Anzeige

Arturia 3 Preamps und 3 Filters Arturia 3 Preamps You’ll Actually Use Test

Die Emulationsspezialisten von Arturia haben ihr Software-Portfolio mit virtuellen Nachbildungen beliebter Preamps und Filter herausgebracht und auch gleich zu zwei Bundles geschnürt. Das Preamp-Bundle enthält die drei Preamp-Emulationen Neve 1973, Telefunken V76 und Trid-A. Als Filter wurden die Module beliebter Synths von Moog, SEM und Oberheim nachempfunden. Mittels TAE (True Analog Emulation) werden Schaltkreise der Hardware detailreich emuliert, was präzise Software-Klone ermöglichen soll.

Arturia_3Preamps-and-Filter_Bild_01_Aufmacher
Bild mit freundlicher Genehmigung von Arturia.


Dass die französischen Entwickler mit Synthesizer-Nachbildung relativ dicht an den originalen Instrumenten sind und zusätzlich nützliche Features hinzufügen, haben sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Mit den Preamps und Filters werden zum ersten Mal auch Effekte emuliert. Ob das gelungen ist und wie sich die Neve-Nachbildung 1973-Pre im Vergleich zum AMS Neve 1073 SPX sowie zu den Hardwareklonen Warm Audio WA-73 und Heritage Audio Elite HA-73 klingt, haben wir in diesem Praxistest herausgefunden.

Details

1973-Pre

Beim 1973-Pre handelt es sich um den recht ähnlich klingenden Solid-State 1073 Preamp von Rupert Neve. Wie beim Vorbild ist neben dem markant-roten Input-Gain auch der 3-Band-Equalizer mit 12 kHz High-Shelving, schaltbarem Bell-Mittenband, Low-Shelving und Low-Cut mit dabei. Der EQ lässt sich bypassen und die Phase ist umkehrbar. Wer Arturia Emulationen kennt, weiß, dass niemals nur nachgebildet wird, sondern auch immer Zusatzfeatures addiert werden. Leider hat man sich beim EQ auch an die originalen Eckfrequenzen gehalten und keine weiteren hinzugefügt, wie es bei analogen Nachbildungen à la Warm Audio der Fall ist. Im Vergleich zum Vorbild kann man allerdings den Stereo Mode zwischen L/R auch M/S umschalten, was den Preamp auch als Mix- und Mastering-Tool interessant macht, um Mitten- und Seitensignale getrennt voneinander zu regeln. Hinzu kommt die Möglichkeit zwischen zwei Überträgern umzuschalten. Im Laufe der Zeit wurden in den originalen Neve-Geräten verschiedene Überträger verwendet: Carnill und Marinair. Arturia hat aber nicht – wie man vermuten könnte – beide Varianten nachgebildet. Bei Type 1 handelt es sich um die Marinair-Überträger und bei Type 2 um eine von Arturia entwickelte „Neuentwicklung“, wie es im Manual betitelt wird.

Arturias Neve-1073-Rekonstruktion: 1973-Pre
Arturias Neve-1073-Rekonstruktion: 1973-Pre

TridA-Pre

Der TridA-Pre ist die virtuelle Nachbildung der Vorverstärker, die ursprünglich in den Trident A-Range Mischkonsolen verbaut wurden. Wie auch der Neve 1073 sind diese mittlerweile auch als 1-Kanal-Preamps erhältlich. Auch in der Emulation ist der 4-Band-EQ dabei: Sein Markenzeichen sind die fest definierten High- und Low-Pass-Filter mit Wahlschalter und die Bell- und Shelving-Filter, die sich mit den markanten Gain-Fadern um bis zu 15 dB anheben oder senken lassen. Auch beim TridA-Pre hat Arturia bis auf das M/S-Feature die originalen Funktionen nicht erweitert.

Trid-A-Pre
Trid-A-Pre

V76-Pre

Dritter im Bunde ist die Reproduktion des Telefunken V76 Preamps kombiniert mit einem V612 EQ. Der V76 ist ein mit vier Röhren ausgerüsteter Nachkomme des V72, welcher in den REDD-Konsolen der Abbey Road Studios London verbaut wurde. Die V612 EQs sind mit ihren „Drehrad“-Potis deutlich erkennbar. Sie sind bekannt für musikalisch arbeitende Shelving-EQs, für Bässe und Höhen. Was es im Original nicht gibt, ist das Lowcut-Filter, mit dem sich bei 80 Hz, 300 Hz und – für einen extremeren Effekt – 80 und 300 Hz gleichzeitig entziehen lassen. Wie bei den anderen Preamps des Arturia-Bundles sind auch beim V76-Pre Phasenumkehrung, M/S-Mode und Output-Trim mit dabei – das gibt’s beim Original nicht.
V76 und V612 EQ werden beim V76-Pre in einem Plug-in vereint. Diese Kombination hat schon unzählige Hits aus den Abbey Road Studios bereichert.
V76 und V612 EQ werden beim V76-Pre in einem Plug-in vereint. Diese Kombination hat schon unzählige Hits aus den Abbey Road Studios bereichert.

Mini-Filter

Als Vorlage des Mini-Filters diente das Moog Ladderfilter. Dabei handelt es sich um ein Tiefpassfilter mit 24 dB/Oktave. Zu den obligatorischen Cutoff (Filterfrequenz) und Emphasis (Filterresonanz) besitzt es einen Dry/Wet-Regler sowie einen Drive-Parameter, mit dem sich das Filter mit Sättigung anreichern lässt. Das Besondere am Mini-Filter sind seine umfangreichen Modulationsmöglichkeiten, bestehend aus drei Modulen, die sich untereinander modulieren lassen: Step Sequencer, Envelope Follower und LFO. Mit Letztgenanntem lassen sich Filterfrequenz, Resonanz und Modulationsstärke des Step Sequenzers modulieren. Der Step Sequencer selbst kann in bis zu acht Steps ebenfalls Filter und Resonanz sowie zusätzlich die LFO-Rate modulieren. Ein zusätzlicher Envelope Follower nutzt die Lautstärkeverläufe des anliegenden Signals, um daraus eine Hüllkurve zu genieren, mit welcher sich wiederum Filter und LFO-Rate mit Intensität, Attack und Decay justieren lassen.
 

Ladderfilter mit Modulationsmatrix in the box: Arturia Mini-Filter
Ladderfilter mit Modulationsmatrix in the box: Arturia Mini-Filter

SEM-Filter

Das SEM-Filter ist ein Multimode-Filter, das wie beim originalen Synthesizer Oberheim SEM wahlweise als Tiefpass, Hochpass, Bandpass oder Notch arbeitet. Zwischen Tiefpass, Hochpass und Notch kann stufenlos ineinander übergeblendet werden, was sich mit den zusätzlichen AHD-Hüllkurve, LFO und einem 2×16-Gate-Sequenzer kombinieren lässt. Letztgenannter bestimmt, wann die Hüllkurve bzw. der LFO getriggert werden. Mit der direkt darunterliegenden 2×8-Matrix wird festgelegt, mit welcher Intensität LFO bzw. Hüllkurve die Filterfrequenz, Resonanz, Filtertyp, LFO-Geschwindigkeit und Noise-Level modulieren. Über das eigentliche Filter hinaus gehört nämlich ein Noise-Generator zum Plug-in dazu. Dieser erzeugt passend zum anliegenden Signal weißes Rauschen und kann darüber hinaus auch ohne Signal als Noise-Generator/Filter-Kombination genutzt werden. In Verbindung mit dem Filter und dem Sequenzer sind also aufwendige Filtersequenzen möglich.

Arturia SEM-Filter: Das weitergedachte Oberheim SEM-Filter
Arturia SEM-Filter: Das weitergedachte Oberheim SEM-Filter

M12-Filter

Letzter im Filter-Bundle ist das M12-Filter, ein Multimode-Filter, basierend auf dem Matrix-12 von Oberheim. Das Plug-in besitzt zwei Multimode-Filter, die seriell oder parallel genutzt werden können. Diese verfügen über 15 Filtertypen und separate Panorama-Regler. Die beiden Filter können individuell reguliert und moduliert werden. Wie beim Arturia Matrix-Brute können beide Filter auch gleichzeitig reguliert werden. Zur Modulation stehen drei Hüllkurven bereit, die sich frei regulieren und synchronisieren lassen. In einer 5×8-Mod-Matrix können neben den drei Hüllkurven auch ein Zufallsgenerator sowie ein Oszillator als Quellen zur Modulation genutzt werden, um Filterfrequenzen und Lautstärken zu modulieren.

Oberheim Matrix-12-Filter-Emulation und mehr: M12-Filter
Oberheim Matrix-12-Filter-Emulation und mehr: M12-Filter
Anzeige

Praxis

Installation und Testumgebung


In Arturias Lizenz- und Softwareverwaltungssystem Arturia Software Center verläuft die Installation erwartungsgemäß problemlos. Nach Eingabe der Lizenznummer werden die Bundles aktiviert und der Download beginnt, den man bei Bedarf auch anhalten und fortführen kann. Der Pfad des Download-Ordners lässt sich in den Einstellungen des Software Centers anpassen. Updates werden ebenfalls bequem über die Software heruntergeladen. Der Test wurde durchgeführt auf einem Macbook Pro Mid 2012, 2,3 GHz Intel i7 Quad Core mit 16 GB RAM. Als DAW nutze ich Logic Pro X 10.4 und dementsprechend die AU-Varianten der Plug-ins. Die Plug-ins laufen aber auch in jeder  VST2.4/VST3/AAX/-fähigen DAW.

Sinnvoll angepasstes Preamp-Bedienkonzept 

Das Design der Plug-ins wirkt auf den ersten Blick originalgetreu, die 19-Zoll-Bauweise des A-Range und 1073ers wurde in der Plug-in-Variante kompakter zusammengefasst. Und auch die Bedienung unterscheidet sich mehr oder weniger von den Vorbildern. Da es sich um Software handelt, die zumeist mit der Computermaus bedient wird, ist das durchaus positiv. Konkret: Die 1073-Emulation verzichtet auf die typische Neve-EQ-Bedienung, die Frequenz und Gain an einem Bedienelement bzw. derselben Position ermöglicht. Was an der Hardware durchaus praktisch ist, könnte bei der Bedienung mit der Maus zu versehentlichen Parameteränderungen führen. Das stört mich beispielsweise bei den Neve-Emulationen von Waves Audio. Daher macht es Sinn, dass diese beiden Parameter auf getrennten Potis liegen. 

Neve 1073 und Arturia 1973-Pre: Das Plug-in ist im Vergleich kompakter und die Bedienung an den richtigen Stellen verändert.
Neve 1073 und Arturia 1973-Pre: Das Plug-in ist im Vergleich kompakter und die Bedienung an den richtigen Stellen verändert.

Automatic Gain Control

Reindrehen und gut fühlen: Die Preamps verfügen über eine automatische Pegelanpassung. So lassen sich die Inputs „ohne Rücksicht auf Verluste“ aufdrehen und man muss sich keine Gedanken über unerwünschtes Clipping machen. Bedeutet: Der Input Gain kann ohne Probleme bis zur maximalen Sättigung aufgedreht werden und der Output wird äquivalent zurückgenommen. Das macht die Bedienung einfacher, als es in der Realität mit echter Hardware ist. Ein brauchbares Feature, das sich allerdings nicht deaktivieren lässt. Schade finde ich, dass sich der Output-Regler nicht visuell mitbewegt. Das würde ein manuelles Nachjustieren vereinfachen.

Klang der Preamps – Satter Sound in drei Varianten

Bei der Nutzung solcher „Preamp“-Plug-ins geht es natürlich nicht mehr um das reine Vorverstärken des Materials, um einen Arbeitspegel zu erreichen, sondern darum, den Klangcharakter zu färben. Und genau das erreicht man mit allen drei Testkandidaten. Die Signale erhalten allein mit dem Input-Gain einen satten, obertonreichen Sound, mehr „Zerre“ und werden je nach Stärke des Gains auch komprimiert.

Der markant-rote Neve Input Gain ist auch im Plug-in nicht zu übersehen.
Der markant-rote Neve Input Gain ist auch im Plug-in nicht zu übersehen.

Die Sättigung des 1973-Pre eignet sich meiner Ansicht besonders dann, wenn der Sound noch „punchy“ und dynamisch bleiben soll. Die Zerre ist bissig und klingt weniger „glattgebügelt“, wie es bei den anderen beiden Preamps der Fall ist. Sowohl beim V76-Pre als auch beim TridA-Pre wirkt das Signal früher dicht komprimiert. Für einen offenen, natürlicheren Charakter würde ich – was die Sättigung angeht – zum 1973-Pre greifen. Im Saturation-Vergleich mit den beiden anderen Preamps fällt auf, dass das Signal lebendiger bleibt und mehr Tiefe verliehen bekommt. Die beiden Überträger-Varianten, die sich mit Type umschalten lassen, liefern nochmals deutliche Unterschiede und bieten somit mehr Optionen bei der Klanggestaltung der Saturation. Durch die Neve-typischen Eckfrequenzen kommt man mit dem EQ schnell zu erwartungsgemäßen Ergebnissen. Besonders beim Boosten der Mitten erreicht man schnell einen durchsetzungsfähigen Sound, der aber dennoch nicht stressig wird. Der High-Shelf greift mir persönlich etwas zu harsch, besonders bei viel Input-Gain.
In den folgenden Klangbeispielen hört ihr Teile einer Remix-Produktion, an der ich zum Zeitpunkt des Tests arbeite. Zunächst hört ihr das Ausgangsmaterial, daraufhin mit Preamp (Type 1 und 2) und zu guter Letzt mit Preamp und EQ. Bei den Drums kam das Plug-in sowohl in der Gruppenspur als auch auf den einzelnen Drum-Kanälen zum Einsatz. In der Summe des gesamten Songs habe ich mittels M/S zu guter Letzt noch die Seitensignale in den Höhen geboostet und die Tiefen des Mittensignals angehoben.

Audio Samples
0:00
1. Drums 2. Drums: 1973 Pre (Type 1) 3. Drums: 1973 Pre (Type 2) 4. Drums: 1973 Pre + EQ 5. Bass: Roland SE-02 6. Bass: 1973 Pre 7. Bass: 1973 Pre + EQ 8. Guitars 9. Guitars: 1973 Pre 10. Guitars: 1973 Pre + EQ 11. Vocals 12. Vocals: 1973 Pre 13. Vocals: 1973 Pre + EQ 14. Vocals + Delay FX 15. Vocals + Delay FX: 1973 Pre + EQ 16. Song 17. Song: 1973 (Einzelspuren Pre + EQ) 18. Song: 1973 (Master M/S Pre + EQ)

Inwieweit der 1973-Pre im Vergleich zu Hardware-Geräten klingt, hören wir uns im weiteren Verlauf des Tests an. Weiter geht’s mit dem V76. Dieser überzeugt eher mit weichen, sanften Ergebnissen. Das kommt zum einen durch seine Sättigung, deren Röhrencharakter grundsätzlich gut umgesetzt wurde. Das Signal wird mir allerdings zu schnell platt, wenn man den Input aufdreht. Wer also viel Zerre möchte, muss mit einem glattgebügelten Signal rechnen. Der EQ eignet sich am besten für eine „HiFi-Badewanne“, also gleichzeitige Anhebung der Höhen und Tiefen. Dabei kommt der typische Loudness-Effekt von Stereoanlagen raus. Nur, dass es beim V76-Pre teuer klingt. Doch auch Höhen klauen kann er gut, weshalb man ihn auch gut zum subtilen Entschärfen von „zischelnden“ Signalen nehmen kann. Durch seinen simplen Aufbau kann man nicht wirklich viel falsch machen.

Weniger ist manchmal mehr: Trotz des überschaubaren EQs kommt man schnell zu aufgewerteten Ergebnissen der Marke „Hifi-Badewanne“.
Weniger ist manchmal mehr: Trotz des überschaubaren EQs kommt man schnell zu aufgewerteten Ergebnissen der Marke „Hifi-Badewanne“.
Audio Samples
0:00
19. Drums: V76 Pre 20. Drums: V76 Pre + EQ 21. Bass: V76 Pre 22. Bass: V76 Pre + EQ 23. Guitars: V76 Pre 24. Guitars: V76 Pre + EQ 25. Vocals: V76 Pre 26. Vocals: V76 Pre + EQ 27. Song: V76 (Einzelspuren Pre + EQ)

Beim Trid-A fällt besonders auf, dass er bereits mit subtilen Einstellungen zu deutlich aufgewerteten Ergebnissen führt. Das gilt zunächst für die Saturation, die sich eher für unauffällige Wärme eignet als für starke Zerre. Aber auch der EQ greift sehr schnell zu und benötigt daher nur sanfte Settings. Da er zwei semiparametrische Kuhschwanzfilter und Glockenfilter für Bässe und auch Höhen bietet, ermöglicht er – abgesehen von den festgelegten Frequenzen der Low-Pass- und High-Pass-Filter – einen vergleichsweise präzisen Eingriff ins Klanggeschehen. Trotzdem verfällt man natürlich auch mit diesem EQ nie in eine analytische Arbeit, sondern nutzt seinen charakteristischen Klang, der schnell zu einem griffigen, lebendigeren Sound verhilft, ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Dass das Vorbild des Plug-ins ursprünglich in einer Mischkonsole verbaut war, ist an den Fadern unschwer zu erkennen, mit denen der Gain des EQs geregelt wird.
Dass das Vorbild des Plug-ins ursprünglich in einer Mischkonsole verbaut war, ist an den Fadern unschwer zu erkennen, mit denen der Gain des EQs geregelt wird.
Audio Samples
0:00
28. Drums: TridA-Pre Pre 30. Bass: TridA-Pre Pre 31. Bass: TridA-Pre Pre + EQ 32. Guitars: TridA-Pre Pre 33. Guitars: TridA-Pre Pre + EQ 34. Vocals: TridA-Pre Pre 35. Vocals: TridA-Pre Pre + EQ 36. Song: TridA-Pre (Einzelspuren Pre + EQ) Arturia_3Preamps-and-Filter_Audio_36_TridA-Pre_Song-All-Pre-EQ.wav

Neve vs. Warm Audio vs. Arturia vs. Heritage Audio 

Beim Trident A-Range, besonders aber beim Telefunken V76, handelt es sich mehr oder weniger um Raritäten, die mir für einen Direktvergleich nicht zur Verfügung stehen. Den 1973-Pre dagegen konnte ich mit dem aktuellen Modell AMS Neve 1073 SPX, dem Hardware-Klon Warm Audio WA73 und dem Heritage Audio HA 73 Elite vergleichen. Für einen möglichst neutralen Vergleich werden nur die Preamps (ohne EQs) eingesetzt.
Schön beim Arturia-Klon ist, dass man mit den Types die Überträger umschalten kann. So hat man zum einen die dem Original entsprechende Emulation und zum anderen eine etwas aggressivere Variante. Letztere packt für manche Anwendungen allerdings etwas zu hart zu und liefert auch eine andere Färbung, was man besonders bei extrem aufgedrehtem Input merkt. Was deutlich auffällt ist, dass der AMS Neve 1073 SPX schöner auf die Dynamik reagiert und die Ergebnisse ausgewogener klingen. Im Vergleich zum Warm Audio WA-73 ist der Unterschied nicht so deutlich auszumachen. Zumindest nicht so stark, dass ich dafür auf die Vorteile des Plug-ins verzichten würde (multible Nutzung, Total Recall,  Stereobearbeitung, M/S, etc.).

Audio Samples
0:00
37. Vergleich: Gitarre 1 – ohne Preamp 38. Vergleich: Gitarre 1 – Neve 1073 SPX 39. Vergleich: Gitarre 1 – Warm Audio WA73 40. Vergleich: Gitarre 1 – Arturia 1973-Pre Type 1 41. Vergleich: Gitarre 1 – Arturia 1973-Pre Type 2 42. Vergleich: Gitarre 2 – ohne Preamp 43. Vergleich: Gitarre 2 – Neve 1073 SPX 44. Vergleich: Gitarre 2 – Warm Audio WA73 45. Vergleich: Gitarre 2 – Arturia 1973-Pre Type 1 46. Vergleich: Gitarre 2 – Arturia 1973-Pre Type 2

In einem weiteren Vergleich tritt der Heritage Audio gegen den 1973-Pre an. Auch hier sind Unterschiede vorhanden, fallen aber ähnlich dem WA-73 – je nach Ausgangsmaterial – weniger stark auf. Grundsätzlich lässt sich sagen: Je mehr Input-Gain verwendet wird, desto deutlicher sind die klanglichen Unterschiede hörbar. Besonders dann, wenn das Signal attackreich ist und/oder eine große Dynamik aufweist. Dreht man also den Gain so weit auf, dass Zerre deutlich hörbar ist, fällt der kantigere Charakter des Plug-ins auf. Solange man es damit nicht übertreibt, kommt man mit dem Plug-in zu satten und runden Ergebnissen. Zunächst hört ihr den Synth-Bass aus dem Roland SE-02 der vorigen Beispiele. Zunächst durchläuft die Bassline den Heritage HA73 in zwei unterschiedlichen Input-Settings und dann mit zwei vergleichbaren Einstellungen den 1973-Pre. In diesem Beispiel sind die Unterschiede für mein Empfinden verschwindend gering.

Audio Samples
0:00
47. Vergleich: SE-02 Bass – HA73 Low Gain 48. Vergleich: SE-02 Bass – HA73 High Gain 49. Vergleich: SE-02 Bass – 1973-Pre Low Gain 50. Vergleich: SE-02 Bass – 1973-Pre High Gain

Etwas anders sieht es dagegen im Vergleich mit einem dynamisch blubberndem Filterverlauf eines Minimoog Model D aus. Bei höherem Gain und somit zunehmender Sättigung kommt man mit dem Heritage HA73 zu einen deutlich runderen Grundcharakter, den das Plug-in in dem Fall nicht liefert. Besonders bei weit geöffnetem Filter wirkt der Synth extremer zusammengestaucht, was das Ergebnis lebloser wirken lässt. Hier hat die Hardware die Nase vorn.

Audio Samples
0:00
51. Vergleich: Minimoog – HA73 Low Gain 52. Vergleich: Minimoog – HA73 High Gain 53. Vergleich: Minimoog – 1973-Pre Low Gain 54. Vergleich: Minimoog – 1973-Pre High Gain

Die Mischung macht’s

Aktuell erhält man die einzelnen Preamp-Plug-ins von Arturia für umgerechnet rund 130 Euro, das Bundle mit allen drei Preamps gibt es zum Straßenpreis für aktuell 195 Euro (Stand: 20.06.2018). Bei den Einzelpreisen lohnt es sich definitiv, zum Bundle zu greifen. Und genau dann hat man eine klangliche Vielfalt, die zum Experimentieren einlädt. So lässt sich beispielsweise die offene, lebendigere Sättigung des 1973-Pre, in der die Dynamik  besser erhalten bleibt, mit den seidigen Höhen und sanften Bass-Anhebungen des V76-Pre kombinieren. Jeder der drei Preamps hat seine Stärken, die man bewusst kombinieren sollte – diese Option ist mit der originalen Hardware nämlich nur renommierten Studios à la Abbey Road vorbehalten.

Die drei Preamp-Plug-ins auf einen Blick
Die drei Preamp-Plug-ins auf einen Blick

Charakteristischer Sound der Filter

Die drei Filter-Plug-ins liefern rein charakteristisch ähnliche Ergebnisse, wie man es von den Vorbildern kennt. Allerdings reagieren die Emulationen allesamt anders auf das anliegende Signal als ein Filter, das direkt mit der Filter-Envelope eines Synths verbunden ist. Daher klingen die Ergebnisse immer etwas aufgesetzt, da sie nicht dynamisch auf das anliegende Material reagieren, sondern statisch bleiben. Das Ganze klingt dann in etwa so wie bei Filterfahrten in einer Synthesizer-Sample-Library. Kurz: Es ist einfach nicht das Gleiche! Daher können die Filter besonders bei Synth-Sounds weniger überzeugen. Wenn man mit Hardware-Synths oder Plug-ins arbeitet, nutzt man besser deren interne Filter und die entsprechenden Envelopes. Dennoch ist der grundlegende Charakter der echten Filtermodule erkennbar. Im Folgenden hört ihr einen Roland SE-02, dessen Filter (wie auch der ganze Klon) als Vorbild den Minimoog Model D hatte. Verglichen mit dem Mini-Filter ist die Ähnlichkeit des Ladder-Filters nicht zu leugnen, allerdings interagiert es nun mal nicht mit dem Signal wie ein internes Filter; gleiches gilt für SEM- und M12-Filter.

Audio Samples
0:00
55. SE-02 (Filterfahrt mit internem Filter) 56. SE-02 (Filterfahrt mit Mini-Filter) 57. SE-02 (Filterfahrt mit SEM-Filter) 58. SE-02 (Filterfahrt mit M12-Filter)

Viele Modulationswege führen nach Rom

Den großen Pluspunkt verdienen sich die drei Plug-ins mit ihren Modulationsmöglichkeiten. Denn genau damit werden sie zu Kreativ-Tools, die im Handumdrehen statische Signale in geniale Sequenzen verwandeln. Und da sie alle drei völlig unterschiedliche Filter und Modulationsoptionen bieten, erhält man mit dem Bundle reichlich Spielraum, die von einfachen LFO-Wobbles, über Envelope-Follower-Sweeps bis hin zur extremen Klangverfremdung und Noise-Sequencen reichen. Die Bedienoberflächen sehen ihren Vorbildern sehr ähnlich, wodurch man sich schnell eingelebt hat und auch die erweiterten Features sind sehr übersichtlich und intuitiv gestaltet. Die Presets der Filter sind, anders als bei den Preamps, kategorisch aufgeteilt. Sie bieten einen guten Überblick über die Fähigkeiten der Filter und ihre Modulationsmöglichkeiten, wie ihr es in den folgenden Klangbeispielen hören könnt.

Die drei Filter-Plug-ins des Bundles: Mini-, SEM- und M12-Filter
Die drei Filter-Plug-ins des Bundles: Mini-, SEM- und M12-Filter
Audio Samples
0:00
59. Guitars (ohne Filter) 60. Guitars: Mini-Filter – Ballad 61. Guitars: Mini-Filter – Beatchopper 62. Guitars: Mini-Filter – Just an ENV Follower 63. Guitars: SEM-Filter – Technologic 64. Guitars: SEM-Filter – Frantic 65. Guitars: SEM-Filter – Dubby Chord Seq 66. Guitars: M12-Filter – Acid Blade 67. Guitars: M12-Filter – Bot Sequence 68. Guitars: M12-Filter – Le Arpeggio
Anzeige

Fazit

Mit den Preamp- und Filter-Emulationen hat Arturia Effekt-Plug-ins auf den Markt gebracht, die den Klang beliebter Hardwaregeräte aus dem Recording- und Synth-Bereich imitieren. Die Preamps bestechen durch charaktervolle Equalizer und Sättigungs-Nachbildung, die besonders beim 1973-Pre selbst bei weit aufgedrehtem Input-Gain für dynamische und lebendige Ergebnisse sorgen. Die Sättigung der beiden weiteren Amps V76-Pre und TridA-Pre komprimiert das Material bei zunehmender Sättigung zu stark, was dem Material die Lebendigkeit nimmt. Die besten Ergebnisse erzielt man mit der Kombination unterschiedlicher Preamp-Emulationen. Die Filter-Nachbildungen bringen den Grundcharakter der Vorbilder mit, reagieren jedoch völlig anders auf das anliegende Signal, was ein authentisches Filterverhalten verhindert. Ihre Stärken liegen dagegen in ihren unterschiedlichen Filter-Varianten und den vielen Modulationsmöglichkeiten wie LFO, Step Sequencer und Envelope Follower, mit denen im Handumdrehen komplexe Filtersequenzen gezaubert werden. Im Vergleich zu den Bundles sind die Einzelpreise relativ hoch angesetzt, sodass es sich lohnt, am besten gleich zum jeweiligen Gesamtpaket zu greifen.

Pro

  • Klangcharakter der Preamps
  • Facettenreichtum der Preamps
  • Automatic Gain Control
  • Modulationsoptionen der Filter
  • intuitive Bedienkonzepte

Contra

  • EQ-Preamp-Signalfluss nicht änderbar
  • Reaktionsverhalten der Filter
Bild mit freundlicher Genehmigung von Arturia.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Arturia.

Features

  • 3 Preamps You’ll Actually Use
  • 1973-Pre: Nachbildung des Neve 1073
  • TridA-Pre: Nachbildung des Trident A-Range
  • V76-Pre: Nachbildung des Telefunken V76 und V612 EQ
  • L/R- und M/S-Modi
  • Automatic Gain Control
  • Tag-basierte Browser
  • 3 Filter You’ll Actually Use
  • Mini-Filter: Nachbildung Moog-Ladder-Filters inklusive LFO, Envelope Follower, Step Sequencer und 30 Presets
  • M12-Filter: Nachbildung des Oberheim Matrix-12-Filtermoduls inklusive 2 Multimode-Filter pro Instanz mit je 15 Filtermodi, Modulationsoszillator, Zufallsgenerator,3 Multisegment-Envelopes, Modulationsmatrix und 40 Presets
  • SEM-Filter: Nachbildung des Oberheim SEM-Filtermoduls inkl. 12 dB/Okt-Filter, Rauschgenerator, AHD-Envelope, LFO, Gate Sequencer, Modulationsmatrix und 40 Presets
  • Systemvoraussetzungen pro Bundle: Windows 7 oder neuer, macOS 10.10, 4 GB RAM, 2 GHz CPU, 1GB freier Speicher, VST2.4/VST3/AAX/AU-fähige DAW (64-Bit)

Preis

  • 3 Preamps Bundle (Boxed): 199,- Euro (Straßenpreis am 20.06.2018)
  • 3 Preamps Bundle (Download): 195,- Euro (Straßenpreis am 20.06.2018)
  • 3 Filter Bundle (Boxed oder Download): 99,- Euro (Straßenpreis am 20.06.2018)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangcharakter der Preamps
  • Facettenreichtum der Preamps
  • Automatic Gain Control
  • Modulationsoptionen der Filter
  • intuitive Bedienkonzepte
Contra
  • EQ-Preamp-Signalfluss nicht änderbar
  • Reaktionsverhalten der Filter
Artikelbild
Arturia 3 Preamps und 3 Filters Arturia 3 Preamps You'll Actually Use Test
Für 99,00€ bei
Hot or Not
?
Bild mit freundlicher Genehmigung von Arturia.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • dreadbox Artemis Sound Demo (no talking)
  • Arturia Astrolab 88 Review - Arturia's Flagship Stage Keyboard
  • Moog Messenger Sound Demo with Custom Presets