Beyerdynamic T 1 (2. Generation) Test

Den T 1, das Spitzenmodell des renommierten deutschen Herstellers Beyerdynamic durfte ich vor einigen Jahren bereits testen, allerdings handelte es sich hierbei um den Vorgänger der aktuellen Version des T 1, der mit dem Zusatz “2. Generation” im Handel erhältlich ist. Optisch sind beide Modelle kaum bis gar nicht voneinander zu unterscheiden, allerdings haben eine Reihe von Verbesserungen stattgefunden.

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Unter anderem ist das hochwertige, nun per Steckverbindung wechselbare Kabel auf seiner kompletten Länge gegen Einstreuungen abgeschirmt und außerdem wurde die Abstimmung der Frequenzwiedergabe überarbeitet, was für sich schon eine erneute Betrachtung rechtfertigt.
Ob sich der, vom Hersteller nicht explizit als Studiokopfhörer ausgewiesene T 1 für anspruchsvolle Aufgaben wie Mix und Mastering eignet und wo er sich in unserem Testmarathon “Referenzkopfhörer fürs Studio” einordnet, wollen wir in diesem Testbericht feststellen.

Details

Bauweise

Der Beyerdynamic T 1 (2. Generation) ist ein halboffener Kopfhörer mit dynamischen Treibern und ohrumschließenden Ohrmuscheln. Das Gewicht des T 1 beträgt moderate 356 g ohne Kabel, ein Klappmechanismus zu Transportzwecken ist nicht vorhanden.

Verarbeitung

Der von Metall dominierte Materialmix des in Heilbronn gefertigten und perfekt verarbeiteten Kopfhörers wirkt äußerst edel, seriös und stabil. Auffällig ist die fein gearbeitete, gewebeartige Metallabdeckung der Ohrmuscheln, die den T 1 unverwechselbar macht. Das beidseitig geführte Kabel ist auf seiner kompletten Länge stoffummantelt und somit bestens vor Beschädigungen geschützt. Volle Punktzahl in dieser Kategorie!

Fotostrecke: 2 Bilder An der filigranen Ohrmuschelabdeckung erkennt man Beyerdynamics Spitzenmodell.

Mitgelieferte Kabel und Co.

Der Beyerdynamic Kopfhörer besitzt eine beidseitige Kabelführung, deren Kabelenden mit einer 3,5mm-Klinkenverbindung versehen und dementsprechend problemlos auswechselbar sind. Die Kabellänge beträgt 3 m und endet in einem vergoldeten 3,5mm-Klinkenstecker, für den ein Schraubadapter auf 6,35 mm dem Lieferumfang beiliegt. Optional sind alternative Kabellängen sowie ein audiophiles Anschlusskabel für den Betrieb an symmetrischen Kopfhörerverstärkern erhältlich. Der T 1 wird mit einer praktischen Transportbox ausgeliefert, die sich im Gegensatz zum sperrigen Koffer des Vorgängermodells viel leichter im Reisegepäck oder einem Rucksack unterbringen lässt.

Technik und Kennzahlen

Wie auch sein Vorgänger ist der T 1 (2. Generation) ein Vertreter von Beyerdynamics bewährter Tesla-Technologie, die sich durch ein starkes Magnetfeld und einen hohen Wirkungsgrad des Wandlers auszeichnet. Etwas gegen den allgemeinen Trend ist die mit 600 Ohm hohe Impedanz des Beyerdynamic-Kopfhörers. Hiermit begrenzt der Hersteller bewusst das Einsatzgebiet des T 1 auf den Betrieb an “seriösen” Kopfhörerverstärkern. Trotzdem lassen sich an meinem Smartphone noch passable Lautstärken erreichen. Selbstverständlich schließt man audiophile Kopfhörer primär an qualitativ hochwertigen Zuspielern und Verstärkern an, dennoch ergeben sich auch im Studiobetrieb immer wieder Situationen, in denen man zwischen Tür und Angel einen Mix, der beispielsweise gerade per E-Mail eingegangen ist, mit dem Smartphone oder iPad checkt.
Wie bei den meisten, aktuell erhältlichen Kopfhörern übertrifft der Übertragungsbereich mit angegebenen 5 bis 50000 Hz den menschlichen Hörbereich sogar ziemlich deutlich, was allerdings keine Aussagekraft bezüglich des Wiedergabecharakters hat, auf den ich an späterer Stelle ausführlich eingehen werde. Weitere Kennzahlen des Beyerdynamic Kopfhörers befinden sich in den Features am Ende dieses Testberichts.

Der Wandler ist nicht zentral, sondern etwas schräg in der Ohrmuschel positioniert.
Der Wandler ist nicht zentral, sondern etwas schräg in der Ohrmuschel positioniert.

Praxis

Verwendungszweck

Der Beyerdynamic T 1 (2. Generation) wird nicht ausdrücklich als Studiokopfhörer beworben, aufgrund seiner – soviel vorweg – erstklassigen Wiedergabeeigenschaften, ist der T 1 durchaus zum unterstützenden Einsatz beim Mixen und Mastern geeignet. Auch wenn die Dämmung deutlich ausgeprägter ist als bei den offenen Modelle unseres Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio”, ist eine Verwendung als Monitoring-Kopfhörer während der Aufnahme nicht zu empfehlen. Anspruchsvolle Musikkonsumenten zählen ebenso zur Zielgruppe des Beyerdynamic-Kopfhörers, wobei sich der T 1 unter anderem aufgrund seiner Bauart sowie der hohen Impedanz zum mobilen Einsatz an Smartphone und Co. allenfalls eingeschränkt eignet.

Tragekomfort

Beim Beyerdynamic T 1 (2. Generation) herrscht eindeutig Kuschelalarm! Er zählt zu den bequemsten Kopfhörern, die mir bekannt sind, was zum einen an der Verwendung von Ohrpolstern aus komfortablen Velours und zum anderen an seinem moderaten Gewicht und guten Sitz liegt. Auch die großzügige Polsterung des Kopfbügels aus proteinbeschichtetem Kunstleder ist bemerkenswert angenehm zu tragen, sodass der T 1 auch über einen längeren Zeitraum keinen unangenehmen Druck oder sonstige Beschwerden verursacht.

Fotostrecke: 2 Bilder Die einladenden Ohrpolster des Beyerdynamic-Kopfhörers.

Klang

Testbedingungen
Obwohl sich Beyerdynamic auf seiner Homepage über das Einspielen von Kopfhörern dahingehend äußert, dass hierbei eher psychologische Gewöhnungseffekte als messbare Wiedergabeänderungen eine Rolle spielen, wurde der T1 sowie alle anderen Modelle des Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” von mir über mehrere Tage eingespielt.
Der Test erfolgte an den folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern:

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den Beyerdynamic T 1 (2. Generation) angehört und analysiert.
Der erste Eindruck Beim Testen hochwertiger und ambitionierter Kopfhörer nutze ich gerne meinen AKG K812, mit dem ich seit einigen Jahren arbeite, als Referenzmodell. Der T 1 (2. Generation) gefiel mir spontan ausgesprochen gut und ist den Wiedergabeeigenschaften des AKG-Kopfhörers auf den ersten Blick gar nicht so unähnlich – ähnlicher als ich es vom Test des Vorgängermodells in Erinnerung habe, obwohl dies bereits einige Jahre zurückliegt. Dennoch gibt es Unterschiede, die ich im Folgenden erläutern werde.
Frequenzgang
Die gegenüber dem Vorgänger überarbeitete Frequenzabstimmung des T 1 (2. Generation) ist weitgehend homogen. In den Höhen agiert er allerdings etwas dominanter als der K812. Verglichen mit dem AKG-Kopfhörer und vor allem dem Audeze LCD-X tendieren die etwas verhaltene Mitten zu einer konsumentenfreundlicheren Wiedergabe. Wie den meisten Kopfhörern unseres elitären Vergleichstests gelingt auch dem T 1 (2. Generation) die authentische und trotzdem druckvolle Basswiedergabe ausgesprochen gut. Laut Hersteller findet hier eine leichte Anhebung gegenüber der ersten Generation statt, die dem neueren Modell sehr gut steht. Insgesamt betrachtet eignet sich die Frequenzabbildung des T 1 eher zum ergänzenden Einsatz in Mix und Mastering. Im Detailvergleich zum AKG K812 hat der Beyerdynamic-Kopfhörer eine leicht veredelnde Wirkung auf das Klangmaterial und spielt nicht ganz so pur und analytisch wie die Referenz aus Österreich.
Impulsverhalten
Ein Merkmal von Beyerdynamics Tesla-Technologie ist die filigrane Schwingspule des dynamischen Wandlers, welche den T 1 in die Lage versetzt, Impulse besonders authentisch wiederzugeben. Somit entspricht die Transientenwiedergabe der Authentizität, die man von professionellen Studiomonitoren erwartet. Im unmittelbaren Direktvergleich agiert der AKG K812 in dieser Disziplin zwar noch etwas präziser und knackiger, jedoch ist der Unterschied minimal – der Beyerdynamic liefert das, was man von einem Referenzkopfhörer erwartet.
Räumliche Abbildung
Die natürliche Raumabbildung ist die Achillesferse vieler Kopfhörer, wobei Modelle offener Bauart hier häufig bessere Karten haben. Vor diesem Hintergrund ist der Vergleich zum etwas günstigeren DT 1990 Pro des gleichen Herstellers in offener Bauart interessant. Obwohl dieser, was nicht überrascht, luftiger klingt, wirkt die räumliche Darstellung des T 1 (2. Generation) durch eine präsentere Phantommitte und eine im Vergleich engere Stereobühne natürlicher und authentischer. Ebenfalls ist die Ortung einzelner Instrumente noch präziser. In diesem Fall gilt also: Teurer = besser! Im Vergleich zum nicht unerheblich teureren TH900mk2 von Fostex, den der T 1 eindeutig in die Schranken weist, geht diese Formel allerdings nicht mehr auf. Der Beyerdynamic Kopfhörer liefert ein überdurchschnittliches Resultat, allerdings erreicht er nicht ganz die Tiefenstaffelung und Separierung einzelner Mixelemente, wie es bei den offenen Kontrahenten Audeze LCD-X, HIFIMAN Sundara und vor allem dem K812 von AKG der Fall ist.

Ein seriöser Partner für Mix, Mastering und Musikgenuss.
Ein seriöser Partner für Mix, Mastering und Musikgenuss.

Fazit

Der Beyerdynamic T 1 (2. Generation) ist ein geeigneter Kandidat für die Unterstützung bei anspruchsvollen Mix- und Masteringaufgaben, dem es aufgrund seiner insgesamt positiven Eigenschaften gelingt, sich im oberen Mittelfeld unseres Gesamt-Rankings zu platzieren. Auch wenn klangliche Teilbereiche von einigen Konkurrenzmodellen etwas besser gelöst werden, so handelt es sich dennoch um einen Referenzkopfhörer, der frei von wirklichen Schwachpunkten ist. Audio-Puristen mit besonders analytischen Hörpräferenzen könnten der neuen Generation des T1 vielleicht ankreiden, dass er Mixes und Produktionen etwas mehr Emotion und Glanz verleiht, als beispielsweise ein AKG K812. Ich finde, dem T 1 gelingt ein attraktiver Spagat aus professionellen Wiedergabeeigenschaften und Hörgenuss. Herausstechend ist der hohe Tragekomfort des Beyerdynamic-Kopfhörers.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • überragende Wiedergabeeigenschaften
  • natürliche Frequenzabbildung
  • präzise Wiedergabe von Transienten
  • überdurchschnittliche Raumabbildung
  • hoher Tragekomfort
  • austauschbare Kabel
  • erstklassige Verarbeitungfünf Jahre Herstellergarantie
Contra
  • eingeschränkte Tauglichkeit an mobilen Abspielgeräten
Artikelbild
Beyerdynamic T 1 (2. Generation) Test
Für 759,00€ bei
Beyerdynamic_T1_2nd_Generation_B01_Test
Technische Spezifikationen
  • Audiophiler Tesla-Hi-Fi-Kopfhörer
  • halboffen
  • dynamisch
  • ohrumschließend
  • Polster aus Velours
  • abnehmbares Kabel (OCC 7N, 3 m)
  • beidseitige Kabelführung
  • 6,35mm-Klinkenstecker mit Schraubadapter auf 3,5 mm (beides vergoldet)
  • Gewicht: 356 g (ohne Kabel)
  • Nennimpedanz: 600 Ohm
  • Übertragungsbereich: 5–50000 Hz
  • Kennschalldruckpegel: 102 dB (1 mW/500 Hz)
  • maximaler Schalldruckpegel: 126 dB (300 mW/500 Hz)
  • Klirrfaktor:
  • Belastbarkeit: 300 mW
Preis: € 899,- (Straßenpreis am 10.3.2018)
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