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Epiphone Les Paul Custom „Black Beauty“ Test

Eine Les Paul mit drei Pickups! Diese Instrumente erinnern mich immer an Ace Frehley oder Jimmy Page. Letzterer hat bekanntermaßen fast seine komplette Sessionarbeit in den Sechzigern mit einer schwarzen Les Paul „Black Beauty“ erledigt, die mit drei Pickups und einem Bigsby bestückt war. Dummerweise wurde sie ihm 1970 an einem Flughafen gestohlen und tauchte nie mehr auf.

Aber der Meister dürfte nicht an Gitarrenmangel leiden, zumal ihm Gibson ein Replikat dieses Instrumentes gebaut hat. Ein schönes Teil, für das man jedoch sehr tief in den Geldbeutel greifen muss. Aber das ist kein Grund zu verzagen, denn von der Tochterfirma Epiphone gibt es glücklicherweise ähnliche Instrumente zu extrem günstigen Preisen. Und wie sich bei anderen Modellen schon herausgestellt hat, kommen diese Teile aus Fernost in der Regel auch in guter Qualität. Eine solche Black Beauty mit drei Humbuckern, allerdings ohne Bigsby, steht jetzt zum Test bereit.

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Details:

Korpus
Schwarz-Gold ist das Motto der edlen Schönheit aus dem Hause Epiphone. Der schwarz lackierte Mahagoni-Korpus hat eine Decke aus Erle und wird von einem cremefarbenen Binding mit einem dicken und zwei dünnen Streifen komplett umrahmt, was der Gitarre einen edlen Look verleiht. Dazu tragen auch die goldene Hardware und die ebenfalls goldenen Tonabnehmer-Kappen bei. Bei drei Humbuckern glänzt es schon extrem in der Mitte des Korpus, sogar der Pickup-Schalter ist mit Gold überzogen.

Das Shaping des Bodys entspricht selbstverständlich einer ganz normalen Les Paul mit einem Cutaway und keinen weiteren Einfräsungen. Der Korpus hat am Rand eine Stärke von 48 mm, ebenfalls Les Paul Standard, und auch beim Gewicht von 4,1 kg bewegen wir mit uns im normalen Bereich dieser Instrumente, die ja bekanntermaßen etwas schwergewichtiger sind. Unsere Testkandidatin ist mit einer Tune-O-Matic Bridge und Stop-Tailpiece versehen, die Saitenreiter sind einzeln verstellbar und bieten einen Spielraum von 8 mm zum Einstellen der Oktavreinheit. Die Saitenlage wird seitlich an der Tune-O-Matic Bridge mit zwei Schrauben justiert.

Bezüglich der werkseitigen Voreinstellung gibt es keine großen Beanstandungen, Halsneigung und Saitenlage sind in Ordnung (flache Saitenlage), lediglich die Oktavreinheit musste ein wenig nachgestellt werden. Auf dem Korpus finden wir die vier üblichen Regler zum Einstellen von Lautstärke und Klang – diese allerdings in Schwarz – ein ebenfalls schwarzes Schlagbrett, das den Lack vor Kratzern durch allzu heftigen Anschlag mit dem Pick schützen soll und natürlich den Drei-Wege Toggle-Switch zur Anwahl der Pickup-Kombinationen. Buchse und Gurtpins (in Gold – was sonst) befinden sich an der Zarge.

Pickups
Das Besondere an der Black Beauty ist die Ausstattung mit drei Tonabnehmern. Das Modell von Epiphone ist mit drei baugleichen Alnico Classic Humbuckern mit vergoldeten Kappen bestückt. Angewählt werden sie über besagten Drei-Wege Toggle-Switch, der die Kombinationen Hals, Mitte & Steg, Steg ermöglicht. Eigentlich erlauben drei Tonabnehmer weitere interessante Möglichkeiten, die man mit einem eventuellen zweiten Schalter hätte realisieren können. Aber dieser fehlt leider.

Angepasst wird das Signal über zwei Volumen- und zwei Tone-Regler. So sind die oberen Volumen- und Tone-Regler für den Halspickup zuständig, die beiden unteren für Steg- und mittleren Tonabnehmer. Der mittlere Pickup kann also nicht einzeln betrieben werden. Der Ausgangspegel der hier eingesetzten Classic Alnicos bewegt sich im Normalbereich für Humbucker und bringt einen Amp schon recht solide zum Zerren.

Hals
Der Hals ist wie der Korpus aus Mahagoni gefertigt und selbstverständlich, wie sich das für Les Pauls gehört, mit dem Body verleimt. Das Griffbrett ist aus Palisander mit einem cremefarbenen Binding, auf dessen Oberseite schwarze Dots zur Orientierung angebracht sind. Auf dem Griffbrett selbst dienen rechteckige Perlmutt-Inlays als Wegweiser.
Die Gitarre ist mit 22 Medium Frets ausgestattet, die ein wenig ausgiebigere Polierarbeit hätten vertragen können, denn an manchen Stellen wird es bei Bendings etwas kratzig. Hat man die Gitarre aber ein paar Tage in der Mangel, sind die Bünde schnell glattgespielt. Es sind solche handwerklichen Einsätze, bei denen der Preisunterschied deutlich wird. Der Hals ist auf der Rückseite lackiert – natürlich schwarz – und liegt mit seinem Standard C-Profil gut in der Hand.

Auch die Einstellung von Hals und Saitenlage ist ab Werk sehr gut, es stellt sich sofort ein angenehmes Spielgefühl ein. Das betrifft auch das Spielen in höheren Lagen, wobei es durch die gleichmäßige Saitenlage und den abgerundeten Hals-Korpus Übergang auch ganz weit oben keine Probleme gibt. Auf der anderen Seite laufen die Saiten leicht angewinkelt über den weißen Kunststoffsattel zu den (vergoldeten) Grover-Mechaniken, drei an jeder Seite der Kopfplatte. Auch hier gibt es nichts zu bemängeln, die Mechaniken sind leichtgängig und haben keinen Leerlauf, der Sattel ist sehr gut ausgefeilt, was für eine optimale Saitenlage garantiert, bei der keine Saite beim Stimmen oder Bending hängen bleibt.
Auch der Übergang an der Halsleiste ist sehr gut verarbeitet, keine überstehenden Kanten oder Bünde stören den Spielfluss, alles ist glatt und fühlt sich sehr gut an. Die Kopfplatte ist mit dem gleichen Binding versehen wie der Body, unter dem Epiphone-Schriftzug finden wir ein Perlmutt-Inlay und darunter die Abdeckplatte für den Halsstellstab.

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Praxis:

Die Gitarre klingt trocken angespielt schon recht laut und hat einen knackigen Attack – für eine Les Paul recht perkussiv. Ich bin gespannt, wie das über den Amp klingt. Auf geht’s!
Zuerst hören wir uns die drei Pickup-Kombinationen über einen clean eingestellten Verstärker an.

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Neck / Hals

Der Hals-Pickup klingt ausgewogen und warm.

Die Kombination in der Mitte, also mittlerer und Steg-Pickup gleichzeitig, bringt einen leicht perligen Klang, der typische Zwischenkombinations-Sound, den man aber fast eher einer Strat als einer Les Paul zuordnen würde.

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Middle / Mitte

Hier zeigt sich natürlich der große Vorteil des dritten Tonabnehmers in der Mitte. Mit der Standard-Kombination Hals & Steg wäre dieser Klang nicht realisierbar.

Jetzt noch der Steg-Pickup, der etwas höhenbetonter rüberkommt und den Amp schon etwas kitzelt.

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Bridge / Steg

Hier sind bei geringen Gain-Einstellungen schon leichte Übersteuerungen des Verstärkers möglich.

Das alles klingt schon recht vielversprechend. Nimmt man zum Beispiel am Amp beim Cleansound die Mitten noch etwas zurück und dreht die Presence weiter auf, erhalten wir einen schönen dünnen Funk-Sound.

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Funky – Clean

Vor allem der gute Attack des Instrumentes macht sich sehr positiv bemerkbar. Gerade für knackige Rhythmus-Sounds ist es von großem Vorteil, wenn der Ton direkt da ist. Im Vergleich zur typischen Singlecoil-Gitarre wie Strat oder Tele hat die Les Paul auch bei der „schlankeren“ Pickup-Kombination noch einen fetten Bassbereich.

Aber auch das andere Extrem ist möglich. Die Höhen zurück, Bässe und Mitten rein, dann den Halspickup angewählt, schon kann man problemlos bei der nächsten Jazz-Session mit der Black Beauty auftauchen.

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Jazz – Neck

Die Ansprache und Tonübertragung sind sehr gut, das Sprichwort „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ trifft auch hier zu. Egal, ob man leicht mit den Fingern anschlägt oder hart mit dem Pick, die Tonabnehmer übertragen die feinen Spielnuancen, die für uns sozusagen die klangliche Handschrift darstellen, sehr gut.

Die Anschlagsdynamik hört man ganz gut beim folgenden Beispiel mit einem Marshall Plexi, bei dem eine gemäßigte Verzerrung eingestellt ist.

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Crunch – Middle

Zuerst, bei leichtem Anschlag, präsentiert sich der Sound fast clean, dann wird härter angeschlagen, der Amp wird gefordert und zerrt. Die Classic Alnico Humbucker haben zwar einen hohen Output, aber machen den Ton nicht platt.

Mit dem Steg-Pickup sind natürlich bissigere Sounds möglich.

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Classic Rock – Bridge

Classic Rock-Sounds, ein Les Paul Spezialgebiet, lassen sich auch mit der Epiphone Black Beauty mühelos hinbiegen.

Will man die Verzerrung mit dem Volumen-Poti an der Gitarre regeln, hat man auch bei der Black Beauty gute Karten. Zuerst voll aufgedreht, dann auf drei.

Audio Samples
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Volume-Poti Dynamik

Das kann sich hören lassen und funktioniert sehr gut. Allerdings setzen sich die einzelnen Anschläge bei hohem Gain nicht so detailliert in Szene. Hier machen die Pickups dann doch etwas dicht.

Auch bei Leadsounds kann man mit der Drei-Tonabnehmer-Variante schöne Kombinationen und Klangvielfalt erzeugen. Hier sind alle drei Kombinationen hintereinander gespielt.

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Lead – Pickup Variation

Der Halspickup klingt weich, hat aber noch genügend Höhen. Dann wird es höhenbetonter. Die Durchsetzungskraft im Bandkontext bei solchen Sounds ist sehr gut.

Zum Schluss hören wir uns noch die Bandbreite des Tonreglers am Steg-Pickup an. Hier werden die Höhen ab 2 kHz leicht abgesenkt.

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Tone-Poti Range

Einen großen Wirkungsbereich hat das Poti nicht, aber die typischen weichen Sounds mit zurückgedrehtem Regler lassen sich schon realisieren.

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Fazit

Kurz und knapp: eine gute Gitarre für kleines Geld! Die Epiphone Les Paul Custom ist wirklich eine günstige Alternative zu den hochpreisigen Gibsons. Die Verarbeitung ist sehr gut und auch an der Hardware (Tune-O-Matic Bridge, Stop Tailpiece und Grover Stimm-Mechaniken) gibt es nichts zu bemängeln; immerhin wird die auch erfolgreich bei den Original Gibsons verwendet.

Die Alnico Classic Humbucker machen ordentlich Dampf und die Drei-Pickup-Bestückung ist hörenswert. Hier sind in der mittleren Einstellung (Mitte und Steg Pickup) schöne „Zwischenpositions-Sounds“ möglich. Schade, dass nur drei Tonabnehmer-Kombinationen abrufbar sind – hier wäre mehr machbar. Außerdem klingen die Pickups bei hohen Verzerrungen etwas intransparent.

Auch an der Bespielbarkeit gibt es nichts auszusetzen, Saitenlage und Oktavreinheit sind ab Werk gut justiert, lediglich die Bünde könnten etwas besser poliert sein.

Das Instrument ist sehr variabel einsetzbar, wobei ich seine Stärken eindeutig im Rockbereich, also bei verzerrten Sounds, sehe.

Wer auf der Suche nach einer Les Paul ist und das nötige Kleingeld für das Original nicht in der Tasche hat, der sollte die Epiphone Les Paul Custom unbedingt antesten. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist gut.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Direkte Ansprache, knackiger Attack
  • Gute Dynamik und Klangübertragung
  • Verarbeitung
Contra
  • Nur drei Kombinationsmöglichkeiten der Pickups
  • Intransparenter Sound bei hoher Verzerrung
Artikelbild
Epiphone Les Paul Custom „Black Beauty“ Test
Für 569,00€ bei
Features:
  • Hersteller: Epiphone
  • Model: Custom „Black Beauty“
  • Finish: Ebony (schwarz)
  • Korpus: Mahagoni
  • Korpusdecke: Erle
  • Hals: Mahagoni
  • Profil: Standard C
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 53 mm
  • Halsdicke 5. Bund: 24 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22 Medium Frets
  • Mechaniken: Grover vergoldet
  • Pickups: 3 Alnico Classic Humbucker
  • Regler: 2x Volume, 2x Tone
  • Brücke: Tune-O-Matic Bridge mit Stop-Tailpiece (vergoldet)
  • Gewicht: 4,1 kg
  • Preis: 1.061,- Euro UVP
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Profilbild von U. Doms

U. Doms sagt:

#1 - 28.10.2011 um 14:14 Uhr

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Der Autor kommt aus der Praxis und beschreibt sehr schön verständlich die wichtigen Merkmale und Eigenschaften der Les Paul. Die zahlreichen Soundbeispiele haben, zusammen mit der dazugehörigen Beschreibung, hauptsächlich zur Kaufentscheidung beigetragen. Herzlichen Dank für den ausgezeichneten Bericht.

Profilbild von Stephan

Stephan sagt:

#2 - 25.05.2012 um 23:42 Uhr

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Danke für die ausführliche Beschreibung. Sie hat mich auch im Store überzeugt und konnte ganz gut mit den Gibson Studio Gitarren mithalten, der Optik nach sogar einen weiten Sprung voraus.
Nur das Gewicht stört mich ein wenig, da gab es einige die deutlich leichter sind, schade! Da werde ich noch einmal neu überlegen müssen!

Profilbild von J. Hatchett

J. Hatchett sagt:

#3 - 29.08.2013 um 02:38 Uhr

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This is one of the best reviews I have seen of the Epiphone Black Beauty 3. The tracks sound just like my guitar and the critiques are correct. One can polish the frets easily. I am a muscular man, so the height is very comfortable, though I suggest that one purchase a leather strap that is wide. For ladies, place sheep wool liner to soften.

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who knows sagt:

#4 - 12.12.2013 um 00:44 Uhr

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Was bitte soll denn ein "intransparenter" Sound sein? Ihr Journalisten wisst wirklich nicht mehr was ihr noch an Blödsinn verzapfen sollt

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