Boss TU-3 Test

Wer hat noch keines dieser kleinen bunten Kästchen unter seinen Sohlen gehabt und sich von ihm seinen Sound veredeln lassen? Rückblickend jedenfalls war es auch keine schlechte Entscheidung, dass der japanische Elektronikhersteller Roland vor geraumer Zeit für genau diesen Produktbereich eine eigene Abteilung gründete und ihr den nicht gerade bescheidenen Namen Boss gab. Seit Generationen verhelfen die Pedale vor allem Gitarristen und Bassisten zum guten Ton, und auch was Fertigungsqualität und Roadtauglichkeit anbetreffen, genießen sie in der Branche hohes Ansehen.

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Mit dem TU-3 präsentiert Boss in der inzwischen legendären Pedalreihe den Nachfolger des beliebten TU-2. Dabei zeigen sich bereits mit dem ersten Ton zwei deutliche Unterschiede: Der neue TU-3 reagiert schneller und die geschwungene Kettenanzeige mit 21 statt bisher elf Leuchtelementen sorgt für eine genauere Darstellung bei der Feinstimmung. Ob er auch die Zuverlässigkeit des TU-2 geerbt und vielleicht sogar sonstige innere Werte von der Neuauflage profitieren, das wollen wir in diesem bonedo-Test ergründen.

Details

Mit der unverwechselbaren Bauform und einer Länge von 12,9 cm, Breite von 7,3 cm und 5,9  cm Höhe fügt sich der TU-3 auch optisch nahtlos in die Palette der Boss-Pedale ein. 390 Gramm bringt das unverwüstlich wirkende Metallgehäuse auf die Waage. Selbstverständlich kommuniziert die kleine Tretmine sowohl mit E-Gitarren, wobei auch 7-Saiter mit tiefer B-Saite in Stimmung gebracht werden können, als auch mit E-Bässen bis hin zum 6-Saiter. Auch soll der Tuner, wie sein Vorgänger, seine Stärken vor allem im Live-Betrieb zeigen.

Der TU-3 besitzt einen Klinkeneingang (Input) und einen Klinkenausgang (Output) und kann deshalb auf der Bühne permanent zwischen ein Instrument und einen Amp eingebunden werden. Mittels Fußschalter wird das Gerät ein- oder ausgeschaltet. Befindet sich ein Klinkenstecker in der Ausgangsbuchse, wird beim Einschalten des Stimmgerätes das Ausgangssignal automatisch stumm geschaltet, sodass in Ruhe gestimmt werden kann und die Performance nicht gestört wird. Neben dem “normalen” Ausgang gibt es einen Bypass, der das Signal an den Amp weitergibt, wenn gestimmt wird. Dadurch bleibt bei Bedarf auch eine akustische Orientierung möglich.

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Die kleine runde Check-LED am oberen Ende der Anzeige informiert über den Status des Gerätes. Aber sie zeigt nicht nur, ob der Tuner ein- oder ausgeschaltet ist, sondern meldet auch den Zustand der Batteriespannung. Wenn die Check-Anzeige bei eingeschaltetem Effekt schwächer wird oder gar kein Licht mehr zu sehen ist, muss die Batterie ersetzt werden. Diese wird erst dann aktiv, wenn ein Instrument an die Eingangsbuchse angeschlossen wird. Das Batteriefach befindet sich direkt unter dem Fußschalter, der auch als Deckel dient. Die entsprechende Schraube kann ohne Werkzeug gelöst werden. Mit einer Alkali-Batterie leuchtet das Display etwa 14 Stunden lang. Im High-Brightness-Modus – dazu später mehr – hat die gleiche Batterie immerhin eine Lebenserwartung von „netto“ drei Stunden. Zwar verfügt das Gerät über einen entsprechenden Anschluss, aber ein Netzadapter ist leider nicht im Lieferumfang enthalten. Hier kommen in der Regel die Geräte mit den Bezeichnungen PSA-230 oder PSB-230 aus gleichem Hause zum Einsatz. Dabei kann die Batterie im Fach bleiben, denn sie wird in diesem Fall nicht beansprucht. Ist ein Netzadapter angeschlossen, lassen sich über die praktische DC-OUT Buchse bis zu acht weitere Effektgeräte mit Strom versorgen. Aber das dafür benötigte Stromverteilerkabel mit der Bezeichnung PC-20a befindet sich leider ebenfalls nicht im Lieferumfang.

Änderung der Referenztonhöhe
Beim Einschalten des Gerätes wird die aktuell eingestellte Referenztonhöhe für mehrere Sekunden im Display angezeigt. Die Standard-Referenz des TU-3 ist werkseitig auf 440 Hz eingestellt. Wenn gleichzeitig die MODE- und die STREAM/CENT Taste gedrückt wird, kann die Referenz in 1 Hz Schritten auf jede Stimmung zwischen 438 und 445 Hz kalibriert werden. Mit MODE wird die Referenztonhöhe erhöht und mit STREAM/CENT erniedrigt. Die Helligkeit des Displays kann man durch Drücken der STREAM/CENT Taste für mindestens zwei Sekunden erhöhen oder vermindern. Im High-Brightness Modus hat man damit auch bei Tageslicht eine gute optische Kontrolle.

Praxis

Beim Stimmen kommuniziert man mit drei separaten Displays. Mithilfe einer einfachen Richtanzeige am oberen Rand erhält man eine grobe Orientierung, wenn man eine Saite anschlägt. Die beiden dreieckigen Leuchtpfeile geben an, ob der Ton zu hoch (Pfeil rechts leuchtet) oder zu tief (Pfeil links leuchtet) ist. Beide Richtpfeile leuchten, wenn die Stimmung passt. Genauere Informationen liefern zwei separate Displays, die jeweils für die Grob- beziehungsweise Feinstimmung zuständig sind. Bei der Grobstimmung richtet sich der Blick auf die Notenanzeige im kleinen, zentralen Rechteckdisplay. Dort erscheint der Notenname oder die Saitennummer des Tons, der dem gespielten Ton am nächsten liegt, in rot leuchtenden Großbuchstaben oder Zahlen. Mit der Mode-Taste kann der Status der Notenanzeige im Display verändert werden, wobei sich beim Durchsteppen per Mode-Taste sechs verschiedenen Varianten anbieten. Der aktive Modus wird auf einer Skala unter der Anzeigenkette für die Feinstimmung angezeigt.

Im „Chromatic Modus“ wird die chromatische Reihe von zwölf Tönen in Großbuchstaben dargestellt. Die komplette chromatische Leiter wird sukzessiv durchschritten, wenn eine Saite nach oben oder unten gestimmt wird. In diesem Modus kann man komfortabel jeden Bass und jede Gitarre stimmen, ganz gleich, mit wie vielen Saiten das jeweilige Instrument bestückt ist, denn der TU-3 stellt alle Schwingungen im Bereich von 16,35 Hz (C0) bis 4186 Hz (C8) dar. Freunde des gepflegten Heavy Metals werden sich freuen, denn der TU-3 unterstützt auch Drop Tunings. Im Modus „Chromatic Flat“ kann man Gitarren einen oder zwei Halbtonschritte tiefer stimmen und kommuniziert mit Notennamen. Im Modus „Guitar“ wird außerdem nach Saitenzahlen gestimmt. Die dünne E-Saite wird durch die Ziffer 1 repräsentiert, die dicke E-Saite durch die 6. Auch eine siebensaitige Gitarre findet hier die richtige Stimmung, denn die zusätzliche Saite bekommt die Ziffer 7.

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Im Modus „Guitar Flat“ lässt sich das Instrument bis zu sechs Halbtonschritte tiefer stimmen, dabei helfen Saitenzahlen bei der Kommunikation. Im Gegensatz zum Vorgänger TU-2 gibt es keine Modi für Open Tunings wie zum Beispiel DADGAD mehr. Scheinbar hielt man beim TU-3 solche Features für nicht relevant, da sich im chromatischen Modus auch Open Tunings hervorragend in Form bringen lassen. Auch im Modus „Bass“ kommuniziert man mit den Saitennummern. Im Modus „Bass Flat“ werden ebenfalls Drop-Tunings unterstützt. Dabei können die Saiten jeweils einen, zwei oder drei Halbtöne tiefer gestimmt werden. Aber auch hier unterstützt der TU-3 keine Open Tunings mehr.

Für die Feinstimmung ist die gut geschützte bogenförmige Anzeigenkette zuständig. Dabei handelt es sich um eine100-Cent-Skala, die mit ihren 21 bunten Lichtelementen eine sehr genaue Darstellung ermöglicht. Der Tonraum eines Ganztones wird mit einem Umfang von –50 Cent bis +50 Cent optisch abgebildet. Beim Erreichen der korrekten Tonhöhe bekommt man eine direkte Rückmeldung, wenn von den Seiten zwei Lichter ins Zentrum der Anzeigenkette laufen. Mit der STREAM/CENT Taste kann man zwischen den Betriebsarten „CENT“ und „STREAM“ wählen. Ist die Betriebsart „CENT“ eingestellt, orientiert man sich an der Position der im Display gezeigten digitalen Nadel, die auf den Fixpunkt in der Mitte der digitalen Skala gebracht werden sollte. Wenn die Saite korrekt gestimmt ist, leuchtet die LED in der Mitte der Tonhöhenanzeige.

In der Betriebsart „STREAM“ kommuniziert man mit einem Lauflicht, das im Display nach rechts fließt, wenn die Saite zu hoch, oder nach links, wenn sie zu tief gestimmt ist. Die Fließgeschwindigkeit des Lauflichts gibt dabei gleichzeitig die Entfernung zur richtigen Tonhöhe an. Die LEDs bewegen sich langsamer, wenn die Tonhöhenabweichung zur richtigen Stimmung abnimmt, und bleiben stehen, wenn die exakt richtige Tonhöhe erreicht wurde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass separate Displays für Grob- und Feinstimmung inzwischen zwar zum Standard eines modernen Tuners gehören, man sich aber über so einfache Features wie eine zusätzliche Richtanzeige am oberen Rand freut, denn auf der Bühne ist jeder Hinweis willkommen. Im High Brightness Modus lässt sich sogar bei Tageslicht gut leben.

Mit zwei verschiedenen Betriebsarten für die Feinstimmung und sechs Modi für die Grobstimmung kann der Tuner individuell auf die jeweiligen persönlichen Bedürfnisse eingestellt werden. Sämtliche Einstellungen werden automatisch wieder aufgerufen, wenn der Tuner eingeschaltet wird. Ob Lauflicht oder Nadel, beim TU-3 bleibt es dem Geschmack überlassen, mit welchem Modus man arbeiten möchte. Präzise Ergebnisse mit einer Genauigkeit von +/- 1 Cent werden immer erzielt, unabhängig von der gewählten Betriebsart. Leider verfügt der TU-3 nicht über ein internes Mikrofon und kann deshalb nicht mit akustischen Gitarren oder anderen Instrumenten kommunizieren, die nicht selbst über Mikrofon oder Tonabnehmer verfügen und ein elektrisches Signal ausgeben. Durch seine chromatische Ausrichtung wäre er nämlich ohne Weiteres auch für Blas- oder Streichinstrumente zu gebrauchen.

Der neue TU-3 von Boss erfüllt ohne Wenn und Aber alle professionellen Ansprüchen. Er verarbeitet sämtliche Schwingungen im Bereich von 16,35 Hz (C0) bis 4186 Hz (C8) und ist deshalb für alle Gitarren bis zur siebensaitigen und alle gebräuchlichen Bässe bis hin zum Sechssaiter geeignet. Vor allem auf der Bühne zeigt er sich von seiner Schokoladenseite und überzeugt im Studio durch Präzision. Allerdings fehlt ein internes Mikrofon für akustische Instrumente.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • einfache, hell beleuchtete Richtanzeige
  • auch für 7-saitige Gitarren und 6-saitige Bässe
  • schnelles und präzises Stimmen in jeder Situation
  • robuste Ausführung, kompakte Abmessungen
Contra
  • Mikrofon zum Stimmen akustischer Instrumente fehlt
Artikelbild
Boss TU-3 Test
Für 94,00€ bei
Facts
  • 21-Segment-LED mit Helligkeitsregelung
  • Chromatischer Modus und Gitarre- bzw. Bassmodus mit Unterstützung von 7-saitiger Gitarre und 6-saitigemBass, Drop Tunings
  • Signal wird beim Stimmen automatisch gemutet
  • Stromversorgung für bis zu sieben weitere Effektpedale
  • Stimmbereich: C0 (16,35Hz) –C8 (4186Hz)
  • Referenzstimmung: A4=436–445 Hz (1Hz Schritte)
  • Stimmgenauigkeit: ±1 Cent
  • Stromversorgung: 9V-Batterie oder Netzteil (optional)
  • Stromverbrauch: 30 mA im Standardmodus, 85 mA im High Brightness Modus
  • Abmessungen: 12,9 cm (L) x 7,3 cm (B) x max. 5,9 cm (H)
  • Gewicht: 390 Gramm
  • Preis: 89,- Euro UVP
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