Destroy FX und die Plattform Smartelectronix sind in Sachen Freeware Glitch FX eine wahre Schatzkammer: Hier gibt es nur Gutes und davon auch noch reichlich; Buffer Override, Transverb und RezSynth beispielsweise. Heute möchte ich aber einmal näher auf meinen persönlichen Favoriten Scrubby eingehen, ein PlugIn aus dem Jahre 2002 (!)
LiveCut, SupaTrigga und KTGranular sind PlugIns, die vielleicht noch viel krasser zu Werke gehen, aber mir gefällt an Scrubby besonders, dass man neben Abgedrehtem auch gut rhythmisch und tonal Passendes erzeugen kann! Die Modi Sync und Pitch machen es möglich.
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Details:
Funktionsweise Scrubby verarbeitet Audiomaterial, indem es Sequenzen in seinen Arbeitsspeicher lädt und sie schneller oder langsamer wieder abspielt. Es werden Slices herausgepickt und zeitverzögert und gepitcht wieder abgespielt. Mit dem Parameter Seek Rate wählt man aus, in welchen zeitlichen Abständen Scrubby seinen Speicher mit eben diesen Slices befüllt. Dies kann entweder in einem frei gewählten Tempo oder im Sync zum Hosttempo geschehen. Mit den Parametern Duration und Range beeinflusst man das Abspieltempo der Sequenzen. Kleine Werte führen zur Wiedergabe mit hohem Tempo und hohem Pitch und umgekehrt.
Grundsätzlich unterscheidet Scrubby zwischen zwei Betriebsmodi: DJ und Robot. Der DJ-Mode erzeugt bei kurzen Werten so etwas Ähnliches wie Vinyl Scratch Sounds, bei längeren Werten eher die Klänge eines ständig langsam oder schneller werdenden Plattenspielers. Der Robot Mode liefert im Gegenzug dazu mehr Künstliches. Er verfügt außerdem über die Option Pitch, mit der man das Pitchtuning in Bezug zu Tönen setzen kann, die man auf einem MIDI-Keyboard spielt oder auch per Maus im Tastenfenster der grafischen Oberfläche eingibt.
Aktiviert man „Freeze“, erneuert Scrubby seinen Speicherinhalt nicht mehr, sondern greift nur noch auf das zurück, was zu diesem Zeitpunkt im Buffer ist. Das eignet sich gut für statische Klänge und elektronische Kunstmusik. Im „Split Mode“ arbeitet Scrubby wie ein Duo-Prozessor und generiert zwei unabhängige (aber doch immer recht ähnliche) Signale, die auf einer Stereospur jeweils links und rechts ausgegeben werden. Split eignet sich gut für Komplexeres, der Link-Modus ist mehr für die geradlinige Klangvorstellung prädestiniert. Schön ist auch, dass der Workflow mit MIDI-Learn unterstützt wird!
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Praxis:
So viel Theorie soll reichen, alles Weitere versteht man besser, wenn man Scrubby sieht und hört.
Das macht Spaß und man driftet schnell in andere Sphären ab! Um am Ende des Tages dann aber doch seinen Song fertigzubekommen, empfiehlt sich bei Experimenten mit freiem Tempo folgende Arbeitsweise: Ein paar Loops oder Spuren mit Scrubby verwursten und aufnehmen, um sich dann in einem zweiten Schritt aus den Audiofiles die besten Stücke herauszupicken und diese im Arrangement neu anzuordnen.
Abgefahrenes und Unberechenbares ist aber nur eine Stärke von Scrubby, denn auch Timingfestes und tonal Passendes gelingt mit diesem PlugIn dank Sync- und Pitch-Mode. Wer passende Rhythmen erstellen will, sollte die Parameter Duration und Range immer auf kleinere Werte stellen, bei Seek Rate eigenen sich 1 bis 4 Cycles/Beat dafür recht gut.
Noch ein Nachwort: Mit herkömmlichen Software-Samplern lässt sich im Übrigen Ähnliches herstellen wie das, was Scrubby, LiveCut & Co so ausspucken. Man muss nur etwas kreativ werden mit Pitch-Modulationen, Reverse-Modes und eventuell nachgeschalteten Filtern, Delays, Reverse Delays/Reverbs und Bitcrush-Verzerrern. Auch extremes Timestretching von Audiospuren sorgt in der Regel für herrliche Artefakte. Und niemals vergessen: Auch MIDI-Spuren kann man timestretchen!
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Fazit:
Ganz generell ist Scrubby mehr als ein freigeistiges Random- und Spaß-Tool zu verstehen, das nach wenigen Mausklicks Lustiges, Abgedrehtes und Unberechenbares von sich gibt. Man kann damit aber auch dank Pitch- und Sync-Mode rhythmisch und tonal passende Effekte hinbekommen. Besonders perkussive Klicker-Klacker-Beats mit hohem Pitch sind eine Spezialität dieses PlugIns. Auch gefallen mir die geräuschigen Bit-Schnipsel-Schwärme gut, die Scrubby ausschüttet, wenn man mit den Parametern in die Extreme geht!
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
Stabile, gut funktionierende Software
Rhythmisch und tonal passende Effekte möglich
Hoher Spaß- und Überraschungsfaktor
MIDI Learn
Contra
In Sachen “Intuitive Bedienung” wäre noch Luft nach oben
Seit 2002 keine Produktupdates mehr
Destroy FX Scrubby 1.0 Test
Features:
Liegt als kostenloses VST für Mac&Win und als AU (UB) für Mac vor
Wem Scrubby gefällt, sollte sich unbedingt auch diese Freeware PlugIns anschauen: LiveCut , SupaTrigga, KTGranular
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