Audio-Technica AT4040 Test

Beim AT4040 handelt es sich um den momentan günstigsten Großmembraner aus der 40er-Serie von Audio-Technica.

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Mit weiteren Modellen wie dem AT4033, AT4050 oder dem AT4060 konzentriert sich der japanische Hersteller auf ein recht breit gefächertes mittleres Preissegment für Studiomikrofone. Ich persönlich konnte sowohl mit dem AT4050 als auch mit dem AT4060 und AT4080 (Bändchen) gute Erfahrungen machen und bin dementsprechend gespannt, wie sich das kleine Brüderchen im Test schlägt!

Details

Im Set mit Spinne, Case und Staubschutz

Genauso wie seine teureren Verwandten kommt das Audio-Technica AT4040 mit einer Auswahl an Accessoires. Im Lieferumfang befinden sich ein Kunststoff-Etui mit Schaumstoff-Polsterung, eine solide verarbeitete Mikrofon-Spinne und ein Überzug aus schwarzem Stoff, der das Mikrofon vor Studio-Staub schützt, wenn es für längere Zeit im Aufnahmeraum hängt. Das Zubehör wirkt allgemein zwar nicht übermäßig edel, ist aber durchaus funktional gestaltet.

Fotostrecke: 3 Bilder AT4040 mit Spinne und Staubschutz

Die enthaltene Spinne (AT8449) folgt dem von Audio-Technica bekannten Prinzip und verwendet zur Fixierung ein elastisches Gummiband, in welches das Mikrofon eingeklemmt wird. Sicherer Halt wird somit grundsätzlich gewährleistet, in Kopfüber-Stellung ist allerdings Vorsicht geboten, da das AT4040 in einer solchen Position möglicherweise aus der Halterung rutschen könnte. Eine zusätzliche Arretierung (siehe AT4060) wäre für solche Fälle sicher hilfreich gewesen, als entscheidendes Manko empfinde ich diesen Punkt aber nicht.

Feste Nierencharakteristik und transformatorloses Design

Für das Mikrofon selbst hat der Hersteller kurzerhand den gleichen handlich-soliden Body wie für das AT4033 verwendet, der mit seiner als „offen“ bezeichneten Bauweise weitgehend frei von Gehäuseresonanzen sein soll. Und auch in manchen weiteren Bereichen entsprechen sich die beiden Schallwandler. So liegt die Richtcharakteristik fest bei Niere, der Verzicht auf einen Transformator signalisiert eine grundsätzliche Neigung zu sauberem Klang und schnellen Transienten. Der wohl bedeutsamste Unterschied zwischen den auch preislich recht nah aneinander positionierten Geschwistern ist, dass es sich beim AT4033 um ein permanent polarisiertes Elektret-Kondensatormikrofon handelt. Unser Testkandidat hat dagegen einen „echten“ Kondensator an Bord.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Aufschrift auf der Rückseite verrät: Beim AT4040 handelt es sich um ein „echtes“ Kondensatormikrofon mit fester Nierencharakteristik.

Hohe Schalldruckverträglichkeit und hoher Output

Auf der Rückseite lässt sich ein Trittschallfilter aktivieren, das bei 80 Hz einsetzt und tiefe Frequenzen um 12 dB/Oktave absenkt, um ungewolltes tieffrequentes Gerumpel aus den Aufnahmen zu entfernen. Das ebenfalls auf der Rückseite schaltbare Pad senkt das gesamte Eingangssignal um 10 dB ab und verschafft dem AT4040 somit eine maximale Schalldruckverträglichkeit von stattlichen 155 dB (1% THD bei 1 kHz). Dieser Wert wird bei anderen Mikrofonen oft bei niedrigeren 0,5% THD angegebenen und würde sich in diesem Fall um einige dB verringern. Im Bereich um 150 dB herum ist man aber längst auf der sicheren Seite, das AT4040 sollte somit auch mit sehr lauten Schallquellen umgehen können. Dass es im allgemeinen Recording-Betrieb häufig Situationen gibt, in denen man das Pad wirklich braucht, wage ich anzuzweifeln. 

Fotostrecke: 3 Bilder Über die kleinen Schalter aktiviert man ein Lowcut-Filter und eine Vordämpfung von 10 dB.

Die weiteren technischen Spezifikationen gehen absolut in Ordnung. Mit einem hohen Feldübertragungsfaktor von 25,1 mV/Pa sollte das Mikro auch mit schwachbrüstigeren internen Preamps eines Audio-Interfaces vollkommen problemlos zusammenarbeiten. Das Eigenrauschen verhält sich mit 12 dB(A) und dem damit einhergehenden Geräuschpegelabstand von 82 dB ebenfalls recht zurückhaltend. Aus technischer Sicht macht das Audio-Technica AT4040 also eine wirklich gute Figur.

Das Audio-Technica-Logo im Close-Up.
Das Audio-Technica-Logo im Close-Up.

Praxis

Hochwertiger Klang und zurückhaltender Charakter

Beim Audio-Technica AT4040 handelt es sich definitiv um keines dieser Charaktermikrofone, die durch auffällige Färbungen auf sich aufmerksam machen und im Signalpfad besonders laut „Hier bin ich!“ rufen. Der Klang wirkt natürlich, weitgehend ausgeglichen und in Zeiten von „überhypten“ günstigen Mikrofonen angenehm unspektakulär. Eben diese Eigenschaft zeichnet das Mikrofon aus und macht es flexibel einsetzbar. Auch wenn hier nicht das große Klangkino mit Wow-Effekt abläuft, wage ich zu mutmaßen, dass das AT4040 vor den meisten Schallquellen solide Ergebnisse abliefern wird.

Das AT4040 wirkt sowohl äußerlich als auch klanglich recht unauffällig.
Das AT4040 wirkt sowohl äußerlich als auch klanglich recht unauffällig.

Von einem ultra-realistischen Klang zu sprechen, wäre andererseits auch nicht zutreffend. Das AT4040 ist immer noch ein Großmembraner, und ein wenig Frequenzbandschminke darf es auch in diesem Fall sein – und zwar vor allem in den Höhen, die in einem zivilisierten Maß betont werden und den allgemeinen Klang ein wenig aufhübschen, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Gleichzeitig sorgt ein leichter Dip im Übergang zwischen hohen Mitten und Höhen dafür, dass keine übermäßige Harschheit entsteht – meiner Meinung nach ein wesentlicher Punkt, der von günstigen Mikros oft nicht berücksichtigt wird.

Folgt man dem Frequenzgang weiter nach unten, wirkt alles recht ausgeglichen, bis ein weiterer sanfter Dip im Übergang zwischen tiefen Mitten und Bass etwas Gewicht aus dem Klang nimmt. Für unsere Gesangsaufnahmen ist das in der Tat schade, da die Stimme so ein wenig an Größe und „Erdung“ verliert. Im Fall eines männlichen Sängers wäre dies wohl noch deutlicher zu bemerken. Mit dem gut kontrollierbaren Nahbesprechungseffekt des AT4040 lässt sich dies ein Stück weit ausgleichen, ein absolutes „Go-To“-Vocal-Mic ist unser Testkandidat aber nicht, denn dazu fehlt es ein wenig an Wärme und in vielen Fällen wohl auch am gewissen Etwas.

Das AT4040 während der Testaufnahmen.
Das AT4040 während der Testaufnahmen.
Audio Samples
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AT4040 (10 cm) AT4040 (10 cm, Highpass-Filter) AT4040 (30 cm) TLM 103 (10 cm) TLM 103 (30 cm)

Im Vergleich zum mehr als doppelt so teuren Neumann TLM 103, das ebenfalls auf einer transformatorlosen Schaltung basiert, wirkt das AT4040 zwar etwas bodenständiger, weniger brillant und verführerisch, meiner Meinung nach aber nicht offensichtlich billiger. Dynamik und Impulsverhalten sind bei beiden Mikrofonen realistisch und direkt, ohne dabei eine gewisse Griffigkeit zu verlieren. Die Niere des AT4040 wirkt etwas geschlossener als beim TLM 103, was dafür sorgt, dass man in den Gesangsaufnahmen weniger Raumklang wahrnimmt. Gerade in nicht ganz perfekten Räumen ist das ein klarer Vorteil.

Fazit

Das Audio-Technica AT4040 ist ein solides Arbeitsgerät, das mit seinen technischen Werten, einem gutem Impulsverhalten und einem allgemein sauberen Klang punktet. Wer nach außergewöhnlichem Charakter oder großem und dickem Jahrhundert-Sound sucht, der wird hier zwar nicht fündig, im Gegenzug lässt sich das kleine Mauerblümchen mit der sanften Höhenanhebung und den leicht entschlackten Tiefmitten aber äußerst flexibel einsetzen, wodurch man die Anschaffung als erstes Kondensatormikrofon durchaus empfehlen kann. Das Preis-Leistungsverhältnis ist zudem mehr als ordentlich.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sauberer Klang und gutes Impulsverhalten
  • hohe Schalldruckverträglichkeit
  • solider Allrounder
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • in Tiefmitten etwas dünn
Artikelbild
Audio-Technica AT4040 Test
Für 415,00€ bei
Audio_Technica_AT4040_14Ende Bild
FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Empfängertyp: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator:
  • Betriebsspannung: 48 V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 25,1 mV/Pa
  • Gräuschpegelabstand: 82 dB, 1 kHz bei 1Pa
  • Maximaler Schalldruckpegel: 145 dB SPL (1% THD+N), 155 dB mit Pad
  • Vordämpfung: 10 dB
  • Lowcut-Filter: 80 Hz
  • Preis: € 474,81 (UVP)
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Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 02.03.2017 um 07:24 Uhr

0

Hallo Alexander,.....also...für eine Aufnahme eines Flügels im Stereoverbund bedingt empfehlenswert, richtig?LG
Chris

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