Hands on Native Instruments Maschine Jam

Konzept

Bei „Maschine Jam“ handelt es sich um ein Verbundsystem aus Software und Hardwarecontroller. Über das Herz dieses Systems, die Maschine-Software, haben wir an anderer Stelle bereits öfter berichtet. Das bestehende Maschine-Arsenal umfasst:

  • Maschine Studio
  • Maschine MK I/II
  • Maschine Mikro MK I/II

Zum Verständnis: Man kann Maschine Jam – genau wie alle anderen Varianten der Maschine-Hardware – alleine betreiben. Man kann es aber auch als Add-on zu einer bestehenden Hardware hinzufügen. Die Maschine-Software erkennt alle angeschlossenen Controller und verwaltet den Arbeitsfokus entsprechend dynamisch. Natürlich ist Maschine Jam auch ein universeller MIDI-Controller und kann über den Controller-Editor für jede beliebige Steueraufgabe herangezogen werden. Interessant wird dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass Native nun ein eigenes Controller-Skript für Ableton Live ins Rennen werfen. Schon im jetzigen Beta-Status bietet es beispielsweise schon volle Kontrolle über den Clip-View, die Illumination der Fader folgt der Farbgebung der Kanäle und Noten können sowohl über die Pad-Matrix, wie auch den Strip-Betrieb eingespielt werden.

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Präzise und responsiv: Die Touchstrips bedienen sich gut.
Fotostrecke: 4 Bilder Maschine Jam im typischen Native Instruments Verpackungsdesign.

Zurück zur eigentlichen Jam-Hardware: In der Verpackung befindet sich neben dem Controller auch ein anschraubbarer Bügel, der das Gerät auf denselben Anstellwinkel hebt, wie eine Maschine MK2, sodass beide Controller bündig miteinander abschließen. Die Optik orientiert sich vollständig an der bekannten Native Instruments Designsprache, sprich: ein schwarzes Gehäuse mit lackiert abgesetzten Funktionsbereichen.

Der primäre Eyecatcher dürfte fraglos die 8 x 8 Matrix aus mehrfarbig hintergrundbeleuchteten Tastern sein. Dem Tastenreigen kommen ja nach Modus verschiedene Aufgaben zu: Da ist zunächst einmal das Auswählen verschiedener Pattern innerhalb von Gruppen, dann das Eintippen von Step-Sequencer Noten, das Spielen als Piano-Roll-Keyboard und das Auswählen von Noten für das Triggern mit den Smart-Strips. Hierbei werden die Fader im Stil eines Omnichords benutzt. Man spielt also mit einem Fingerstrich über die Fader-Bahn ein Arpeggio aus skalenbezogenen Noten, was in der Praxis tatsächlich zu Notenfolgen führt, die man in dieser Form an einem Keyboard wohl nie spielen würde.

Audio Samples
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Nach Trap-Hihats könnten demnächst fluffig hingeworfene Arpeggien der neue Trend werden.

Und wo wir schon bei den sind: Davon hat Jam acht Stück an Bord. Es handelt sich hierbei um berührungsempfindliche Kontaktbahnen, die an der Seite von einer mehrfarbigen LED-Kette flankiert werden. Auch den Touchstrips sind eine ganze Reihe von Mehrfachfunktionen zugedacht: Neben dem Einspielen von Noten, Modifizieren von Volume und Aux-Send-Pegel können hierüber auch spezifische Parameter von Effekten, Instrumenten und Gruppen gesteuert werden. Maschine adressiert dazu automatisch alle der maximal acht Parameter einer Edit-Seite auf die Fader.
Angenehm fällt die Präzision der Touchstrips auf: Egal ob man sie nur mit einem Millimeter des Fingers oder mit der kompletten Kuppe bespielt, sie springen extrem responsiv auf den angefahrenen Wert. Gerade beim Live-Performen dann hilfreich: der neue Lock-Taster. Drückt man ihn, werden die Werte der modulierbaren Parameter zwischengespeichert und man springt durch erneutes Drücken wieder auf den Ausgangswert – sehr gut, wenn man sich beim Echtzeit-Tweaken mal klanglich verrennt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Touchstrips im Detail: Gut zu erkennen: die flankierende, farbige LED-Kette.

Egel ob Grid-Auswahl, Pattern-Länge, Gruppensteuerung und Navigation, bei fast allen Aufgaben ist das neu hinzugekommene D-Pad im Einsatz. Im Grund eine simples Tastenkreuz, dessen Hintergrundbeleuchtung allerdings durch ein weißes Glimmen signalisiert, in welche Richtung man Optionen auswählen kann. Das entbindet einen nicht davon, sich mit Maschine Jam eingehend beschäftigen zu müssen, will man das volle Potenzial dieses Controllers nutzen. Denn die Dichte von Primär- und Shift-Funktionen ist hier schon gewaltig – dem vollen Funktionsumfang widmen wir uns in allernächster Zeit an dieser Stelle.

Fotostrecke: 5 Bilder Darüber werden wir noch in einem Test zu sprechen haben: Jam arbeitet mit der noch nicht erhältlichen 2.5er Version.

Ich möchte noch kein abschließendes Fazit ziehen, denn dazu sind die Eindrücke dieses ersten Wochenendes mit Maschine Jam noch zu frisch, aber ich will eine kleine Einschätzung geben: Zunächst einmal beeindruckt hier (wieder einmal) der technische Standard, den Native Instruments im Bereich der Soft-/Hardware-Integration (übrigens auch in der Traktor-Linie) erreicht haben. Plug-and-Play ist hier kein Werbeversprechen, sondern ein Selbstverständlichkeit: Man schließt Maschine Jam an und alles funktioniert und ist entsprechend der Beschriftung perfekt zugewiesen – auch und gerade, wenn mehrere Maschine-Produkte im Verbund laufen. Das verdeutlicht eindrucksvoll, mit welcher Energie Native Instruments daran arbeiten, den Maschine-Systemkosmos zu einer perfekt funktionierenden, in sich geschlossenen Produktionsumgebung zu machen.
Damit wären wir bei der Jam-Hardware: Sie eröffnet noch mal einen komplett neuen Blick und ein ganzes Arsenal von Interaktionsmöglichkeiten im Umgang mit der Maschine-Software. Es ist ein bisschen so, als ob man einen Rechner jahrelang nur mit der Tastatur bedient hätte und plötzlich stellt einem jemand eine Maus daneben. Das macht die Tastatur (alte Maschine Hardware) nicht überflüssig, ermöglicht aber ganz neue Bedienansätze. Mein erster Eindruck ist, dass besonders die Bedienschritte des Editierens von tonalen Linien, das Arrangieren mit Pattern und das „Fahren“ von dynamischen Controllerdaten am meisten von der neuen Hardware profitieren. Und hier dürfte auch die größte Zielgruppe liegen: nämlich Anwender, für die Maschine das absolute Hauptarbeitsgerät ist und die ihre gesamte Musik innerhalb der Software realisieren. Auch hilfreich, aber nicht unverzichtbar dürfte Jam dagegen für reine Beatmaker sein, die wenig mit dynamischem „Frickelkram“ arbeiten und lediglich zwischen Szenen umschalten. Nicht uninteressant dürfte der Umstand sein, dass man zusammen mit Maschine Jam auch Komplete Select 11 erhält, was alleine bereits 189,- Euro kostet.
Hier noch die Features in Kürze. Den kompletten Test – vor allen Dingen der neuen 2.5er Maschine-Software – gibt es in Kürze hier bei bonedo.de.

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Features
  • 64 hochwertige, mehrfarbig beleuchtete Step-Matrix-Buttons
  • 8 Touch Strips mit Echtzeit-Multicolor-Indikatoren
  • Multi-Touch (Smart Strip-Funktionalität)
  • 8 mehrfarbige Group-Buttons
  • 8 mehrfarbige Scene-Buttons
  • 31 beleuchtete Click-Buttons
  • 1 berührungsempfindlicher Push-Encoder
  • 1 beleuchtetes Directional-Pad
  • USB 2.0/3.0
  • Kensington Lock
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Präzise und responsiv: Die Touchstrips bedienen sich gut.

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von Numinos

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