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Fret King Corona GW G. Whitehorn Test

Mit Geoff Whitehorn widmet der britische Gitarrenhersteller Fret King einem weiteren musikalischen Schwergewicht ein eigenes Instrument, das in allen Belangen auf dessen persönliche Bedürfnisse abgestimmt wurde. Geoff Whitehorn spielte in seiner langen Karriere unter anderem mit Schwergewichten wie Bad Company, Jethro Tull, Paul McCartney, Roger Waters, Billy Ocean, Procul Harum und vielen anderen und stieg infolgedessen mit klaren Vorstellungen zusammen mit Fret King in die Entwicklung seiner eigenen Signature-Gitarre ein.


Dazu gehört eine in der Tat ungewöhnliche Tonabnehmerkombination, die er sich für sein Exemplar wünschte, und natürlich eine darauf abgestimmte Schaltung. Und nach dem Sound seiner Gitarre gefragt, meint Geoff Whitehorn:” Wenn du mit dieser Gitarre deinen Sound nicht findest, dann gibt es ihn vielleicht überhaupt nicht.”

Details

Optik/Verarbeitung:

Die Fret King GW wird in einem gut gepolsterten Gig-Bag geliefert, in dem sich neben diversen Schlüsseln zum Einstellen auch ein steckbarer Tremoloarm befindet. Der tadellos in Vintage-White lackierte Korpus besteht laut Hersteller aus zwei Teilen Erle, was wir ihm so glauben müssen, da der deckend aufgetragene Lack einen Blick auf Konstruktionsdetails verhindert. Die Form ist stark an die einer Strat angelehnt, jedoch sind die bei der Strat eher fließenden Konturen hier etwas härter ausgefallen und tendieren eher in Richtung Ibanez RG. Die GW besitzt aber auch die abgeflachte Armauflage und den üblichen Rippenspoiler, was einem komfortablen Bespielen sehr entgegenkommt. Auffälligstes optisches Merkmal ist sicherlich die Form des dreiteiligen, braunen Tortoise-Schlagbretts, das an der dem Spieler zugewandten Seite eine Kerbe aufweist.

Fotostrecke: 5 Bilder Die stark an die Stratform angelehnte Geoff Whitehorn Signature…

Eine weitere, bereits erwähnte Besonderheit ist die nicht gerade alltägliche Tonabnehmerbestückung. Mit dem Pickguard verschraubt wurden hier ein Fret-King Double Coil WP90B P90 am Hals, ein WHS Vintage Voiced Singlecoil in der Mittelposition und ein WHHBCa Prizefighter Humbucker am Steg, der zudem mit einer gebürsteten Metallkappe versehen wurde. Alle Tonabnehmer kommen aus dem Hause Wilkinson, was nicht verwundert, ist doch Trevor Wilkinson der Mastermind hinter der Marke Fret King.
Neben der interessanten Pickup-Bestückung liefert die GW eine mindestens ebenso interessante Schaltung. Die Gitarre besitzt an oberster Stelle einen Volume-Regler, der für alle drei Tonabnehmer die Lautstärke regelt, einen Fünfwegschalter und zwei Push/Push-Tone-Potis. Das untere der beiden steht ausschließlich im Dienste des Steg-Humbuckers, das zweite kümmert sich um die beiden verbliebenen Pickups. Mit einem Druck auf das Steg-Tone-Poti wird der Humbucker gesplittet, während das zweite Tone-Poti das Instrument bei Bedarf um zwei zusätzliche Sounds erweitert. Wird es gedrückt, erklingen in Position 1 des Fünfwegschalters Steg- und Halspickup gleichzeitig, in Position zwei alle drei Pickups. Zählt man alle Schaltungsmöglichkeiten zusammen, kommen wir auf zwölf Sounds, nicht schlecht!

Fotostrecke: 7 Bilder Die Gitarre ist mit drei Pickups bestückt, beginnend mit einem Fret-King Double Coil WP90B P90 am Hals,…

Die Saiten werden von der Rückseite her in das mit sechs Schrauben am Korpus befestigte Wilkinson WV6 Vintage Style Tremolos gefädelt und laufen dann über sechs einzelne Reiter in Richtung Hals. Diese lassen wie üblich ein Feinjustierten zu, die benötigten Schlüssel liegen wie bereits erwähnt im Gig-Bag bei. Allerdings schauen die Madenschrauben des Tremolos für meinen Geschmack etwas zu weit heraus und können so zu einer Spielbeeinträchtigung beim Auflegen des Handballens führen. Natürlich dürfen auch die beiden Gurtpins nicht fehlen, die an gewohnter Stelle zu finden sind und zur Vermeidung von Lackschäden mit Filz unterlegt sind.
Das Instrumentenkabel wird in der unteren Zarge in die versenkt eingebaute Buchse gesteckt, was auch die Verwendung gewinkelter Klinkenstecker möglich macht, mit denen sich das Kabel dann komfortabel hinter den Gurt führen lässt und so für Zugentlastung gesorgt ist. Ein Blick auf die Rückseite zeigt eine ebenfalls aus Schildpatt gefertigte Tremoloabdeckung, die mit sechs Schrauben das sauber gefräste und lackierte Tremolofach verschließt. Ein Schlitz ermöglicht das Einfädeln der Saiten, ohne dass die Abdeckung dafür extra abgeschraubt werden müsste.

Fotostrecke: 5 Bilder Das mit sechs Schrauben am Korpus befestigte Wilkinson WV6 Vintage Style Tremolo…

Der aus kanadischem Ahorn gefertigte Hals ist mit vier versenkten Schrauben bombenfest mit dem Korpus verbunden und sitzt absolut spielfrei in der präzise gefrästen Halstasche, sehr gut! Das Griffbrett des mit einem breiten D-Shape versehenen Halses besteht aus Palisander und beherbergt 22 tadellos eingesetzte Medium Jumbo Bünde, die auf Hochglanz poliert wurden. Zur Orientierung dienen weiße Punkteinlagen im Griffbrett und kleinere in der Halskante. Auf ihrer Reise in Richtung lackierte Kopfplatte passieren die Saiten einen 42,5 mm breiten Graphitsattel, der die Saiten ohne Spiel schnurgerade zu den geschlossenen Wilkinson WJ07 E-Z Lok Mechaniken führt. Direkt dahinter befindet sich der offene Zugang zum Halsstab, auch dieses Werkzeug ist Teil des Lieferumfangs.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Ahornhals sitzt sauber in der Halstasche des Korpus…

Die Verarbeitung ist bis auf die weiter oben genannten Madenschrauben des Tremolosystems tadellos und es gibt keinerlei Grund zur Kritik, womit wir auch schon beim Praxisteil angelangt wären.

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Praxis

Sound/ Bespielbarkeit:

Die Fret King lässt sich im Sitzen wie im Stehen komfortabel bespielen, der Korpus schmiegt sich an den Körper an und der Hals pendelt sich in der Waagerechten ein, sprich, die Gitarre neigt nicht zur Kopflastigkeit. Der Hals liegt satt in der Hand und bietet ein angenehmes Spielgefühl. Freunde von Vintage-Hälsen dürften hier glücklich werden, denn es handelt sich keineswegs um einen Rennhals, wie man ihn häufig bei aktuellen Gitarren dieser Art finden kann. Dazu kommt die tolle Werkseinstellung – das Instrument lässt sich butterweich bespielen. Das Tremolo ist schwebend eingestellt und lässt ein Hochziehen der Saiten um einen Halbton zu, wobei es weitestgehend stimmstabil arbeitet, solange man das System nicht laufend mit Dive-Bombs konfrontiert. Trocken angespielt erzeugt die Corona GW einen glockigen, klaren Sound, der langanhaltend und gleichmäßig ausklingt. Ich bin gespannt, wie sie sich am Amp macht, daher schließe ich sie an meinen Marshall JVM 410 an, der eine mit Vintage 30 Speakern bestückte Box antreibt, die wiederum von einem SM57 abgenommen wird.
Es geht wie immer los im cleanen Kanal des Amps, dabei schalte ich pro Durchgang durch alle fünf Positionen, beginnend am Hals.

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Clean: Alle 5 Pickup-Positionen

Die fünf Positionen liefern die altbekannten Sounds, wobei ich die Pickup-Kombinationen ausgesprochen geschmackvoll finde, da sie durchweg praxisdienliche Ergebnisse liefern, die sich allesamt hervorragend ins musikalische Gesamtbild einfügen. Der Steg-Humbucker ist kein Schreihals und erzeugt auch gemessen an den anderen Pickups keinen signifikanten Lautstärkeanstieg. Die Zwischenpositionen klingen schön glasig, aber nicht dünn, und der P-90 am Hals ist für meinen Geschmack eine hervorragende Wahl, da er etwas hemdsärmeliger vorgeht als ein Standard-Einspuler.
Weiter geht es mit dem Steg-Pickup erst im Humbuckerbetrieb, im zweiten Beispiel dann gesplittet, also mit gedrücktem Tone-Regler.

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Clean: Steg-Pickup, Humbucker-Modus Clean: Steg-Pickup, Coilsplit

Sehr schön ist zu hören, wie das Coilsplitting agiert. Ergebnis ist ein schöner, glockiger Singlecoil-Sound. Auch er klingt weder dünn noch glasig – für einen Splitsound nicht selbstverständlich.
Durch den Coilsplit ergibt sich natürlich auch in der Position zwei des Fünfwegschalters, in der Steg- und mittlerer Tonabnehmer zusammen tönen, ein weiterer, neuer Klang. Wir hören erst die Position zwei normal, dann mit gesplittetem Steg-Humbucker.

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Clean: Steg- u. mittlerer Pickup Clean: Steg- u. mittlerer Pickup, Steg-PU gesplittet

Der Ton wird mittenärmer und glasiger, Freunde des 80er-Jahre-Gitarrensounds dürften hier ihre helle Freude haben, eine zusätzliche gehörige Prise Chorus und Hall natürlich vorausgesetzt.
Kommen wir zu den beiden Möglichkeiten, die sich durch das Betätigen des zweiten Tone-Potis ergeben. Im ersten Durchgang ist der Steg-Pickup allein zu hören, dann Steg- und Hals-PU zusammen, abschließend alle drei Tonabnehmer.

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Tone Poti 2 Switch: Steg-PU -u003e Steg- u. Hals-PU -u003e alle 3 PU

Die so entstehenden beiden Sounds erweitern zwar das Klangspektrum der Gitarre, bewegen sich aber für meinen Geschmack doch recht nah an den bereits gehörten Klängen.
In dem Moment, in dem die Push Funktion beider Tone-Potis aktiviert werden, kommen noch zwei weitere Sounds zustande. Diese sind im folgenden Beispiel zu hören.

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Extra Sounds: Push Funktion beider Tone-Potis aktiviert

Auch hier kann ich das im vorherigen Beispiel genannte nur wiederholen. Es sind zwar weitere Farben im Malkasten, diese fallen jedoch im Vergleich zu den bereits gehörten recht marginal aus.
Es wird Zeit für den Crunchkanal des Amps. In den folgenden Beispielen bleibe ich bei den fünf Standardsounds und stelle einen leichten Crunch am Amp ein, wobei ich alle fünf Positionen durchspiele, beginnend am Hals.

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Crunch: Alle 5 PU-Positionen

Auch am zerrenden Amp können die gebotenen Sounds überzeugen, die Gitarre liefert straffe Klänge, die akzentuiert und feinfühlig das Gespielte übersetzen. Dabei spielt sie sich nicht wirklich in den Vordergrund, sondern generiert authentisch das, was man als Bandspieler benötigt.
Ich erhöhe den Zerrgrad am Amp und verwende in dem folgenden Beispiel den Hals-, dann den Steg-Pickup.

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High Gain Riff: erst Hals-, dann Steg-PU

Dass der P90 bei hohen Gainsettings Nebengeräusche verursacht, dürfte sicherlich bekannt sein. Davon abgesehen geht er stramm ans Werk und überzeugt im Verbund mit dem Steghumbucker, der trocken mittig seine Arbeit verrichtet. Alle Attacks werden auch hier klar herausgearbeitet.
Abschließend ein kleines Solo-File, das ich mit dem Halspickup beginne und ab der Mitte des Soundfiles dann mit dem Steghumbucker beende.

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Lead Sound: erst Hals-, dann Steg-PU

Auch hier kann die Gitarre überzeugen. Die Töne werden auf den Punkt serviert und bei jedem Anschlag mit einem Schmatzer versehen, was für tragende und fette Leadsounds unabdingbar ist.

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Fazit

Die Fret King Corona ‘GW’ G. Whitehorn ist ein Arbeitspferd durch und durch, und das meine ich ausschließlich positiv! Nicht nur, dass sie bis auf eine Kleinigkeit tadellos verarbeitet wurde und sich sehr gut bespielen lässt, nein, durch ihre spezielle Pickup-Auswahl und die zusätzlichen Schaltungsmöglichkeiten ergibt sich eine Vielzahl an Sounds, die jeden Gitarristen glücklich macht, der auf Zuruf liefern muss. Gemessen am Preis bekommt man hier eine ganze Menge Gitarre, die zudem auch noch im Gig-Bag geliefert wird. Was will man mehr?

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • extrem variable Sounds
  • viele Schaltungsmöglichkeiten
  • komfortable Bespielbarkeit
  • tadellose Werkseinstellung
Contra
  • Madenschrauben des Tremolos etwas zu hoch
Artikelbild
Fret King Corona GW G. Whitehorn Test
Für 699,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Fret King
  • Modell: Corona GW G. Whitehorn
  • Baureihe: Black Label
  • Korpus: Erle, zweiteilig
  • Farbe: Vintage White
  • Brücke: Wilkinson WV6
  • Mensur: 25,5“ (648 mm)
  • Hals: Kanadisches Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Halseinlagen: Punkte, weiß
  • Bünde: 22 Medium Jumbo-Bünde
  • Sattel: Graphit
  • Sattelbreite: 42,5 mm
  • Mechaniken: Wilkinson WJ07 E-Z Lok
  • Halsplatte: vierfach verschraubt
  • Pickups: WP90B (Hals), WHS Single Coil, WHHBCa Prizefighter (Steg)
  • Regler: 1 x Master Volume, 2 x Tone (Push-Push)
  • Pickup-Wahlschalter: Bridge – Bridge & Neck – Neck
  • Besonderheit: Steghumbucker splitbar, Kombination Hals-Steg und alle möglich
  • Gewicht: 3684 g
  • Gig-Bag: inklusive
  • Preis : 649,00 Euro
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…mit dem auffällig geformten braunen Tortoise-Schlagbrett…

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