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Endorphin.es Blck_Noir Test

Die Geschichte von Endorphin.es hat in 2012 mit dem beliebten ‚Furthrrrr Generator‘ begonnen. Ein Eurorack-Oszillator, der technisch an den Complex Oscillator von Buchla angelehnt ist. In den folgenden fünf Jahren haben Endorphin.es Stück für Stück Ihr Shuttle-Komplettsystem verwirklicht, indem sie einzelne Module veröffentlicht und revidiert haben, bis daraus ein komplettes West-Coast Performance-System im Eurorackformat fertiggestellt werden konnte. Mit dem Blck_Noir bringen Endorphin.es nun deren erstes Modul, das außerhalb des Shuttle-Ecosystems lebt.

Endorphin.es Blck_Noir Test (Foto: Igor Sabara)


Als Inspiration für diesen Drum-Synthesizer dienten frühe Drum-Maschinen vor der XOX-Ära wie z. B. CR68 oder TR33/55/77. Hierbei kommt eine Mischung aus analoger Vintage-Technik und einer modernen digitalen Herangehensweise zum Einsatz wobei ein Drum-Modul präsentiert wird, das besonders auf Live-Performances ausgelegt ist und einen spezifischen Klang liefern soll. Wir haben das Blck_Noir genauer unter die Lupe genommen und uns angeschaut, was es mit dem hybriden Konzept auf sich hat, und wie Live-tauglich dieses Modul wirklich ist.

Details

Aufbau

Das Blck_Noir ist 30TE breit und weniger als 2 cm tief, so dass es auch wirklich in die flachsten Skiffs zum Spielen passt. Es ist sehr hochwertig verarbeitet. Von den geschmeidigen Potis bis hin zur schwarz-matt lackierten Frontplatte und den angenehmen Drucktasten, hat man hier überall das Gefühl ein edles Instrument zwischen den Fingern zu haben. Die lustigen Grafiken mit Weltraum Thema vom Shuttle-System sind hierbei ganz dezent in glänzendem Lack beibehalten worden.
Blck_Noir ist ein 7-stimmiger Drum-Synthesizer, wobei hier Kick Drum, Snare Drum, Tamburin, geschlossene und offene Hi-Hats, Becken und eine sogenannte Metal Beat Stimme geboten werden. Die beiden Arten an Hi-Hats teilen sich einen Einzelausgang und einen Lautstärkeregler, genauso wie das Becken mit der Metal Beat Stimme. Es gibt also fünf Einzelausgänge für die sieben Stimmen. Sobald ein Kabel in einen Einzelausgang gesteckt wird, werden die jeweiligen Stimmen aus den beiden Summenausgängen entfernt.
Blck_Noir hat zwei Ausgänge für die Summe, wobei einer in Mono ausgeführt ist und der Zweite einen Stereo Line-Level Ausgang darstellt. Die Stimmen können zwar nicht im Panorama verschoben werden, jedoch bietet Blck_Noir einen digitalen Effektprozessor, der Stereo-Effekte bietet. Es ist ein AUX-Eingang vorhanden, sodass einzelne Stimmen extern bearbeitet und wieder zurück in das Modul geführt werden können.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Blck_Noir von vorne u2026 (Foto: Igor Sabara)

Hybride Bauweise

Bis auf die Kick Drum basieren alle Stimmen auf digitalem Rauschen und so ist die Bass Drum auch die einzige komplett analoge Stimme. Bei den restlichen Stimmen ist jedoch auch nur das Rauschen digital. VCAs, Filter und Hüllkurven sind komplett analog und diskret ausgeführt. Eine Besonderheit ist hierbei, dass anstatt OpAmps Induktionsspulen verwendet werden. Genauso war es auch bei ganz alten Drum-Maschinen der Fall, da in den 1970er Jahren OpAmps noch sehr kostspielig waren. Durch diese Bauweise erscheinen Klänge mit hohem Obertongehalt als besonders ‘hell’, ohne dass dabei unbedingt höhere Frequenzen zum Einsatz kommen.

Filter

Bevor die Stimmen in den Effektprozessor geleitet werden, durchlaufen sie einen digitalen Filter. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten ‚zero-delay feedback SVF‘, welcher Low- und Highpass zur Verfügung stellt. Der Cutoff verfügt hier als einziger Parameter über einen besonders großen Drehregler, denn dieser verhält sich wie ein DJ-Filter und will schnell und oft bedient werden. In der 12-Uhr-Stellung ist der Filter in Neutralstellung und lässt die Drum-Sounds unverändert durch. Dreht man das Poti gegen den Uhrzeiger Sinn, so erhält man einen Lowpass Filter.
Anders herum agiert er als Highpass Filter. Die hier verwendete zero-delay feedback Programmierung ist eine relativ neue DSP-Herangehensweise um analoge Filter mit Algorithmen zu simulieren. Dieses wird durch ein kompliziertes mathematisches System verwirklicht, das in einem besonders hochwertigen Resonanzverhalten resultiert. Ich habe im Eurorack noch nie einen so gut klingenden digitalen Filter gehört und anfangs überhaupt nicht bemerkt, dass es sich hierbei um einen DSP-Filter handelt. Dieser klingt wirklich analog und reagiert auch bestens auf schnelle Steuerspannungen bis hin zu Audiogeschwindigkeit. Doch dazu später mehr.

Der DSP-Filter mit dem großen Cutoff-Poti funktioniert wie ein klassischer DJ-Filter. (Foto: Igor Sabara)

Effekte

Die integrierten acht Effekte werden mit zwei Potis und zwei Knöpfen bedient. Bei den Effekten erhält man eine Auswahl an zwei verschiedenen Bänken, die man durch ein Update in das Modul laden kann. Zum einen gibt es die sogenannte ‚Airways‘ Bank, welche Räume in verschiedenen Größen simuliert und aus sechs Reverbs, zwei Delays und einem Chorus besteht. Diese sind identisch mit den Airways-Effekten aus dem Shuttle-System.
Zum anderen hat es eine ganz neue Effektbank von Endorphin.es, die mit ‚Darkwaves‘ bezeichnet ist. Hierbei handelt es sich um Effekte, die speziell für Drums entwickelt wurden und diese spielen auch eine große Rolle im Gesamtklang des Blck_Noir. Diese Effekte klingen zum Teil auch ziemlich speziell und fügen sich gut in das Gesamtkonzept des Drum-Synthesizers ein. Die acht Effekte bestehen aus Gated Reverb, Spring Reverb, Ping-Pong Delay, Flanger, Ring Modulator, Overdrive, Compressor sowie einem kleinen Looper, der unter der Bezeichnung ‚Freezer‘ geführt wird.
Alle Effekte klingen anders als man es normalerweise gewohnt ist, und sind in dieser Art für dieses Modul einzigartig. Besonders interessant ist hier die Idee einen kleinen Looper als Effekt in einen Drum-Synthesizer zu integrieren. Mit einem der beiden Effekt-Potis steuert man das Dry/Wet-Verhalten, und mit dem anderen bedient man einen von zwei Parametern für jeden Effekt. Ein Knopf dient dabei zur Auswahl der Effekte und der Zweite löst zusätzlich, je nach Effekt, eine weitere Funktion aus.
Hier lässt sich z. B. das Delay per Tap-Tempo justieren, oder die virtuelle Feder des Spring-Reverbs anstoßen. Unter den fünf Lautstärkereglern für die einzelnen Kanäle bietet Blck_Noir fünf Kippschalter, mit denen man auswählen kann, welche Kanäle in die Effekte geschickt werden sollen. Das ermöglicht nicht nur eine größere Bandbreite an möglichen Klängen, da die Effekte sich somit nicht nur auf die komplette Summe auswirken, sondern ist auch besonders beim Live-Spielen von Vorteil. Hier helfen unterschiedliche Einstellungen für die Effekte, unter denen man z. B. aussuchen kann, ob sich diese auf den AUX-Eingang auswirken sollen oder nicht. Diese Einstellungen werden automatisch gespeichert.

Clock Eingang

Das Endorphin.es Blck_Noir verfügt über einen Clock-Eingang, der zwei Funktionen bietet. Für jede der sieben Stimmen dient ein weiß beleuchteter Drucktaster, mit welchem man jede Stimme manuell auslösen kann und somit die Drum-Sounds auch spielen kann, ohne diese mit einem externen Sequenzer triggern zu müssen. Steckt jedoch ein Kabel in einem der sieben Trigger-Eingänge, so löst ein Druck auf den entsprechenden Knopf einen Fill aus. Dieser Fill entspricht dann der eingehenden Clock. Auch das ist eine tolle Sache, denn auf diese Weise lassen sich sehr interessante und außergewöhnliche Fills und Rhythmen erzeugen. Des Weiteren verfügt das Blck_Noir über ein integriertes Sample & Hold, das auf das interne Rauschen normalisiert ist, und eine zufällige Steuerspannung erzeugt. Diese lässt sich ebenfalls in der Geschwindigkeit der eingehenden Clock verändern.

Das Blck_Noir ist hochwertig verarbeitet und macht auch bei Live-Einsätzen eine gute Figur. (Foto: Igor Sabara)

Parameter und Steuerspannungen

Außer den fünf Potis zur Einstellung der Kanal-Lautstärken, sind noch fünf weitere Potis vorhanden, um unterschiedliche Parameter zu beeinflussen. Kick Drum und Snare Drum verfügen über einen Decay-Regler, wobei die Snare einem Tom-Klang ähnelt, wenn das Decay komplett zugedreht ist und somit kein Rauschen erklingt. Ein weiteres Poti dient zur Einstellung der Resonanz des Filters und die letzten beiden Potis sind mit ‚Thrust‘ und ‚Spoiler‘ bezeichnet. Snare, Tamburin und Hi-Hats basieren auf weißem Rauschen und Metal Beat und Becken auf metallischem Rauschen.
Dreht man am Thrust-Poti, so wird das weiße Rauschen zum Metallischen überblendet und umgekehrt. Hier haben sich Endorphin.es ein interessantes Konzept ausgedacht, um viele Stimmen mit nur einem Parameter flexibel zu beeinflussen.
Auch diese Funktionsweise macht besonders beim Live-Spielen viel Sinn, denn so kann man schnell Einfluss auf das gesamte Klangbild nehmen, ohne das sich dabei einzelne Stimmen überlagern. Mit dem Spoiler-Poti erhält man die Möglichkeit, die Samplerate der verschiedenen Rausch-Typen zu reduzieren. Hier kann man in einem Bereich von 90 kHz bis herunter zu Knistern einstellen.
Alle Parameter sind auch per Steuerspannugen zu kontrollieren und so gibt es außer den sieben Trigger- und dem Clock-Eingang gleich 13 Eingänge für CV. Vorbildlich, denn so stehen eine Unmenge verschiedener Klänge und Rhythmen zur Verfügung, wenn viele CVs im Einsatz sind. Hier reagiert alles sehr schnell und präzise, die digitalen Parameter sind nahezu genauso schnell, wie die Analogen. Da man die Lautstärken auch per CV steuern kann, sind diese VCAs. Die VCAs sind analog ausgeführt und klingen ebenfalls sehr gut.
Zum Schluss hat es noch drei kleine Trim-Potis. Diese sind zwar von der Frontplatte zugängig, jedoch kaum mit den Fingern einzustellen. Hierzu benötigt man einen kleinen Schraubendreher, denn diese Trimmer bedienen Parameter, die nur selten gebraucht und vorsichtig justiert werden sollten. Hierbei handelt es sich um das Tuning der Kick- und Snare Drums sowie das Einstellen der Gain des Aux-Eingangs.

Mit nur wenigen klug gewählten Parametern lässt sich eine große Bandbreite an Klängen verwirklichen. (Foto: Igor Sabara)
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