Ignite VST 808 Studio 1.3 Test

Drückende Subbässe à la 808 sind aus Trap, Dubstep, Drum and Bass und Co. nicht mehr wegzudenken. Ursprünglich wurden sie mit der legendären Roland TR-808 erzeugt, die schon etliche Hits mit ihrem Sound bereichert hat. Mit dem analogen Original ist es allerdings nicht möglich, die Tonhöhe auf dem Keyboard zu spielen. Dazu muss man entweder auf 808-Samples zurückgreifen, die mit viel Sustain ausgestattet und auf einen Grundton getunt sind oder aber man schraubt mit einem Synthesizer inklusive Sinusgenerator die Klangeigenschaften nach. Die Synths sind für diese einfache Aufgabe jedoch meist überqualifiziert und die Ergebnisse nicht wirklich zufriedenstellend.

Bild mit freundlicher Genehmigung von www.ignitevst.com
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Die Düsseldorfer Softwareschmiede Ignite VST hat sich voll und ganz auf Klangerzeuger spezialisiert, die den Ansprüchen aktueller Trap Music gerecht werden wollen. Der Software-Synthesizer 808 Studio konzentriert sich auf die Klangerzeugung 808-typischer Subbässe und hält dabei alle nötigen Effekte zur Klangveredelung bereit. Wir haben uns 808 Studio einmal genauer angeschaut und die Subbässe ins Rollen gebracht.

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

808 Studio gibt es im VST- und AU-Format als 32- sowie 64-Bit-Plug-in, sowohl für Mac OS X (ab 10.6) als auch für Windows (ab Version 7). Der Hersteller bietet eine Demoversion zum Download an, mit der ihr auch den Synth vorab testen könnt.

Klangerzeugung

Anders als die meisten als „808“ gekennzeichneten Reproduktionen konzentriert sich 808 Studio allein auf die Klangerzeugung der typischen 808-Bassdrums. Bei der Nachbildung steht vor allem der sustainlastige Subbass der 808-Bassdrum im Fokus. Die restlichen Drums und Percussions, die mit einer echten TR-808 erzeugt werden, bleiben außen vor.

Zur Klangerzeugung dienen die Module Kick, Sub sowie Oscillators mit 2 zusätzlichen Layern und 70 auswählbaren Wellenformen.
Zur Klangerzeugung dienen die Module Kick, Sub sowie Oscillators mit 2 zusätzlichen Layern und 70 auswählbaren Wellenformen.

Envelopes

Bis auf das Kick-Modul verfügen alle Oszillatoren über grafisch visualisierte ADSR-Hüllkurven-Generatoren mit Attack, Hold, Decay, Sustain und Release. Das Kick-Modul ist stattdessen mit Drehregler-Parametern ausgestattet, die den Attackanteil des Klangs im Tonhöhenverlauf biegen und mit Click und Noise anreichern können. Im Trap wird der Bassdrum-Sound zumeist durch eine Mischung aus 909- und 808-Sounds gelayert. Zum Schrauben einer richtig fetten 909-Kick reicht das Kick-Modul leider nicht aus, weshalb man auch beim Einsatz von 808 Studio eine zusätzliche 909-Kick einsetzen sollte, um ein traptypisches Fundament zu erzeugen. 
808 Studio verfügt über ein Filter-Modul, das den gesamten Sound aller Oszillatoren regelt. Es ist ebenfalls mit einer grafischen Hüllkurve ausgestattet, die den Verlauf von Cutoff und Resonanz regelt. Für richtig dreckige Filterverläufe sorgt ein Drive-Regler.

Effekte

Zur Klangveredelung stehen Kompressor, 3-Band-Equalizer, Chorus und Amp zur Verfügung. Letzter fügt dem Sound mittels Drive und Distortion eine ordentliche Portion Sättigung hinzu, mit der Trap-Subbässe ihren warmen Klangcharakter erhalten. Der Kompressor ist mit einem Sidechain ausgestattet, der es erlaubt, das Kick-Modul als Key-Signal zu verwenden und dadurch pumpende Klänge zu generieren, deren Einschwingphase (Attack) Platz lässt für eine zusätzliche Bassdrum.

Die vier Effekt-Module von 808 Studio
Für interessante Tonhöhenverläufe sorgt das Pitch Slide Modul.

Gut ist auch, dass die einzelnen Effekt-Module im Signalfluss getauscht werden können. So hat man beispielsweise die Möglichkeit, mit dem Equalizer Frequenzen zu entziehen, bevor es in den Amp zur Sättigung geht.

Praxis

Bedienung

Am oberen Rand der Bedienoberfläche hält der Synth einen INIT-Button bereit, mit dem alle Parameter zurückgesetzt werden – so lassen sich von Grund auf neue Sounds schrauben. Direkt daneben befindet sich das Preset-Menü, das leider ohne Browser auskommen muss – bei 200 Presets ist das auf Dauer schon recht unübersichtlich. Eigene Patches lassen sich abspeichern und werden daraufhin an das Ende des Preset-Menüs hinzugefügt. 
Die Bedienung von 808 Studio geht insgesamt locker von der Hand, das Interface ist intuitiv aufgebaut und durch die Single-Screen-Bedienoberfläche sind alle Parameter immer erreichbar. Nach dem Laden des INIT-Patchs sind Kick- und Sub-Modul bereits aktiviert und ein wenig mit dem Amp gesättigt. Für einen typischen 808-Subbass würde es schon ausreichen, nur diese beiden Oszillatoren zu verwenden. Mit der Master-Hüllkurve wird der Klangverlauf des Sub-Oszillators reguliert. Das Kick-Modul verleiht dem 808-Sound ein gewisses Maß an Attack. Leider ist es jedoch nicht möglich, eine druckvolle Bassdrum zu erzeugen – dafür ist das Kick-Modul auch nicht gedacht. Vielmehr wird die Attack des Klangs etwas definierter, wenn auch ohne wirklichen Punch.

Audio Samples
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01. 808 Studio – Sub-Oszillator 02. 808 Studio – Sub-Oszillator + Kick-Oszillator

Trotz des Kick-Moduls ist es also unumgänglich, in einer Produktion eine zusätzliche Bassdrum einzusetzen, etwa eine punchy 909. Ignite VST hält mit dem ROMpler Heat Up 2 alles an Sounds bereit, die man zur Produktion von Trap Beats gebrauchen kann. Darunter auch einige Drumkits, aus denen ich mir ein paar Sounds rausgesucht habe, um eine Drumsektion zu bauen. Unter anderem die obligatorische 909-Bassdrum. Wie das Layering einer solchen Bassdrum mit dem Klang von 808 Studio harmoniert, hört ihr in den folgenden Klangbeispielen.

Audio Samples
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03. 808 Studio 04. 808 Studio + 909-Bassdrum-Sample

Oszillatoren und Effekte

Die Effekte lassen sich für Kick- und Sub-Modul separat hinzuschalten. Das ist praktisch, um beispielsweise den Sub-Oszillator zu bearbeiten und die Kick „clean“ zu lassen. Die beiden Layer des Oszillator-Moduls lassen sich mit dem Klang, der aus Kick- und Sub-Oszillator resultiert, ineinander mischen. Daraus entstehen vollere, aggressivere Sounds – je nach Wellenform, Oktave und eingestelltem Filter (Drive und Resonanz) sind hier „Wobble-Subs“ bis hin zu schrillen obertonreichen Klängen möglich – Skrillex lässt grüßen. Da 808 Studio jedoch über keine Matrix und zusätzliche Filter verfügt, liegt die Stärke des Synths natürlich bei den 808-Sounds, wofür er nun mal auch gedacht ist.

Audio Samples
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05. 808 Studio (Amp Drive) 06. 808 Studio + OSC1 -1 Oktave 07. 808 Studio + OSC1 (-1 Oktave) + OSC2 (+2 Oktave)

Pitch Slide und Global

Damit der Bassdrum-Sound so richtig ins Rollen kommt, haben die Herrschaften von Ignite VST ein Pitch Slide Modul entwickelt. In vielen Trap-Songs hört man sehr häufig einen Verlauf in der Tonhöhe der Bassdrum. Wird dieser Tonhöhenverlauf in die Länge gezogen, entsteht beispielsweise ein sogenannter „Bassdrop“, der gerne dazu verwendet wird, um einen Song-Part einzuleiten, etwa den Refrain. Das Schöne am Pitch Slide Modul ist, dass nicht nur die Geschwindigkeit des Tonhöhenverlaufs, sondern auch die Tonhöhe einstellbar ist, auf der der Slide enden soll. Stellt man hier beispielsweise -3 ein, wird die gespielte Note wiedergegeben und verläuft daraufhin drei Halbtöne herunter. Das macht es wirklich sehr einfach, lebendige Slides zu spielen, top!

Für interessante Tonhöhenverläufe sorgt das Pitch Slide Modul.
Für interessante Tonhöhenverläufe sorgt das Pitch Slide Modul.

Im Global-Modul sind Master Volume, ein zusätzliches High-Cut-Filter sowie ein Glide-Parameter am Start. Letzterer erzeugt besonders in Kombination mit dem Pitch Slide Modul rollende Bässe, die ineinander übergehen. Der Pitch Slide drückt den Bass in der Tonhöhe nach unten und durch Glide erfolgt ein Verlauf zur nächsten Note hin.

Audio Samples
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08. 808 Studio: Glide 09. 808 Studio: Glide + Pitch Slide

Für wen lohnt sich 808 Studio?

Aktuelle Trap-Beats stehen und fallen nun mal mit stilechten 808-Subbass-Klängen. Bei der Nutzung fertiger oder selbst angelegter Samples wird die individuelle Klanggestaltung (passend zum Song) sehr stark einschränkt. Wer eine Roland TR-808 sein Eigen nennt, kann sich natürlich eigene Samples erzeugen. Letztlich ist man aber – um dem Sound aktueller Produktionen gerecht zu werden – auch dann auf die Möglichkeiten des Samplers und weiterer Effekte begrenzt, mit denen die Samples über ein MIDI-Keyboard gespielt werden können. 
Wer also auf Samples verzichten möchte, muss auf andere Klangerzeuger ausweichen. Viele Synthesizer – oft sogar DAW-eigene – verfügen über einen Oszillator mit Sinuswellenform sowie mehreren ADSR-Hüllkurven und einer Matrix. Wird eine Hüllkurve für den Lautstärkeverlauf und eine weitere für den Verlauf der Tonhöhe verwendet, kommt man auch ohne 808 Studio zu stilechten Subbässen. Wie gut die Ergebnisse klingen, hängt dann vom Synth und den verwendeten Effekten ab.
Ich persönlich kam bisher weder mit Samples noch mit verschiedenen Synths und Effekten zu Klängen, die mich voll und ganz zufriedengestellt haben. Vor allem Pitchverläufe der Attack sowie am Ende der Sustainphase sind mit vielen Synths teilweise nur durch Umwege realisierbar – da wird das reine Komponieren oftmals von Synth-Programmierung unterbrochen. Ich sehe 808 Studio als Go-to-Synthesizer, der zwar hauptsächlich zur Gestaltung 808-typischer Subbässe geeignet ist, diese Aufgabe jedoch ohne viel Zeitaufwand und vor allem mit hervorragend guten Ergebnissen erledigt! Besonders das Pitch Slide Modul sowie das schlichte und gleichzeitig effektive Bedienkonzept machen diesen Synth in meinen Augen für diese Aufgabe einfach perfekt.

Fazit

Mit 808 Studio ist Ignite VST ein Synth gelungen, der sich nur auf eine Aufgabe konzentriert: die Erzeugung 808-typischer Subbässe. Und genau das kann 808 Studio perfekt! Sein einfaches Bedienkonzept verfügt über genau die Parameter, die man zum Schrauben satter 808-Bässe braucht. Dabei hält der Synth auch weitere Layer mit 70 Wellenformen bereit, die in Sekunden zu interessanten Ergebnissen führen. Für besondere Tonhöhenverläufe punktet 808 Studio mit einem Pitch Slide Modul, das in Kombination mit dem Glide-Regler im Handumdrehen rollende Basslines ermöglicht. Die Effektsektion ist überschaubar gehalten, reicht für die meisten Anwendungen jedoch absolut aus. Für mich ist 808 Studio definitiv ein Geheimtipp, der in keinem Trap Production Studio fehlen sollte. Wer trotz des 69-Dollar-Schnäppchens noch zögern sollte, kann mit der kostenlosen Demoversion den vollen Funktionsumfang in seinen Produktionen ausprobieren.

Pro
  • authentischer Klang
  • simples, effektives Bedienkonzept
  • zusätzliche Oszillatoren ermöglichen Klangfärbung
  • Presets sind production-ready
  • solide Effektsektion
Contra
  • kein Contra
Bild mit freundlicher Genehmigung von www.ignitevst.com
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Features
  • 808-Style Software-Synthesizer
  • Kick-Modul für Attack-Sounddesign
  • Sub-Modul inkl. Fat Mode und Drive
  • 2 zusätzliche Oszillatoren mit je 70 Wellenformen und eigener ADSR-Hüllkurve
  • grafische ADSR-Hüllkurven für Sub- und Oszillator-Module
  • Effekt-Rack mit Amp, Kompressor, Equalizer und Chorus (Signalfluss änderbar)
  • Glide und Pitch Slide für Tonhöhenverläufe
  • grafische Darstellung der aktuellen Wellenform und Clipping-LED
  • Systemvoraussetzungen: Windows 7 oder neuer, Mac OS X 10.6 oder neuer, AU- oder VST-fähige DAW (32- und 64-Bit), Internetverbindung für Download und Aktivierung
Preis
  • 69 Dollar
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • authentischer Klang
  • simples, effektives Bedienkonzept
  • zusätzliche Oszillatoren ermöglichen Klangfärbung
  • Presets sind production-ready
  • solide Effektsektion
Contra
  • kein Contra
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