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DW PDP Concept Classic 26 Rock Shellset Test

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Noch vor 20 Jahren sah die Schlagzeugwelt wie folgt aus: Sets unter 1500 D-Mark hatten metallene Bassdrum-Spannreifen, einfache Folien-Finishes und nur acht Spannschrauben auch an 22er Kickdrums. Schöne Lackierungen oder Naturholz-Oberflächen waren der Ober- und Highend-Klasse vorbehalten, und an mit Holzspannreifen ausgestatteten Toms konnte sich nur erfreuen, wer bereit war, in ein sündhaft teures Ayotte Schlagzeug zu investieren. Große Trommeln waren auch ziemlich out, die Szene feierte Fusion- und Studiodrummer wie Dave Weckl, deren Bassdrums meistens 20 Zoll groß waren, und Tom-Reihen durften gerne bei acht Zoll beginnen und bei 14 Zoll enden. Man kann also feststellen, daß unser Test-Kesselsatz einen ziemlichen Kontrast zu den damaligen Trends darstellt. Große Trommeln sind aber heutzutage wieder in, und Bassdrums werden wieder gerne in der klassischen 14 Zoll Länge gekauft.
Getreu dem Marketing-Grundsatz, dass man einen teuren Markennamen nicht mit günstigen Produkten verwässern soll, hat sich der amerikanische Edelhersteller Drum Workshop (DW) vor einigen Jahren entschieden, seine preiswerteren Produkte unter dem Namen PDP (pacific drums and percussion) unters trommelnde Volk zu bringen. Zunächst mit mäßigem Erfolg, denn die Verarbeitung löste nicht immer Begeisterungsstürme aus. In den letzten Jahren hat sich die Marke jedoch mit qualitativ angemessenen Instrumenten etabliert, die sich auch im Ausstattungsbereich sehen lassen können. Und tatsächlich: Holzspannreifen auf den Toms gibt es in der Preisklasse momentan nur in der Concept Classic Serie von PDP. Ob für dieses – normalerweise sehr teure – Feature bezüglich der Gesamtqualität Abstriche gemacht werden mussten, haben wir im Test heraus gefunden. 

Details

Ein erdiges Erscheinungsbild trifft auf gute Verarbeitung

Bevor ihr euch wundert: ein Set, wie es zum Test kam und entsprechend auf den Fotos verewigt wurde, gibt es in der Form nicht zu kaufen, denn die Bi-Color-Optik ist das Ergebnis einer kleinen Tauschaktion im Lager des deutschen PDP Vertriebs GEWA. Immerhin seht ihr auf diese Weise gleich beide verfügbaren Finishes und wie sie im direkten Vergleich daher kommen.
Drei Set-Konfigurationen gibt es momentan innerhalb der PDP Concept Classic Reihe, wobei alle Varianten aus dreiteiligen Kesselsätzen mit jeweils einem 13×9 Zoll Tom ohne Aufhängung sowie einem 16×16 Zoll Floortom bestehen. Nur im Hinblick auf die Bassdrum-Größe gibt es Unterschiede. Zwischen 22X14, 24×14 oder  – wie bei unserem Testset – 26×14 Zoll großen Trommeln darf hier gewählt werden, und ein kleines, per Klettband fixierbares Dämpfkissen gehört jeweils zum Lieferumfang. Zwei matte Finish-Optionen sind verfügbar, beim hellen Natural sind die Spannreifen in dunklem Walnut Stain gebeizt, umgekehrt besitzen Sets in der Walnut Stain Farbe die hellen Natural Spannreifen. Dies ergibt einen recht retro-artigen Charme, der mir in seiner Erdigkeit durchaus gut gefällt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Holzreifen werden von Blechklauen flankiert.

Die Kessel sind nicht „Classic“, sondern modern konstruiert

Die Vorfreude auf den Praxisteil zieht sich doch etwas länger hin als erwartet, denn tiefe Macken im Karton mit den Toms darin lassen Schlimmes vermuten. Und tatsächlich, das 16er Tom hat es während des Transports erwischt, Spannreifen- und Kesselbruch machen ein Austauschmodell erforderlich. Hier sollte PDP bei der Verpackung nachbessern, schließlich schützen Holzreifen den Kessel deutlich schlechter gegen Schläge als die regulären Metallversionen. 
Davon abgesehen, erblickt das Testerauge gut verarbeitete Holz- und Metallteile. Aus sieben Lagen sauber verleimten Ahorns bestehen sowohl alle Kessel als auch die Spannreifen unserer Testtrommeln. Dünne fünf Millimeter Kesselstärke messe ich bei den Toms, bei der 26er Bassdrum sind es sechs. Ob es sich um amerikanisches oder chinesisches Ahornholz handelt, kann nicht zweifelsfrei festgestellt werden, PDP hält sich hier bedeckt. Spezielle, verrundete Retro-Gratungen suche ich vergebens, PDP setzt bei allen Trommeln im Testset auf den Standard-Gegenschnitt von 45 Grad. Innen sind die Kessel unbehandelt, die matte Außenlackierung sieht gut aus, mit Highend-Qualität haben wir es hier aber nicht zu tun – was bei dem Preis aber auch nicht erwartet werden kann. Alle Spannreifen werden von – bei Toms und Bassdrum identisch dimensionierten –  Blechklauen gehalten, welche auf der Innenseite mit schwarzem Filz beklebt sind. Dies ist teilweise etwas schief ausgeführt worden, weshalb sich einige der Metallhaken recht deutlich ins Holz der Spannreifen eingedrückt haben. Hier wäre mehr Sorgfalt angebracht. Nichts zu meckern gibt es bezüglich der Bearbeitung der Metallteile. Die Dual Turret genannten PDP Böckchen erstrahlen in gleichmäßig aufgetragener Verchromung, und die Stimmschrauben laufen in den DW-eigenen True Pitch Gewindehülsen, welche hier aus Alu bestehen. Dass man auf Plastikunterlegscheiben verzichten muss, ist nicht weiter tragisch, aber dass an der Bassdrum teilweise sogar die Metallversionen fehlen, zeugt von Nachlässigkeit bei der Endkontrolle.

Fotostrecke: 4 Bilder Moderne Hardware bei den Bassdrum-Füßen…

Gute Standardware stellen die ausziehbaren und auf Gummi umstellbaren Bassdrum-Füße dar, und auch die modernen Klemmen zur Arretierung der Floortom-Beine versprechen schnelle und zuverlässige Handhabung. Alle Hardware-Teile sind gummiunterlegt am Kessel verschraubt. Sind die Kessel an sich von moderner Bauart, sollen die Werksfelle der Bezeichnung „Classic“ im Produktnamen offenbar eher gerecht werden. Auf den Schlagseiten der Toms sind beschichtete Pinstripe-Kopien aus chinesischer Remo-Produktion montiert, als Resonanzfelle gibt es entsprechende Ambassador-Pendants, ebenfalls weiß-aufgerauht. Auch in die Bassdrum kann man nicht hineingucken, hier kommen die Felle ebenfalls von Remo. Es handelt sich dabei um beschichtete Powerstroke 3 Typen (einlagig, mit eingearbeitetem Dämpfring), diesmal aus der UT Serie, made in Taiwan. 

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Praxis

Das Concept Classic Kit klingt weich, aber definiert

In zwei großen Kartons wird der Kesselsatz geliefert. Während die Toms bereits spielfertig zusammen gebaut sind, müssen bei der Bassdrum noch die Felle aufgezogen werden. Das geht schnell vonstatten, allerdings könnten die Stimmschrauben etwas weicher in den Aluminiumhülsen der Böckchen laufen. Hier machen sich die fehlenden Plastikunterlegscheiben bemerkbar. Zudem fällt mir auf, daß die Holzspannreifen dazu verleiten, die Felle weniger stark anzuziehen als man es bei normalen Metallreifen machen würde. Ein Problem ist das nicht, erfordert aber eine kurze Umgewöhnung. Davon abgesehen, kann ich dem Testkit eine problemlose Handhabung bescheinigen. Nachdem ich das 13er Tom standesgemäß auf einem Snare-Stativ platziert habe, kann es direkt mit der Begutachtung der klanglichen Qualitäten losgehen. Alle Soundfiles nehme ich mit den ungedämpften Werksfellen sowie einer geschlossenen Bassdrum unter Verwendung des mitgelieferten Dämpfkissens auf. Bezüglich der Fußtechnik achte ich darauf, den Beater nach jedem Schlag vom Fell zurück zu nehmen. Als Snaredrum kommt ein Yamaha Manu Katche 14×5,5 Messing Modell zum Einsatz.

Bereit zum Rocken!
Bereit zum Rocken!

Tiefe Stimmung

In den ersten drei Soundfiles hört ihr das Kit zunächst in einer sehr tiefen Stimmung, alle Felle sind nur wenig angezogen. Mir gefällt sofort der volle Ton des Floortoms, viele Modelle erzeugen in diesen Registern nur noch einen bassigen Knall. Hier helfen die beschichteten Felle, aber auch die hölzernen Spannreifen nehmen offensichtlich Schärfe aus dem Gesamtsound und lassen den dünnen Kessel gleichzeitig atmen. Rund und schmatzig kommt die Bassdrum daher, angenehm ist auch das Spielgefühl. Trotz geschlossenen Resofells läßt sie sich gut kontrollieren. Wer gewohnheitsmäßig den Beater im Fell vergräbt, sollte trotzdem überlegen, ob nicht zumindest eine kleine Ventilationsöffnung ins Resonanzfell geschnitten werden sollte. Weniger gut gefällt mir das 13er Tom, woran offenbar die Montage auf dem Snare-Ständer schuld ist. Wie sich herausstellt, leidet hier besonders die tiefe Stimmung, in der große Teile des Sustains und damit auch der gesamten Klangfülle direkt in den Boden geleitet werden. Dass die Trommel mehr Potenzial hat, zeigt sich daran, dass sie, wenn man sie in der Hand hält und anschlägt, einen schönen, weichen Ton entfaltet. Schärfe und einen knalligen Attack sucht man auch hier vergebens. Im dritten Soundbeispiel hört ihr jedoch, dass auch bei schnellen Schlagfolgen die Definition nicht leidet. Sie ist schmatzig-trocken, dabei aber nicht matschig

Audio Samples
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Tiefe Stimmung – Einzeln Tiefe Stimmung – Groove Tiefe Stimmung – Fast Fill

Mittlere Stimmung

Weiter geht es mit einer mittleren Stimmung. Auch hier bleibt der insgesamt weiche Ton erhalten, und die Toms wirken schön fett. Obwohl die sehr tiefe Stimmung zuvor gut funktionierte, merkt man, dass das Concept Classic Set sich in etwas höherer Stimmung wohler fühlt. Die Bassdrum verliert etwas Low End, bekommt aber diese schönen, konkreten Mitten, die sich hervorragend aufnehmen lassen und tatsächlich Erinnerungen an viele Rock-Klassiker wecken. Zu bedenken gebe ich allerdings, dass eine Bassdrum mit diesen Maßen insgesamt von einer Spielweise profitiert, bei der der Beater nach dem Anschlag aus dem Fell genommen wird. Dann fängt sie an zu atmen und entfaltet ihr ganzes Potenzial.

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Mittlere Stimmung – Solo Mittlere Stimmung – Groove Mittlere Stimmung – Tom Groove

Höhere Stimmung

Ein insbesondere beim 13er Tom verlängertes Sustain erklingt, wenn man das Kit noch einmal deutlich höher stimmt. Das ist nicht unbedingt jedermanns Sache, trotzdem finde ich bemerkenswert, wie gut die Concept Classic Trommeln in diesen Bereichen tönen. Das Kit fängt an, angenehm holzig zu „summen“, die Bassdrum schmatzt voll, aber kontrolliert. Wer maximalen Bass sucht, ist mit diesem Tuning sicherlich nicht perfekt bedient, besonders kräftig spielende Trommler sollten sich aber ruhig ins Gedächtnis rufen, daß der legendäre Herr Bonham seine großen Trommeln auch sehr hoch gestimmt hat. Ich selbst kann der Verlockung nicht widerstehen und bastele mir ein Recording-Setup, das jenem ähnelt, welches Led Zeppelin Tonmann Andy Johns verwendet hat, um den Song „When the levee breaks“ aufzunehmen. Die Zutaten: ein Set mit fetten Größen (hier das PDP Concept Classic 26), eine hohe Stimmung, ein halliger Raum (hier ein Flur, der an mein Drumstudio angrenzt) und wenige Mikrofone (bei mir zwei Bändchen-Mikros als Overheads sowie ein Bändchen-Mikro auf dem besagten Flur). Dazu ordentlich reinhauen und etwas Kompression. Fertig ist das dritte Klangbeispiel im Bonham-Stil. 

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Höhere Stimmung – Einzeln Höhere Stimmung – Groove Höhere Stimmung – Bonham
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Fazit

Das PDP Concept Classic Shellset mit der 26er Bassdrum ist sicherlich kein Allround Kit. Für Trommler, die den fetten, großen Holzsound mögen, der durchaus ein bisschen Platz braucht, hat der DW-Ableger aber ein ziemlich schwer zu toppendes Angebot am Start, zumal es aktuell sonst nirgendwo Holzspannreifen an den Toms zum Preis von knapp über 1000 Euro gibt. Auch ohne USA Markenfelle klingen die Toms voll und warm, und die kurze Bassdrum schmatzt, dass es eine Freude ist. Nicht so schön (aber leicht zu beheben) ist die labile Verpackung, die dazu führen kann, daß das heiß ersehnte Kit umgehend wieder retour gehen muss. Verbesserungsfähig ist auch die Passgenauigkeit der schützenden Filz-Inlays an den Spannklauen sowie die Tatsache, dass der Stimmprozess etwas hakelig vonstatten geht. Hier würden Plastikunterlegscheiben Wunder wirken. Insgesamt kann ich trotzdem eine klare Antestempfehlung aussprechen, dieses Schlagzeug kann was, und wem die große Bassdrum zu massiv ist, der wird vielleicht bei den Konfigurationen mit 24 oder 22 Zoll großer Kick fündig.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • fetter und warmer Ton der Toms
  • wuchtiger, aber sehr musikalischer Bassdrum-Sound
  • gute Gesamtverarbeitung
Contra
  • teils fehlende Unterlegscheiben an den Stimmschrauben
  • Stimmvorgang gestaltet sich etwas hakelig
  • Filz-Inlays der Spannklauen sind teilweise schief eingeklebt und daher wirkungslos
Artikelbild
DW PDP Concept Classic 26 Rock Shellset Test
Für 1.449,00€ bei
Yin und Yang: Diese Farbkombination gibt es regulär nicht zu kaufen.
Yin und Yang: Diese Farbkombination gibt es regulär nicht zu kaufen.
Technische Spezifikationen
  • Bezeichnung: DW PDP Concept Classic 26 Shellset
  • Größen: 26×14 Bassdrum, 13×9 Tom, 16×16 Floortom
  • Kessel: Siebenlagige Ahorn Kessel, 5 Millimeter Kesselstärke bei den Toms, 6 Millimeter bei der Bassdrum
  • Spannreifen: Holzspannreifen auf Bassdrum und Toms
  • Böckchen: „Dual Turret“ Einzelböckchen
  • Felle: Bassdrum: Remo UT Powerstroke Felle, made in Taiwan, Toms Schlagfelle: Remo China coated Pinstripes, Toms Resonanzfelle: Remo China Ambassador coated
  • Finish des Testsets: Bassdrum: Natural mit Walnut Stain Spannreifen. Toms: Walnut Stain mit Natural Spannreifen
  • Hardware: verchromt
  • Zubehör: Bassdrum-Kissen
  • Herkunftsland: China
  • Preis: 1350,00 EUR (UVP)
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