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Eastwood Airline Link Wray Tribute Test

Die Eastwood Airline Link Wray Tribute ist eine Hommage an den amerikanischen Gitarristen Link Wray, der in den 50er Jahren den glattgebügelten Rock’n Roll von Elvis Presley und anderen mit rauen, damals ungehört verzerrten und teilweise ungestimmten Gitarrentönen konterkarierte. Er gilt als Erfinder des Powerchords und nicht wenige sehen in ihm den Urvater von Punk und Trash. Freunden des Kultfilms Pulp Fiction dürfte der Name Link Wray nicht gänzlich unbekannt sein, veredelte er doch mit seinem Hit Rumble aus dem Jahre 1958 den Soundtracks des Tarantino-Streifens. Damit war er neben Dick Dale nicht ganz unschuldig an der Renaissance der Surf-Musik durch die Tarantino-Soundtracks in den 90er Jahren.

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Der kanadische Hersteller Eastwood hat sich darauf spezialisiert, Gitarren in der amerikanischen Tradition der 50er und 60er Jahre wieder aufleben zu lassen, und das nicht nur optisch, sondern mit all den charakteristischen Sounds, die damals geboten waren. Da die Modelle in Korea oder China gefertigt werden, gehen sie allesamt zu sehr erfreulichen Kursen über die Ladentheke, auch die zum Test vorliegende Airline Link Wray-Gitarre, die Eastwood dem 2005 verstorbenen Gitarristen Link Wray widmet. Die Gitarre lehnt sich an die Supro Dual Tone an und enthält viele Elemente, die uns soundmäßig in das Amerika der 50er Jahre reisen lassen.

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Details

Korpus

Die Eastwood Link Wray erscheint mit einem relativ gerade ausgeschnittenen Cutaway, wogegen die Korpuskanten eine angenehme Abrundung erfahren haben. Der Korpus besteht aus Linde und verleiht der Gitarre dadurch einen sehr luftigen Natursound und mit 3,2 kg ein sehr komfortables Gewicht. Die Lackierung des Bodys ist Weiß, wobei der in London ansässige Grafiker Vince Ray sowohl Decke als auch Boden in Lowbrow-Popart veredelte, die zum Teil Link Wrays Songtitel beinhalten. Die Motive mögen zwar Geschmackssache sein, fügen sich für mein Empfinden jedoch nahtlos in das Gesamtbild und die Konzeption der Gitarre ein und wirken irgendwie authentisch. In der unteren Hälfte des Korpus sehen wir das ebenfalls schwarzweiß gehaltene Schlagbrett, das sich bis um den Halspickup windet. Unmittelbar unter dem Pickuprahmen erfährt das Pickguard eine Erhebung, die wohl eher optische als funktionale Bedeutung hat. Zwischen den Pickups sieht man den Schriftzug “Twin Tone”, was möglicherweise eine Anlehnung an das Dual-Tone-Modell von Supro sein soll, die für die Link Wray Pate stand.
Unterhalb des Halspickups wartet der Dreiweg-Pickupschalter und unterhalb des Stegpickups in einer horizontalen Reihe vier Potis, wobei neben dem letzten Poti die Eingangsbuchse senkrecht angebracht ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Fliegen kann man mit der Eastwood Airline (noch) nicht, aber den Sound der 50er aufleben lassen.

Die Saiten werden in das chromfarbene, trapezförmige Tailpiece gefädelt und laufen dann über eine Tune-o-Matic-Brücke. Gurtpins findet man an den für diese Korpusform üblichen Stellen, nämlich an der Zarge oberhalb des Halsansatzes und zusammen mit der Befestigung des Saitenhalters an der unteren Zarge.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein trapezförmiges Tailpiece, das mit zwei Schrauben an der Zarge befestigt ist, dient zur Saitenaufhängung.

Hals

Für den geschraubten und schwarz lackierten Hals kommt Ahorn zum Einsatz und ein geleimtes Palisandergriffbrett mit 20 Bünden ist mit quadratischen Perlmutteinlagen garniert, wobei der Hals-Korpusübergang am 14. Bund stattfindet. Das ist zwar etwas eher als z.B. bei Les Paul Modellen der Fall, ergibt aber aufgrund der geringeren Gesamtbundzahl Sinn. Die Mensur beträgt 628 mm und die Sattelbreite von 41,27 mm entspricht Standardabmessungen.
Die Kopfplatte hat eine sehr eigenwillige asymmetrische Form, die im Prinzip an eine spiegelverkehrte Variante des Supro-Headstocks erinnert. Die sechs Vintage-Klusonstyle-Mechaniken in Chrom sind in gewohnter 3 plus 3 Anordnung angebracht. Unmittelbar an den Kunststoffsattel anschließend ist ein dreieckiges Plättchen angeschraubt, das Zugang zum Halsstab gewährt. Von einer weißlackierten Umrahmung abgesehen ziert nur das “Vince Ray”-Logo die ansonsten schwarze Kopfplatte.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Eastwood Link Wray ist als Single-Cut Modell mit einem Cutaway ausgeführt.

Elektrik

Das Link Wray Modell ist mit zwei Dual Airline VVSC Singlecoils ausgestattet, die in schwarze Kunststoffrahmen eingefasst sind. Ihr lest richtig: Auch wenn die Pickupabdeckungen hier eher Humbucker vermuten lassen, handelt es sich um einen Look, der in den 50er und 60er Jahren – man denke an Supro oder Valco – sehr verbreitet war und trotz der Dimensionen lediglich Einspuler beheimateten.
Zum Anwählen der Tonabnehmer haben wir einen Dreiwegschalter zur Verfügung und die vier Potis erlauben Eingriffe in folgender Reihenfolge, ausgehend vom ersten Regler unterhalb des Steg-Pickups: Neck Volume, Neck Tone und Bridge Volume, Bridge Tone.
Für den traditionellen Look wurden keine gewöhnlichen Potiknöpfe verwendet, sondern eher solche, die man als Regler für Effektpedale kennt. Das gibt den Reglern einen sehr traditionellen Look, allerdings fällt auch der Abstand zwischen ihnen im Spielgefecht etwas eng aus und man muss schon sehr genau greifen, will man z.B. den Volume-Regler für den Stegpickup erreichen, ohne die anderen Potis zu verstellen. Ein rückseitiges Elektrikfach ist nicht vorgesehen, das heißt, sämtliche Buchsen, Potis und Kabel können lediglich über das Schlagbrett erreicht werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Als Klangübertrager dienen zwei Dual Airline VVSC Singlecoils,…

Zum Lieferumfang der Link Wray gehört ein Gitarrenkoffer mit einer braun-goldfarbenen Link-Wray-Grafik sowie ein drei Meter langes Kabel, das einen sehr preisgünstigen Eindruck hinterlässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein stabiler Rechteckkoffer und ein einfaches, drei Meter langes Gitarrenkabel gehören zum Lieferumfang.
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Praxis

Trocken angespielt wirkt die Gitarre sehr offen und knackig und offenbart für ein Modell dieser Preisklasse ein erstaunliches Schwingungsverhalten. Bei dem vorliegenden Testmodell war die Saitenlage zwar sehr komfortabel eingestellt, führte aber an einigen Stellen zu Schnarrgeräuschen, sodass ich dort etwas nach oben korrigieren musste. Möglicherweise hatte auch der Hals etwas nachgegeben, denn ein Blick auf die Halsneigung offenbarte eine kleine Wölbung auf Höhe des 12. Bundes im Bassbereich. Etwas, was nicht als Minuspunkt beanstandet werden soll, denn die Gitarre ist ansonsten tadellos verarbeitet, die Bunde sind perfekt abgerichtet und sie lässt sich bequem bespielen. Lediglich hinsichtlich der Oktavreinheit hätte man sich zumindest beim Testmodell bei g- und b-Saite etwas mehr Mühe geben können.

Für die Soundbeispiele kommt ein Marshall JTM 45 mit einem 4×12″ Greenback-Cabinet zum Einsatz, das mit einem SM57 abgenommen wird.
Zunächst hört ihr clean alle drei Pickup-Positionen. Die Singlecoils kommen sehr glasig und haben, wie für die Epoche üblich, keine sonderlich hohe Ausgangsleistung. Außerdem ist positiv zu vermerken, dass sie sich erfreulich nebengeräuscharm präsentieren. Die Gitarre offenbart einen sehr eigenwilligen Sound in allen drei Schalterstellungen, der mich fast an Gretsch-, bzw. Filtrertron-artige Gitarrenklänge erinnert und ohne Umwege sofort in die 50er Jahre führt. Der Halspickup ist trotz ähnlichem Saitenabstand deutlich lauter als der Stegpickup, was dieser jedoch durch wesentlich präsentere Höhen und Mitten ausgleichen kann.

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Clean: alle drei PU-Positionen

Auch funkige Sounds stehen der Eastwood gut zu Gesicht, auch wenn der Halspickup nicht ganz so “twangt”, wie man es beispielsweise von einer Telecaster gewohnt ist.

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Funky: Hals-PU

Nun wird es etwas crunchiger und ich wechsele zu einem Fender Tweed. Der Stegpickup liefert sehr überzeugende Ergebnisse und klingt durchsetzungsfähig. Auch wenn die Mittel- und Halspositionen ihren Charme haben, müsste man hier am Amp im Bassbereich ordentlich nachkorrigieren:

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Crunch: alle drei PU-Positionen
Die Eastwood Airline Link Wray ist eine Gitarre mit starkem Eigencharakter und authentischen 50er Jahre Surf und Rock’n Roll Sounds.
Die Eastwood Airline Link Wray ist eine Gitarre mit starkem Eigencharakter und authentischen 50er Jahre Surf und Rock’n Roll Sounds.

Die Link Wray ist definitiv nicht für HiGain-Sounds konzipiert, aber dennoch wollen wir testweise in etwas höhere Gaingefilde aufsteigen, wozu ein Marshall Plexi zum Einsatz kommt. Der Steg-Singlecoil ist sehr bissig und wird auch bei moderat hohen Gainsettings seinen Platz im Bandgefüge finden. Hier zeigt sich auch, dass die Abschirmung der Gitarre nicht zu hundertprozentiger Brummfreiheit führt, wenn man nicht in Kontakt mit Metallteilen des Instruments ist. Das Brummen fällt zwar nicht allzu sehr ins Gewicht und ließe sich in der leicht “trashigen” Tradition der Gitarre ansiedeln, sollte aber vermeidbar sein.

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High Gain: Steg-PU, Marshall Plexi

Wenn schon “surf”, dann richtig. Hier hört ihr ein typisches 50er Jahre Lick mit Slapback-Echo. Eindeutig liegt die Stärke der Eastwood in diesen Sound-Arealen, denn ohne groß am Amp herumschrauben zu müssen, ist der typische “Oldie-Rock´n Roll”-Sound da und ich bin erstaunt, wie authentisch die Link Wray sich schlägt!

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50’s Surf Sound

Hier eine Anlehnung an den Wray-Klassiker “Rumble”. Auch in diesem Tremolo/Echo-Setting klingt die Gitarre wesentlich größer, als sie eigentlich ist, was nicht zuletzt auch der sehr glücklichen Pickupwahl geschuldet ist:

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50’s Surf Sound mit Tremolo und Echo

Zum Abschluss hört ihr ein kleines Sololick. Dank der guten Saitenlage und des Halsprofils fällt das Solieren sehr leicht und die Link Wray lädt regelrecht zum Melodiespiel ein.

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Solo Lick
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Fazit

Die Eastwood Airline Link Wray ist eine Gitarre, die sich ganz in der Tradition von 50er Jahre Surf, Rock’n Roll und Trash versteht und all diese Sounds mit einer eindrucksvollen Authentizität abzurufen weiß. Auch Freunde von Dick Dale oder den Stray Cats dürften voll auf ihre Kosten kommen. Kleinere Makel wie die sehr eng platzierten Potis und ein leises Abschirmungsbrummen trüben den Gesamteindruck nur wenig und die etwas nachlässige Werkseinstellung (Oktavreinheit, Saitenlage) ist zwar nicht erfreulich, jedoch leicht selbst zu beheben.
Ansonsten gibt es an der Verarbeitung und der Ausstattung nichts zu mäkeln. Die Link Wray ist sicherlich kein Allrounder, sondern hat ihren festen Platz in den oben genannten Genres, wo sie einen authentischen Job erledigt, vor allem gemessen am niedrigen Preis. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • authentische Sounds
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • starker Eigencharakter
Contra
  • Werkseinstellungen optimierbar
  • leichtes Abschirmungsbrummen
  • Potis sehr eng platziert
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Eastwood Airline Link Wray Tribute Test
Für 649,00€ bei
Freunde von 50er Jahre Surf, Rock’n Roll, Dick Dale oder den Stray Cats dürften mit der Link Wray voll auf ihre Kosten kommen.
Freunde von 50er Jahre Surf, Rock’n Roll, Dick Dale oder den Stray Cats dürften mit der Link Wray voll auf ihre Kosten kommen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Eastwood
  • Modell: Link Wray Tribute
  • Baureihe: Airline
  • Korpus: Linde
  • Hals: geschraubter Ahornhals
  • Griffbrett: Palisandergriffbrett
  • Bünde: 20
  • Mensur: 628 mm
  • Sattelbreite: 41,27 mm
  • Brücke: Tune-O-Matic, Chrom-Trapez-Saitenhalter
  • Tonabnehmer: 2 Dual Airline VVSC Singlecoils
  • Potis: 2 Volume- und 2 Ton-Regler
  • Schalter: 3-Weg
  • Mechaniken: Vintage Kluson Style Mechaniken
  • Farbe: Custom Link Wray Artwork by Vince Ray
  • Zubehör: 3 m Klinkenkabel, Koffer mit Link-Wray-Grafik
  • Ladenpreis: 799,00 Euro (August 2017)
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Die Gitarre hat vom London Grafiker Vince Ray eine zum Konzept passende Lowbrow-Popart Lackierung erhalten.

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