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Epiphone 100th Birthday 1955 LP Custom Test

Epiphones Freundschaft mit einem gewissen Les Paul seit den frühen 40er Jahren des letzten Jahrtausends führte dazu, dass der Gitarrist und Tüftler nach Feierabend in der Epiphone-Manufaktur arbeitete und dort eine der ersten Solidbody-Gitarren überhaupt baute hat, die er scherzhaft The Log nannte, was sich in etwa mit Holzklotz übersetzen lässt. Diese Gitarre entwickelte er weiter zu einem der Klassiker der Gitarrengeschichte, der Les Paul, wie wir sie auch heute noch kennen.

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Mit der zum heutigen Test anstehenden Epiphone haben wir es mit einer Reissue der “Tuxedo” Les Paul in limitierter Auflage zu tun, die ihr Schöpfer in den Fünfzigern für Gibson baute und sie aufgrund ihrer Optik so nannte. Dazu muss man wissen, das “Tuxedo” im Amerikanischen für Smoking steht, was in diesem Fall tatsächlich ziemlich treffend ist. Allerdings haben wir es bei der Epiphone nicht mit einem hundertprozentigen Nachbau der Originalgitarre zu tun, aber sie wurde von ihr inspiriert, wie der Produkttext verlauten lässt.

Details

Optik/Verarbeitung:

Die Les Paul Custom wird in einem braunen Vintage-Style-Hardcase geliefert, in dem sich zusätzlich noch ein Zertifikat mit der Seriennummer des Instrumentes und ein Epiphone-Aufkleber befinden. Das Case ist innen mit rosa Plüsch beklebt, was in der Kombination von braunem Koffer mit schwarzer Gitarre schon ein Statement ist. Das kann gefallen, muss aber nicht.
Da liegt sie nun, gebettet in rosa Plüsch und sieht einfach hinreißend aus! Die Farbgebung nennt sich “Aged Gloss Ebony Finish” und punktet trotz “gloss” mit einem eher matten Erscheinungsbild. Wie auch immer – die Lackierung ist jedenfalls makellos und sauber aufgetragen. Der Korpus besteht wie üblich aus Mahagoni, allerdings wurde hier auf eine Ahorndecke verzichtet. Stattdessen ziert ein siebenlagiges Binding in Cremeweiß/Schwarz die Kontur, am Boden ein fünflagiges.

Fotostrecke: 6 Bilder Der vollständige Name der schwarzen Schönheit lautet Epiphone ’Inspired by “1955” Les Paul Custom™Outfit’.

Für die Tonwandlung hat Epiphone zu zwei Gibson Soapbar P-90 gegriffen, beide mit goldfarbenen Pole-Pieces. Diese Pickups sind historisch nicht korrekt, denn damals wurden sogenannte “Staples” verwendet, die klanglich in eine vollkommen andere Richtung tendieren. Da wir es aber, wie bereits erwähnt, mit einem “inspired by”-Instrument zu tun haben, soll diese Tatsache nicht weiter ins Gewicht fallen. Die Tonabnehmer werden, wie gewohnt, jeweils mit einem Tone- und einem Volume-Poti geregelt, die allesamt mit schwarzen Top-Hat-Knöpfen ausstaffiert sind. Der Dreiwegschalter zum Anwählen der Pickups sitzt an vertrauter Stelle oberhalb des Griffbrettansatzes und ist wie gewohnt mit Treble und Rhythm beschriftet.

Fotostrecke: 7 Bilder Zwei Gibson USA Soapbar P-90 Tonabnehmer dienen der Tonwandlung,…

Eine goldfarbenes Tailpiece und eine ebensolche Brücke dürfen natürlich auch nicht fehlen. Letztere wurde leicht angewinkelt angebracht und lässt ein Einstellen der Oktavreinheit zu. Das schwarze, vierlagige Schlagbrett ist mit einer kleinen goldenen Schraube am Korpus befestigt und lässt sich dementsprechend auch leicht von selbigem entfernen. Natürlich möchte eine Gitarre auch im Stehen bedient werden, daher wird der Gurt an den beiden ebenfalls goldfarbenen Gurtpins befestigt. Diese sind zum Schutz des Lacks mit kleinen, schwarzen Filzplättchen unterlegt. Auch die Klinkenbuchse hat ihren gewohnten Stammplatz in der unteren Zarge und ist, wie sollte es auch anders sein, ebenfalls in Gold ausgeführt. Ein Blick auf die Rückseite zeigt eine runde Öffnung unter dem Dreiwegschalter und eine weitere unterhalb der Potis, beide sind mit schwarzen Deckeln verschlossen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Tune-o-matic Brückensystem hat sich schon lange bewährt.

Der Mahagoni-Hals ist typischerweise mit dem Korpus verleimt und besitzt ein Ebenholzgriffbrett mit 22 Medium-Jumbo-Bünden, allesamt perfekt eingesetzt, entgratet und poliert. Passend zum Korpus ist auch das Griffbrett mit einem allerdings einlagigen Binding versehen, was trotzdem ganz wunderbar mit dem Korpus harmoniert. Block Inlays im Griffbrett sowie kleine schwarze Punkte in der Griffbrettkante weisen den Weg bei der Arbeit auf dem satten 50’s Style Rounded C-Halsprofil. Bevor die Saiten auf die angewinkelte Kopfplatte treffen, überqueren sie einen 43 mm breiten Sattel aus PVC. Durch die Anwinkelung der Kopfplatte werden die Saiten ordentlich auf den Sattel gedrückt und laufen von dort aus zu den geschlossene Mechaniken, die aus dem Hause Epiphone stammen und auf die Bezeichnung “Deluxe” hören. Die cremeweißen Kunststoff-Stimmflügel passen ebenfalls perfekt ins Bild und lassen ein punktgenaues Stimmen mit einer Übersetzung von 18:1 zu. Sollte es zu Problemen mit der Halsneigung kommen, liegt ein passender Inbusschlüssel im Koffer bereit, der den Dual-Action-Halsstab bedient. Dessen Zugang befindet sich hinter dem Sattel unter einer schwarzen Abdeckung, auf der “1955 Les Paul Custom” eingraviert wurde. Das Instrument verfügt über eine Mensur von 62,8 cm und bewegt sich mit einem Lebendgewicht von 3892 Gramm im gesunden Mittelfeld.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Mahagonihals mit 50’s Style Rounded C-Profil trägt ein Ebenholzgriffbrett mit 22 Bünden.

Das in China auf hohem Niveau in Handarbeit gefertigte Instrument braucht sich vor wesentlich teureren Instrumenten in keinster Weise zu verstecken, es bietet keinerlei Anlass zu irgendeiner Kritik, ganz im Gegenteil! Und das bei einem Preis von nicht einmal 800 Euro inklusive Koffer.

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit:

Mit dem Hals hat man definitiv einiges in der Hand. Wer auf fette Vintage-Maße steht, der kommt hier sicherlich auf seine Kosten. Lässt man sich auf ihn ein, merkt man schnell, dass das Bespielen ausgesprochen leicht fällt, Bendings leicht von der Hand gehen und das Instrument schlicht und ergreifend mehr resoniert. Logisch, denn mehr Masse bedeutet auch mehr Schwingung. Die Gitarre lässt sich ausgewogen im Sitzen und auch am Gurt bespielen, sie neigt nicht zur Kopflastigkeit und liefert trocken angespielt einen satten, mit schönen Höhen und klar definierten Mitten versehenen Ton. Die Werkseinstellung ist hervorragend, ein Nachjustieren ist an keiner Ecke notwendig und mit dem aufgezogenen10-46 Saitensatz lässt sich unsere Testkandidatin wunderbar bespielen.
Natürlich bin ich gespannt, wie sich die Epiphone am Amp macht, daher aktiviere ich meinen Marshall JVM 410, der eine mit Vintage 30 Speakern bestückte 2 x 12″ Box antreibt. Abgenommen wird mit einem SM57 und natürlich findet keine Klangbearbeitung statt.

Los geht es wie immer mit dem cleanen Kanal des Amps, und ich schalte pro Durchgang alle drei Pickup-Kombinationen durch, beginnend mit dem Halstonabnehmer.

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Clean: Picking – alle drei Pickup-Kombinationen

Die Epiphone liefert in der Halsposition einen leicht nasalen, dicken Ton. Die Mittelstellung geht schön drahtig zur Sache und am Steg mischt sich eine ordentliche Portion Mitten ins Klanggeschehen. Alle drei Positionen zeigen sich ausgesprochen antrittsschnell und knackig.
Weiter geht es mit einer Rhythmusfigur, auch hier schalte ich alle drei Positionen durch.

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Clean: Rhythmusfigur – alle drei Pickup-Kombinationen
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Der Sound lässt sich für meinen Geschmack am besten mit Vintage beschreiben, denn das Höhenbild ist nicht zu prominent, dafür kommen wunderbare Mitten aus den Speakern, die sämtliche Anschläge ausgesprochen schön in Szene setzen, toll!
Ich schalte nun in den Crunch-Kanal des Amps und spiele wieder alle drei Positionen durch, wobei diesmal jede ein eigenes Audiofile erhält.

Audio Samples
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Crunch: Hals-Pickup Crunch: Beide Pickups Crunch: Steg-Pickup

Der nasale Klang kommt hier naturgemäß stärker zur Geltung und gefällt mir sehr gut. Auch jetzt ist es ein Vintage-Sound, der von vielen aktuellen Gitarren schlicht nicht bedient wird, erst recht nicht in dieser Preisklasse. Alle drei Positionen lassen sich gleichwertig einsetzen.
Es folgt ein Beispiel am stark zerrenden Amp, diesmal aber nur mit dem Steg-Pickup.

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Heavy: Steg-Pickup

Der P-90 am Steg zeigt Zähne und kann auch in dieser Disziplin gefallen. Natürlich ist so kein moderner Breitwandsound möglich, trotzdem, oder besser gesagt, genau deshalb werden diese Pickups gern für Hardrock- und Heavy-Aufnahmen verwendet, da sie das Gespielte wesentlich differenzierter herausarbeiten und in Verbindung mit Humbuckergitarren den gewünschten Sound liefern.
Abschließend folgt ein kleiner Song, die cleane Gitarre wurde mit der Mittelstellung, die Leadgitarre in der zweiten Hälfte dann mit dem P-90 am Steg aufgenommen.

Audio Samples
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Epiphone 1955 Songbeispiel

Ich denke, dass dieses Beispiel ganz gut aufzeigt, wo die Stärken der Epiphone liegen, denn sie liefert sehr authentische, knackige Sounds, die zum Spielen einladen.

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Fazit

Mit der 1955 LP Custom hat Epiphone ein außergewöhnliches Instrument auf den Markt gebracht, das nicht nur mit einer tadellosen Verarbeitung und hervorragenden Bespielbarkeit aufwarten kann, sondern auch eine wahre Augenweide ist. Zudem wird es im Vintage Style Hardcase geliefert. Die verbauten Gibson P-90 Pickups liefern tolle Vintage-Sounds, bei Bedarf mit einer ordentlichen Portion Schmutz, ganz so, wie man es erwartet. Und wenn ich mir dann das Preisschild anschaue, kann ich kaum glauben, dass ein solches Instrument für knappe 800 Euro den Besitzer wechselt.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • edle Optik
  • vorbildliche Verarbeitung
  • authentischer Vintage-Sound
  • gute Bespielbarkeit
  • fehlerlose Werkseinstellung
  • stabiler Koffer im Lieferumfang
Contra
  • keins
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Epiphone 100th Birthday 1955 LP Custom Test
Für 777,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Epiphone
  • Modell: Epiphone 100th Birthday 1955 LP Custom
  • Baureihe: Les Paul
  • Made in: China
  • Korpus: Mahagoni
  • Farbe: Aged Gloss Ebony
  • Brücke: LockTone Tune-O-Matic, gold
  • Saitenhalter: LockTone™ Stopbar
  • Mensur: 24,75“ (628 mm)
  • Hals: Mahagoni, verleimt
  • Halsprofil: 50’s Style rounded C
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Griffbrettradius: 14“ (356 mm)
  • Halseinlagen: Block, Perlmutt
  • Bünde: 22 Medium-Jumbo-Bünde
  • Sattel: PVC
  • Sattelbreite: 1,688“ (43 mm)
  • Mechaniken: Epiphone Deluxe, gold
  • Saiten ab Werk: .010-046
  • Pickups: 2 x Gibson USA Soapbar P-90
  • Regler: 2 x Volume, 2 x Tone
  • Pickup-Wahlschalter: Steg – Steg & Hals – Hals
  • Besonderheit: inklusive Koffer
  • Preis : 799,00 Euro
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Der vollständige Name der schwarzen Schönheit lautet Epiphone ’Inspired by "1955" Les Paul Custom™Outfit’.

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