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Cranborne Audio Camden EC1 und EC2 Test

Wir haben die neuen Preamps Cranborne Camden EC1 und Cranborne Camden EC2 zum Test.

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An Selbstbewusstsein mangelt es den Leuten bei Cranborne Audio augenscheinlich nicht. Offensiv werden die Produkte der Camden Serie als die cleansten und transparentesten Vorverstärker im Markt beworben. Um diese Aussage zu verifizieren, vergleichen die Engländer die Werte ihrer Camden-Vorverstärker mit denen hochpreisiger Exemplare von namhaften Herstellern. Momentan besteht die Camden-Serie aus dem einkanaligen EC1, dem zweikanaligen EC2 und dem einkanaligen Camden 500 für das API-500-System. Für den Test wurden uns je ein EC1 und ein EC2 zur Verfügung gestellt.

Details

Clevere Details und Features

Was ich auf jeden Fall schon beim Auspacken der beiden feststellen konnte ist, dass sich die Briten, wie schon bei der Lunchbox/Summierer/Interface-Kombination 500R8, auch hier ein paar clevere Details und neue Features überlegt haben.
Beide Modelle sind mit dem Cranborne eigenen „C.A.S.T.“-System und separaten Monitor-Sektionen mit externen Eingängen ausgestattet. Darüber hinaus besitzen die Preamps der Camden-Serie einen geheimnisvollen „Mojo“-Regler.

Äußerlichkeiten

Schauen wir uns zuerst einmal an, was da so im Karton steckt. Die Gehäuse beider Geräte sind aus Metall gearbeitet. Der EC1 ist 22cm breit und eine Höheneinheit hoch. Er lässt sich also problemlos mit dem Cranborne Rackmount Kit in 19“-Racks schrauben. Der EC2 ist 19 Zoll breit und ebenfalls 1 Höheneinheit hoch. Beide Cranbornes werden mit einem externen Netzteil und einer gedruckten Kurzanleitung ausgeliefert.
Die Rackohren des EC2 lassen sich in zwei Positionen montieren: Man kann den Preamp bündig mit anderen Geräten oder etwas versenkt im Rack montieren, wodurch die Potis nicht soweit hervorstehen und beim Transport besser geschützt sind.
Fast alle Bedienelemente sind auf der Vorderseite verteilt, wobei die Steuerung der Vorverstärker jeweils die linke Seite einnimmt, während die rechte Seite den Elementen der Monitorsektionen vorbehalten sind.

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Jeder Vorverstärker wird mit einem Poti gesteuert. Dazu gibt es für jeden Kanal ein Poti und einen Kippschalter zur Steuerung des Mojo-Effekts sowie Kippschalter für die Polarität, das Hochpassfilter, die Eingangswahl (Mic, Line, Instrument) und die Phantomspeisung. Die einzige Schaltfunktion, die nicht mit einem Kippschalter realisiert wurde, ist das Ein- und Ausschalten der Cranborne Preamps. Der EC2 kann über einen internen Jumper auf Auto Power gestellt werden, womit er automatisch eingeschaltet wird, sobald Strom anliegt.
Während die Vorverstärker der beiden Geräte komplett gleich aufgebaut sind, unterscheiden sich die Monitorsektionen. Da es sich beim EC2 um einen zweikanaligen Preamp handelt, besitzt dieser auch zwei voneinander unabhängige Monitorsektionen, in denen beide Kanäle sowie ein zusätzlicher Stereo-Eingang gemischt werden können. Die Signale der beiden Preamp Kanäle können für beide Monitore einzeln mono oder stereo geschaltet werden. Der Monitorsektion des EC1 wurde stattdessen ein zusätzlicher, getrennt regelbarer Mono-Eingang auf der Frontseite gegönnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Preamp-Sektion des Camden EC1.

Ein weiterer Unterschied der beiden Geräte zeigt sich auf den Rückseiten. Hier besitzt der EC1 einen Schalter für die Vordämpfung, während der EC2 stattdessen je Kanal einen Groundlift bietet. Daneben finden wir für jeden der beiden Kanäle einen Schalter, welcher ein am C.A.S.T. In anliegendes Signal auf den jeweiligen Kanal schaltet. Der EC1 besitzt lediglich einen C.A.S.T.-Ausgang.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Pad-Schalter befindet sich beim EC1 auf der Rückseite.

Platinenbestückung

Schaut man sich die Platinen der Cranborne-Vorverstärker an, fällt auf, dass diese überwiegend von SMD-Bauteilen bevölkert werden. SMD-Bauteile lassen sich wesentlich zeit- und damit kosteneffektiver maschinell produzieren. Die Potikappen wirken leider nicht sehr hochwertig. Da sie zu weit vorne auf den Schäften sitzen, legen sie den Blick auf die Muttern frei.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Schäfte der Potis scheinen für die Kappen zu lang.

Das C.A.S.T.-System

C.A.S.T. bietet die Möglichkeit, mehrere Audiosignale gleichzeitig zwischen C.A.S.T.- fähigen Geräten hin- und herzuschicken. Dies geschieht über handelsübliche Netzwerkkabel und wurde bereits in der Lunchbox/Summierer/Interface-Kombination 500R8 vorgestellt.
Das Ausgangssignal des EC1 kann über den C.A.S.T. Out an einen C.A.S.T. In übertragen werden. Der EC2 besitzt sowohl einen Ausgang als auch einen Eingang für dieses System. Eine C.A.S.T. Verbindung von EC1 zu EC2 macht allerdings nur bedingt Sinn, denn damit würde das Ausgangssignal des EC1 Vorverstärkers zusätzlich noch einen der Vorverstärker des EC2 durchlaufen. Leider ist es nicht möglich, das Signal direkt auf die Monitorsektion zu routen.

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Praxis

Bedienung

Die Bedienung der Cranborne-Vorverstärker Camden EC1 und Camden EC2 stellt den Benutzer nicht vor große Rätsel, könnte aber, was die Schalterstellungen angeht, eindeutiger sein. War die Funktion jetzt eingeschaltet wenn der Schalter oben oder unten ist? Es steht zwar in der Kurzanleitung, aber eine klare Beschriftung wäre dennoch dienlich.
Eine Status-LED ist nur für die Phantomspeisung vorhanden. Diese leuchtet rot, bei Aktivierung und glüht nach dem Ausschalten noch ein paar Sekunden in gelb nach. Laut der Kurzanleitung bedeutet dies, dass die Schaltung noch nicht komplett geladen oder entladen ist. Vorsicht also, wenn ihr in der Aufnahmephase ein Kondensator gegen ein Bändchenmikrofon wechselt.
Das Gain-Poti ist in Schritten von 5 dB gerastert. Grundsätzlich finde ich gerasterte Potis gut, würde mir aber eine feinere Auflösung wünschen.

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Im Übrigen verursachen einige Schalter laute Geräusche im Monitorweg. Auch hier solltet ihr vorsichtig sein, denn die Kopfhörerausgänge sind laut. Leider hat dies auch lauteres Rauschen zur Folge.
Was mich in der Praxis etwas irritiert, sind die rückseitigen Positionen des Pad Schalters am EC1 und der C.A.S.T. Schalter am EC2. Wären die beiden Geräte fest in meinem Rack verbaut, hätte ich während des Tests öfters mal um den Studiotisch herumlaufen müssen.
Bei den Tests ist mir auch aufgefallen, dass die beiden Cranborne-Vorverstärker ziemlich warm werden. Sie werden nicht besorgniserregend warm, aber man sollte sicherheitshalber genug Platz im Rack lassen.

Klang

Für den Test habe ich verschiedene Signale mit Mikrofonen, einige direkt über den HiZ-Eingang und manche per Reamping aufgenommen. Zum Einsatz kamen dynamische Mikrofone genauso wie Kondensatoren mit großen und kleinen Membranen, aber auch Bändchen. An dieser Stelle auch ein dickes Dankeschön der fantastischen Natalie Moon, für ihre Zeit und die kleine Gesangspassage aus einem ihrer Stücke.

Audio Samples
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Shure SM57, Coles 4038 Shure SM57, Coles 4038, 50% Thump Shure SM57, Coles 4038, 100% Thump Shure SM57, Coles 4038, 50% Cream Shure SM57, Coles 4038, 100% Cream Neumann TLM 49, neutral, Thump, Cream Oktava MK-012-02, neutral, Thump, Cream Neumann TLM-49, Roger Schult V2359j Funky Gitarre, Sennheiser e609, neutral, Thump, Cream Verzerrte Gitarre, Shure SM57, neutral, Thump, Cream Verzerrte Gitarre, Shure SM57, Roger Schult V2359j E-Bass, HiZ-Eingang, neutral, Thump, Cream E-Bass, Avalon Vt737sp HiZ-Eingang Yamaha CP-60M, HiZ-Eingang, neutral, Thump, Cream Yamaha CP-60M, Avalon Vt737sp HiZ-Eingang Korg BX-3, HiZ-Eingang, neutral, Thump, Cream

Vordergründig klingt das alles erstmal nicht schlecht und clean. Hört man aber genauer hin und vergleicht mit anderen Vorverstärkern, klingen die Cranbornes matter, flacher, weniger offen und weniger lebendig. Und ich spreche jetzt nicht nur von wesentlich teureren Vorverstärkern. Wobei mir auch dieser Vergleich fair erscheint, denn Cranborne vergleicht selbst seine Camden Preamps mit genau dieser Preisklasse. Technische Daten und Zahlen sind eben doch nicht alles und geben oft nur unzureichend wieder, wie ein Gerät tatsächlich klingt.
Aus den nackten Zahlen lässt sich ebenfalls nicht erkennen, dass die Camden-Preamps dynamisch nicht so fein auflösen und Transienten abgeflacht und weniger lebhaft wiedergeben.
Obwohl beide Mojo-Effekte dem Klang interessante Färbungen zufügen können, bleibt dieser grundsätzliche Eindruck bestehen. Einzig bei sehr perkussiven Signalen, wie zum Beispiel dem E-Piano Yamaha CP-60M, treten bei Einsatz der Cream-Sättigung Transienten deutlicher hervor. Dann führen sie allerdings oft zu Verzerrungen wie teilweise bei sehr günstigen Röhrenvorverstärkern. Ich habe den Eindruck, man hat sich hier mit einer relativ einfachen Simulationslösung zufrieden gegeben.

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Fazit

Ich mag die Ideen, die Cranborne Audio in die Camden Vorverstärker gesteckt hat. Die Geräte sind vielseitig einsetzbar und dank des Mojo Effektes klanglich variabel und an klassischen Vorbildern orientiert. Monitor-Sektion und C.A.S.T.-System sind praktisch und verringern den Verkabelungsaufwand. Eigentlich wären sie damit prädestiniert für Einsteiger und Homerecording. Für diese Zielgruppen sind sie aber immer noch etwas teuer. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Platinen der Cranborne-Preamps maschinell in kostensparender SMD-Technik produziert werden.
Aber lassen wir die Bedienung und den Preis mal außen vor. Wie ist der Sound? Der erste Eindruck ist nicht schlecht. Sie kommen aber nicht an die Feinheit und den Charme der großen Vorbilder heran. Weder die Auflösung noch die Dynamik halten einem Vergleich stand. Zugegebenermaßen sind die Fußstapfen der Vorbilder aber auch sehr groß.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gutes Konzept
  • klanglich variabel durch Mojo-Sättigungseffekt
  • eigene Monitor-Sektion (sogar zwei bei EC2)
  • Vernetzung möglich
Contra
  • Klang etwas matt und weniger lebendig
  • laute Geräusche der Schalter im Monitorweg
  • Schalterstellungen nicht eindeutig beschriftet
  • grobe Rasterung des Gain Potis
Artikelbild
Cranborne Audio Camden EC1 und EC2 Test
Für 1.299,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Frequenzgang Laut Hersteller: ±0,7 dB (1000 kHz, 35 dB Gain)
  • Grundrauschen Laut Hersteller: -93,5 dBu A-gewichtet, 20Hz – 20kHz, 300 Ohm load
  • maximaler Verstärkung: 68 dB
  • Equivalent Input Noise (EIN) Laut Hersteller:
  • THD+N Laut Hersteller:
  • Hi-Pass Filter: 80Hz (-3dB, 12dB/Oct)
  • Abmessungen EC1 (B x H x T): 36cm x 12cm x 34cm
  • Abmessungen EC2 (B x H x T): 60cm x 12cm x 35cm
  • Gewicht: EC1: 2,6kg, EC1: 4,1kg
  • mitgeliefertes Zubehör: externes Netzteil
  • Besonderheiten: Mojo-Sättigungseffekt mit Simulation von Übertrager oder Röhre, interne Monitorsektion bei Camden EC1, zwei unabhängige Monitorsektionen bei EC2
Preis EC1: 695,– (Straßenpreis am 23.3.2021)
    Preis EC2: 1325,– (Straßenpreis am 23.3.2021)
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