Image Line FL Studio 20.1 Test

Praxis

Automatische Kanalzuweisung, bessere Übersichtlichkeit! 

Die meisten Features, wie beispielsweise die DAW-eigenen Effekte, stehen den Platzhirschen Cubase, Logic, Ableton etc. in nichts nach, aber besonders in puncto Audio Recording und Editing sowie Arrangement-Workflow waren bisher immer deutliche Unterschiede auszumachen. So auch zum Beispiel die Verwaltung der Kanäle. Bei den meisten DAWs sind die Kanäle von Arrangement und Mixer automatisch miteinander verbunden. Bei FL Studio war das bisher nicht so geregelt. Vielmehr sind Playlist-Kanal, Mixer-Kanal und Channel-Rack-Kanal  (in dem sich auch der Step Sequencer befindet) nicht zwingend miteinander verbunden, sondern frei belegbar. Beispielsweise muss Kanal 1 in der Playlist (Arrangierfenster) nicht zwingend auch Kanal 1 im Mixer sein, selbiges gilt  für das Channel Rack. Das ist zwar flexibel, aber spätestens beim Mixdown musste man bisher die Kanäle manuell zuweisen, was etwas zeitaufwendig sein kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Um Spuren automatisch zu verbinden, werden Instrument-Plugins oder Audiofiles auf einen Playlist-Track gezogen.

Um automatische Verbindungen herzustellen, zieht man einen Klangerzeuger ganz einfach auf einen Playlist-Track. Ein kleines Symbol lässt auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um einen Instrument-Track handelt, bei dem eine Kanalverbindung besteht. Die Verbindung der Kanäle lässt sich auch wieder aufheben, indem man auf dem Playlist-Track mit rechter Maustaste das Kontextmenü aufruft: Track Mode → Unassigned. Mit einem Doppelklick auf einen Playlist-Track öffnet sich der entsprechende Klangerzeuger. Praktisch ist auch, dass bei einer stehenden Verbindung Effekt-Plugins auf Playlist-Tracks gezogen werden können, woraufhin sie im nächsten freien Insert Slot eines Mixerkanals geladen werden. Durch die Verbindung der Tracks werden endlich auch die Automationen geordnet: Bislang befanden sie sich einfach auf einem Playlist-Track der Wahl, was das Arrangement je nach Menge der Automationen sehr gefüllt hat. Verwendet man den Track Mode, werden die Automationsdaten geordnet unter dem Track dargestellt und lassen sich auch „wegklappen“ – wie man es eigentlich von fast allen DAWs kennt.

Im Track Mode sind Automationen in Unterspuren geordnet untergebracht.
Im Track Mode sind Automationen in Unterspuren geordnet untergebracht.

Audio Recording, wie man es von DAWs kennt    

Der Track Mode funktioniert ebenso bei Audiospuren: So lassen sich beispielsweise Audiodateien in die Playlist ziehen, um die Verbindung herzustellen. Auch Audioaufnahmen werden dadurch übersichtlicher: Um eine Playlist-Spur mit einem Mixerkanal zu verbinden, gelangt man über das Kontextmenü mit „Track-Mode → Audio Track“ ans Ziel. Dabei sucht man sich den entsprechenden Mixerkanal aus, in dem dann nur noch der Audioinput des Interfaces ausgewählt wird und die Aufnahme in der Playlist-Spur kann beginnen. Übersichtlich ist, dass jede weitere Aufnahme auf dieser Spur (Loop Recording) als Unterspur dargestellt wird. Bisher wurde für jede Aufnahme ein neuer Playlist-Track verwendet, was besonders bei Mehrspuraufnahmen schnell unübersichtlich wird. Mit dem Track Mode sieht das schon ganz anders aus. Wie man es in ähnlicher Form bereits von anderen DAWs kennt, werden die im Loop aufgezeichneten Spuren in einer Art Ordner dargestellt, in dem man sich die Takes schneiden und die besten Passagen zusammenstellen kann. Möchte man den Rest entfernen und nur den zusammengestellten Take behalten, kann man diese wie gewohnt über „Consolidate this Track“ zu einer neuen Audiodatei rendern.
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Audioaufnahmen werden im Track Mode ebenfalls gruppiert dargestellt.
Audioaufnahmen werden im Track Mode ebenfalls gruppiert dargestellt.

Die Insert-Effekte können bei der Audioaufnahme wahlweise Pre oder Post geschaltet werden. Beim Software-Monitoring ist natürlich mit Latenzen zu rechnen – besonders dann, wenn das Audiosignal vor der Aufnahme noch durch Effekt-Plugins laufen soll, bevor es zu hören ist. Dagegen hat Image Line ein Mittel in den Mixer eingebaut: Input Latency. Damit soll sich die Latenz manuell in Millisekunden, Samples oder Beats justieren, um so den Verzögerungen entgegenzuwirken. Ich konnte damit keine merklichen Verbesserungen verzeichnen. Aber das hindert natürlich niemanden daran, den Audiobuffer von den Settings herunterzuschrauben.

Im Mixer können Audioaufnahmen vor oder hinter die Insert-Effekte geschaltet werden.
Im Mixer können Audioaufnahmen vor oder hinter die Insert-Effekte geschaltet werden.

Editing bleibt weiterhin unpraktisch

Wenn Image Line den Edison Editor nun endlich als richtigen Editor statt als Plugin integriert, wird die Sache rund und der Unterschied zu den großen DAWs wesentlich kleiner. Denn Editing ist zwar im Edison Editor machbar, aber dadurch, dass er nicht als eigenständiger Editor fungiert, wie man es von anderen DAWs kennt, sondern im Mixer als Insert-Plugin geladen wird, werden Änderungen am Audio nicht sofort übernommen, da das Material noch mal neu in die Playlist gezogen werden muss – einfach nur umständlich. Gleiches gilt für den Pitch Editor „NewTone“.

Mini-Features

Abgesehen von den Highlights ist beim Update aber auch an kleinen Schrauben gedreht worden, die den Workflow verbessern. In den Macros befindet sich nun eine Funktion, mit der sich alle ungenutzten Playlist-Tracks wieder zurück auf die Default-Werte setzen lassen – bei umfangreichen Projekten keine schlechte Sache, um sofort zu sehen, von welchen Spuren man sich verabschieden kann bzw. welche frei sind.
Alle Plugin-Fenster (Wrapper) sind mit Mute- und Volume-Parametern ausgestattet worden. Im Sampler-Plugin ist der Time-Parameter nun automatisierbar, sofern der Modus auf Resample oder Stretch eingestellt ist. Schön ist auch, dass Fruity beim Start nach Updates Ausschau halten kann – die Funktion kann aber auch deaktiviert werden. Und endlich verfügt FL Studio beim Export über die Option, die Signale in Mono zu exportieren.
Eine Liste mit allen Neuheiten und Bugfixes findet ihr hier.
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