Die Dean Deceiver (auf Deutsch: Betrüger) hat ihren Namen vielleicht daher, dass sie auf den ersten Blick nicht unbedingt ins typische Dean-Raster passt. Im Gegensatz zu den sonst hinlänglich bekannten Metal-Äxten aus der amerikanischen Traditionsschmiede kommt hier ein Instrument mit schlichter Eleganz, verspielter Weiblichkeit und ergonomischer Passform ins Haus.
Einziges wirklich typisches Dean-Merkmal ist die auffällig designte Kopfplattensilhouette – und natürlich das dazugehörige Dean-Logo. Die Zielgruppe der mit aktiven Pickups bestückten Lady ist aber dennoch die altbewährte, laut rockende Fraktion. Und ein wenig Abwechslung um den Hals schadet der Inspiration bekanntlich nie.
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DETAILS
Konstruktion:
Zuerst einmal fällt auf, dass die Deceiver, verglichen mit den üppigen Dean V-Modellen, ein echtes Leichtgewicht ist – nur knappe 3,2 Kilo bringt sie auf die Waage. Der aus Mahagoni geformte Body im typischen Les Paul-Shape ist am Cutaway wunderschön geschwungen konturiert und in ein fünflagiges, cremefarbenes Binding eingefasst. Eine ergonomische Fräsung auf der Rückseite erhöht den Kuschelfaktor. Die gesamte Hardware, inklusive Schräubchen und Gurtpins, präsentiert sich passend zum Black Satin Finish in edlem Gold. Die Saiten werden durch eine String-through-Body-Konstruktion auf die Tune-o-Matic Bridge geführt, was durch die kurvenförmige Anordnung der ebenfalls goldenen Führungshülsen sehr elegant aussieht. Das bürgt auch für genügend Spannung, sodass die Saiten fest und sicher auf den sechs Reitern sitzen und für eine gute Intonation und ein langes Sustain gesorgt ist.
Was die Elektronik angeht, hat man der Deceiver eine aktive Ausstattung spendiert. Am Hals rockt ein EMG 85 Pickup mit Alnico-, am Steg ein EMG 81 Pickup mit Keramik-Magnet. Die aktive Elektronik wird durch eine 9V-Blockbatterie mit dem nötigen Strom versorgt, die man bei Bedarf auf der Korpusrückseite erreicht. Ein Wechsel ist schnell und einfach mit drei Handgriffen erledigt und laut Herstellerangaben auch erst nach etwa 3000 Stunden Betriebsdauer notwendig. Die Pickups sind jeweils in einen schwarzen Einbaurahmen eingefasst, der mit goldfarbenen Schrauben am Korpus befestigt ist. Geschaltet werden sie über einen Dreiwege-Toggle-Switch, der in angestammter LP-Position auf Zugriff wartet. Die Regelmöglichkeiten der beiden Pickups beschränken sich auf Master-Volume und Master-Tone – mit güldenen Potiknöpfen, versteht sich.
Hals: Die Deceiver gehört in die Riege der 24-bündigen Gitarren mit 628mm Mensur und einem Tonumfang von zwei Oktaven pro Saite. Die Bünde sind in Medium-Jumbo-Size ausgeführt und exakt und sauber abgerichtet, geschliffen und poliert. Platz finden sie auf einem Ebenholzgriffbrett, das mit schicken, geschwungenen Perlmutt-Inlays verziert ist. Der Hals ist wie der Korpus aus Mahagoni gefertigt und darf ein D-Profil sein Eigen nennen. Als schmal kann man ihn nicht unbedingt bezeichnen, denn die Halsbreite liegt im ersten Bund bei 43,6mm und im 12. Bund bei 52,8mm, was bei E-Gitarrenhälsen schon eher in die Kategorie „breit“ fällt. In Höhe des 17. Bundes ist das gute Stück dann mit dem Korpus verleimt. Die Leimstelle ist flach an das geschwungene Profil des Korpus angeglichen, das den Bedienkomfort in hohen Lagen durch seinen sanften Übergang unterstützt.
Betrachtet man die gegenüberliegende Seite des Halses, findet man hinter dem perfekt gearbeiteten Kunststoffsattel die leicht nach hinten abgewinkelte Kopfplatte, mit typisch verschnörkelter Silhouette und dem geflügelten Dean-Schriftzug. Passend zur feinen Eleganz des Instrumentes fällt diese Form aber lange nicht so überdimensional aus wie das bekannte Kopfplatten-V vieler anderer Deans. Der Zugang zur Halsstellschraube befindet sich unter einer aufgeschraubten Plastikglocke, die den Deceiver-Schriftzug trägt. Goldene Grover-Mechaniken sorgen für die richtige Stimmung, und das gleichermaßen präzise, leichtläufig und zuverlässig.
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PRAXIS
Wie bereits erwähnt, kann man den Tragekomfort wegen des geringen Gewichtes und der ergonomischen Konturierung generell als hoch einstufen. Allerdings macht sich eine kleine Kopflastigkeit bemerkbar, sodass ein minimales Gegenlenken im stehenden Spiel nicht zu vermeiden ist. Da aber nicht allzu viel Kraft aufgewendet werden muss, ist das durchaus tragbar –im wahrsten Sinne des Wortes.
Im unverstärkten Spiel zeichnet sich die Gitarre durch eine sehr schnelle Ansprache und spürbar mitschwingendes Hals- und Korpusholz aus. Der Ton klingt geradlinig und lange nach, was ein solides Sustain verspricht und den EMGs in die Karten spielt, die für ihre klare und saubere Klangwiedergabe bekannt sind.
Folgerichtig kommt der Cleansound des 85er Hals-Pickups warm, voluminös und absolut Hi-Fi-mäßig aus den Speakern. Er zeigt also alle Qualitäten, die man vom Zugpferd der EMG-Schmiede erwartet. Nicht nur Lukather, Hammett und Co. setzen auf diesen für glasklare Präsenz bekannten Vertreter – grundsätzlich kommen alle Gitarristen, die auf eine satte, saubere und klare Tonentfaltung stehen, hier voll auf ihre Kosten.
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Neck-Pickup – Clean
Auch der Solo-Sound dieses Pickups ist sehr sauber, schmatzt aber dennoch schön und bietet alles, was für ein bluesig angehauchtes Solo wichtig ist. Der Sound kommt recht glockig, hohl und mit ordentlich Punch. Natürlich fehlt die gewisse Portion Dreck, aber wenn man die möchte, sollte man grundsätzlich lieber auf passive Triebwerke setzen.
Das Gleiche gilt für die verzerrte Akkordwiedergabe. Auch sie ist sauber, kräftig und untenrum großzügig mit bassiger Power versehen.
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Neck-Pickup – Drive
Am Steg lauert der EMG81, und der ist laut und bestens geeignet für attackreiche und drückende Rhythmusarbeit und fein gezeichnetes, aber durchaus aggressives Solospiel. Seine Qualitäten liegen definitiv in der unglaublich schnellen Ansprache und dem nicht enden wollenden Sustain. Zwar ist der Ton gerade obenrum recht bissig, aber keinesfalls nörgelig oder ohrenbetäubend. Und da auch die Dynamik stimmt, feuert er bis in die höchsten Lagen mit der gleichen unersättlichen Power aus allen Rohren.
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Bridge-Pickup – RiffBridge-Pickup – Solo
Im cleanen Sektor liegen seine Stärken im Arpeggiospiel. Bei kräftig gestrichenen Chords wird es schnell knallhart. Diese Spielart sollte man lieber dem Hals-PU oder der Mittelposition überlassen.
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Bridge-Pickup – Arps
Letztere vereint die Stärken der beiden Triebwerke zu einer äußerst ausgewogenen Klangstruktur. Die Bässe vom 85er und der präsente Höhenanteil des 81ers, gepaart mit Reinheit und Eleganz, sorgen für einen gut klingenden Mix beider Extreme. Gerade die begleitende Akkordarbeit wird in diesem Setting hervorragend bedient.
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Middle – Chords
Beide Pickups arbeiten extrem nebengeräuscharm und geben ein insgesamt kristallklares, warmes, geradliniges und kraftvolles Bild ab – die Vorlieben eingefleischter Hardrocker und Metaller werden ohne Abstriche befriedigt. Gerade, wenn es lautstärkemäßig in das letzte Drittel der Röhrensättigung des Amps geht, machen die Pickups richtig Dampf. Und dank des aufgeräumten Klangbildes braucht man sich auch im extremen Hi-Gain keine Sorgen um die Transparenz zu machen. Die steht – auch dann, wenn man in Drop D oder tiefer rockt.
Was ich bis dato noch gar nicht erwähnt habe, ist das komfortable Spielgefühl. Die Saitenlage ist ab Werk gleichmäßig flach eingestellt und lässt sich, dank der sauber und glatt aufgetragenen Halslackierung, auch mit Schwitzehändchen perfekt genießen. Der großzügige Cutaway gewährleistet einen ungehinderten Zugriff auf die hohen Lagen und die sauber geschliffenen Medium-Jumbo-Bünde unterstützen flinkes Gleiten über das sportlich geformte Griffbrett.
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FAZIT
Eleganz muss sich nicht immer in Zurückhaltung ausdrücken. Dieses wirklich feine und grazil wirkende Solidbody-Instrument koreanischer Herkunft hat ordentlich was unter der Haube und glänzt dabei durch eine hohe Verarbeitungs- und Soundqualität. Das verwendete Black Satin Finish unterstreicht den eleganten Eindruck. Die eingebauten EMGs arbeiten zuverlässig und ebenso sauber wie kraftvoll. Die Klangwiedergabe ist ähnlich edel wie das Erscheinungsbild und wird nicht nur Metaller begeistern. Sahnemäßig ist auch die Bespielbarkeit des gesamten Griffbretts. Kurzum: Mit der Deceiver präsentiert Dean ein Instrument für die härtere Gangart, das mit einem durchdachten Konzept und einem sensationellen Preis-Leistungsverhältnis aufwarten kann. So fällt der „Betrug“ diesmal ganz klar zugunsten des Käufers aus.
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