißt. Ein Beispiel: Meine Haupt E-Gitarre ist eine Haar Strat, von dem holländischen Gitarrenbauer, in die ich mir letztens brummfreie Single Coils eingebaut habe. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wie die heißen. Will sagen, mich interessiert die Materie schon, ich bin dann aber immer schnell wieder beim Musik machen. Wenn ich E-Gitarre spiele, bin ich auf jeden Fall ein Fender-Typ. Mein Lieblings-Amp ist der Fender Deluxe Reverb mit seinen 22 Watt und einem Jensen Speaker drin. Der ist klein, ist schnell an seinen Grenzen und klingt dadurch schön satt. Dann gibt es einen sehr guten Effektgeräte- und Amp-Bauer aus Bochum, Markus Becker. Er hat mir einen Verstärker gebaut, der zwei Amps ineinander vereint. Einmal den Fender Deluxe Reverb, aber mit mehr Leistung, umschaltbar, und einen Deluxe Tweed, der ein bisschen mittiger klingt. Das heißt, ich kann mit einem Fußpedal auch während des Spielens zwischen den Amps wechseln. Wenn ich jetzt einen „knochigeren“ Lead Sound möchte, schalte ich einfach den Amp um, was ein unfassbarer Luxus ist. Mit den 2 x 12er Boxen habe ich auch mehr Power, was bei größeren Bühnen ideal ist. Auch fast alle Verzerrerpedale habe ich mittlerweile von Markus Becker, ebenso ein Auto-Wah Pedal und ein Delay. Bei Effektgeräten bin ich ein totaler Delay-Freund, das zählt für mich zu den wichtigsten Effekten, vor allen Dingen das Timeline von Strymon hat es mir angetan. Dann habe ich noch ein externen Midicontrolller des amerikanischen Herstellers Disaster Area, das DMC (mit Expression Knob), wo ich den Looper separat bedienen kann und auch das Timeline mit umschalte. Für mein Akustik-Projekt benutze ich ebenfalls das Strymon Timeline. Mir geht es vor allem um aufgeräumte Sounds, und danach kommt alles andere. Mein Fuhrpark wird auch immer mal wieder aktualisiert. Zum Beispiel habe ich für meine Akustik-Band, wo ich natürlich akustische Instrumente spiele, aber auch gern mit Elektro-Effekten wie Delays und schwebenden Sounds arbeite, gerade ein Auto-Wah gesucht, was auch mit einer Akustik-Gitarrre funktioniert, was eigentlich eine unübliche Anforderung ist. Da suche ich dann gezielt und hab das Electro Harmonix Micro Q-Tron gefunden.

Wenn du zum Gig fährst, hast du eher einen minimalistischen Ansatz, was dein Equipment betrifft, oder machst du beim Sound keine Kompromisse und nimmst alles mit, was irgendwie nötig ist?

Ich nehme gern Equipment mit, aber weil ich viel spiele, achte ich auch auf meinen Rücken. Deshalb habe ich gern die beiden eben angesprochenen, leichten Amps dabei, und während des Gigs ist meine Haar Strat total leicht. Auf meinem Effektboard habe ich sehr viel auf kleinstem Raum vereint, ein kleiner Kompromiss ist das Line 6 M9, als digitales Multi-Effektgerät, was ich aber sehr kreativ nutze, weil es für mich quasi sechs kleine Bodeneffekte ersetzt.

Fotostrecke: 5 Bilder Viele Sounds auf engem Raum – das E-Gitarren Pedalboard

Thema Rücken, machst du irgendwelchen Sport?

Ja, ich mache regelmäßig Yoga und fahre Kajak hier auf dem naheliegenden See und Fluss, der Wupper, auch regelmäßig, auch bei schlechtem Wetter. Das ist für den Rücken super, und auch als Ausgleich, weil ich draußen in der Natur bin. Ich fahr eigentlich immer zu Zeiten, wo kein anderer auf dem See ist, danach bin ich wieder frei im Kopf.

Kannst du ein paar Künstler nennen, die dich auf deinem Weg inspiriert haben? Hörst du noch Musik, gibt es aktuelle Musiker, die dir gefallen?

Natürlich höre ich noch Musik, muss aber auch zugeben, dass das mit den Jahren weniger geworden ist, dadurch dass ich so viel spiele, freue ich mich sehr über Ruhe. Auf einer Heimfahrt im Auto höre ich dann sehr gerne WDR 5, also einen Sprachsender. Wobei ich doch in den letzten zwei Jahren wieder vermehrt Konzerte besuche, vor allem von Kollegen. Weil ich irgendwann mal die Erkenntnis hatte, dass es inkonsequent ist, die Leute aufzufordern, von ihrem Sofa runterzukommen, um in meine Konzerte zu gehen, wenn ich es selber nicht mache. Und das lohnt sich auch. Ich finde es immer wieder inspirierend, und die Kontakte sind natürlich auch nicht zu verachten.
Die Inspiration von anderen Künstlern ist sehr durchwachsen und geht quer durch den Gemüsegarten von Pop über Klassik bis zu Jazz. Teilweise beeinflussen mich Sachen, die eigentlich akut nichts mit meiner Musik zu tun haben, zum Beispiel wenn ich klassische Sachen höre, manchmal sind es auch Texte. Aktuell finde ich Marcel Brell total Klasse, dessen Album „Alles gut, solang man tut“ habe ich gerade aufliegen.

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Lass uns noch ein bisschen über dein Herzensprojekt sprechen, die Andreas Schleicher Band, bzw. dein Orchester…

 … Ja, sehr gern. Ich habe ein Doppelalbum gemacht, das heißt „Mädchen gegen Jungs“, wo zehn Songs von mir mit einer rein männlichen Formation eingespielt wurden, einer Akustik-Band. Die gleichen zehn Songs gibt es dann auch mit einer rein weiblichen Formation, dem Indigo Streichquartett, zu hören. Im Prinzip möchte ich das auf meinen Konzerten machen, was ich selber sehen möchte. Ich möchte, plakativ gesagt, lachen und weinen. Ich möchte unterhalten werden, mich amüsieren, eine groovige Band haben, aber ich möchte auch berührt werden und wirklich leise Momente haben. Da stehe ich halt drauf.
Manchmal leiste ich mir den Luxus, ein paarmal im Jahr mit der kompletten Formation, also Jungs und Mädels, auf die Bühne zu gehen. Dann sind wir inklusive Techniker bei 10 Leuten. Dann wird es natürlich teuer, oder die Hütte muss richtig voll werden, dass ich das ganze finanzieren kann. 
Mittlerweile bin ich auch immer mehr im Trio oder Quartett unterwegs, um viel spielen zu können, aber es auch bezahlbar zu halten. Es ist aber auch sehr reizvoll, wenn ich im Trio gleichzeitig Sänger und Gitarrist bin, die Streichermelodien mit einfangen muss und das Publikum noch unterhalte. Das ist schon spannend.

Hast du immer schon auf deutsch gesungen?

Ich hab damit vor 15 Jahren angefangen, noch bevor der Boom kam, und hatte mit meiner damaligen Band das Gefühl, dass wir ein bisschen der Zeit voraus waren. Klar gab es immer schon Lindenberg, Grönemeyer, die gab es ja auch schon lange vorher. Wir waren damals allerdings gnadenlos unerfolgreich. Aber ich bin dabei geblieben, denn es hat sich irgendwie gut angefühlt. Und ich finde es nach wie vor sehr schwer und herausfordernd, auf deutsch zu texten.

Der wirtschaftliche Erfolg oder die Steigerung deines Bekanntheitsgrades sind nicht der Antrieb hinter deiner eigenen Musik, oder?

Natürlich ist es immer noch mein Traum, allein von der eigenen Musik leben zu können, genug Tonträger zu verkaufen, dass es ausreicht, und ich nichts anderes mehr machen müsste. Ich habe aber mittlerweile gemerkt, dass ich es einfach immer wieder tun muss. Ich werde auch dieses Jahr wieder ein neues Album aufnehmen. Der ganzen Arbeit, Energie und den Kosten zum Trotz – ich kann nicht anders. Und das ist auch der Grund, warum ich Musiker geworden bin. Meine eigenen Sachen zu schreiben, zu texten, das unbeschreibliche Gefühl, dass ich mit dem eigenen Quatsch, den ich mir ausgedacht habe, Leute nach einem meiner Konzerte begeistert nach Hause schicken kann. Es gibt nichts Schöneres.

Würdest du dich selbst als erfolgreich bezeichnen?

Wenn ich das Wort erfolgreich in glücklich umwandeln darf, dann würde ich sagen: Ich bin ein glücklicher Mensch. Weil ich das tue, was ich liebe und mir nie hätte träumen lassen, dass man von Musik, mit allen Höhen und Tiefen, wirklich leben kann und darf. 

Das Andreas Schleicher Orchester in der "Mädchen und Jungs"- Besetzung. Bild: © Charlie Spieker
Das Andreas Schleicher Orchester in der “Mädchen und Jungs”- Besetzung. Bild: © Charlie Spieker

Weblink: http://andreasschleicher.de
Andreas Schleicher Orchester Live:
Do 09.03.17  Düsseldorf – Jazzschmiede
Mi 29.03.17  Köln – Volksbühne am Rudolfplatz (Millowitschtheater) 
WDR-Doku über Andreas Schleicher auf Youtube

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