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Ashdown MiBass 550 Test

Der ehemalige Trace Elliot Chef-Ingenieur Mark Gooday konnte seine Firma Ashdown in den letzten 15 Jahren mit einer breiten Produktpalette am Markt für Bassequipment etablieren – angefangen bei preiswerten Einsteigergeräten bis hin zu aufwendig in England gefertigten Custom-Anfertigungen. Im Bereich der momentan sehr populären Kompakt- oder Micro-Verstärker hat der Brite bisher allerdings kein besonders glückliches Händchen gezeigt. Der programmierbare Superfly war mit seinem computermäßigen Konzept für die meisten Bassisten zu speziell, und der anschließend veröffentlichten Micro Head „Little Giant“ hatte mit Qualitätsproblemen zu kämpfen – konnte aber auch leistungsmäßig nicht gänzlich überzeugen.  

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Richten soll es nun der MiBass, mit dem neuen stylischen und ultraleichten Class D Head will Ashdown endgültig in der Fliegengewichtsklasse Fuß fassen und gegen die mittlerweile sehr starke Konkurrenz (nicht zuletzt mit einer attraktiven Preisgestaltung) punkten. Erhältlich sind die beiden Modelle „MiBass 220“ und „MiBass 550“ mit identischen Features und Ausstattungen, aber verschiedenen Endstufenleistungen von 220 respektive 550 Watt. Für unseren bonedo-Test habe ich mir den größeren der beiden Brüder vorgeknöpft, den MiBass 550, und war wirklich gespannt, wie er sich in dieser stark umkämpften Verstärkerklasse zu behaupten weiß.

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DETAILS

Der signifikanteste Unterschied des brandneuen MiBass zum Vorgänger „Little Giant“ ist aus technischer Sicht wohl der Wechsel von einer Powersoft-Endstufe zu einem Modul des dänischen Herstellers für Unterhaltungselektronik Bang&Olufsen. Mit diesem Wechsel geht Ashdown sicherlich einen Schritt in die richtige Richtung, schließlich werden die B&O-Endstufen mittlerweile von vielen Herstellern für die Micro-Head-Modelle verwendet – und haben sich in den letzten Jahren durchaus bewährt.

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Aber auch optisch beschreitet Ashdown mit dem MiBass neue Wege. Das seitlich abgerundete Metallgehäuse kommt mit dem komplett silbernen Look ziemlich stylisch daher und ist mit den Maßen 25 x 21 x 6 cm und einem Gewicht von gerade mal 1,7 kg ultraportabel. Zur weiteren Personalisierung des Amps bietet Ashdown übrigens zusätzliche Frontplatten in schwarz, blau und lila an. Designfreaks können sich sogar eine Vorlage von der Ashdown-Webseite laden und eine eigene Frontplatte mit dem Bandnamen oder sonstigen persönlichen Grafiken entwerfen, die dann hergestellt und zugeschickt wird. Die Platten können mit fünf Schrauben leicht vom Benutzer gewechselt werden. 
Wesentlich wichtiger als das sind aber die Features und Bedienelemente auf der Front. Und hier hat der MiBass einiges zu bieten, auch wenn die Neuerungen im Vergleich zum „Little Giant“ nicht gravierend sind.

Für die Verbindung mit dem Bass steht eine Klinkenbuchse zur Verfügung, die Empfindlichkeit für passive oder aktive Bässe kann mit einem Taster verändert werden. Anschließend lässt sich das Eingangsignal mithilfe des Input-Reglers und eines Ashdown-typischen VU-Meters justieren. Die „sportlichen“ VU-Meter kennen wir ja schon von diversen Ashdown-Modellen als Endlautstärken-Meter, beim MiBass fällt der „Drehzahlmesser“ aus Platzgründen ziemlich klein aus und gibt – wie gesagt – Auskunft über die Eingangs-Signalstärke. Ist das Signal zu hoch, leuchtet die ganze Anzeige außerdem deutlich sichtbar rot und verkündet so eine Übersteuerung. Die EQ-Sektion ist mittig auf der Front platziert und bietet neben den beiden Preset-Tastern „Deep“ und „Shape“ einen 4-Band-EQ, dessen jeweilige Einsatzfrequenzen im Low-Mid-, High-Mid- und Treble-Bereich stufenlos verändert werden können. Das Low-Mid-Band reicht von 180Hz bis 1,6kHz, der Hi-Mid-Bereich von 750Hz bis 7,5kHz und die Höhen decken den Bereich von 3,5kHz bis 10kHz ab. Lediglich das Bass-Band hat eine feststehende Frequenz bei 100Hz und kann, wie die anderen Bänder auch, um 15dB angehoben oder abgesenkt werden. Das Preset „Deep“ liefert einen zusätzlichen Bass-Schub und boostet bei 50Hz um satte 15dB, mit dem „Shape“-Taster erhält man den klassischen Mid-Scoop-Sound für Slapgewitter oder fette Plektrumsounds mit Attack. Mit der Aktivierung werden Bass- und Höhenfrequenzen bei 30Hz beziehungsweise 10kHz um 8dB angehoben, der Mittenbereich bei 400Hz um 12dB abgesenkt. Beim EQ gibt es also keine Neuerungen, die verschiebbaren Bänder und beide Presets hatte der Little Giant auch schon.  
Neu, zumindest in der Auslegung, ist die Line-In-Abteilung zum Betrieb von MP3-Playern, Drumcomputern oder anderen Soundquellen. Ashdown hat dem MiBass einen Line-In-Lautstärkeregler spendiert, mit dem das Signal zugemischt werden kann. Außerdem ist die Mini-Klinken-Buchse jetzt auf der Front untergebracht. Zum Vergleich: Beim Little Giant gab es nur hinten einen normalen Klinken Line-In ohne Lautstärkeregler.

Rückseite

Damit wären wir auch schon auf der Rückseite des MiBass und den restlichen Anschlussmöglichkeiten angekommen. Der DI-Out in Form einer symmetrischen XLR-Verbindung kann mit einem Taster vor oder nach dem EQ abgegriffen werden, zum Einschleifen von Effektgeräten gibt es die üblichen Send- und Return-Klinkenbuchsen. Daneben parken der unsymmetrische Line-Out zum Anschluss weiterer Verstärker und die Kopfhörerbuchse – beide als normale Klinken ausgeführt.

Zum Anschluss der Bassboxen stehen zwei Speakonbuchsen zur Verfügung, an die im Idealfall jeweils eine Box mit 8 Ohm gehängt wird, insgesamt sollte die Mindestimpedanz von 4Ohm nicht unterschritten werden. Wenn ein Bassamp mit nur einer 8-Ohm-Box betrieben wird, liefert er in der Regel deutlicher weniger Leistung und Lautstärke. Ashdown behauptet allerdings, dass der Leistungsunterschied beim MiBass nicht spürbar ist, es spielt also keine Rolle, ob eine 4- oder eine 8-Ohm-Boxenkombination am Amp hängt. Auch der Lüfter des MiBass wartet auf der Rückseite. Zwar springt er direkt nach dem Einschalten des Verstärkers an, die Lautstärke ist aber sehr unauffällig und selbst in einem ruhigen Umfeld nicht störend.

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PRAXIS

Nachdem ich den brandneuen MiBass550 aus seiner Verpackung gepellt und mit meinen Boxen und dem Bass zum ersten Testdurchlauf verkabelt hatte, fiel mir beim Einpegeln der Vorstufe auf, dass das VU-Meter irgendwie schief und wackelig in der Öffnung saß. Später habe ich den Amp aufgeschraubt und gesehen, dass das kleine Zeigerinstrument nicht richtig verklebt war und sich von der Platine gelöst hatte. Des Weiteren ließ sich das Line-In-Poti ab Stellung 12Uhr kaum noch weiter bewegen und der Input-Regler machte unschöne Mahlgeräusche.

Das Regler-Problem lässt sich durch leichtes Herausziehen der aufgesteckten Kappen in den Griff bekommen. Sie sind einfach zu lang und kratzen an der Auflagestelle. Auch das VU-Meter kann man einfach wieder an die Platine kleben. Keine großen Sachen, trotzdem nervt so etwas natürlich ziemlich. Wer will sich bei einem nagelneuen Amp schon mit solchen Nachlässigkeiten seitens des Herstellers beschäftigen müssen. Hier wäre in der Regel ein Austausch des Amps fällig gewesen. Der Fairness halber muss ich aber auch sagen, dass der MiBass wesentlich wertiger wirkt als der Vorgänger Little Giant. Das Gehäuse ist superstabil und auch die Bedienelemente machen – bis auf die kleinen Ausfälle – einen guten Eindruck.  
Nun wollen wir uns aber erfreulicheren Themen zuwenden, dem Sound und der Performance des kleinen Briten. Denn hier kann er in der Tat mit der großen Konkurrenz mithalten. Der MiBass ist, wie es aufgrund der Spezifikationen zu erwarten war, ein modern klingender Digital-Amp mit einem fein aufgelösten, detailgetreuen Sound, der in keine Richtung extrem ist und in einer neutralen Einstellung noch eine Spur ausgewogener klingt als viele seiner Micro Konkurrenten mit ähnlichem Aufbau. Das Low End kommt punchy und fundamentstark, aber nicht übermäßig fett, die Höhen sind nicht super-Hifi-mäßig crisp, aber schön präsent. Wenn überhaupt, dann höre ich kleine Betonungen im Mitten- und besonders im Hochmitten-Bereich. Ein etwas stärkeres Hochmitten-Voicing macht den Sound schön direkt und der Amp fühlt sich sehr „snappy“ und griffig an, was ich persönlich sehr gerne mag.

Audio Samples
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Flat Flat/Jazz-Bass

Trotz aller Ausgewogenheit ist der Sound des MiBass aber nicht steril und kalt, was vermutlich der neuen B&O-Endstufe zu verdanken ist. Wie ich oben schon erwähnt habe, verwenden viele namhafte Bass-Amp Hersteller dieses Triebwerk in ihren Class-D Micro-Heads, und ich finde, dass sie alle eine warme, angenehme Grundnote im Sound haben und zu keinem Zeitpunkt steril klingen. Das ist wirklich eine große Verbesserung im Vergleich zum doch eher „nüchtern“ klingenden Little Giant.  
Auch leistungsmäßig agiert der kleine Ashdown jetzt auf Augenhöhe mit den anderen „um die 500 Watt Micros“. Mit einer 4-Ohm-Boxenausstattung hat man satt Power für ein stabiles, transparentes und durchsetzungsstarkes Bassfundament – und ist somit auch für größere Anlässe bestens gerüstet. Ob der MiBass aber (wie es Ashdwon behauptet) auch an einer 8-Ohm-Box seine ganze Kraft abgibt und genauso laut ist, lässt sich für mich nur schwer beurteilen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass schon alleine durch die reduzierte Lautsprecherkonfiguration mit weniger Membranfläche (und so weiter) ein anderer Lautstärke – und Soundeindruck entsteht. Auf jeden Fall hat man mit einer Box genug Kraft für Proben oder akustische, leisere Gigs. Das war allerdings auch mit anderen Micro-Heads dieser Klasse und Güte nie ein Problem.  
Die beiden EQ-Presets machen, was sie sollen. Mit dem „Deep“-Taster bekommt man einen zusätzlichen Bassschub und mit „Shape“ den allseits bekannten Mitten-Scoop-Sound für das Slapgewitter.

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Deep Shape
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Ich persönlich finde aber beide (wie auch schon beim Little Giant) zu extrem im Bassbereich, was je nach Raum schnell zu einem undifferenzierten Sound führen kann. Klar, man kann natürlich mit dem EQ wieder rausdrehen, was vom Preset zu stark kommt, dann ist es allerdings auch nicht mehr besonders praktisch, und ich kann den Sound auch direkt nach meinem Geschmack mit dem EQ zusammenschrauben.  
Womit wir beim nächsten Thema, dem 4-Band-EQ des MiBass angekommen wären. Durch seine einstellbaren und sich stark überschneidenden Frequenzbänder ist er beeindruckend flexibel. So kann man zum Beispiel die Hochmittenfrequenz mit dem Regler auf sehr hohe 7,5kHz stellen und bekommt damit einen zweiten Höhenregler zur exakten Formung des oberen Bereichs – oder man stellt den Tiefmittenregler auf 160Hz um die Bässe im Punchbereich zusätzlich anzufetten. Das sind natürlich eher Operationen für fortgeschrittene Soundtüftler, aber keine Angst, man kann den EQ auch ganz konventionell benutzen. Wenn man alle Frequenzregler auf 12 Uhr stellt, bekommt man sinnvolle und praxistaugliche Einsatzfrequenzen mit denen sich der Sound sehr effektiv und mit überzeugenden Ergebnissen anpassen lässt. Was mich allerdings nicht überzeugt hat, ist die Bedienbarkeit des EQ. In einer Position um 0dB lassen sich die innenliegenden Schieberegler zum Anheben und Absenken der Hoch- und Tiefmitten kaum bedienen, ohne auch die dazwischen liegenden Frequenzwahldrehregler zu verstellen, die sind einfach zu nahe zusammen. Auf der Bühne mit wenig Licht und wenig Zeit macht das erst recht keinen Spaß. Das war schon beim Little Giant problematisch, auch auf einer kleinen Frontplatte mit wenig Platz sollte es hierfür bessere Lösungen geben.

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FAZIT

Der neue MiBass ist im Vergleich zum älteren Class-D Model „Little Giant“ ein großer Schritt nach vorne, und Ashdown kann damit in der Micro-Head-Klasse endlich zu den anderen Herstellern aufschließen. Dank des neuen Triebwerks von Bang&Olufsen hat der kleine Brite die Leistung, die man von einem Amp dieser Klasse erwarten kann und produziert dabei einen cleanen, ausgewogenen, aber dennoch nicht sterilen Sound, der sich mithilfe des äußerst flexiblen EQs in sämtliche Stilrichtungen drücken lässt. Leider trüben die Verarbeitungsschlampereien beim VU-Meter und die schwergängigen Potis das positive Gesamtbild etwas – und ich hoffe, dass mein Test-Amp als Montagsgerät die Ausnahme bleibt. Alles andere wäre wirklich schade, denn der MiBass 550 ist eine astreine Empfehlung für jeden Basser, der ein vielseitiges und handliches Kraftpaket sucht.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Formfaktor / leichtes Gewicht
  • überzeugender, ausgewogener Klang
  • gute Leistung und Performance
  • gute Ausstattung, umfangreicher EQ, Anschlüsse
  • Preis / Leistung
Contra
  • kein Mute-Schalter zum Stummschalten
  • kleine Nachlässigkeiten in der Verarbeitung
  • EQ schlecht zu bedienen
Artikelbild
Ashdown MiBass 550 Test
Für 299,00€ bei
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Technische Daten

Hersteller: Ashdown
  • Modell: MiBass 550, Top mit Class-D Endstufe
  • Herstellungs-Land: China
  • Leistung: 550Watt@4 Ohm
  • Eingänge: Passive/Active Input, Effekt Send, Line-In
  • Ausgänge: Line-Out, Effekt Return, DI-Out, Lautsprecher 2 x Speakon
  • EQ: Bass 100Hz shelving, Low Mid 180Hz-1,6kHz , Hi Mid 750Hz-7,5kHz, Treble 3,5kHz-10kHz shelving, alle +/-15dB
  • Sonstiges: Lüfterkühlung
  • Masse: 255mmx210mmx80mm
  • Gewicht: ca 1,7kg
  • Preis: 498 EUR (Street)
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Spomnia sagt:

#1 - 22.08.2014 um 03:13 Uhr

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Super Review!
Auch sehr schön gespielte samples, nebenbei gesagt ;)

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