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HEDD Type 07 mk2 Test

HEDD Type 07 mk2: Wenn man von einer neuen Version eines Lautsprechers liest, kommen einem typische Nebensächlichkeiten und Detailveränderungen in den Sinn.

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Anders gestaltete Waveguides, kräftigere Amps, veränderte Ports, andere Membranmaterialien, neue Farben. Das mit den neuen Farben stimmt insofern, dass es den HEDD Type 07 nun neben Schwarz auch in Weiß gibt, aber es hat sich im Vergleich zur Ursprungsversion doch mehr getan, als es zunächst den Anschein hat.
Nicht nur Type 07 ist in der neuen Generation erhältlich, auch Type 05, Type 20 und auch Type 30, die wir im Gegensatz zu den anderen genannten bislang nicht im Test hatten. Ein Novum ist auch, dass es nun HEDD-Subwoofer in der Serie gibt. Die beiden Tieftöner hören auf die Namen Bass 08 und Bass 12. HEDD Type 07 mk2 konnten wir uns für ein Review genauer ansehen.

Details

Sieben Zoll und AMT

Wie üblich, steht die Zahl in der Produktbezeichnung des HEDD Type 07 mk2, in diesem Falle die Sieben, für den Durchmesser des größeren Lautsprechers. Der mit einer sieben Zoll großen Wabenstruktur-Membran ausgestattete Treiber wird über eine 1,5“ große Schwingspule bewegt. Die Weiche trennt ihn mit achtpoligen Filtern schon bei 2,3 kHz vom AMT (Air-Motion-Transformer) HEDDs neuester Generation, der ab dort die Wiedergabe übernimmt. Auf der Vorderseite des Speakers ist zweifelsfrei anhand der beiden Portöffnungen zu erkennen, dass es sich um ein Gehäuse nach dem Bassreflexprinzip handelt, zwischen den beiden geben LEDs Auskunft über anliegende Spannung, Standby und eventuellen Overload an einem Input.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein Teil eines Zweiwegesystems ist der Tiefmitteltöner, hier mit sieben Zoll Durchmesser.

Übliches und Unübliches auf der Rückseite

Wo frontseitig und aufgeräumte Klarheit herrscht, ist auf der Rückseite HEDD Type 07 mk2 deutlich mehr zu entdecken. Hier gibt es übliche Einstellungsmöglichkeiten neben Besonderheiten. So lässt sich auswählen, ob das wiedergegebene Signal vom analogen XLR-Eingang kommen soll oder aus dem Audio-Datenstrom gespeist wird, der über eine AES3-XLR-Buchse den HEDD-Speaker entert und be bedarf über eine weitere auch wieder verlässt. Der Wahlschalter legt im Fall der genutzten Digitalverbindung auch fest, ob es dann der linke, der rechte Kanal oder eine Kombination beider sein soll. Sowohl die Eingangsempfindlichkeit des Speakers kann grob eingestellt werden („Input Sensitivity“), zudem gibt es einen Volume-Regler. Warum? Nun, der HEDD besitzt eine digitale (96kHz/32Bit-)Stufe, deren Eingang man natürlich nicht überfahren sollte. Zur elektroakustischen Anpassung an die Hörsituation bietet der HEDD Type 07 mk2 Shelf-Filter mit je 4 dB maximaler Verstärkung oder Dämpfung, zudem dreistufige Tisch-/Konsolenfilter und eine Tiefensperre, um Einfluss auf das Verhältnis von Tiefgang zu Maximalpegel nehmen zu können und im Falle von Subwooferverwendung eine Begrenzung vorzunehmen. So weit, so üblich. Allerdings gibt es noch zwei weitere Regler, den „Lineariser“ und „CoP“.

Fotostrecke: 5 Bilder Analog oder digital geht es in den Speaker hinein.

Der Linieariser, vielleicht einigen HEDD-Interessierten bislang als Software bekannt, hat nun einen Weg in den Speaker gefunden und ist dort mit ihm verheiratet – das ist absolut segensreich. Was bei Aktivierung geschieht? Der DSP glättet über das gesamte Spektrum die Phasenlage und sorgt vereinfacht gesprochen, dass alle analysierten Frequenzbereiche die Boxenfront zum gleichen Zeitpunkt verlassen. Weil dies einige Zeit in Anspruch nimmt, 10 ms, um präzise zu sein, kann man diese Funktion auch deaktivieren, wenn beispielsweise ein Bassist in der Regie einspielt.
Hinter dem Kürzel „CoP“ versteckt sich „Closed or Ported“: Jeder Box liegen zwei zylindrische Bauteile bei, die ohne weitere Erwähnung vielleicht für Standfüße gehalten werden würden. Mit ihnen lassen sich die beiden Reflexöffnungen verschließen. Damit wird aus einem ventilierten ein geschlossenes Gehäuse. Die Wiedergabe des Type 07 mk2 kann per CoP-Schalter daraufhin optimiert werden, um die möglichen Vorteile des dann geschlossenen Gehäuses voll auszuspielen. Zum Beispiel ändern sich Laufzeiten, was auch den Lineariser beeinflusst.

Lineariser und CoP
Lineariser und CoP

Daten und Herstellung

Knapp zehn Kilogramm wiegt ein einzelner HEDD Type 07 mk2, ist mit 37 Zentimetern Höhe, 30 Zentimetern Tiefe und 22 Zentimetern breite aber noch reichlich kompakt. Jeder Treiber erhält 100 Watt Verstärkungsleistung, der maximale Schalldruckpegel ist mit 116 dB SPL, die untere Grenzfrequenz ist mit 38 Hz angegeben. Entwickelt wird der Lautsprecher in Berlin, aber die Fertigung erfolgt nicht etwa in China, sondern ebenfalls hier in Deutschland. Mit unter 800 Euro pro Stück ist ein in hiesigen Sozial-, Umwelt und Sicherheitsstandards gebauter Aktivlautsprecher dieser Herstellungsqualität daher bestimmt nicht zu teuer.

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Praxis

Scharf ist nur die Ortung

Es ist in den letzten Jahren vermehrt geäußert worden, soll aber hier noch einmal plakativ dargestellt werden: Dass AMT-Treiber ein wenig kratzig, bissig und anstrengend wirken können, ist heutzutage nicht mehr so – zumindest bei den weiterentwickelten Systemen, wie sie Premiumhersteller wie HEDD im Type 07 mk2 verbauen. Das Ergebnis sind imposant fein aufgelöste und klare Hochmitten und Höhen, die auch bei hohen Pegeln nicht kristallin klingen, sondern auch einen Arbeitstag lang immer angenehm. Im sehr guten Zusammenspiel mit der Konuschassis zeigt der Type 07, dass er für analytische Aufgaben in Recording, Editing und Mixing sehr gut aufgestellt ist.
Zum tontechnischen Arbeiten ist von Vorteil, dass Treiber und Gehäuse eine enorm scharfe Ortung und gleichzeitig eine tiefe Bühne ermöglichen. Die Speaker zeigen sich aufbauunkritisch und lassen sich mit den Filtern hinreichend gut anpassen. Sicher gibt es Fans von implementierten Einmesssystemen, doch im Nahbereich in nicht zu problematischen Räumen kann man recht schnell auch mit den einfacheren Einstellmöglichkeiten eine Position finden, die einen sehr guten Sound zulässt.

Der von HEDD weiterentwickelte AMT ist keinensfalls "bissig".
Der von HEDD weiterentwickelte AMT ist keinensfalls “bissig”.

Nahbereich funktionierte besser

Es zeigt sich, dass die HEDD Type 07 mk2 im Nahbereich ihre Vorteile stärker ausspielen können. Bei Hörabständen von bis zu eineinhalb Metern und einer ebensolchen Aufstellbasis ist die tonale Balance am ausgewogensten, auch bei Kompensation mit den Filterungen. In einer großen, akustisch hervorragenden Regie bei gut zwei Metern Kantenlänge des Stereodreiecks wirkten die Speaker etwas verlorener, als es etwa die (doppelt so teuren Dreiwege-) Neumann KH310 taten. Die Type 07 sind eindeutige Nahfeldmonitore. HEDD bieten für andere Anwendungsfälle schließlich auch die Type 20 und Type 30 an, die ebenfalls in der aktuellen Serienversion erhältlich sind. An einem kleinen Producer’s Desk sind die Type 07 hingegen hervorragend aufgehoben.

Type 07 in großer Regie
Type 07 in großer Regie

Linearisierung lohnt sich

Ein deutlicher Schritt nach vorne geschieht durch die Verwendung des Linearisers, welcher auch nach häufigem Hin- und Herschalten und langem Hören nie den Eindruck erweckt, „künstlich“ zu klingen. Im Gegenteil: Die Wiedergabe der Speaker klingt höchst schlüssig und nach Aktivierung schlichtweg hochwertiger. Vor allem in den Tiefmitten schmiert die Box dann deutlich weniger, wird konturierter, griffiger. Die Hochmitten wirken etwas spritziger und klarer. Der Lineariser ist wirklich ein Gewinn. Allerdings hätte ich mich gefreut, wenn man ihn von der Vorderseite oder per irgendeiner Art von Remote hätte einstellen können, denn je nach Aufbausituation ist es nicht allzu schnell getan, beide Boxen umzuschalten. Und das ist gar nicht so unwichtig, denn ein Delay von 10 ms ist gar nicht so unerheblich, vor allem dann, wenn es sich mit anderen technisch notwendigen Delays summiert. Timingkritisches Arbeiten – und dazu zähle ich nicht nur Monitoring über Speaker beim Recording von virtuellen oder auch echten Instrumenten, sondern explizit auch das Editing – erfordert ein einfaches Umschaltenkönnen. Es wird aber sicher Interessenten an dieser Box geben, bei denen meine Aussage nur Schulterzucken verursacht.

Der Lineariser bringt eine merkliche Verbesserung.
Der Lineariser bringt eine merkliche Verbesserung.

Eine tolle Box noch besser machen

Im Auslieferungszustand zeig sich der Bass für ein Reflexgehäuse kontrolliert, die HEDDs erzeugen ein sattes und durchaus trockenes Fundament, welches sich besonders in genannter Hörumgebung profilieren kann. Kurz: Das ist sehr gut und entspricht etwas mehr als dem, was man erwartet, wenn man einen hochwertigen Lautsprecher kauft. Verschließt man die Ports und dreht entsprechend den CoP-Schalter, verliert man das wohlige, einnehmende Tiefenempfinden. Nicht, dass die Type 07 im ventilierten Betrieb für dieses Gehäusekonzept auffallend schwammig gewesen wäre, doch zeigt die Umstellung, was die Nachteile gegenüber geschlossenen Konzepten sind. Es ist aber nicht einfach nur lehrreich: Mit dem geschlossenen Gehäuse wird die Wiedergabe im Frequenzkeller zwar schlanker, aber deutlich nachvollziehbarer, schneller und detaillierter. Die Dynamik der Tiefen kann geschlossen mit den Mitten und Höhen mithalten, mit dem Lineariser wird dieser Umstand weiter unterstützt.
Wie klingt die Bassdrum genau, wie lang ist sie eigentlich, wie schnell etabliert sich der Ton eines Basses? – All diese Fragen lassen sich im Closed-Betrieb eindeutig besser beantworten. Ganz wichtig: Die Möglichkeit, die Tonhöhe zu erkennen, wird signifikant besser. Das ist nicht nur wichtig, um den verstimmten oder nicht oktavreinen Bass zu erkennen, sondern auch in elektronischer Musikproduktion nicht unerheblich, wenn es um das Zusammenspiel von Bassdrum und Bass geht.

Gestopft gefielen sie besonders gut, die Type 07 mk2
Gestopft gefielen sie besonders gut, die Type 07 mk2
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Fazit

Ported betrieben, ist die HEDD Type 07 mk2 ein wirklich guter Lautsprecher. Geschlossen ist er ein Gedicht. Das heißt aber nicht, dass die Berliner ihn direkt hätten geschlossen konstruieren sollen: Eine der vielen Stärken des 07 liegt sicher darin, recht flexibel nach den Wünschen, Hör- und Aufstellsituationen geformt werden zu können, ohne dass man sich ein Einmesssystem wünscht. Wer nicht gerade in großen Räumen arbeitet oder den (hervorragenden!) Lineariser oft ab- und wieder anschalten will, bekommt mit diesem Speaker ein hervorragendes Produkt, das wohl die nächsten Jahre und Jahrzehnte am Produktionsplatz seinen verlässlichen Job als analytische Nahfeldabhöre für einen ganzen Arbeitstag verrichten kann.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hohe Auflösung
  • gute Analysefähigkeiten, dennoch langzeithörbar
  • gute Bühnendarstellung
  • vielfältige, gut funktionierende Anpasssungsoptionen
  • besonders closed sehr präziser Bass
  • fairer Preis für Made In Germany
Contra
Artikelbild
HEDD Type 07 mk2 Test
Für 949,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Zweiwege-Aktivbox
  • Hochtöner: AMT
  • Tiefmitteltöner: 7″-Konus
  • Trennfrequenz: 2,3 kHz
  • Eingänge: XLR analog, AES/EBU
  • Bassreflexgehäuse, mechanisch versiegelbar
  • Leistung: 2 x 100 W
  • (DSP-)Einstellmöglichkeiten: FFT-Linearisierung zuschaltbar, Desk-, Shelving-Filter, Hochpassfilter, Zustand des Reflexsystems
  • Maße: 370 x 300 x 220 (H x T x B in mm)
  • Gewicht: 9,9 kg
  • Farben: Schwarz oder Weiß
  • Preis (Stück): € 799,– (Straßenpreis am 19.4.2021)
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