Audient iD44 Test

Audent id44 Test: Ihr sucht ein professionelles Desktop-Audio-Interface mit vier hochwertigen Mikrofoneingängen, Erweiterungsmöglichkeiten per ADAT, Monitorcontroller-Funktionalität und intuitiver Bedienung?

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Ihr braucht keine DSP-Effekte, aber legt Wert darauf, dass die Kiste mit jedem USB-Rechner läuft? Dann hat Audient was für euch!

Details

Das Audient iD44 im Überblick

Das Audient iD44 ist ein kompaktes Desktop-Audiointerface mit 20 Ein- und 24 Ausgängen sowie einer maximalen Auflösung von 24 Bit/96 kHz. Mit 27,6 cm Breite und 17,4 cm Tiefe hat es eine angenehme Größe, bei einem soliden Gewicht von 1,75 kg. Dadurch liegt das iD44 satt auf dem Produktionstisch, auch wenn alle Ein-und Ausgänge gesteckt sind, ist aber trotzdem leicht genug, um mal eben bei Bedarf zur Recordingsession mitgenommen zu werden.
Analog geht es über vier Preamps mit maximal 60 dB Gain ins Gerät, digital stehen zwei optische Ein- und Ausgänge zur Verfügung, welche zwischen ADAT- und S/PDIF-Format umschaltbar sind. Die vier analogen Audioeingänge verfügen auf der Oberfläche über dedizierte Bedienelemente wie Gainregler, je eine Signal- (grün) und Peak-LED (rot), zuschaltbare 48V-Phantomspeisung, -10dB-Pad-Absenkung sowie einen zuschaltbares Highpassfilter, um Mikrofongerumpel unter 100 Hz gar nicht erst in die DAW zu lassen. Weitere wichtige Features eines Mikrofonkanals wie Lautstärke, Solo, Phase-Reverse oder Stereoverlinkung zweier Eingänge werden über das sehr großformatige iD-Mixer-Software-Interface bedient.  

Fotostrecke: 2 Bilder Der Lieferumfang ausgepackt: weltweit nutzbares 12V-Netzteil mit den gebräuchlichsten Steckern, zwei USB-Kabel und die Bedienungsanleitung in der Kurzfassung. Die ausführliche gibt’s im Netz.

Die Rückseite

Rückseitig gibt’s Ein- und Ausgänge satt: vier Kombobuchsen (XLR/Klinke) dienen als analoge Haupteingänge. Audient verbaut nicht nur im iD44, sondern bei allen Soundkarten die gleichen sehr hochwertigen Vorverstärker aus der hauseigenen ASP8024-HE-Konsole.
Wer dennoch seinen bevorzugten Mikrofonvorverstärker nutzen will, darf den Audient-Vorverstärker umgehen und mit dem externen Preamp über die symmetrischen Returns des ersten oder zweiten Eingangs das externe Signal direkt auf die A/D-Wandler der Soundkarte geben. Alternativ können hier Hardwareprozessoren wie etwa Kompressoren eingeschleift werden. Die beiden Inserts liegen mit je zwei Anschlüssen für Send und Return vor, spezielle Insertkabel sind also nicht notwendig.
Hardwareseitig bietet das iD44 vier symmetrische Klinkenausgänge, an die klassischerweise die Monitorboxen angeschlossen werden. Mit dem Alt-Schalter lassen sich die beiden dann umschalten, womit das iD44 auch als Monitorcontroller gelten darf, auch wenn dedizierte Vertreter dieser Gattung meist noch ein paar mehr Routinen drauf haben, wie etwa das Routing mehrerer externer Soundquellen. Hier muss der iD44 passen. Natürlich kann man weitere Signale wie etwa vom DJ-Mischpult über die ADAT-Schnittstellen oder auch via SPDIF-Stereo-Signal auf das iD44 schicken, aber das Muten, Routen und Mixen ist nur mit der iD-Mixersoftware möglich. Die derzeit aktuelle Version 4.04 läuft auf dem Mac ab OSX 10.7.5 und auf dem PC ab Windows 7.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Audient iD44 geizt nicht mit Eingängen.

Anschluss an den Rechner findet das iD44 mit einer USB-C-Buchse. Im Lieferumfang befinden sich zwei 1,5 Meter lange Kabel: ein USB-C-zu-USB-C-Kabel und ein USB-C-zu-USB-A-Kabel. Ein zusätzlicher Adapter ist also nicht nötig.
Trotz der USB-C-Buchse verfügt das iD44 nicht wie erhofft über eine ultraschnelle USB-3.1-Schnittstelle, sondern lediglich über USB 2.0 Hi-Speed, das immerhin noch 480 Mbit/s aufbieten kann (also in etwa vergleichbar mit FireWire 400). Ein Wordclock-Ausgang, ein Kensington-Lock und ein Kippschalter zum Ein- und Auschalten des Geräts komplettieren die Rückseite des iD44. MIDI-Anschlüsse gibt es nicht.

Die Vorderseite

Vorderseitig finden sich links zwei JFET-Instrumenteneingänge für Gitarre oder Bass. Steckt dort ein Kabel drin, wird der korrespondierende hintere Eingang stummgeschaltet. Die Eingänge sollen die Eingangsstufe klassischer Röhrenverstärker simulieren, Regelmöglichkeiten für die Vorstufen gibt es jedoch nicht.  Rechts vorne gibt es noch zwei Kopfhörerausgänge, jeder mit eigenem Verstärker und separat regelbar, sodass zwei Musiker gemeinsam an einem Projekt arbeiten können. Bis zu vier Cue-Mixe können in der iD-Software erstellt und den Kopfhörerpfaden einzeln zugewiesen werden.

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Weitere Äußerlichkeiten

Das Audiointerface besteht komplett aus Metall, Lautstärke- und Gainregler aus massivem, handgefrästem Aluminium und die Minischalter ebenfalls aus Metall: Das alles wirkt schön wertig und vermittelt eine hohe haptische Qualität.
Blickfang ist natürlich der überdimensionierte gerasterte Endlosdrehregler. Der klickt, wenn man ihn drückt, aber das hat keine Funktion. Die sieben hintergrundbeleuchteten Druckknöpfe rechts und unter dem großen Endlos-Volume-Poti sind die einzigen Plastikbauteile auf dieser robusten Studioschaltzentrale.
Während die unteren drei für Cut (stummschalten), Dim (leise schalten) und ID (DAW-Fernsteuerung) fest vergeben sind, können die drei senkrecht positionierten „F-Buttons“ verschiedenen Funktionen zugewiesen werden. Bei Auslieferung bewirken sie Monoschaltung, Phasenverdrehung und Alt (eine Zuweisung zu einem zweiten Monitorpaar). Darunter gibt es noch den Talkback-Schalter.
Apropos Endlosregler: Damit man nicht von allzu großer Lautstärke überrascht wird, zeigen die beiden achtsegmentigen Pegel-LED-Ketten beim Drehen des Volume-Potis den aktuellen Regelwert an.
Der „iD“ betitelte Button aktiviert die ScrollControl. Hiermit wird der große Endlosregler zum Dateneingaberad. Ob virtueller Poti, Fader oder der Browser: Jeder Wert, auf den die Maus zeigt, kann laut Audient mit ScrollControl geregelt werden. Dazu mehr im Praxisteil.

Sieben auf einen Streich: Die beleuchteten Buttons unterstützen die Monitorcontroller-Funktionen des Audient iD44.
Sieben auf einen Streich: Die beleuchteten Buttons unterstützen die Monitorcontroller-Funktionen des Audient iD44.

Ein Talkbackmikro sucht man vergebens. Stattdessen kann in der iD-Software jeder am Computer vorhandene Mikrofoneingang zum Talkback nominiert werden, zum Beispiel das olle USB-Podcast-Mikro, dass noch irgendwo in der Schublade schlummert oder auch das interne Mikro des Laptops. Obwohl ich eingebaute Talkbackmikros im Mischpult oder Monitorcontroller eigentlich vorziehe, finde ich die Audient-Variante gar nicht so schlecht, denn geben wir’s zu: Viele interne Talkbacks klingen furchtbar grausig!
Zählen wir mal zusammen: Vier analoge Eingänge und 16 via ADAT macht 20. Vier analoge Ausgänge, und 16 via ADAT plus zwei mal Stereokopfhörer macht 24, alles wie versprochen. 20 rein und 24 raus, das ist schon eine Ansage für solch ein kompaktes Interface.
Lieferumfang
Die Verpackung besteht komplett aus schwarzen Karton und viel ist nicht drin: Neben dem Audiointerface selbst ist noch ein USB-C-Kabel, ein USB-A-auf-USB-C-Kabel sowie das notwendige 12V-Netzteil enthalten. Das Netzteil kommt mit verschiedenen regionalen Steckern und akzeptiert Spannungen von 90 bis 264 Volt, ist also überall auf der Welt einsetzbar. Die iD-Software (benötigt mindestens OSX 10.7.5 oder Windows 7), die aktuellen Treiber und das Manual stehen im Netz zur Verfügung. Dazu kommt ein ganzer Haufen Software, die nach der Produktregistrierung vom Audient Creative Hub ARC heruntergeladen werden kann: Vom Amp-Simulations-Plug-in Torpedo Wall Of Soiund von Two Notes über 1 GB Samples von Loopmasters, die Waldorf Edition 2 LE Plug-in Suite, Cubase und Cubasis LE für iOS, zehn kostenlose Masters von LANDR bis hin zu zwei Onlinekursen von Producer Tech.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Audient iD44 kommt im eleganten mattschwarzen Karton.

USB-C

Wenn ein professionelles Audiointerface nur mit USB daherkommt, stutzt man in Zeiten von Thunderbolt gerne noch mal kurz. Leider unterstützt das iD44 trotz USB-C-Buchse nicht die donnerschnellen Datenraten von USB-3.1 Gen. 2, das ungefähr so flott wie das erste Thunderbolt-Protokoll ist. Es ist „nur“ ein USB 2.0-Interface, aber Hi-Speed, soll heißen, das iD44 erreicht laut Hersteller die maximale USB-Datenrate von 480 Mbit/s. Ich bin trotzdem froh, dass Audient eine USB-C-Buchse als Anschluss gewählt hat, denn die ist wesentlich robuster und zuverlässiger als beispielsweise die USB-Mikro-Verbindungen, die derzeit gern verbaut werden.
Und hier kommen wir auch schon zur Praxis, denn das Audient iD44 versteht sich nicht als Gegenspieler der etablierten Desktop-Thunderbolt-Soundkarten à la UAD Apollo Twin, sondern als USB-Lösung für all jene, die eine universelle hochprofessionelle Soundkarte ohne DSP-Power suchen.

Praxis

Testzeitraum

Ich hatte dankenswerterweise Gelegenheit, das iD44 über mehrere Wochen in meinem Studio nutzen zu können. Alle möglichen Produktionen liefen über das Gerät und im täglichen Studiobetrieb fallen einem dann praktische und nervige Detaillösungen viel eher auf, als beim schnellen Antesten. Angeschlossen war das iD44 zumeist an meinen betagten MacPro 5,1, dessen USB-2.0-Schnittstellen mittlerweile ziemlich veraltet sind. Üblicherweise dient mir ein MOTU 828 Mk.3 mit Firewire-Anschluss als Soundkarte, zusammen mit zwei ADAT-Breakout-Boxen für den analogen Fuhrpark. Praktischerweise konnte ich die ADAT-Boxen gleich direkt an das Audient iD44 anschließen, iD-Software installiert und schwupps war das Audient-Interface am Start.
Für manche Produktionen wurden allerdings aktuelle MacBooks mit USB-C-Ports eingesetzt. Das ist schon mal einer der großen Pluspunkte des Audient iD44: Welche USB-Schnittstelle auch zur Verfügung steht, das Hardware-Setup kann stets das Gleiche bleiben. Kein Lästiges Umverkabeln, wenn statt dem USB-Interface plötzlich ein Thunderbolt-Interface aufgestellt werden muss oder statt dem MacBook plötzlich ein Windows-Laptop. Das Audient iD44 läuft an so ziemlich jedem Rechner, solange das Betriebssystem aktuell genug für die iD-Steuerungssoftware ist (OS X 10.7.5 und Windows 7).

Grau ist alle Theorie, aber wie schlägt sich das Audient iD44 in der Praxis?
Grau ist alle Theorie, aber wie schlägt sich das Audient iD44 in der Praxis?

Achtung, Aufnahme!

Nach der Installation der iD-Software (Version 4.04) geht’s auch schon los. Das iD44 ist erfrischend straight-forward, es gibt keine versteckten Menüs oder DSP-Wohlfühlhallräume für die Sänger.
Mikro rein und Aufnahme läuft. Die Mikrovorverstärker des iD44 sind wirklich schockierend transparent. Wenn da was rauscht, dann ist das die Kaffeemaschine nebenan oder irgendein Lüfter hinten im Rack. Ich empfinde sie als neutral und klar. Wenn’s doch etwas dreckiger sein soll: über die balancierten Inserts lässt sich superschnell ein Effektprozessor einschleifen. Praktischerweise ist kein spezielles Y-Insert-Kabel nötig, da Send und Return als einzelne Monoklinkenbuchsen vorliegen.
Wer einen Mikrovorverstärker mit viel Mojo im Rack hat, geht einfach mit dem Mikro darüber und leitet das Ausgangssignal in den Insert-Return des iD44 weiter. Damit umgeht man die Mikrovorstufe und schickt das Signal direkt auf den AD-Wandler des iD44, ohne Umstecken wohlgemerkt.
Die beiden JFET-Eingänge für Instrumente wie Gitarre und Bass laufen ebenso wie die beiden Mikrofoneingänge mit den Inserts über die ersten beiden Eingangssignale. Zum Glück muss hinten nichts umgesteckt werden: einfach Gitarre in die Klinkenbuchse vorne auf der Front und der hintere Mikrofoneingang wird stummgeschaltet. Einmal komplett verkabelt stehen die Chancen also gut, dass man kaum mehr hinten am iD44 herumstecken muss.
Natürlich fungiert das iD44 stets als Backend und erfüllt keine Mixfunktionen in der DAW. Allerdings stehen bis zu 10 DAW-Ausgänge zur Verfügung, die im iD-Mixer auf den Stereoausgang summiert werden können.  

Audio Samples
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Stimme mit AT4040, interner iD44-Preamp Stimme mit AT4040, UA LA-610-Preamp Kalimba mit AT4040, interner iD44-Preamp E-Bass, iD44 Instrument In

Monitorcontroller

Beim iD44 muss ich wegen des großen Volumereglers öfters an den Mackie Big Knob denken und tatsächlich kann auch das Audient-Interface die grundlegendsten Monitorfunktionen übernehmen. Lautstärke regeln, stummschalten (Cut), leise schalten (Dim). Mono schalten, Phase drehen oder auf ein anderes Boxenpaar umschalten, das geht alles sehr bequem und problemlos. Allerdings fehlen solche Essentials wie die Anwahl mehrerer Zuspieler oder Trim-Potis, um die angeschlossenen Boxen in der Lautstärke anzupassen. Wer das jedoch nicht braucht, kann sich die Anschaffung eines speziellen Monitorcontrollers sparen.

Stand-alone

Das iD44 kann auch stand-alone ohne angeschlossenen Computer verwendet werden. Die Masterfunktionen Dim, Cut und das große Lautstärke-Poti funktionieren wie gehabt, aufgrund der reduzierten physikalischen Bedienelemente kann ohne Computer allerdings nicht viel mehr geregelt werden. In der Software „freigeschaltete“ Kanäle sind auch ohne angeschlossenen Computer weiter offen, auch die der angeschlossenen ADAT-Karten. Am meisten fehlt mir hier die Möglichkeit, die Lautstärke einzelner Kanäle zu verändern oder diese zumindest stummzuschalten.
Die Voreinstellungen können in der iD44-Software unter „Setup“ und „Store Standalone State“ abgespeichert werden, was zumindest für manche Anwendungen eine kleine Hilfe ist. Während einer kleinen Jam-Session mit Mikrofon, Bass und Keyboard sind dann die Gainregler die einzige Möglichkeit der Laustärkeregulierung. Übrigens: Wenn ich beim verkabeltem iD44 das USB-Kabel abziehe, um etwa einen anderen Rechner dranhängen, quittiert das Audient dies mit einem leisen Brummen über die Monitorlautsprecher. Wenn das Kabel wieder steckt, verstummt das Brummen, auch wenn der Computer ausgeschaltet ist. Wer das iD44 grundsätzlich sowieso nur am Rechner betreibt, wird davon also nie etwas merken.

Fotostrecke: 4 Bilder Roundtrip: Das Audient iD44 bietet an der Vorderseite Eingänge für Instrumente und Ausgänge für die Kopfhörer.

ScrollControl

Auf ScrollControl hatte ich mich persönlich sehr gefreut: Einfach mit der Maus irgendwo drauf zeigen und schon dient der satt in der Hand liegende Endlosregler des iD44 als Eingabewerkzeug. Bei Websites und PDF-Dokumenten funktioniert das auch super. Aber in Ableton Live scrollt der iD44-Regler nur die Clips (Session View) oder die Spuren (Arrange View) rauf und runter, auch wenn der Mauszeiger deutlich auf den Parameter eines Plugins gerichtet ist.
Mehr Erfolg hatte ich bei einigen Plugins: Die Regler der mitgelieferten Amp-Simulation Torpedo Wall Of Sound lassen sich perfekt bewegen. Beim ebenfalls mitgelieferten Waldorf Wave 2.2V drehen die Regler sprunghaft, aber „in die falsche Richtung“: Die Werte erhöhen sich bei Drehung nach links und bei Drehung nach rechts verringern sie sich. Ebenso sprunghaft und hastig geht ScrollControl bei UAD-Plugins zu Werke. OK zum groben Einstellen, aber für feinfühlige Veränderungen muss dann doch wieder die Maus ran.
Roland-Plugins wie die SH-101 oder der ProMars lassen sich sehr detailliert einstellen, bei gedrückter Shift-Taste am Computer-Keyboard auch zügiger. Bei übergroßen photorealistischen Plugins wie Arturias Arp 2600 oder Moog Modular wäre die Bedienung mit einem großen Eingaberegler natürlich super. Aber hier scrollt das iD44 nur die Bedienüberfläche der Synths hoch und runter. Bei Arturia VSTis mit feststehender Oberfläche wie dem CS-80 passiert gar nichts. Schön wäre das Scrollen durch den Soundbrowser. Das geht ein bisschen, aber nicht bis zum untersten Rand und das Anwählen des Sounds durch Klicken auf den Endlosregler funktioniert auch nicht. Dann kann man tatsächlich auch gleich die Maus nehmen.
Beim kostenlosen Arturia Mini-Filter drehten sich die virtuellen Potis dann aber doch, zwar in die „falsche“ Richtung (siehe Waldorf und Roland), aber man ist ja schon froh, wenn überhaupt etwas funktioniert.
Ein ähnlich durchwachsenes Bild bei Plugins von Native Instruments: Replika funktioniert einwandfrei, bei Massive drehen die Regler sehr sprunghaft, bei Reaktor bewirkt ScrollControl gar nichts. Beim Rough Rider von Audio Damage klappt ScrollControl super, außer beim großen mittigen Gainregler, der trotz gutem Zuredens unbeweglich bleibt.
Wie wichtig ScrollControl als Kaufargument ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es ist eine gute Idee, aber als ich merkte, dass es nicht optimal funktioniert, war ich erst ein wenig enttäuscht, aber dann war es mir relativ schnell egal. Schließlich ist das iD44 vor allem ein Audiointerface und kein MIDI-Controller. Andererseits wirbt Audient mit der ScrollControl-Funktion und dann sollte sie auch genauso zuverlässig funktionieren wie der Rest des iD44.  

Fotostrecke: 3 Bilder Die iD-Software ist zum Betrieb des Audient iD44 notwendig.

Für wen ist das?

Audient füllt mit dem iD44 eine Lücke im Segment der Desktop-Audiointerface-Monitorcontroller. Die UAD-Apollo Twins mit Thunderbolt-Anschluss sind bekanntlich über jeden Zweifel erhaben, jedoch recht teuer, verlangen von Macs mindestens eine Thunderbolt-Schnittstelle und machen nur für User der exzellenten UAD-Plugins richtig Sinn. Das von mir letztes Jahr getestete Arturia AudioFuse versammelt ein beeindruckendes Feature-Set auf kleinstem Raum, ist hochmobil und eine gute Wahl für DJ/Producer und Singer/Songwriter, die viel unterwegs sind. Die USB-3-Verbindung ist flott, aber leider auch ein wenig wackelig und die Schalttaster sind etwas fummelig.
Das Audient iD44 ist eine gute Wahl für all jene, die ein sehr gut klingendes professionelles USB-Audiointerface mit Monitoringfunktionen suchen und auf interne DSPs verzichten können. Egal, ob der Rechner USB-2-, USB-3- oder USB-C-Anschlüsse hat, es läuft. Somit ist das iD44 ist eine gute Lösung für Produzenten, die mit verschiedenen Computern arbeiten. Aktuelle Rechner mit USB-C, aber auch alte Rechner mit USB 2.0 können das Audient nutzen. Insofern auch eine klare Empfehlung für kleine Mietstudios, die ihren Kunden einen möglichst universellen und unverwüstlichen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen müssen, zumal es auch als Monitorcontroller einsetzbar ist. Mir persönlich fehlen ein paar Möglichkeiten wie etwa ein Aux-Anschluss, mit dem man unkompliziert ein Stereosignal auf die Monitore oder die DAW schalten könnte.
Das ist dann wieder die Domäne spezialisierter Monitorcontroller wie dem Mackie Big Knob Studio+, die mittlerweile auch schon mit Soundkarten-Features kommen. Und obwohl man alle Funktionen wie Mute und Solo über die iD-Mix-Software regeln kann, wäre es schön gewesen, zumindest einen Mute-Schalter pro Mikrofoneingangskanal auf der Hardware-Oberfläche zu haben.
Auch die ScrollControl für DAW und Plugins lässt mit etwas ernüchtert zurück. Hätte Audient sie nicht so angepriesen, sie hätte mir nicht gefehlt. Aber so wie sie jetzt ist, funktioniert sie einfach nicht und hinterlässt beim User ein Gefühl des Zweifels. Dabei gibt es für alles andere die volle Punktzahl: fantastischer Sound, toll auflösende Preamps, robustes kompaktes Chassis, intuitives Handling und dank der vier optischen Anschlüsse kann der Producer mit zwei ADAT-Interfaces bis zu 16 weitere Ein- und Ausgänge anflanschen. Acht Stereo-Synths und Drummachines direkt an die DAW angeschlossen, zumindest mir reicht das für die meisten Anwendungen.

Fazit

Das Audient iD44 ist eine sehr gut klingendes, flexibles USB-Desktop-Audiointerface mit zusätzlichen Monitorcontroller-Funktionen. Die vier Mikrofoneingänge klingen sehr neutral und transparent. Wenn vier Eingänge zu wenig sind, können über zwei ADAT-Schnittstellen jeweils 16 weitere Ein- und Ausgänge hinzugefügt werden. Zwei unabhängige Kopfhörerwege ermöglichen individuelle Cue-Mixe für Mitmusiker. Das alles ist verpackt in ein stabiles Metallgehäuse mit höchst professioneller Verarbeitung. Dank abwärtskompatiblem USB-C-Anschluss (USB 2.0 Hi-Speed) kann wirklich jeder Rechner an das iD44 angeschlossen werden, der die iD-Software ausführen kann. Das geht zwar zu Lasten der Latenz, aber dafür ist das iD44 eine potente Allzweckwaffe für die meisten Studioanwendungen und auch noch transportabel genug, um es auf Tour mitzunehmen. Wem DSP-Effekte, Thunderbolt-Anbindung, MIDI und erweitere Monitoringfunktionen nicht fehlen, darf bedenkenlos zuschlagen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • vier sehr gute Mikrofonverstärker
  • Inserts für die ersten beiden Eingangskanälezwei gut klingende Instrumenteneingängezwei unabhängige Kopfhörerwegedigitale Anschlüsse für zwei ADAT-kompatible Breakout-Boxen
  • Wordclock-Ausganggutes Handlingsehr gute Bauqualitäthohe Kompatibilität durch USB-C-Anschlußss
Contra
  • kein zusätzlicher Aux-Inputtrotz USB-C-Anschluss nur USB 2.0 Hi-Speed
  • ScrollControl funktioniert nicht befriedigend
Artikelbild
Audient iD44 Test
Für 429,00€ bei
23_Audient_iD44
Features und Spezifikationen
  • Desktop-Audiointerface
  • 20 Ein- und 24 Ausgänge
  • Komplett aus Metall gefertigtes Desktopgehäuse
  • Bedienknöpfe aus massivem, handgefrästem AluminiumVier Class-A-Audient-Konsolen-Mikrofonvorverstärker
  • 60 dB Gain
  • AD/DA-Wandler mit 24 Bit/44,1–96 kHzZwei ADAT Ein- und Ausgänge
  • Zwei diskrete JFET-InstrumenteingängeZwei symmetrische InsertsZwei unabhängige Stereo-Kopfhörerausgänge
  • Main- und Alt-Lautsprecherausgänge
  • ScrollControlDrei benutzerdefinierte Funktionstasten
  • Talkback-, Dim- und Cut-TasterNetzschalter
  • DSP-Mixer mit niedriger Latenzzeit
  • Wordclock-AusgangUSB 2.0 Hi-Speed
  • Softwarepaket zum Downloaden (Plugins, Samples, etc.)
  • Maße: 27,6 x 5,1 x 17,4 cm (B x H x T)
  • Gewicht: 1,75 kg
  • Preis: € 569,– (Straßenpreis am 1.3.2019)
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Sascha sagt:

#1 - 13.05.2022 um 15:01 Uhr

0

von wann ist der Test? Finde ich bei keinem Artikel mehr (die ich bisher gelesen habe). Eine Datumsangabe finde ich schon wichtig. Schade, dass ihr mit dem Update und dem neuen Design der Webseite alles, was vorher gut, einfach zu bedienen und übersichtlich war, wegdesignt habt. Aber vielleicht wird ja kontinuierlich dran gearbeitet. Zu hoffen wäre es. Allerdings hatte ich auch mal auf Verlinkungsfehler hingewiesen, da passierte bis heute leider auch nichts. Schade. Gruß Sascha

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