Beyerdynamic M201TG Test

Eigentlich gehört unser heutiges Testobjekt, das Beyerdynamic M201TG, zu jenen Audioprodukten, die gar nicht getestet werden müssen.

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Sie sind schon so lange auf dem Markt und haben sich in so vielen Situationen bewährt, dass eine schlechte Bewertung nahezu ausgeschlossen scheint.
Irgendwo habe ich mal folgenden bösen Spruch gelesen: “Wenn das Shure SM57 ein Mikrofon wäre, würde es klingen wie das Beyerdynamic 201″. Das ist natürlich in hohem Maße unfair gegenüber dem amerikanischen Standard, allerdings beschreibt es die Wertschätzung vieler Tonschaffender für dieses Arbeitstier treffend. In den 60er Jahren auf den Markt gekommen, hat es insgesamt zwei Modellpflegen erhalten. Das 201N (N stand für Niedrigimpedanz) der ersten Generation besaß noch eine Tuchelbuchse und wurde später durch das NC (C für Cannon-Buchse, also XLR) ersetzt. Das TG der vorliegenden Version steht hingegen für Tour Group, was auf eine besonders widerstandsfähige und road-taugliche Konstruktion hindeuten soll. Was das mit dem Beyerdynamic M88 eng verwandte Hypernieren-Mikrofon an der Snare, Tom und Floortom zu leisten vermag, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Optisch nah am Kleinmembran-Stäbchen

Was beim Auspacken des M201TG direkt auffällt, ist der Umstand, dass es formal eher wie ein Kleinmembran-Kondensatormikro in Stäbchenbauweise aussieht. Dabei liegt es sehr solide in der Hand und wirkt mit seinem Messingkorpus nahezu unzerstörbar. Das vordere Drittel des Gehäuses ist abschraubbar, darunter verbirgt sich die Kapsel. Zum Lieferumfang gehört die obligatorische Kunststoffhalterung mit EU-Verkleinerungsadapter, ein Windschutz, eine Tasche sowie eine Anleitung inklusive technischer Daten.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Form erinnert an Kleinmembran-Stäbchen.

Das M201TG besitzt eine integrierte Brummunterdrückung

Technisch handelt es sich bei unserem Testobjekt um einen Hypernierenschallwandler in Tauchspulenbauweise. Die Membran wird nicht aus Mylar hergestellt, sondern aus einer Polyesterfolie namens Hostaphan. Eine weitere Besonderheit ist die integrierte Brummunterdrückung im Stile eines Humbucker-Tonabnehmers. Eine Gegenspule sorgt hierbei für die Auslöschung von Störfrequenzen. Unauffällige 40 bis 18000 Hertz gibt Beyerdynamic als nutzbaren Übertragungsbereich an, 1,2 mV/Pa Empfindlichkeit dürfen ebenfalls als typisch für diese Mikrofonklasse betrachtet werden. Ohne Nahbesprechungseinflüsse präsentiert sich das M201TG laut Frequenzprotokoll als ziemlich lineares Mikrofon mit einer leichten Erhöhung bei etwa 10000 Hertz.

Praxis

Das M201TG klingt natürlich und rund

Kommen wir nun zur Handhabung und zum Klang des M201TG. Zunächst gefällt mir die gerade, schmale Bauform, welche im Einsatz zwischen Trommeln und Becken Vorteile gegenüber den oftmals dickeren Handheld-Formaten bietet. Seine Klangeigenschafte, hier an Schlaginstrumenten dargestellt, lassen sich auch hervorragend an anderen Quellen nutzen. Sehr beliebt ist die Ampabnahme von Gitarrenverstärkern oder die Verwendung an Blechbläsern.

Fotostrecke: 3 Bilder Das 201 an einer Snare. Die beiden Vergleichsmikrofone liegen auf dem Snarefell

Zuerst steht die Abnahme meiner alten Yamaha Recording Snaredrum mit 14×5,5 Zoll großem Stahlkessel auf dem Programm. Wie üblich, habe ich als Referenzen das Shure SM57 sowie das deutlich teurere Telefunken M80 gewählt. Es zeigt sich schnell, dass das 201 insgesamt weniger aggressiv in den oberen Mitten klingt als das Shure und einen runderen, natürlicheren Charakter besitzt. Sehr gut gefallen mir auch die kompakt und kontrolliert wirkenden Übersprechungen aus der Hi-Hat. Das M80 wiederum ist das höhenreichste Modell in dieser Runde und stellt damit den Snareteppich mehr in den Vordergrund. Wie immer ist es eine Frage der persönlichen Anforderungen an ein Snaremikro, welchen Charakter man bevorzugt. Allerdings sorgt die Ausgewogenheit des 201 für eine gute Basis im Mixprozess, wenn man sich alle Optionen offen halten möchte.

Audio Samples
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M201TG, Snare, im Set M201TG, Snare, solo Shure SM57, Snare, im Set Shure SM57, Snare, solo Telefunken M80, Snare, im Set Telefunken M80, Snare, solo

Jetzt kommen die 12×8 und 16×16 Zoll großen Toms meines alten Yamaha Recording Birkensets an die Reihe und warten darauf, adäquat übertragen zu werden. Hier habe ich das Audio-Technica ATM230 als Vergleichmikrofon heran gezogen, weil es mit seinem warmen und detaillierten Klang zu meinen Favoriten in dieser Anwendung zählt. Am 12er Tom sind sich beide Modelle in punkto Kesselton sehr ähnlich, das M201TG überträgt den Ausklang voll und plastisch, auch die einsprechende Hi-Hat wirkt klar und solide, ohne den angenehmen „Blechdoseneffekt“ zu zeigen. Insgesamt geht es im Attack etwas frischer zur Sache als das ATM230, einen klaren Vorzug würde ich aber keinem der beiden Mikros geben. Am Floortom wiederum ist mir das 201 eine Spur zu realistisch, dem ATM230 kommt hier sein weicherer Höhenbereich und seine etwas vollere Tiefmittenwiedergabe zugute. So hört sich das an:

Audio Samples
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M201TG, 12er Tom, im Set M201TG, 12er Tom, solo ATM230, 12er Tom, im Set ATM230, 12er Tom, solo M201TG, Floortom, im Set M201TG, Floortom, solo ATM230, Floortom, im Set ATM230, Floortom, solo

Fazit

Im Test an Snaredrum und Toms macht das Beyerdynamic M201TG seinem Ruf als ausgewogenes Allround-Mikrofon alle Ehre, der sich weit über Schlaginstrumente hinaus erstreckt. Es gefällt mit einem festen, unaufdringlichen Klangcharakter, welcher auch in der Nachbearbeitung alle Möglichkeiten offen lässt. Positiv hervorzuheben ist auch die gute Klangqualität der seitlichen Einsprechungen aus Becken und Hi-Hats, welche nicht ins Blechige abdriften. Mit seinem Kleinmembraner-ähnlichen Format lässt es sich zudem auch in kritischen Bereichen rund ums Drumset einfach positionieren. In puncto Verarbeitung lässt sich der Klassiker ebenfalls nichts zu Schulden kommen. Die Summe seiner Eigenschaften beschert ihm eine glatte 5-Sterne-Bewertung. Auschecken ausdrücklich empfohlen!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • ausgewogener, detaillierter Klang
  • gut klingende Einsprechungen
  • problemlose Positionierbarkeit
  • sehr hochwertig verarbeitet
Contra
  • keins
Artikelbild
Beyerdynamic M201TG Test
Für 319,00€ bei
201 mit Windschutz
201 mit Windschutz
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Beyerdynamic
  • Bezeichnungen: M201TG
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Hyperniere
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Frequenzgang: 40-18000 Hertz
  • Finish: schwarz
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen : 2,4 (B) x 16,0 (L) Zentimeter
  • Zubehör: Halterung mit EU-Gewindeverkleinerung, Windschutz, Anleitung, Tasche
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preis : € 199,– (Straßenpreis am 30.3.2020)
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