Hartke HA2500 Test

Für einiges Aufsehen im Bassistenuniversum sorgte Anfang der 80er Jahre Larry Hartke, als er nach einiger Entwicklungszeit für seine innovative XL-Boxenserie erstmals Aluminium für die Lautsprechermembranen verwendete. Resultat war ein sehr transparenter und vor allem attackstarker Sound, der sehr gut zum grassierenden Slapfieber jener Zeit passte. Kein Wunder also, dass Hartke mit seinen Boxen in kurzer Zeit den Bassisten-Olymp erklimmen konnte und rasch die bevorzugte Marke der Donnerdaumen wurde. Wenig später komplettierte er seine Produktpalette mit Verstärkertopteilen und lagerte schließlich 2002 die Produktion nach China aus, um auch weniger gut betuchte Basser mit dem „Hartke Signature Sound“ ausstatten zu können. Ein Ergebnis dieser Maßnahme ist, dass sich der Preis einer 410XL Box beispielsweise seit ihrer ersten Auflage inzwischen nahezu halbiert hat.

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Für diesen Test knöpfe ich mir einen Verstärker aus der HA-Serie vor, aus der auch das mittlerweile zum Klassiker gewordene Top HA3500 stammt. Mein Testkandidat, ebenfalls ein Topteil mit der Bezeichnung HA2500, kann getrost als „kleiner Bruder“ des berühmten Familienmitglieds bezeichnet werden, zumal es in Aufbau und Ausstattung identisch ist. Allerdings besitzt es eine um 100 Watt schwächere Endstufe mit lediglich 250 Watt Ausgangsleistung und empfiehlt sich mit dieser Ausstattung in erster Linie für kleinere bis mittlere Gigs.

DETAILS
Das auffälligste Merkmal der HA-Topteile ist wohl die Ausstattung mit zwei getrennt regelbaren und stufenlos mischbaren Vorverstärkern. Preamp A emuliert einen Ton mit Röhrencharakter und soll dem HA2500 eine Portion Vintage-Flair einhauchen, Preamp B kommt mit dem allseits bekannten Hartke-Solid-State-Sound. Jeder Preamp kann entweder separat verwendet und geregelt werden, oder man mischt beide Geschmacksrichtungen beliebig miteinander – diverse Klangfarben zwischen Röhre und Solid-State sind das Resultat. Dementsprechend finden sich auf der Frontplatte, direkt neben den zwei Klinkeneingängen für passive oder aktive Bässe die beiden Gainregler für Pre A und Pre B. Auf eine Übersteuerungsanzeige hat Hartke verzichtet, man muss in „Old-School-Manier“ mit den Ohren beurteilen, ob der Pegel stimmt. Besonders beim Einsatz beider Preamps ist Vorsicht geboten, da sich die Pegel addieren und zu weit aufgedrehte Regler unweigerlich zur Verzerrung führen.

Auch zur weiteren Klangformung hat Hartke dem 2500er eine Menge Tools mit auf den Weg gegeben. Mittig auf der Front sitzt ein zuschaltbarer grafischer EQ mit zehn Bändern, mit dem sich die Frequenzen von ultratiefen 30Hz bis zu 8kHz um 15dB anheben oder absenken lassen. Zur Grundanpassung des Klanges an etwaige Raumverhältnisse oder Instrumente empfiehlt Hartke in der lobenswert ausführlichen Bedienungsanleitung allerdings zuerst die Beschäftigung mit der Contour-Sektion, die rechts neben dem grafischen EQ in Form von zwei Reglern zu finden ist. Hinter dem Low-Pass-Poti versteckt sich ein breitbandiger EQ für den Tiefenbereich um 100Hz, High-Pass kümmert sich um die für Bass-Verhältnisse sehr hohen Frequenzen um 10kHz, ebenfalls mit einem großen Q-Faktor, also sehr breit ausgelegt. In der Praxis soll die Contour-Abteilung hauptsächlich das Ausfiltern von allzu fetten Dröhnbässen oder störendem Rauschen in den Höhen erleichtern, bevor man anschließend den Sound mit dem eigentlichen EQ nach seinem Geschmack formt. Die betreffenden Einsatzfrequenzen können allerdings nicht nur um bis zu 18dB abgesenkt, sondern auch um den gleichen Wert angehoben werden, wenn man die Potis im Uhrzeigersinn dreht.
Die übersichtlich gestaltete Front des HA2500 ist damit auch schon fast erklärt, bleibt noch der Kompressor, bestehend aus einem kombinierten Ratio- und Threshold-Regler mit Ausschaltfunktion in zugedrehter Stellung, und der Masterregler für die Endlautstärke des Amps.
Die Anschlüsse für Lautsprecherboxen befinden sich auch beim HA2500 standardgemäß auf der Rückseite, leider in Form von zwei Klinkenbuchsen anstatt zeitgemäßerer Speakonverbindungen. Effektgeräte können per Send- und Returnklinken eingeschleift werden, der Direct-Out mit symmetrischer XLR-Buchse inklusive Groundlift- und Post/Pre-EQ-Schalter schickt das Signal an einen Mischer oder ans Recording-Equipment. Unter der DI-Box sitzt ein ominöser kleiner Schalter mit der Bezeichnung HPF, der leider keine Erwähnung in der ansonsten sehr ausführlichen Bedienungsanleitung findet. Der geneigte Audiophile unter euch wird hinter der Drei-Buchstaben-Abkürzung sicherlich den Fachbegriff „High-Pass-Filter“ vermuten, und so ist es natürlich auch. Mit dem Schalter kann man ultratiefe Frequenzen unter 30 Hz aus dem Ausgang filtern, um Boxen mit kleinen Membranflächen zu schonen. Den Abschluss auf der Rückseite machen ein mittelgroßer Lüfter, der direkt nach dem Einschalten des Verstärkers den Dienst aufnimmt, und links daneben der Netzkabelanschluss.
An der Verarbeitung des HA2500 gibt es nichts zu mäkeln, das verschraubte Metallgehäuse ist solide und klappert nicht, die Regler laufen geschmeidig und fassen sich gut an. Das Format des Tops mit 19 Zoll und 2 Höheneinheiten werden viele in Zeiten der Zigarrenkisten-Micros allerdings nicht mehr ganz zeitgemäß finden und auch in Sachen Gewicht muss sich der Solid State Hartke mit 9 Kilo gegen die digitale Konkurrenz geschlagen geben. Mit dem seitlich angebrachten Griff lässt er sich dennoch ganz komfortabel tragen, einem Einbau in ein 19-Zoll-Rack steht ebenfalls nichts im Wege, Hartke liefert die passenden Winkel mit dem Amp.

PRAXIS
Im Praxistest widme ich mich als Erstes den beiden Preamps und bin gespannt auf die Röhrenemulation von Nummer A. Der typische Hartke-Sound befindet sich auf der Soundskala bekanntermaßen deutlich im Hifi-lastigen Bereich und wird von nicht wenigen Bassisten als eher kalt und sehr höhenlastig empfunden. Mit dieser zusätzlichen Vorstufe, die einen röhrenähnlichen Sound liefern soll, möchte man der Beurteilung wohl etwas entgegenwirken und den Verstärker mit neuen Klangvariationen bereichern. Ihr könnt den Preamp A im Audio Sample „Pre A“ hören und selbst beurteilen, mir persönlich fehlt die wohlige Wärme im Bass und der typische „Grind“ in den oberen Mitten, die einen richtigen Röhrensound ausmachen. Lediglich das Frequenzspektrum erinnert an den Klang eines Verstärker mit echten Röhren. Trotzdem unterscheidet sich Preamp A soundmäßig signifikant von der gewohnt ausgewogen und vielleicht etwas farblos klingenden Solid-State-Vorstufe mit der Bezeichnung Pre B und ist deshalb ohne Zweifel eine echte Bereicherung. Der Reiz liegt eher im Mischen der beiden Preamps. Ausgehend von einer 50/50 Dosierung kann man den Sound sehr schön in eine etwas voluminösere und rockmäßige Richtung trimmen, indem man dem Emulations-Preamp A den Vorzug gibt. Oder man bleibt im eher neutralen und unauffälligen Bereich, indem man Preamp B die Hauptrolle überlässt. Mein bevorzugtes Setting war letztendlich doch eine 50/50 Mischung der beiden Vorstufen, der HA2500 liefert dann einen soliden und kompakten Sound mit sehr guter Definition, ist aber im Tiefenbereich durch Preamp A etwas fülliger und wirkt insgesamt gutmütiger und eine Spur wärmer als im Preamp-B Solobetrieb. Ein toller tragfähiger Universalsound, mit dem man sich in sämtlichen Musikrichtungen sehen lassen kann.
Soll es doch einmal extremer klingen, leistet der grafische EQ mit üppigen 10 Bändern gute Dienste. Mit den geeigneten EQ-Kurven – ein paar davon schlägt Hartke in der Bedienungsanleitung vor – kann man den Sound wirkungsvoll nach seinem Geschmack formen oder dem Instrument anpassen. Der EQ arbeitet effektiv und klingt richtig gut, wenn man extreme Einstellungen vermeidet. Zudem lässt er sich mit einem Taster ein- und ausschalten, man kann also schnell zwischen komplett verschiedenen Sounds wechseln – ein Fußschalter für diese Funktion wäre die Krönung, allerdings fehlt ein Anschluss.
Die Contour-Abteilung mit ihren sehr breitbandig ausgelegten Low- und High-Pass-Reglern überzeugt mich nicht komplett. Wenn es schnell gehen muss, lässt sich damit sicherlich akustischen Problemen wie Höhenrauschen oder Dröhnbässen mit einem Handgriff entgegenwirken, mit dem grafischen EQ funktionieren solche Eingriffe allerdings feinfühliger, wenn auch zeitaufwendiger. Auch der Kompressor zeigt sich eher mittelmäßig, in milden Dosierungen relativ wirkungslos und bei stärkerem Einsatz nicht unbedingt eine Bereicherung für den Sound. Das Klangbild wird durch die Komprimierung zwar kompakter, verliert aber auch an Durchsetzung und Charakter. Ich würde ihn eher als  Limiter-Tool zum Abfangen von Pegelspitzen empfehlen, damit die Boxen bei heftiger Dynamik nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Leistungsmäßig liefert der HA2500 das, was Hartke in der Werbung für sein Produkt verspricht, denn bei kleinen und mittleren Gigs kommt man mit dem kleinsten HA-Modell wirklich gut klar. An einer Box oder Boxenkombi mit 4 Ohm, zum Beispiel einer 4x10er mit viel Membranfläche, produziert der HA2500 einen superstabilen Sound in ordentlicher Bandlautstärke und geht auch an der Belastungsgrenze nicht in die Knie. Auch kippt der Tiefenbereich nicht weg und das gefürchtete Kreischen in den Höhen bleibt ebenfalls aus. Wer in einer richtig lauten Band spielt oder öfter größere Räume mit der Bassanlage von der Bühne beschallen muss, der sollte allerdings eines der stärkeren Modelle der HA-Serie in Betracht ziehen.

Audio Samples
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Pre A Pre B Preamps 50 50 Contour Slap Low High Pass +10dB Low Pass +10dB
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FAZIT
Der HA2500 ist insgesamt ein gelungenes Solid-State-Top in der unteren bis mittleren Leistungsklasse. Mit der Mischmöglichkeit von zwei unterschiedlich klingenden Vorstufen bekommt man eine ganze Palette von Soundschattierungen, die mit den zahlreichen EQ-Tools weiterverarbeitet werden können, speziell der grafische10-Band-EQ klingt gut und sorgt für enorme Flexibilität. Davon abgesehen stimmt die Verarbeitung und der moderate Preis reißt keine übermäßig großen Löcher in den Finanzhaushalt des geneigten Bassisten. Wer ein solide konstruiertes Top mit einem fundamentstarken und durchsetzungskräftigen Sound sucht und sich mit dem etwas betagten Formfaktor der HA-Serie anfreunden kann, sollte den HA2500 durchaus anchecken.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Guter, solider Sound
  • Gute Performance für die Leistungsklasse
  • Effektiver EQ
  • Tadellose Verarbeitung
  • Preis/Leistung
Contra
  • keine Speakonbuchsen für Box
  • kein Fußschalter für EQ
Artikelbild
Hartke HA2500 Test
Für 332,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Hartke
  • Modell: HA2500 SS Bass Topteil
  • Leistung: 250W@4Ohm, 180W@8Ohm
  • EQ: 10 Band Graphic EQ schaltbar, Contour mit High- und Low-Pass
  • Anschlüsse: 2x Klinke Input, Effekt Send/Return, 2x Klinke Speaker, Symm. XLR DI-Out mit Groundlift und Pre/Post Schalter
  • Sonstiges: 2 Preamps, Kompressor, HPF-Schalter am Ausgang
  • Zubehör: Netzkabel, Rackwinkel
  • Gewicht: ca. 9kg
  • Preis: 355,- Euro (UVP)
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