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Danelectro Wild Thing Baritone Test

Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich in meinem Leben schon einige Baritongitarren in den Händen gehalten habe, aber die Wild Thing von Danelectro ist mit Abstand die eigenständigste von ihnen. Die Ende der 40er Jahre in den USA gegründete Firma mit der wechselvollen Geschichte schwimmt zurzeit wieder auf einer Erfolgswelle und die puristischen Instrumente im Stil der 50er und 60er sind allgegenwärtig.

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Auch unsere Testkandidatin gehört zu einem Genre, das irgendwo zwischen Gitarre und Bass zu Hause ist, und immer mehr Liebhaber findet – nicht nur bei Metallern! Aber wie steht es um die Alltagstauglichkeit der Danelectro Wild Thing Baritone jenseits von Vintage-Optik und coolem Auftritt?

DETAILS

Für mich sind Danelectros wie Oldtimer. ABS? Wischsensor? Anti-Schlupf-Regelung? Fehlanzeige. Genauso verhält es sich hier. Verschiebbare High-Tech Reiterchen? Bei Vollmond geschnittenes Holz der südostasiatischen Sumpfriesenhimbeere? Lasergebackene High-End-Mechaniken? Ganz sicher nicht! Stattdessen ein Sperrholzrahmen, auf den Masolite-Platten (ja, ähnlich der Küchenschrank-Rückwand …) geklebt und mit zwei Single-Coils in Lippenstift-Hülsen ausgestattet werden. Eigentlich ist es tatsächlich nicht viel mehr. Nathan Daniel, der Erfinder und Gründer von Danelectro, hatte sich zum Ziel gesetzt, eine möglichst hochwertige Gitarre zu einem möglichst niedrigen Preis zu fertigen.

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Basis seiner Produkte wurde ein Sperrholzrahmen mit einer Querstrebe und aufgeleimten Masolite-Platten. Somit handelt es sich bei den Instrumenten von Danelectro um eine Art Semi-Akustik-E-Gitarre, da die Hohlräume beibehalten werden. Auf dem eigenständig geformten, schwarz lackierten Korpus findet sich ein mit fünf Schrauben fixiertes weißes Schlagbrett mit zwei Doppel-Potis, die pro Pickup für die Lautstärke und Höhenabsenkung zuständig sind. Der untere, schwarze Ring regelt die Lautstärke, der weiße den Klang. Als Tonwandler kommen – wie fast immer bei Danelectro – zwei schräg eingesetzte Lipstick-Pickups zum Einsatz. Um deren Höhe zu verändern, muss die Gitarre umgedreht werden, da die Tonabnehmer von hinten verschraubt sind.

Die Brücke ist verchromt und mit drei Schrauben auf dem Korpus fixiert, wobei die Saiten über einen Steg aus Palisander geführt werden. Als einzige Einstellungsmöglichkeit zur Bund- und/oder Oktavreinheit dient die hintere Schraube. Obwohl die Möglichkeiten recht rudimentär sind, ist die Einstellung erstaunlich gut. Vor den beiden Potis sitzt der obligatorische Dreiwegschalter, der dem Umschalten der Tonabnehmer dient. Folgende Positionen sind möglich:
Position 1: Steg
Position 2: Steg und Hals seriell
Position 3: Hals.
Gurtpins und Aluminiumsattel sind endlich mit der Gitarre verschraubt. Das war nicht immer so! Apropos Aluminiumsattel, der ist nicht ganz unwichtig für den typischen Danelectro Sound, wie wir später noch hören werden. Die gesamte Zarge ist mit einer creme-weißen Kunststoff-Folie mit Ostrich-Pattern beklebt. Auf der Rückseite befinden sich, wie bereits erwähnt, die vier Schrauben, die zur Pickup-Justage dienen und die vier, die der Halsbefestigung dienen. Letzterer besteht aus Ahorn mit einem Griffbrett aus Palisander und mit 24 Bünden.

Der Fret-Job ist tadellos ausgeführt und die Gitarre bietet freien Zugang bis in die höchsten Lagen. Mit einer Mensur von 730 mm besitzt sie für Baritongitarren durchschnittliche Maße. Auf der Kopfplatte, die auf den Namen Coke Bottle hört, befinden sich sechs Kluson Style Mechaniken, die solide ihre Arbeit verrichten. Leider saß die Einschlaghülse einer Mechanik auf der Oberseite nicht richtig, aber das ließ sich mit einem kleinen Druck recht einfach wieder richten. Die Kopfplatte wie auch die Halsrückseite sind ebenfalls schwarz lackiert. Der Lack erweist sich aber als nicht besonders kratzfest, daher sollte der geneigte Musiker etwas achtsamer mit seinem Instrument umgehen, es sei denn, er steht auf Relic. Die Wild Thing ist ein echtes Leichtgewicht und mit 2,7 Kilo ausgesprochen rückenschonend.

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