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Artec Echo Sweller Test

Noch nicht sehr lange präsentiert sich unter dem Namen Artec ein koreanisches Unternehmen auf dem europäischen Markt, das sich auf die Herstellung von Gitarrenelektronik vom Stimmgerät über Tonabnehmer bis hin zu Effektpedalen und Verstärkern spezialisiert hat. Auch wenn Firmen aus dem Fernen Osten schon lange nicht mehr das Stigma anhaftet, zwar billig, dafür aber uninspiriert und qualitativ nicht unbedingt erste Wahl zu sein, werden Neulinge auf dem Markt zuerst einmal misstrauisch beäugt. Dass Zweifel an Qualität und Performance bei Artec nicht angebracht sind, haben unsere vorhergegangenen Tests gezeigt.

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Entsprechend hoch wachsen natürlich auch die Erwartungen und mit jedem Test muss sich eine Marke neu beweisen. Beim Artec Echo Sweller handelt es sich um ein Delay-Pedal und um das zweite Mitglied der Legend Serie, das sich einem bonedo Test stellt. Diese Serie ist die Heimat hochwertigerer Pedale, die alle mit analoger Schaltung und True Bypass ausgestattet sind. Und wenn jetzt die Freunde des guten alten Vintage-Sounds aufhorchen, dann zu Recht, denn diese soll das Gerät bedienen, und das zu einem mehr als moderaten Preis von knapp unter 100 Euro.

DETAILS

Unser Proband kommt im stabilen, leichten Aluminiumgehäuse, das allen Pedalen der Legend-Serie eigen ist. Geliefert wird der Silberling mit der matt spiegelnden Oberfläche in einer auf edel getrimmten braunen Pappschachtel und mit einem großen Putztuch im Lieferumfang. Der Echo Sweller bringt 310 Gramm auf die Waage, ist also ein Leichtgewicht, das im Pedalboard nicht weiter auffallen sollte. Auch in seinen Abmessungen zeigt sich der analoge Bodentreter sehr bescheiden und besetzt mit 67 x 115 x 43 mm (B x T x H) auch nur den Platz, den man für drei Regler und einen Schalter braucht.

Die Potis sind im Dreieck angeordnet, zwei oben, einer unten, darunter der Standard-Fußschalter. Das Pedal hat eine komplett analoge Schaltung, ist mono ausgelegt und natürlich mit einem True Bypass ausgestattet. Es reicht also die Standardbestückung an Anschlüssen, nämlich Input rechts und Output links. Rechts wartet zusätzlich eine 9V-DC-Buchse auf den Anschluss eines Netzadapters. Es besteht zwar auch die Möglichkeit, den Echo Sweller mit einer 9V-Batterie zu betreiben, aber angesichts des höheren Stromverbrauchs, der dieser Effektgerätegattung üblicherweise eigen ist, sollte man besser auf einen Netzadapter zurückgreifen. Überdies ist das Batteriefach nicht besonders leicht zugänglich, immerhin muss man die Bodenplatte mit vier Schrauben lösen, und das ist beim Gig der Stimmung nicht unbedingt förderlich. Damit das Pedal auf glattem Untergrund nicht rutscht, liegen vier kleine Gummifüße bei, die man auf die Unterseite kleben kann.

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Der Echo Sweller kann nicht mit langen Verzögerungszeiten aufwarten. Mit Reichweiten zwischen 30 ms und 450 ms liegt er in dieser Disziplin sogar noch hinter dem EHX Memory Man, der 550 ms maximale Verzögerungszeit bietet. Hier geht es also offensichtlich back to the roots, ganz nach dem Motto, weniger ist mehr. Für die Anpassung des Effekts sind die drei Regler Level, Time und Repeat zuständig, also die Standardbesetzung für Delay-Effekte:
Level – Lautstärke des Echo-Signals
Time – Verzögerungszeit
Repeat – Anzahl der Echo-Wiederholungen

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PRAXIS

Repeat
Den Praxisteil wollen wir mit dem nüchternen Erforschen der einzelnen Regler starten, also mit klassischem Learning by Doing. Fangen wir mit der Anzahl der Echowiederholungen und deren Klang an. Bei minimaler Einstellung des Repeat-Reglers erhalten wir exakt eine Wiederholung, dreht man weiter auf, werden es naturgemäß mehr. Allerdings verändert sich der Klang bei höheren Werten. In der 12-Uhr-Einstellung sind wir bei sieben Wiederholungen angelangt, hier sind die ersten drei noch recht laut, dann sinkt der Pegel relativ stark. Auch der Sound verändert sich. Schon zu Beginn erhalten wir im Vergleich zum Originalsignal einen Ton mit weniger Höhen, bei den späteren Wiederholungen wird er noch etwas mehr gefiltert und klingt tatsächlich wie ein typisches Analogdelay aus den guten alten Zeiten. Wer den Repeat-Regler weiter aufdreht, generiert ab 16 Uhr den Klang eines sich aufschaukelnden Delays, das dann nur zu bremsen ist, wenn man das Poti wieder zurückdreht. Ein beliebter Effekt, den mittlerweile sehr viele Rockbands am Ende ihres Konzerts einsetzen, und hier macht auch der Echo Sweller seinem Namen alle Ehre. Ihr hört bei den folgenden Beispielen drei Einstellungen des Repeat-Reglers auf 7, 12 und 16 Uhr. Bei der letzten Einstellung habe ich ihn zum Schluss noch bis auf 17 Uhr hochgedreht, damit das Echo-Feedback erzeugt wird, zum Ausklingen ging es wieder zurück.

GitarreLevelTimeRepeat
ES-33512127-12-16
Audio Samples
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Repeat 7 Repeat 12 Repeat 16

Bei genauem Hinhören fällt leider auf, dass der Ton zwar vintagemäßig warm klingt, aber auch recht viel Rauschen bei den Echowiederholungen in petto hat. Natürlich ging bei den alten Originalen auch nichts ohne Rauschen, aber bei unserem Kandidaten ist mir persönlich etwas zu viel davon im Spiel. Bei geringem Effektlevel fällt das nicht so sehr ins Gewicht, arbeitet man aber mit laut eingestellten Delays, könnte es mit der Zeit etwas nerven.
Wie bei seinen Kollegen ist auch beim Echo Sweller der Schalter nicht knackfrei. Bei einem Pedal für knapp hundert Euro sollte das kein Beanstandungsgrund sein und es ist zu hoffen, dass der Hersteller an diesem Punkt nachrüstet.   


Level
Die Lautstärke des Echo-Signals wird mit dem Level-Regler dem direkten Signal hinzugemischt. Bei komplett zurückgenommenem Regler kommt kein Echo aus der Kiste, es geht erst bei einer Einstellung ab 8 Uhr los. Hier ist der Effekt nur sehr leise zu hören, richtig wahrnehmbar wird er ab ca. 9 Uhr. Dann geht es recht linear weiter und bei etwa 13 Uhr erreicht man Gleichstand, das heißt, die erste Echowiederholung hat in etwa die gleiche Lautstärke wie das Originalsignal. Bei höheren Einstellungen überholt das Echo dann in der Lautstärke das Originalsignal. Für mein Empfinden könnte der Regelweg vom leisen Echo bis zum Gleichstand länger sein, um den Effekt feinfühliger justieren zu können, denn Einstellungen mit einem lauteren Echosignal als der Originalsound werden nur selten genutzt. Ihr hört nun vier verschiedene Einstellungen des Effektlevels, zuerst 9, dann 12, 14 und 17 Uhr.

GitarreLevelTimeRepeat
ES-3359-12-14-171210
Audio Samples
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Level 9 Level 12 Level 14 Level 17

Time
Die Verzögerungszeit kann laut Hersteller stufenlos zwischen 30 ms (Linksanschlag) und 400 ms (Rechtsanschlag) eingestellt werden. Bei zurückgenommenem Time-Regler erhält man einen ähnlichen Klang wie in einem kleinen Raum mit schnellen Erstreflexionen. Die Verzögerungszeit lässt sich dann relativ linear einstellen. Beim Messen dieses Wertes scheint dem Hersteller allerdings ein Fehler unterlaufen zu sein, denn er hat beim Maximalwert runde 50 ms unterschlagen, die längste Verzögerungszeit ist nach meinen „Messungen“ 450 ms. Das entspricht einer Viertelnote bei 133 BPM und in diesem Tempo spielt das Delay beim nächsten Beispiel beim maximalen Wert des Time-Reglers. Vorher hört ihr aber noch die Einstellungen 7, 9 und 12 Uhr.

GitarreLevelTimeRepeat
ES-335127-9-12-1710
Audio Samples
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Time 7 Time 9 Time 12 Time 17

Sounds
So weit, so gut. Jetzt haben wir alle Eckpunkte abgesteckt und nun geht es daran, einmal auszuprobieren, was man mit dem kleinen Aluminiumkasten so alles anstellen kann. Mit der kurzen Verzögerungszeit können natürlich sehr knackige Slapback-Delays erzeugt werden. Für Surf und Rockabilly ist der Echo Sweller gut geeignet, beim folgenden Beispiel habe ich den Effektanteil schon hoch angesetzt, aber lediglich eine Echowiederholung eingestellt, dann die Gretsch ausgepackt und den Amp leicht angezerrt. Das Pedal ist übrigens vor den Verstärker geschaltet. Zwar gehört das Delay normalerweise in den Einschleifweg zwischen Vor- und Endstufe, damit die Verzerrung vor dem Echo stattfindet, aber für diesen Sound funktioniert es auch sehr gut in diese Richtung.

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Gretsch Electromatic128,58
Audio Samples
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Slapback

Mit der ganz kurzen Verzögerungszeit kann man den Nachhall eines kleinen scheppernden Raums mit den lauten ersten Reflexionen imitieren. Das kommt ganz gut bei leicht angezerrten bluesigen Rhythmus-Sounds.

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Telecaster1179
Audio Samples
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Room Crunch

Tempo-Delays à la The Edge oder David Gilmour funktionieren natürlich auch, allerdings mit zwei Nachteilen. Zum einen kann das Tempo nicht exakt eingetappt, sondern muss mit viel Fingerspitzengefühl am Regler eingestellt werden. Das ist eigentlich nicht weiter dramatisch, bei den Bandechos und Analogdelays der frühen Jahre gab es auch keine Tap-Funktion, und der Echo Sweller orientiert sich schließlich an diesen Vintage-Delays. Stellt man aber das Echo auf die gleiche Lautstärke wie das Originalsignal, wird das Rauschen recht dominant.

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Stratocaster141211
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Tempo Delay

Bei dezenter eingestellten Delays kann unser Proband wieder in Standardsituationen punkten. Wie hier bei einem Solosound mit vorgeschaltetem Distortion-Pedal.

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Les Paul9,51311
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Lead Delay
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FAZIT

Der Echo Sweller von Artec ist in die Kategorie Vintage Analogdelay einzuordnen. Das Pedal erzeugt einen warmen Delaysound mit dem typischen Filtereffekt bei längeren Echowiederholungen. Mit der Verzögerungszeit von 30 bis 450 ms ist man nach oben zwar etwas eingeschränkt, aber es reicht auf jeden Fall für die Brot-und-Butter-Delaysounds wie Slapback-Echo oder Lead-Delay aus. Wie bei Analogdelays üblich hat man keine Tap-Funktion zum Eintippen des Tempos, daher sind die Anwendungen eher auf fest eingestellte Echos beschränkt. Verbesserungspotenzial besteht auf jeden Fall beim Rauschen und dem nicht knackfreien Schalter. Aber wer auf Vintage Delay steht und eher mit dezent eingestellten Echos arbeitet, der sollte den Echo Sweller durchaus antesten, zumal auch der Preis für ein solches Gerät recht günstig ist.

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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Artec
  • Modell: Echo Sweller
  • Typ: Analog Delay Effektpedal
  • Regler: Level, Repeat, Time
  • Verzögerungszeit: 30 ms bis 450 ms
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Stromverbrauch: 100 mA
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 67 x 115 x 43 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 310 Gramm
  • Preis: € 98,- (UVP)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Vintage Delay Sound
  • True Bypass
  • Optik
Contra
  • Rauschen beim Echosignal
  • Schalter nicht knackfrei
Artikelbild
Artec Echo Sweller Test
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