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Gibson Les Paul Standard ‘50s Test

Die Gibson Les Paul Standard ’50s gibt hoffentlich einen Vorgeschmack auf die Zukunft des Traditionsherstellers, denn sie bezeugt die Rückbesinnung auf glanzvolle Zeiten und hat es geschafft, unseren Tester ab dem ersten Ton in ihren Bann zu ziehen. Lange Zeit stand es schlecht um den Gibson-Konzern. Man hatte sich jahrelang vom Kerngeschäft abgewendet und neben vielem anderen auf Features wie motorgetriebene Mechaniken und merkwürdige Halsmaße gesetzt und damit an der Zielgruppe vorbeiproduziert.

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Gleichzeitig wurden viele Fremdmarken aufgekauft und statt der klassischen Vertriebsstruktur mit Groß- und Einzelhandel auf Direktvertrieb umgestellt und die Anzahl der Händler reduziert. So verursachten viele kleine Fehlentscheidungen einen immer größer werdenden Schuldenberg, weshalb Gibson im Mai 2018 schließlich Insolvenz nach Chapter 11 beantragen musste.
Die Restrukturierungspläne sehen nun vor, dass sich Gibson wieder primär auf den Gitarrenbau konzentriert und von allen anderen Geschäftszweigen trennt. Für die Gitarrenwelt also eine gute Nachricht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Marke dieses Tief erfolgreich überwindet und der Gitarrenwelt mit verbesserter Qualität erhalten bleibt.

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Details

Phoenix aus der Asche

Im Zuge der Rückbesinnung auf eine glanzvolle Vergangenheit hat Gibson das Standard ’50s Modell genauso gebaut wie die gesuchten Instrumente aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dazu gehört auch der fette Hals, der dem Instrument einen knackigen und sustainreichen Primärton verleiht. Eine weitere Besonderheit ist der massive Korpus, der im Gegensatz zu den Gitarren der letzten Dekaden weder teilweise ausgehöhlt (chambered) noch sonst wie gewichtsreduziert wurde. Diese Maßnahmen waren übrigens erst in den 80er Jahren eingeführt worden, als leichtes Mahagoni immer seltener und teurer wurde. Aber die Konstruktionsidee hinter der Les Paul war ursprünglich die einer Solidbody-Gitarre und nicht die eines semiakustischen Instruments. Ich habe nicht schlecht über den enormen und spritzigen Sound gestaunt, denn unter allen Les Pauls, die ich bisher besessen habe, war kein Exemplar dabei, dessen Korpus nicht gewichtsreduziert war. Einen Nachteil hat der massive Korpus jedoch, denn die Testgitarre ist mit 4,5 kg ein ziemlicher Wonneproppen.

Fotostrecke: 5 Bilder Im edlen und stabilen Gibson-Koffer wird die Gibson Les Paul Standard ‘50s im bonedo-Testlabor angeliefert.

Der Body

Wie bereits erwähnt, besitzt die Gitarre einen massiven Mahagonikorpus, der mit einer gewölbten Ahorndecke bestückt ist. Die Wölbung der Decke besitzt zwar keine klangformenden Eigenschaften, aber Gibson hatte in den 50er Jahren als einziger Hersteller eine spezielle Oberfräse, die diese ausgefallene Deckenbearbeitung ermöglichte. Dieser bewährte Mahagoni/Ahorn-Holzmix steht für eine perfekte Balance aus Sustain und Brillanz und wurde im Laufe der Zeit von etlichen Mitbewerbern kopiert. Dank der massiven Bauweise ohne Klangkammern räsoniert die Gitarre etwas anders als solche, deren Inneres wie ein Schweizer Käse aussieht. Aber dazu später mehr. Wem die Goldtop-Lackierung nicht zusagt, kann die neue Standard übrigens auch in einem klassischen Heritage Cherry Sunburst oder in Tobacco Burst ordern.

Fotostrecke: 4 Bilder In puncto Saitenhalterung kommt das bewährte Duo…

Mittels Dreiwege-Schalter werden die beiden Burstbucker 1 & 2 Humbucker angewählt. Jeder Pickup hat seinen eigenen Volume- und Tone-Regler, auf weiteren Firlefanz in Form von Push-Pull-Potis wurde hier verzichtet. Danke Gibson! Die schnörkellose Schaltung ist handverlötet und mit Orange Drop-Kondensatoren ausgestattet. In puncto Saitenhalterung kommt das bewährte Duo bestehend aus ABR-1 Tune-O-Matic und der Aluminum Stop Bar zum Einsatz.

Fotostrecke: 6 Bilder Als Tonabnehmer kommen ein Burstbucker #2 (Steg) und ein Burstbucker #1 (Hals) Humbucker zum Einsatz.

Der Hals

Der Mahagonihals ist mit einem Palisandergriffbrett mit 22 Medium Jumbo Bünden ausgestattet und der 12″ Zoll Griffbrettradius lädt zum flüssigen und sauberen Spiel ein. Wie beim Ur-Modell aus den 50er Jahren verfügt auch die neue Standard über einen etwas fetteren Griff. Etwas mehr “Holz vor der Hütte” verleiht einer Gitarre in der Regel gleichzeitig auch einen satteren und sustainreicheren Ton als Modelle mit flachen Hälsen. Was die Bespielbarkeit anbelangt, konnte ich im Vergleich zu meiner “flacheren” Les Paul aus dem Customshop keine Einschränkungen feststellen. Ganz im Gegenteil liegt der Hals mit seinem Vintage 50s-Profil angenehm in der Hand. Die Verarbeitung ist erste Sahne und es gibt weder tote Punkte noch schnarrende Halsbereiche auf dem Griffbrett. Außerdem ist die Gitarre schon ab Werk erstklassig eingestellt, was will man mehr!

Fotostrecke: 5 Bilder Als typisches Single-Cut-Modell besitzt die Les Paul ein Cutaway, dass das Spielen in den hohen Lagen erleichtert.

Das mit einem cremefarbenen Binding eingefasste Griffbrett besitzt Trapezeinlagen und an der Halskante befinden sich zusätzliche schwarze Punkte für die Orientierung. Die Halsrückseite ist hochglänzend lackiert und die Vorderseite der Kopfplatte in Schwarz gehalten. Die Saiten werden über den Graph-Tech-Sattel zu den Gibson-Deluxe-Mechaniken geführt, die einen ausgezeichneten Job machen und der Gitarre eine hohe Stimmstabilität geben.

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Praxis

Auch wenn sich Les Pauls rein optisch kaum voneinander unterscheiden, gab es besonders in den letzten Jahren immense klangliche Unterschiede. Zum einen hat Gibson viel mit exotischen Schaltungen und veränderten Halsmaßen herumexperimentiert, und zum anderen gab es so gut wie keine Standardmodelle ohne Gewichtsreduzierung. Der Verzicht auf jegliche moderne Maßnahmen bescheren den neuen Les Paul Standard ’50s Modellen einen sehr twangigen und direkten Sound. Ein guter Twang ist übrigens ein wichtiger Bestandteil für einen ausgewogenen Les Paul Sound. Darum sollte man bei Les Pauls immer auch darauf achten, dass auch die tiefen Saiten in den ersten Bünden rein akustisch, also ohne Amp, ein lebendiges Obertonspektrum liefern. Wenn das nicht der Fall ist, klingt die Gitarre unter Umständen undifferenziert und matt, was sich auch nicht mit anderen Pickups ausgleichen lässt. Aber kommen wir zurück zur Testgitarre. Der Primärklang der Les Paul Standard ’50s ist recht laut mit einem sehr guten Sustain. Die Gitarre klingt über den gesamten Hals ausgeglichen. Weder wird es in den hohen Lagen zu dünn, noch mulmt es in den tiefen Lagen. So kann man sogar mit wirklich viel Verzerrung in Verbindung mit dem Halspickup matschfrei in den tiefen Registern spielen. Hier der Bridgepickup am leicht gesättigten Amp.

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Bridgepickup am cleanen Amp

Der knackige Primärklang beschert der Gitarre in der Zwischenposition so etwas wie einen fetten Telesound. Das Ganze liegt übrigens nicht nur am guten Primärsound, sondern auch an den eher schwach gewickelten Pickups. Sehr gut zu hören ist hier übrigens auch der ausgeprägte Twang der tiefen E Saite, der nie zu aufdringlich daherkommt.

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Beide PUs am cleanen Amp

Der Neckpickup gefällt mir besonders gut, denn er klingt ausgesprochen luftig und ausgeglichen. Er tendiert fast schon in Richtung P90 und eignet sich perfekt für Blues und Jazz.

Audio Samples
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Neck PU am cleanen Amp
Die Gibson Les Paul Standard ‘50s punktet mit einem lauten und sustainreichen Primärklang und macht sowohl clean als auch mit hohen Verzerrungen eine ausgesprochen gute Figur.
Die Gibson Les Paul Standard ‘50s punktet mit einem lauten und sustainreichen Primärklang und macht sowohl clean als auch mit hohen Verzerrungen eine ausgesprochen gute Figur.

Die beiden Pickups sind mit einer moderaten Ausgangsleistung gesegnet und so hat der Burstbucker 1 etwa 7,8 kOhm, während das Modell 2 mit 8,4 kOhm etwas heißer gewickelt wurde. Sie bescheren der Gitarre einen recht komplexen und feinzeichnenden Klang mit einem leicht schmatzigen Anschlag. Hier der Bridge-Humbucker mit einer anständigen Schippe Gain.

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Bridge PU am verzerrten Amp

Wählt man beide Pickups an, bleibt die Offenheit immer noch gut erhalten, auch wenn es schon recht fett klingt. Der eben erwähnte Vergleich mit der fetten Telecaster ist natürlich nur als Tendenz zu verstehen, denn die Humbucker in Verbindung mit dem Les Paul Korpus und der kürzeren Mensur stehen natürlich für einen anders gearteten Primärklang als der des Fenderklassikers. Trotzdem gefällt mir der Sound in der Zwischenposition sehr gut, denn hier kann man ihn dank der transparenten Wiedergabe der beiden Pickups endlich einmal verwenden.

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Beide PUs am verzerrten Amp

Auch am verzerrten Amp kann der Halspickup absolut überzeugen. Der Ton ist über den gesamten Hals ausgeglichen und luftig. Das statische Mittenbrett heißer Pickups fehlt hier, wodurch sich der Sound auch mit viel Gain viel besser formen lässt. Dank des wunderbar definierten Anschlags kommen Classic Rocker und besonders Gary-Moore-Fans hier voll auf ihre Kosten.

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Neck PU am verzerrten Amp
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Fazit

Wer eine klassische und schnörkellose Les Paul Standard sucht, ist hier goldrichtig. Die neue Version des Gibson-Klassikers schlechthin orientiert sich an den Instrumenten aus der goldenen Ära des Gitarrengiganten. Hier gibt es keinen modernen Schnickschnack wie splitbare Pickups oder einen gewichtsreduzierten Body. Dass man dafür ein recht hohes Gewicht in Kauf nehmen muss, ist leider die Kehrseite der Medaille. Dafür erhält man ein sehr gut verarbeitetes Instrument mit einem lauten und sustainreichen Primärklang, der dank der moderaten Burstbucker sehr gut zum Amp übertragen wird. Die Gitarre macht sowohl clean als auch mit hohen Verzerrungen eine ausgesprochen gute Figur. Für mich eine der besten Les Pauls von der Stange. Für Puristen und Classic-Rocker, die auf Sounds von Joe Perry, Duane Allman, Gary Moore oder Don Felder stehen, herrscht hier im Grunde Antestpflicht.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • guter Primärklang
  • gute cleane und verzerrte Sounds
  • guter Twang
  • sehr angenehme Bespielbarkeit
  • tadellose Verarbeitung
  • tadellose Endkontrolle
Contra
  • keins
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Gibson Les Paul Standard ‘50s Test
Für 2.499,00€ bei
Mit der Gibson Les Paul Standard 50s besinnt sich der Hersteller auf seine Roots und liefert ein tadellos verarbeitetes und toll klingendes Instrument ab.
Mit der Gibson Les Paul Standard 50s besinnt sich der Hersteller auf seine Roots und liefert ein tadellos verarbeitetes und toll klingendes Instrument ab.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gibson USA
  • Bezeichnung: Les Paul Standard ‘50s
  • Typ: E-Gitarre, 6-str.
  • Herkunft: USA
  • Farbe: Gold Top
  • Finish: Nitro Hochglanz
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Ahorn
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander (Dalbergia latifolia)
  • Griffbretteinlagen: Trapez
  • Halsprofil: Vintage ’50s
  • Binding: cremefarben
  • Sattel: Graph Tech
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Tonabnehmer: Burstbucker 2 (Steg) und Burstbucker 1 (Hals)
  • Regler: 2 x Volume, 2 x Tone
  • Schalter: 3-Wege Toggle Switch, handverdrahtet
  • Steg: ABR-1 Tune-O-Matic
  • Saitenhalterung: Aluminum Stop Bar
  • Saiten: 010 – 046
  • Besonderheiten: inkl. Koffer
  • Preis: 2298,00 Euro (Mai 2019)
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Der massive Korpus ist aus Mahagoni gefertigt und mit einer gewölbten Ahorndecke bestückt.

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